X-World. Jörg Arndt

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X-World - Jörg Arndt

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schlenderte durch den virtuellen Laden, tauchte die Hände in ein Wasserfass, ließ Bürsten und Pfannen durch seine Finger gleiten und staunte über die Intensität der Illusionen. Schließlich beendete er das Demonstrationsprogramm und legte die Ausrüstung ab. Ron war beeindruckt.

      Mithilfe seines Dateimanagers durchforstete er die DVD nach technischen Informationen, und fand schließlich einen Ordner „Manuals“, der PDF-Dateien enthielt – in Koreanisch und Englisch. Er öffnete „CS3_hapticmodul_technical_informations.pdf“ und überflog den Text.

      Es war, wie er vermutet hatte. Das Cyberset war in der Lage, optische Informationen in haptische umzusetzen. So wie bei dem Druckknopf, den er zu Beginn der Demo betätigt hatte. Wenn er mit seiner virtuellen Hand einen Gegenstand erreichte, zog sich der Handschuh an den entsprechenden Stellen zusammen und simulierte auf diese Weise eine Berührung. Allerdings war das ein ziemlich plumpes Verfahren. Um die Möglichkeiten des neuen Handschuhs wirklich auszureizen, brauchte es entsprechende Datenmodelle, die mit den jeweiligen Objekten verknüpft waren. Das hieß, es blieb dabei, er musste er mit seiner Welt noch einmal von vorn beginnen.

      Also, auf ein Neues. Er begann seine Tastatur zu bearbeiten. Bald darauf erschien auf dem Bildschirm eine Einöde. Sand und Steine, so weit das Auge reichte. Ron zog den Cyberhandschuh über, ließ den Sand durch die Finger gleiten, presste ihn in der Faust zusammen. Schließlich nickte er zufrieden. Der Tasteindruck war genauso, wie er ihn sich vorstellte. Dann griff er nach einem Stein. Er fühlte sich hart und schwer an. Perfekt.

      Als Nächstes brauchte er Wasser.

      Er sah den dafür nötigen Programmcode praktisch schon fertig vor sich. Gehorsam folgten seine Finger den Gedanken. Bald darauf erschien auf dem Bildschirm eine gewaltige Quelle. Anfangs versickerte das kostbare Nass spurlos im Wüstensand, aber schon bald entstand ein kleiner Bach, der sich mutig seinen Weg suchte. Ron fügte noch ein paar kleinere Quellen hinzu, und der Bach wuchs zusehends zu einem mächtigen Strom an.

      Der Programmierer zoomte in die Kartenübersicht und gab dem Wasser mit der Maus einen groben Verlauf vor. Daraufhin teilte sich der breite Strom in vier Hauptarme auf, die verschiedene Bezirke der Spielewelt umflossen. Hier werden später unterschiedliche Länder entstehen, dachte Ron zufrieden, dann wandte er sich wieder dem ursprünglichen Ausschnitt zu.

      Die tropischen Pflanzen hatten ihm in der Demo gut gefallen. Er machte sich daran, die entsprechenden Programmabschnitte in den Quelltext zu kopieren und mit haptischen Daten zu versehen.

      Als er sich dazu entschloss, eine Pause einzulegen, war er bereits ganz zufrieden mit dem Ergebnis: Er hatte einen paradiesischen Garten erschaffen, der nicht nur gut aussah, sondern sich auch sehr echt anfühlte.

      Er reckte sich und dachte über seine weiteren Schritte nach. Nun würde es schwieriger werden. Tiere und Menschen, die sich bewegten und miteinander interagierten, erforderten eine wesentlich anspruchsvollere Programmierung als Pflanzen, die an einem Ort verwurzelt waren. Darum konnte er die vorhandenen Daten nicht so einfach übernehmen. Was er brauchte, war eine Art virtuelle Lehmfigur als Basis, an die er dann die Feinheiten andocken könnte. Also würde er ein Tool schreiben, das Grafik- in Haptikdaten umrechnete, und so einen virtuellen Gipsabdruck erzeugen, den er anschließend manuell nachbearbeiten könnte.

      Die Nachbearbeitung wäre die richtige Aufgabe für seinen neuen Assistenten, fiel ihm ein. Wollte der nicht heute Nachmittag kommen? Ron war sich nicht sicher, er hatte die Orientierung in der Zeit mal wieder völlig verloren.

