Was geschieht mit uns, wenn wir sterben?. Lisa Williams

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Was geschieht mit uns, wenn wir sterben? - Lisa  Williams

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Gabe für mich ganz normal war (und noch heute ist). Irgendwie war die Bestätigung meiner Gabe durch die Wahrsagerin und ihre Bemerkung, dass ich damit vielen Menschen helfen würde, zu viel für mich und ich wollte es nicht unbedingt brühwarm in die Welt hinausposaunen. Heutzutage erlebe ich ähnliche Reaktionen bei Menschen, denen ich Readings gebe, wenn die gechannelte Information von ihrem gegenwärtigen Selbstbild zu sehr abweicht. Doch damals hatte ich keinen Schimmer, wovon die Wahrsagerin eigentlich redete, und auch wenn ihre Botschaft mich zutiefst beeindruckte, behielt ich sie lieber für mich.

      Der Einfluss meiner Großmutter

      Nach diesem Erlebnis in Blackpool wurde meine Neugier auf meine Großmutter Nan Frances geweckt. Ich wusste zwar, dass sie zu Hause Konsultationen als Medium abgehalten hatte, doch bisher hatte ich ihre Tätigkeit nicht mit der der Wahrsagerin in Blackpool in Verbindung gebracht – bis ich sah, dass beide die gleichen Tarotkarten verwendeten.

      Ich erinnerte mich daran, wie öfters Leute zu meiner Großmutter kamen und geduldig am Treppenabsatz auf ihre Sitzungen warteten. Ich weiß noch, dass sie sich leise darüber unterhielten, was wohl passieren würde, wenn irgendein verstorbener Verwandter oder Bekannter durchkäme und die Verbindung zu ihnen aufnehmen würde. Doch das war der Alltag meiner Großmutter; das tat sie schon, seit ich denken konnte. Ich hatte mir noch nie ernsthafte Gedanken darüber gemacht, selbst dann nicht, als sie mich streng ermahnte, die Karten auf ihrem Kaminsims ja nicht anzurühren.

      Eines Tages bekam ich die Chance, bei einer Sitzung meiner Großmutter dabei zu sein. Ich war von Zuhause ausgezogen, um über hundert Meilen weiter weg in Hertfordshire mein eigenes Leben zu beginnen. Meine Freundin Sue, die wie ich in Redditch aufgewachsen war, und ich fuhren gerade auf einen Besuch nach Hause, als wir uns spontan entschlossen, einen Abstecher zu meiner Großmutter zu machen. Nan begrüßte uns herzlich und forderte uns plötzlich auf, an dem runden Tischchen in der Ecke des Zimmers mit Blick auf den Garten Platz zu nehmen. Sobald wir uns alle hingesetzt hatten, sah Nan Sue direkt in die Augen und sagte: »David ist wegen dir hier.« Sie machte eine Pause und las Sue die Karten.

      Auch wenn Sue und ich eng befreundet waren, wusste ich nicht viel über ihre Familie. Ich wusste nur, dass sie eine Schwester hatte und mit ihrer Mutter nicht klarkam, was auch einer der Gründe gewesen war, weshalb sie nach Hertfordshire gezogen war. Später verriet Sue mir, dass David ihr Vater war, der vor ein paar Jahren gestorben war. Das hatte ich nicht gewusst. Es war das erste Mal, dass ich sah, zu was Nan Frances fähig war, und ich staunte über die starke Energie, die ich während dieser Erfahrung spürte.

      Ein paar Wochen später war ich an der Reihe. Ich besuchte wieder einmal meine Großmutter. Unvermittelt sagte Nan: »Lisa, ich muss dir die Karten lesen.« Natürlich weckte das meine Neugier und so ließ ich es zu. Dann sagte sie etwas, das ich erst viel später verstehen sollte: »Wenn ich meinen eigenen Tod sehe, höre ich auf.«

      Wir setzten uns an den runden Tisch. Diesmal ließ Nan mich die Karten mischen. Das verwirrte mich – Sue hatte das nicht getan, warum also forderte Nan nun mich dazu auf?

      Heute weiß ich, dass Nan ein Reading die Zukunft betreffend mit mir abhalten wollte und sich alle Informationen, die sie empfing, durch die Tarotkarten bestätigen lassen wollte. Dies ist eine gängige Praxis bei Readings. Sues Sitzung war nicht übersinnlich gewesen, sondern sollte ihr nur eine direkte Nachricht von ihrem verstorbenen Vater übermitteln, bei der meine Großmutter als »Medium« diente (daher kommt der Begriff). Da Nan bei der Sitzung mit Sue mit einer anderen Art von Energie gearbeitet hatte – der eines erscheinenden Geistes –, hatte sie für Sue keine Tarotkarten gebraucht.

