Hauptsache verliebt?. Reinhold Ruthe

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Hauptsache verliebt? - Reinhold Ruthe

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und Liebe – was drücken wir damit aus?

      Verliebtheit und Liebe sind streng genommen verschiedene Begriffe, verschiedene Inhalte, verschiedene Verhaltensmuster:

      – Verliebtheit ist Rausch, ist Schlaraffenland, Wolke siebzehn, manischer Optimismus.

      – Verliebtheit treibt Schmetterlinge in den Bauch, ist Ekstase, ein ganz großes Hormonspektakel.

      – Verliebtheit ist der Ferrari unter den Emotionen.

      – Verliebtheit schiebt sich wie ein Schleier vor die Liebe.

      Hinter der Verliebtheit verstecken sich „neurotische Bedürfnisse und egoistische Bedürfnisse, die wir halb bewusst und halb unbewusst mithilfe von Liebesbeziehungen zu realisieren versuchen“. So scharf grenzt Dr. Dirk Revensdorf, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Tübingen, die Verliebtheit von der Liebe ab. Er schreibt, dass wir die Motive, die wir fälschlicherweise für Liebe halten, mit folgenden Bedürfnissen verwechseln:

      – Wiedergutmachung der Kindheitsenttäuschungen,

      – Wiederholung der früheren Frustrationen, weil sie uns vertraut sind (…),

      – Abglanz der Urliebe zur Mutter (Rückkehr in die kindliche Geborgenheit (…),

      – Nichteinlassung aus Angst vor dem Verlassenwerden,

      – Benutzung der anderen als Orgasmus-Instrument, das heißt als psychohygienisches Fitnessgerät, oder um sich seine Potenz zu beweisen,

      – Solidarität mit dem Partner als Schutz gegen den feindlichen Rest der Welt.4

      Revensdorf ist der Meinung, dass wir erst von Liebe sprechen können, wenn wir die neurotischen Bedürfnisse und unsere egoistischen Ziele hinter uns gelassen haben. Er weist nach, dass „die sichere Bindung und die Unterstützung zur Selbstständigkeit eine gute Grundlage bilden für spätere Liebesbeziehungen“.

      Liebe beinhaltet:

      – Keine Abhängigkeit vom anderen,

      – keine Angst vor dem Verlust des anderen,

      – keine völlige Selbstaufgabe,

      – keine völlige Kontrolle über den anderen,

      – kein instinktives Gefühl „wir sind füreinander bestimmt“,

      – kein Gefühl, das wir wie rote Blutkörperchen produzieren.

      Wenn die Droge „Verliebtheit“ ihre Wirkung eingebüßt hat, tritt eine Katerstimmung auf:

      – Hoffentlich laufen beide jetzt nicht auseinander und fürchten, sie hätten ihre „Liebe“ eingebüßt.

      – Hoffentlich werten beide jetzt die Enttäuschung als Ende der Täuschung.

      – Hoffentlich entdecken beide jetzt ihre Stärken und Schwächen.

      – Hoffentlich erleben jetzt beide den Alltag als Herausforderung.

      Was drücken wir alles mit Liebe aus?

      – Elternliebe und Nächstenliebe,

      – Selbstliebe und Freundesliebe,

      – Tierliebe und Feindesliebe,

      – Freiheitsliebe und Gottesliebe.

      Wir sprechen von der Liebe zum Geschlechtsverkehr, von der Liebe zur Katze und Liebe zu Bratkartoffeln, von der Liebe zur Musik, zur Kunst, zum Sport, zum Auto, zum Rasen auf der Autobahn, von der Liebe zum Quälen und Töten. Liebe ist ein Wort, das unter die Räuber gefallen ist, ein einziges Missverständnis, ein Lückenbüßer für alles und nichts. Der Begriff wird misshandelt und missbraucht.

      Liebe…

      – ist die Frucht des Liebens.

      – ist das Bedürfnis, für den andren etwas zu tun, ohne etwas dafür zu verlangen.

      – will den anderen beschenken,

      – ist ein Willensakt,

      – ist eine Absicht, für den anderen da zu sein,

      – ist Hingabe, ohne die Selbstständigkeit aufzugeben.

      Liebe ist die Fähigkeit, den anderen anzunehmen

      – wie er ist,

      – mit dem Busen, der im Laufe der Zeit an Festigkeit einbüßt,

      – mit der Haut, die faltig wird,

      – mit den Hüften, an denen sich Cellulitis bildet,

      – mit den Haaren, die einer Glatze weichen,

      – mit dem Po, der zu dick, und dem Bauch, der zu fett wird.

      Schließlich ist der Partner eine Person und keine Ware. Eine Ware kann ich jeden Tag auswechseln und umtauschen. Die Liebe ist ein Segen und kein Geschäft.

      Liebe ist kein subjektives Gefühl, sondern eine objektive Tat. Dabei dürfen wir etwas Wichtiges nicht außer Acht lassen: Wir können uns entscheiden zu lieben, wir können einen bewussten Willensentschluss fassen. Im Alten wie im Neuen Testament wird die Liebe befohlen. Die Pharisäer stellen Jesus eine Falle und fragen ihn nach dem wichtigsten Gebot. Und Jesus antwortet: „‚Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‘ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Das zweite ist ihm ebenso wichtig: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‘ In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern.“ (Matthäus. 22, 37–40)

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, ist sie mehr als ein Gefühl.

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, ist sie lernbar.

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, trifft der Verstand eine Entscheidung.

      Wie sagte der große Psychologe Erich Fromm:

      – „Liebe ist nicht ein Opfer meiner Gefühle, sondern ein Diener meines Willens.“

      – Liebe ist keine Ich-Liebe, sondern eine Du-Liebe,

      – Ich-Liebe meint sich selbst und sucht sich selbst,

      – Ich-Liebe will den anderen für sich haben,

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