      Er vertiefte sich in die Programmierung des neuen Tools. Glücklicherweise war die Sache nicht übermäßig kompliziert. Fühlen und Sehen hatten offenbar viel mehr Gemeinsamkeiten, als ihm anfangs klar gewesen war.

      Als erstes Objekt für die Umrechnung wählte er das, was ihm am vertrautesten war: einen menschlichen Körper männlichen Geschlechts. So konnte er am besten überprüfen, wie realistisch sich das Ergebnis anfühlte.

      Ron suchte die entsprechende Grafikdatei heraus. Sie zeigte einen athletisch gebauten Mann in der Blüte seiner Kraft. Neidisch sah der Programmierer auf dessen durchtrainierten Oberkörper und zog unwillkürlich seinen deutlich weniger ansehnlichen Bauch ein. Er war zwar nicht gerade dick, dazu kam er zu selten zum Essen, aber etwas Sport würde ihm sicherlich guttun.

      Ron startete die Umrechnungsprozedur. Ein Fortschrittsbalken erschien auf dem Bildschirm und zeigte die verbleibende Zeit an. Als er bei siebzehn Prozent stand, klingelte es an der Tür.

      Ron öffnete. Vor ihm stand Yannick und grinste.

      „Hallo Herr Schäfer, ich melde mich zum Dienst!“

      „Ron, bitte. Sonst fühle ich mich so alt … Komm rein!“ Er machte eine einladende Handbewegung. Yannick trat durch die Tür und sah sich neugierig um.

      „Hier entlang!“ Ron führte ihn in sein Arbeitszimmer. Sofort fiel Yannicks Blick auf den Cyberhelm. „Cool“, murmelte er ehrfürchtig.

      „Ja“, bestätigte Ron, „das Ding ist in der Tat das Beeindruckendste, was ich an Computertechnik je gesehen habe – und du wirst damit arbeiten. Sei vorsichtig, es ist ein Prototyp!“

      Yannick war begeistert. Ron warf einen Blick auf den Monitor und stellte fest, dass der Umwandlungsprozess abgeschlossen war. „Du kommst gerade recht“, meinte er.

      Yannick folgte seinem Blick und sah den nackten Mann auf dem Bildschirm, dessen 3-D Gestalt langsam rotierte.

      „Bist du schwul oder was?“, fragte er grob. „Das sage ich dir gleich, mit mir läuft da gar nichts!“

      Ron sah ihn verdutzt an. „Nein! Wie kommst du darauf?“

      Dann begriff er. Für einen Außenstehenden war es in der Tat ein merkwürdiger Anblick.

      „Warte, ich erkläre dir, worum es geht …“

      Bald darauf kam Leben in die virtuelle Lehmfigur. Yannick lag auf dem Sessel und trug das Cyberkit, während Ron am Rechner saß und die Einlog-Prozedur überwachte.

      „Wie ist es?“, fragte er Yannick über das Mikrofon. Anders war keine Verständigung möglich, denn der neue Helm dämpfte die Außengeräusche noch besser ab als der alte.

      „Genial“, klang es aus dem Lautsprecher. Yannicks Beine bewegten sich rhythmisch, er lief durch den virtuellen Garten und erkundete ihn.

      „Hey, dahinten wachsen Bananen, darf ich die essen?“

      „Klar“, antwortete Ron. „Du darfst von allen Früchten essen. Nur bleib unbedingt von dem Baum in der Mitte des Gartens weg. Das ist der direkte Zugang zum Terminal, der ist zurzeit noch ungeschützt, und du könntest die Welt damit zum Absturz bringen.“

      „Ja, is jut“, nuschelte Yannick und marschierte weiter zu dem Bananenbaum, den er gesehen hatte. Unterdessen ließ Ron sein Umrechnungstool weitere Grafikdateien bearbeiten. Entsprechend tauchten nach und nach neue Tiere im Garten auf. Dem Assistenten kam die Aufgabe zu, sie aus der Nähe zu betrachten und ausgiebig zu berühren. Aufgrund seiner Angaben kalibrierte Ron die Haptikdateien. Viel war da allerdings nicht mehr abzugleichen, stellte er befriedigt fest. Das Umrechnungstool brachte schon sehr brauchbare Ergebnisse zustande.

      Es zeigte sich bald, dass Yannick und er etwas gemeinsam hatten. Auch der junge Mann konnte Raum und Zeit völlig vergessen, wenn er vor einem Computer saß oder, wie in diesem Fall, bequem in einem Sessel lag und in virtuellen Sinneseindrücken geradezu badete. Die Stunden

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