      Das zeigt den Unterschied zwischen den Arbeitsmethoden der Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten (psychics) und der Medien. Bei einer übersinnlichen Sitzung kann der Hellseher durch Anwendung seiner Intuition und seines inneren Wissens zukünftige Vorfälle und Situationen voraussehen. Wie ich schon erwähnt habe, sind wir alle übersinnlich und haben alle Zugang zu diesem Wissen. Manchmal wird es »weibliche Intuition« genannt, manchmal auch »inneres Wissen«. Es ist das, was passiert, wenn man mit sich selbst im Gleichgewicht ist und auf sein höheres Selbst hört.

      Ein Medium hingegen ist der oder die »Vermittler(in)« zwischen zwei verschiedenen Ebenen. Ein Medium ist so etwas wie ein Radioempfänger, und die Geister sind die DJs, die das Medium dazu benutzen, ihre Nachrichten dem Menschen zu überbringen, für den die Sitzung abgehalten wird. Das Medium muss den Radioempfänger richtig einstellen und sichergehen, dass er mit dem richtigen Sender verbunden ist, damit die Botschaft so klar und korrekt wie nur möglich empfangen wird. Alle Medien neigen zu übersinnlichen Fähigkeiten, während Hellseher nur selten Medien sind. Medien wenden keine Tarotkarten, sondern andere Mittel an – zum Beispiel berühren sie einen persönlichen Gegenstand des Verstorbenen, der ihrer Klientin nahestand, berühren die Hand des Klienten oder etwas anderes.

      Meine Großmutter forderte mich also auf, die Karten zu mischen und das Deck in drei Stapel zu teilen. Im Gegensatz zur Kartenleserin in Blackpool war es ihr egal, mit welcher Hand ich das tat, was mich noch mehr verwirrte. Dann sagte Nan Frances mir, ich solle einen Stapel auswählen, den ich mir nicht ansehen wollte, und ihn beiseitelegen. Als ich das hörte, überkam mich eine gewisse Panik: Was ist, wenn ich den falschen Stapel aussuche? Verschenke ich dann meine Zukunft an ein schlechtes Kartenset? Oh Gott, was für eine schwere Entscheidung ... Diese Verunsicherung gefiel mir gar nicht, doch ich tat, was mir die Kartenlegerin damals in Blackpool geraten hatte. Ich hörte auf mein Gefühl und vertraute meinem Instinkt (auch wenn ich darauf fieberte, mir alle Karten anzusehen).

      Als Nächstes bat Nan mich, den Stapel auszusuchen, mit dem ich zuerst arbeiten wollte, und den, mit dem ich mich später beschäftigen wollte. Das fiel mir leichter, da ich ja wusste, ich würde beide Kartensets zu sehen kriegen.

      Ich fragte Nan, warum ich mir den beiseitegelegten Stapel nicht ansehen sollte. »Das ist deine Vergangenheit, und die kannst du nicht mehr ändern«, antwortete sie. »Die anderen beiden Stapel stehen für Gegenwart und Zukunft. Darauf wollen wir uns konzentrieren.«

      Ich kann also die Ereignisse, die in den Karten stehen, noch ändern?, fragte ich mich überrascht.

      Anscheinend hatte sie meine Gedanken gelesen, denn sie sagte: »Nein, vorherbestimmte Ereignisse kann man nicht ändern. Diese Ereignisse wurden längst beschlossen, damit du im Leben deine Lektionen lernst, aber du hast trotzdem einen freien Willen. Dieser freie Wille ermöglicht es dir, deine Lektionen entweder zu lernen oder nicht zu lernen. Aber wenn bestimmte Situationen eintreffen sollen, dann wird das auch geschehen.«

      Damit begann die Sitzung. Ich musste sofort an meinen Freund denken – war er »der Richtige«? Und ich dachte an die Arbeit, die ich zu der Zeit machte – würde es noch einen anderen Beruf für mich geben? Würde ich jemals als Sängerin Karriere machen? Im Rückblick waren meine Fragen und Sorgen belanglos und egoistisch, doch damals waren diese Dinge mir wichtig. Ich brauchte Antworten auf meine Fragen.

      Als die Sitzung zum Ende kam, sah Nan erst mich an und dann über mich hinweg, genauso wie die Kartenleserin aus Blackpool es getan hatte. Wie kommt es, dass Hellseher mich anstarren und dann auf irgendeinen Punkt hinter mir schauen?, wunderte ich mich.

      »Über deinem Kopf leuchtet das lila-gelbe Licht«, stellte Nan fest.

      Ich blickte fragend auf. Was für ein Licht? Es war mir noch nie aufgefallen. Doch sie erklärte es nicht näher, sondern sagte nur, sie wisse, dass ich auf bestimmte Fragen Antworten brauchte. Dann beantwortete sie meine wichtigsten Fragen. Nein, mein Freund sei nicht der Richtige für mich. Und ja, ich würde meinen Beruf wechseln.

      Jetzt, da die alltäglichen Fragen beantwortet waren, war der Zeitpunkt gekommen, mir die Dinge zu sagen, die ich nicht hören wollte. Doch vorher gab sie mir die sanfte

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