Udine. Evelyn Rupperti
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Sprachprobleme hin oder her – die Mächtigen richteten es sich jedenfalls, während es der Landbevölkerung immer schlechter ging. Die Folgen der Türkenüberfälle, Seuchen und Naturkatastrophen leerten das Land. Die Venezianer unternahmen nichts gegen den wirtschaftlichen Niedergang, im Gegenteil, sie pressten den letzten Lebenssaft aus der Landbevölkerung, indem sie immer höhere Steuern einhoben und sogar altes Gemeindeland an reiche Patrizier verschacherten, sodass die Bauern nicht einmal genug Weideland hatten, um auch nur eine Kuh zu ernähren. Die Städte, und dabei vor allem Udine, hingegen blühten auf – im 16. und 17. Jh. folgten sogar aus der Lombardei zahlreiche Familien der magnetischen Anziehungskraft der blühenden Stadt, um hier im Friaul „Karriere“ zu machen – sowohl in gesellschaftlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Wer hat den prächtigsten Palazzo der Stadt? In Udine wuchsen in den fast vier Jahrhunderten venezianischer Herrschaft prachtvolle Paläste im Zentrum und repräsentative Villen in der südlichen Vorstadt aus dem Boden. Dabei hatte Udine wirtschaftlich durchaus zu kämpfen, denn seine Bedeutung hatte es u. a. auch dadurch erlangt, dass es ein bedeutender Handelsknotenpunkt zwischen Nord und Süd war. Diese Rolle wurde ihm jedoch zunehmend von San Daniele streitig gemacht. Immerhin war Udine aber nicht nur Hauptstadt der Patria del Friuli, des Patriarchenstaates, sondern auch Sitz der venezianischen Statthalter, deren Geltungs- und Prestigebedürfnis die Errichtung prachtvoller Bauten und Plätze erforderlich machte. Einem regelrechten Wetteifern um die prächtigsten Bauten verdankt es seine schönsten Paläste: besonders die Familien Savorgnan und Manin verpflichteten die bekanntesten und teuersten Künstler und Architekten ihrer Zeit, um sich noch prächtiger und noch imposanter zu präsentieren. Die Barockmaler Tiepolo und Quaglio sowie Rossi und Palladio als Architekten waren nur einige aus der illustren Riege, deren Arbeiten Udine zur schillernden Residenz adeln sollten.
Doch während die Stadt in Luxus schwelgte, versanken die Dörfer rundherum in Armut. Dass sich dieser Zustand schließlich im 18. Jh. besserte, war nicht einer umsichtigen Landesverwaltung zu verdanken, sondern der Initiative einzelner vorausschauender Persönlichkeiten, die z. B. in Udine eine Landwirtschaftsschule gründeten, französische Rebsorten einführten und kultivierten und neues Ackerland erschlossen.
Das Ende der Luogotenenti Die Republik Venedig sah dem chaotischen Treiben im Lande tatenlos zu und wartete wie hypnotisiert auf ihr eigenes Ende, das sie schließlich in Form von Napoleons schlagkräftigem Heer ereilte. Wobei die Franzosen im diesem Falle ihre Schlagkraft gar nicht brauchten, ergaben die tapferen Herren sich doch würde- und kampflos, verstrickt in interne Intrigenspielchen. Der letzte Doge Ludovico Manin dankte am 12. Mai 1797 ab.
Die Österreicher waren die nächsten auf der Liste des machthungrigen Korsen und schon machte er sich daran, Wien zu erobern. Dem schändlichen Einmarsch kam Kaiser Franz II. mit der demütigen Bitte um Verhandlungen voraus, die im sogenannten Frieden von Campoformido von 1797 endeten. Die vorbereitenden Verhandlungen, die eher ein Diktat des Franzosen waren, fanden in der Villa Manin bei Udine statt, wo Napoleon Quartier bezogen hatte, doch behaupteten die gedemütigten Österreicher, das Abkommen sei auf halbem Wege zwischen dem kaiserlichen Aufenthaltsort Udine und dem napoleonischen Quartier in Codroipo zustande gekommen, also in Campoformido.
