X-World. Jörg Arndt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу X-World - Jörg Arndt страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
X-World - Jörg Arndt

Скачать книгу

dabei wirklich voranzukommen.

      „Es ist natürlich Ihre Entscheidung, Herr Choi“, sagte er, als der Koreaner mit seinen Ausführungen zum Ende gekommen war. „Wenn Sie das Softwaregeschäft anderen überlassen wollen, bitte. Aber so weit sollten wir uns doch einig sein, dass es für den Vertrieb, für den ich nach wie vor verantwortlich bin, nur von Vorteil sein kann, wenn ein junger begabter Softwareingenieur eine Anwendung schreibt, die die Menschen dazu bewegt, unser Produkt zu kaufen. Ich konnte mich in Berlin von seinem Talent überzeugen. Schauen Sie sich wenigstens einmal an, was er zu bieten hat!“

      Der Direktor schwieg nachdenklich.

      „Na gut, Herr Dr. Fleischmann. Informieren wir uns darüber, was unser Cyberstar auf dem Softwaremarkt bewegt.“

      ****

      Ron schreckte hoch. Einen glühend heißen Moment lang fürchtete er, den Ausstieg verschlafen zu haben. Aber das war kaum möglich, denn dieser Zug endete in Frankfurt. Die altmodischen Zeiger seiner Taschenuhr beruhigten ihn. Er hatte noch zwanzig Minuten Zeit, eventuelle Verspätungen nicht mitgerechnet.

      Verschlafen sah er aus dem Fenster, blickte der vorbeijagenden Landschaft hinterher und versuchte, sich auf das bevorstehende Verhandlungsgespräch einzustellen. Er hätte sich einen Berater engagieren sollen. Aber abgesehen davon, dass diese Erkenntnis etwas zu spät kam, kosteten gute Berater Geld, und er war praktisch pleite.

      So schwierig wird es schon nicht sein, sagte er sich. Die Sache wird sich an branchenüblichen Preisen orientieren. Wir sind schließlich nicht auf einem orientalischen Basar …

      Gab es eigentlich Basare in Südkorea? Er wusste es nicht. Es war ihm auch egal. Alles, was er wollte, war ein vernünftiges Gehalt und …

      Moment, war das wirklich sein Ziel, Angestellter eines Konzerns zu werden?

      Womöglich müsste er dann nach Frankfurt ziehen und wäre gezwungen, ständig irgendeinem Vorgesetzten zu erklären, woran er gerade arbeitete? Nein danke. Er war selbstständig und wollte es auch bleiben. Natürlich musste die Kasse stimmen, aber er war sehr zuversichtlich, dass sich sein Spiel gut verkaufen würde. Außerdem sollte es sein Spiel bleiben. Die Rechte daran wollte er auf jeden Fall behalten.

      Der Zug hielt, Ron stieg aus und folgte dem Strom der Menschen in Richtung Ausgang. Er sollte am Bahnhof abgeholt werden, hatte man ihm gesagt. Suchend sah er sich nach einem „Meetingpoint“ um, bis er schließlich einen schlanken jungen Mann im Geschäftsanzug entdeckte, der ein Schild hochhielt. Es zeigte das Logo von Future Computing; darunter stand „Herr R. Schäfer“. Ron blieb einen Moment stehen, um den Anblick zu genießen. Endlich fühlte er sich wieder bedeutend.

      Dann trat er auf den Angestellten zu und gab sich zu erkennen. Er wurde freundlich begrüßt und zum Firmenfahrzeug geleitet. Am Steuer saß der Mitarbeiter, dem Ron schon am Messestand auf der Funkaustellung gegenübergestanden hatte.

      „Guten Tag, Herr Kim!“, sagte er.

      Der Koreaner lächelte. „Guten Tag, Herr Schäfer. Schön, Sie zu sehen! Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise!“

      „Ja, die hatte ich“, behauptete Ron, dem Bahnfahren zuwider war.

      „Das freut mich. Bitte steigen Sie ein. Sie werden erwartet.“

      Folgsam kletterte der Programmierer in das Auto und versuchte sich zu sammeln. Die Straßen und Häuser zogen an ihm vorbei, ohne dass er es recht wahrnahm. Sein Gastgeber schwieg respektvoll, er schien zu spüren, dass Ron nicht nach Smalltalk zumute war.

      Endlich hielt der Wagen vor einem Geschäftsgebäude. Glas, Stahl, Marmor – das übliche Business-Ambiente.

