Was geschieht mit uns, wenn wir sterben?. Lisa Williams

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Was geschieht mit uns, wenn wir sterben? - Lisa  Williams

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Gehen war für mich ganz normal. Es waren die Reaktionen der Erwachsenen um mich herum, die mich dazu brachten, Angst vor den Stippvisiten verstorbener Seelen zu entwickeln. Ich besuchte eine christliche Schule, obwohl mein Vater überzeugter Atheist war und noch heute ist. Als ich meinen Eltern erzählte, dass ich Geister sah und mit ihnen redete, hieß es nur »das Kind hat zu viel Fantasie«. Nur so konnten sie mit meinen Schilderungen fertig werden, die in ihren Augen eine beunruhigende Verhaltensstörung waren.

      So lernte ich, über das zu schweigen, was für mich völlig normal war. Dadurch war ich als Kind ziemlich einsam und bemüht, mich in beiden – so grundverschiedenen – Welten einzurichten. In der einen Welt, in der auch meine Familie und Freunde lebten, passte ich mich den Ansichten anderer über das Leben an. Ich hörte mir ihre Meinungen an und tat, was von mir erwartet wurde, ohne jemals meine eigene Wirklichkeit zu erwähnen. Doch in der anderen Welt, die für mich in vielerlei Hinsicht viel realer war, unterhielten sich meine spirituellen Freunde und Besucher mit mir. Meine ganze Kindheit über fühlte ich mich mit meiner eigenen Welt eng verwurzelt, weit weg von der Welt, die andere für die reale hielten.

      Ja, ich sah die Seelen Verstorbener. Ich sprach mit ihnen und sie mit mir. Doch es kam mir vor, als würde ich mit lebendigen Menschen reden – und in meinen Gedanken waren sie das auch. Ich habe das Wort tot nie begriffen. Es klang so verstörend endgültig. Tot zu sein ist etwas, das in meiner Realität gar nicht existiert.

      *

      Mein frühestes Erlebnis mit einem Geist, der mit mir gesprochen hat, hatte ich im Alter von ungefähr drei Jahren. Ich spielte gern auf meinem Zimmer mit meinen Freunden (die nur ich sehen konnte). Sie waren ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen. Beide waren bei einem Brand ums Leben gekommen und besuchten mich oft. Häufig nahm ich auch einen Mann wahr, der im Zimmer saß und uns beim Spielen zuschaute. Da er nie etwas sagte, ignorierte ich ihn. Währenddessen machte meine Mutter den Haushalt, kümmerte sich um meinen jüngeren Bruder Christian und nahm von dem Kichern, das aus meinem Zimmer ertönte, kaum Notiz. Falls sie es doch mitbekam, hielt sie es sicher nur für »Lisa beim Spielen«.

      Eines Abends wurde ich zum Essen gerufen. Diesmal begleitete der Mann in meinem Zimmer mich ins Esszimmer – das heißt, er schwebte neben mir her, denn ich konnte keine Beine erkennen – und nahm auf einem Stuhl in der Ecke Platz. Ich setzte mich an den Tisch. Während ich die Erbsen mit der Gabel aufspießte, um sie mir in den Mund zu stecken, passierte etwas Unerwartetes. Der Mann sagte zum ersten Mal etwas zu mir.

      »Iss die Erbsen nicht, sonst stirbst du!«, warnte er mich.

      Erschrocken legte ich die Gabel hin. Während ich die restliche Mahlzeit aß, passte ich auf, dass keine einzige Erbse auf meiner Gabel landete. Meine Mutter wollte natürlich wissen, warum ich die Erbsen liegen ließ.

      »Er hat gesagt, dass ich sterbe, wenn ich sie esse!«, erklärte ich ihr und zeigte auf den Mann in der Ecke.

      »Sei nicht albern – da ist doch niemand«, entgegnete meine Mutter und versuchte, mich zu überreden, die Erbsen aufzuessen.

      Doch ich weigerte mich beharrlich und blieb mit verschränkten Armen und zusammengepresstem Mund sitzen. Ich war entschlossen, keine einzige Erbse zu verzehren, und selbst der Bestechungsversuch meiner Mutter, dass ich zum Nachtisch Eis bekommen würde, brachte mich nicht dazu, die kleinen runden grünen Dinger zu essen, die mich umbringen konnten. Nie im Leben!

      Ich weiß noch, dass meine Eltern damals zum ersten Mal meinten, ich hätte zu viel Fantasie. Aber noch heute mag ich keine Erbsen, obwohl ich vor kurzem erfahren habe, dass der Großonkel meines Vaters an einem Mundvoll Erbsen erstickt ist! Es muss jener Großonkel gewesen sein, der mich beim Spielen in meinem Kinderzimmer beschützt hat und der mich vor diesem »tödlichen« Gemüse gewarnt hat.