Mehr als 50 Jahre habsburgisch Dies aber änderte nichts am harschen Inhalt des Friedensschlusses, in dem der Habsburger-Kaiser mit den linksrheinischen Gebieten alte Kernlande opfern musste, dafür immerhin vorläufig Venetien und Friaul zugesprochen bekam. Jetzt war das Gebiet zur Abwechslung einmal österreichisch – ab 1813, und nur bis 1866, als Friaul (ohne Görz und Triest, die österreichisch blieben) Teil des Königreiches Italien wurde. Schon vorher hatte sich erstmals ein unüberhörbarer Wille zur friulanischen Unabhängigkeit entwickelt, der jedoch 1848 niedergeschlagen wurde.
Im Ersten Weltkrieg wurde Udine Sitz des Italienischen Oberkommandos und bekam in diesem Zusammenhang den etwas zweifelhaften Ehrentitel einer „Hauptstadt des Krieges”. Das Ospedale di Sant’Osvaldo im Süden der Stadt, ehemals eine psychiatrische Klinik, wurde zum Militärspital mit Tausenden Verletzten umfunktioniert, gleich daneben richtete man ein riesiges Waffen- und Sprengstoffdepot ein. Am 27. August 1917 erschütterte eine gewaltige Explosion die Stadt. Das gesamte Depot war in die Luft geflogen, wohl deshalb, weil die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu lax gehandhabt worden waren. Unzählige Tote und ein verwüsteter Bezirk waren die Folge. Die Katastrophe ging als „Polveriera di Sant’Osvaldo“ in die Geschichte ein.
Nach dem Krieg wurde Udine wurde zur Hauptstadt einer riesigen Provinz Friaul, die die heutigen Provinzen Görz, Pordenone und Udine einschloss.
Der Zweite Weltkrieg, der am 8. September 1943 für Italien mit einer Kapitulation gegenüber den alliierten Streitkräften endete, bescherte Udine von 1943 bis 1945 eine harte Zeit unter deutscher Wehrmachtsbesatzung.
1963 wurde die Region Friaul-Julisch Venetien (Friuli-Venezia Giulia) gegründet, deren Hauptstadt aber nicht Udine, sondern Triest wurde. Ursprünglich waren für die Region drei Provinzen vorgesehen – Görz, Triest und eine riesige Provinz Udine, die aber 1968 durch die Errichtung der Provinz Pordenone im Westen auf eine überschaubare Größe reduziert wurde.
Und die Stadt Udine selbst? Sie ist zwar nicht Regionshauptstadt geworden, aber doch Hauptstadt der zentralen und immer noch großen Provinz Udine, zu der der gesamte Norden des Landes mit dem Tarvisiano und der Carnia und der Süden bis Aquileia gehören. Sie ist durch ihre Größe und zentrale Lage auch Sitz zahlreicher wichtiger Verwaltungszentren, die Aufgaben für das gesamte Friaul abwickeln, ist Universitätsstadt und größtes Wirtschafts- und Einkaufszentrum der Friulaner Ebene. Dass nicht Udine die Hauptstadt ist, sondern das ferne, so andersartige Triest, mag wie ein Stachel im Fleisch der Udineser sitzen – doch dem Selbstbewusstsein der jungen, pulsierenden Stadt tut dies letztendlich keinen Abbruch.
Ein giro auf den Spuren der Geschichte
Udines prächtige Palazzi und Arkadengänge geben eine atmosphärische und besonders „italienische“ Kulisse für die beliebten Kurzbesuche ab, auch wenn in deren Fokus hauptsächlich chice Schuhe oder trendige Handtaschen stehen sollten. Doch Vorsicht: Ein wenig mehr über das geschichtsträchtige Umfeld zu wissen, kann die Freude am Bummeln in der sympathischen Stadt beträchtlich steigern! Denn plötzlich weiß man, warum man auf der Piazza Libertà immer so an Venedig erinnert wird oder warum eigentlich die romantische Kirche auf der Piazza Matteotti einen Balkon hat. Oder dass auf der Piazza I° Maggio, die heute einen idealen Ausgangspunkt für Stadteroberungen darstellt, einst ein Seemonster lauerte … Wir starten also in einen giro, einen Rundgang, der uns mehr über diese Stadt erfahren lässt:
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