      Ein Lift brachte sie in eine der oberen Etagen, wo ein Sitzungsraum vorbereitet war. Er trat ein und blinzelte einen Moment, bis er sich an die blendende Helligkeit gewöhnt hatte. In dem Raum stand ein langer Konferenztisch, an dem knapp 20 Geschäftsleute saßen. Ihre teuren Anzüge und Kostüme wiesen sie als hochrangige Führungspersonen aus. Jeder hatte einen schwarzen Cyberhelm sowie Handschuhe und Gamaschen vor sich liegen.

      Ein älterer Mann, ein Europäer, der trotz seiner weißen Haare einen sportlichen und aktiven Eindruck machte, erhob sich und kam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.

      „Herzlich willkommen, Herr Schäfer“, sagte er freundlich. „Schön, dass Sie gekommen sind. Wir alle erwarten Ihre Vorführung mit Spannung. Ich habe schon sehr von Ihnen geschwärmt.“ Dann wandte er sich an die Runde. „Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie unseren Gast, Herrn Ron Schäfer!“

      Die Männer und Frauen erhoben sich von ihren Stühlen. Ron ging herum und gab allen die Hand. Er hasste solche Situationen, in denen er trotz seiner guten Erziehung ständig mit der Angst kämpfte, irgendwie gegen die Etikette zu verstoßen und sich damit bis auf die Knochen zu blamieren. Aber bislang schien alles gut zu laufen. Ihm wurde ein Stuhl angeboten, und als alle wieder saßen, ergriff der Vertriebsleiter erneut das Wort.

      „Meine Damen und Herren“, sagte er, „wie Sie wissen, stehen wir kurz vor der Markteinführung unseres ‚Cyberstar 3‘.“ Ron stutzte. Er war sich ziemlich sicher, dass auf seinem Gerät der Schriftzug ‚Cyberstar 2‘ stand. Konnte es sein, dass es schon wieder ein neues Modell gab?

      „Ich bin davon überzeugt, dass dies das beste Produkt ist, das wir jemals auf den Markt gebracht haben.“ Gerhardt Fleischmann überhörte das unwillige Gemurmel einiger Ressortleiter, die sich in ihrer Ehre gekränkt fühlten, und fuhr fort: „Aber uns muss klar sein, dass wir damit Neuland betreten. Unsere Monitore, unsere Soundsysteme und unsere Scanner kann der Anwender für alle Standardanwendungen nutzen. Der Cyberstar funktioniert zwar auch mit herkömmlichen Programmen, aber die Software, die seine wirklichen Stärken nutzt, ist noch nicht geschrieben.“

      Er übersah bewusst einen warnenden Blick des Direktors.

      „Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass die Menschen einen guten Grund brauchen, um sich für unser Produkt zu entscheiden, und darum freue ich mich, dass dieser junge Mann dabei ist, eine Anwendung zu entwickeln, die die Vorzüge unseres Systems voll zur Geltung bringt. Ich hatte bereits in Berlin das Vergnügen, eine Kostprobe seiner Arbeit zu sehen, und bin davon überzeugt, dass er uns auch heute nicht enttäuschen wird. Herr Schäfer, nun sind Sie an der Reihe.“

      Ron stand auf und schaute nervös in die Runde. „Sehr geehrte Damen und Herren“, begann er, ohne recht zu wissen, was er sagen sollte. Er hatte keine Rede vorbereitet.

      „Äh – zunächst möchte ich für das in mich gesetzte Vertrauen danken und Ihnen zu Ihrem fantastischen Produkt gratulieren. Die Möglichkeiten, die darin stecken, sind einzigartig, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Da die Stärke des Cyberhelms in der realistischen Wiedergabe liegt, habe ich mich für eine Spielwelt entschieden, die der realen Welt eins zu eins nachempfunden ist. Aber zuvor möchte ich Sie mit einem kleinen Einführungsprogramm vertraut machen, dass ich für den Neuanwender konzipiert habe. Wenn Sie nun so freundlich wären, ihre Ausrüstung anzulegen?“

      Er packte seinen Laptop aus und verband ihn mit dem Netzwerk des Konferenzraumes, während die Damen und Herren der Runde damit beschäftigt waren, Gamaschen, Handschuhe und Helme anzulegen.

      Ron blickte auf den Netzwerkmonitor, der ihm die betriebsbereiten Geräte mit einer Kennnummer und einem grünen Punkt signalisierte. Er startete das Programm. Vor den Augen der Teilnehmer glitt der samtrote Vorhang auf, und die einführenden Übungen begannen. Einmütig pflückten die Führungskräfte virtuelle Äpfel und bewegten die

Скачать книгу