      Nächtliche Abenteuer

      Solange meine Geistbesucher tagsüber auftauchten, konnte ich mit ihnen spielen und Spaß haben. Aber nachts sah die Sache ganz anders aus. Alle möglichen Personen – nicht nur Kinder – gingen nachts in meinem Zimmer ein und aus, während ich schlafen sollte. Das machte mir so viel Angst, dass ich gar nicht schlafen konnte. Ich zog mir die Decke über den Kopf, um die Eindringlinge nicht sehen zu müssen, aber nach einer Weile bekam ich keine Luft mehr und musste meine Höhle aufgeben. Oft sah ich dann eine Frau am Fußende meines Betts stehen, die die Hände in die Hüften stemmte und mich zornig anstarrte. Sofort zog ich mir die Decke wieder über den Kopf. Wenn ich nach Luft schnappte, machte ich die Augen fest zu, um die Geister nicht sehen zu müssen, die sich in meinem Zimmer versammelt hatten. Doch das hielt sie nicht davon ab, mich an den Haaren zu ziehen, mich mit dem Finger anzustupsen und mit mir zu reden. Ich vergrub den Kopf unter meinem Kissen und hoffte verzweifelt, sie würden verschwinden. Aber den Gefallen taten sie mir nicht.

      Es gab noch weitere beunruhigende nächtliche Erlebnisse. Ich erinnere mich daran, wie ich im Bett lag und aus meinem Körper schlüpfte. Während ich über ihn hinwegschwebte, schaute ich nach unten und sah mich friedlich schlafen. Anfangs war es eine spannende Erfahrung. Wow – ich kann ja fliegen!, dachte ich aufgeregt und flog im Haus herum, um zu sehen, wie mein Bruder schlief oder meine Eltern im Wohnzimmer fernsahen.

      Doch eines Nachts fand ich mich draußen in der Dunkelheit wieder, allein und etwas weiter weg von unserem Haus. Damals war ich erst vier und mir war sofort klar, dass ich das Haus nicht alleine hätte verlassen sollen. Meine Mutter hatte mir eingetrichtert, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus zu gehen, weil da draußen »böse Leute« seien. Und jetzt war ich da draußen und bekam es mit der Angst zu tun. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

      Ich sah mich suchend um und erkannte die Straße, auf der ich mich befand, doch ich kannte den Rückweg nicht. Ich erkannte auch den Hügel wieder, an dem mein Vater Golfbälle in Löcher schlug, und wusste daher, dass ich nicht weit weg von Zuhause war. Aber jetzt geriet ich in Panik und fing an zu weinen. Doch keine Tränen rollten meine Wangen herunter, wie sie es getan hätten, wenn ich in meinem physischen Körper gesteckt hätte.

      Ich versuchte zu rufen, aber meine Schreie blieben lautlos. Nun versuchte ich, einen Mann anzusprechen, der den Hügel hinaufging, doch er ignorierte mich, als wäre ich gar nicht anwesend. Dann wurde mir bewusst, dass ich körperlos schwebte und keinen Mund zum Sprechen hatte. In diesem Moment sah ich den Mann, der mich davor gewarnt hatte, die Erbsen zu essen. Im Gegensatz zu dem ersten Mann, der den Hügel hinaufgegangen war, bemerkte er meine panische Angst und bot mir seine Hilfe an.

      »Stell dir einfach vor, du würdest in deinem sicheren Bettchen liegen«, sagte er.

      Das tat ich. Ich stellte mir vor, dass ich von meinen Plüschtieren umgeben war, und fühlte die Wärme der Bettdecke. Plötzlich spürte ich eine Energie, die mich wie ein Sog zurück in mein Bett holte. Sie schien aus meiner Bauchgegend zu strömen. Diese Sogkraft zog mich an den Straßenlaternen vorbei die Treppe hinauf bis zu unserer Wohnung, durch die Wohnungstür, am Wohnzimmer vorbei, in dem meine Eltern fernsahen, und dann lag ich wieder in meinem Bett.

      Weinend wachte ich auf und ging hinunter ins Wohnzimmer, um mich nach dem traumatischen Erlebnis von meinen Eltern trösten zu lassen. Doch auch nachdem sie mich beruhigt hatten, hatte ich immer noch Angst vor dem Einschlafen und weigerte mich, das Wohnzimmer zu verlassen. Eine solche Nacht konnten meine Eltern ertragen – doch als mein Verhalten zur nächtlichen Routine wurde, irritierte sie das. Sie wussten nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten.

      Zu meiner Gabe stehen

      Als Kind und Jugendliche fühlte ich mich oft ein wenig wie eine Außenseiterin. Ich hatte zwar Freunde, aber ich war nie »beliebt«. Doch vor allem meine Freundin Samantha half mir, mich

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