Jahrbuch der Baumpflege 2016. Группа авторов
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Beispiel Forster-Kreisel in Bonn
Die Bonner Gartenbaufirma August Forster hat vor einigen Jahren im Bonner Stadtteil Buschdorf im Rahmen eines „Grünsponsorings“ einen Verkehrskreisel gestaltet und sich für die Bepflanzung mit Spalierlinden entschieden.
Die Lösung ist in jeder Beziehung vorbildlich – nichts behindert den Überblick des Autofahrers und der Kreisel ist trotz aller Schlichtheit sehr einprägsam (Abbildung 6). Er hat ein kräftiges Grünvolumen und trotzdem ist nicht zu befürchten, dass das Volumen zu groß wird und überhängende oder abbrechende Äste zu einer Verkehrsgefährdung führen könnten. Die „Erziehungsarbeit“ für die an einem Metallgerüst geführten Linden dauerte vier Jahre. Nach Abschluss dieser relativ zeitaufwendigen Arbeiten pendelte sich der Pflegeaufwand inzwischen auf ein recht moderates Maß ein. Der Kreisel wird nach wie vor von Firma Forster gepflegt und sie beziffert den jährlichen Pflegeaufwand für die acht Spalierlinden mit insgesamt 24 Stunden.
Abbildung 6: Spalierlinden beim Forster-Kreisel in Bonn
3.2 Dachförmig gezogene Gehölze
Auch dachförmig gezogene Hochstammgehölze haben eine jahrhundertelange Tradition und finden aktuell zu einer neuen Beliebtheit. Zur Verschulung in Dachform kommen vor allem Platanen (Platanus acerifolia) und Linden (Tilia cordata) in Frage. Es werden aber auch Hainbuchen (Carpinus betulus), Maulbeerbaum (Morus platanifolia) und Amberbaum (Liquidamber styraciflua) in Dachform verschult. Dachförmig gezogene Gehölze werden vor allem dort eingesetzt, wo ein Sonnenschutz gewünscht wird und ein kontrolliertes Kronenvolumen erwünscht ist. In der Regel werden solche dachförmigen Gehölze im strengen Raster angeordnet.
3.2.1 Beispiel Sudhausplatz in Schwäbisch Hall
Der deutsche Industrielle REINHOLD WÜRTH hat 2001 in Schwäbisch Hall eine Kunsthalle gebaut, die internationales Renommee genießt. Im Umfeld der Kunsthalle, neben dem historischen Sudhaus, das zum Gesamtensemble der Kunsthalle gehört und zum Restaurant umgebaut wurde, entstand ein öffentlicher Platz mit Biergartenbetrieb. Im Jahre 2004 wurden hier sechs Platanen in Dachform gepflanzt, in der Qualität 4xv mDb, 30/35. Die Bäume stehen heute in sehr guter Konstitution und sind zu einem flächendeckenden Blätterdach zusammengewachsen (Abbildung 7). Es wird jährlich ein Sommer- und ein Winterpflegeschnitt durchgeführt. Der Zeitaufwand beträgt ca. zwei Stunden pro Baum und Jahr. Die Baumpflege ist wegen der geringen Höhe der Bäume mit einer Bockleiter möglich. Im Sommer werden die Bäume zwei- bis dreimal gewässert, je Baum ca. 70 Liter. Es liegt ein Drainagerohr um den Wurzelballen und der Zeitaufwand für das Wässern der Bäume ist minimal.
Abbildung 7: Dachplatanen auf dem Sudhausplatz in Schwäbisch Hall
3.2.2 Beispiel Innenhof Kloster Metten
In der südorientierten Ecke des ca. 4.000 m2 großen Innenhofs von Kloster Metten in Niederbayern wurden 2012 sechs Dachplatanen gepflanzt, um hier einen schattigen Aufenthaltsbereich zu schaffen. Auch hier wird mit einer Bockleiter geschnitten und der Pflegeaufwand wird mit ca. einer Stunde pro Baum und Jahr angegeben. Die Anordnung im Raster und die angestrebte geometrische Form machen deutlich, dass mit solchen Gehölzen architektonische Konzeptionen verfolgt werden.
Abbildung 8: Dachplatanen im Innenhof von Kloster Metten/Niederbayern
3.3 Bogen- und kuppelförmig gezogene Gehölze
Auch von zwei Seiten über Metallrahmen gezogene Gehölze, die sich zu einer Bogenform schließen, lassen architektonische Vorbilder erkennen. Man kennt solche Formen aus vielen historischen Gartenanlagen, aber auch heute produzieren Baumschulen solche Formgehölze für besondere Projekte. Noch stärker zeigt sich der Bezug bei bienenkorbartig geformten, sich zu einer Kuppel schließenden Gehölzen, die sich nur mit Hilfe eines Metallgerüstes in diese Form bringen lassen. Hainbuche (Carpinus betulus) ist für solche Gestaltungen die am besten geeignete Gehölzart. Die 1998 anlässlich der Gartenschau in Ettlingen mit 50 Einzelgehölzen gepflanzte Hainbuchenkuppel ist noch heute ein Anziehungspunkt des Horbachparks (Abbildung 9). Das Gartenamt beziffert den Pflegeaufwand mit acht Stunden pro Jahr.
Abbildung 9: Hainbuchenkuppel im Horbachpark in Ettlingen/Baden
3.4 Schirmförmig gezogene Gehölze
Schirmförmig gezogene Gehölze erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. durch. Meist werden mehrstämmige, relativ schwachwüchsige Gehölze zu Schirmformen verschult. Über bizarr gewundenen Stämmen wölbt sich eine mehr oder weniger akkurat geschnittene halbrunde Krone (Abbildung 10). Obgleich sie mit 3 – 7 m objektiv nur eine geringe Höhe haben, wirken sie mit ihrem künstlich geformten Habitus so reizvoll wie ein ausgewachsener alter Baum. Die Schirmform mit ihrer breit ausladenden Krone eignet sich nicht nur als attraktives Solitärgehölz für Gartenbereiche mit begrenzter Größe, sondern auch für hainartige, lockere Baumgruppen. Üblicherweise werden mehrstämmig schirmförmige Gehölze in Höhen zwischen 2,5 und 5,0 m angeboten. Die gebräuchlichsten Arten sind Kupferfelsenbirne (Amelanchier lamarckii), Etagenhartriegel (Cornus controversa), Kornelkirsche (Cornus mas), Eisenholzbaum (Parrotia persica), Strauchkastanie (Aesculus parviflora), Zwergkiefer (Pinus pumila), Hainbuche (Carpinus betulus), Baumhasel (Corylus colurna), Zierkirsche (Prunus serrulata), Scharlachdorn (Crataegus coccinea), Lederblättriger Weißdorn (Crataegus lavallei), Pflaumenblättriger Dorn (Crataegus prunifolia) und Hemlocktanne (Tsuga canadensis).
Abbildung 10: Mehrstämmige, schirmförmig geschnittene Kirschlorbeer
Das natürlich wirkende Erscheinungsbild der schirmförmigen Gehölze darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Gehölze immer wieder eines gekonnt ausgeführten Schnitts bedürfen, um ihre charakteristische Form zu bewahren.
3.5 Topiary
Unter Topiary versteht man den dekorativen Formschnitt von Bäumen und Sträuchern, vornehmlich von Eibe, Hainbuche und Buchsbaum. Die eigenartig klingende Bezeichnung, die vor allem im angelsächsischen Sprachgebrauch verbreitet ist, geht auf das Lateinische „opus topiarium“ zurück. So bezeichneten die Römer die an Lorbeer, Buchsbaum, Myrte und Rosmarin vorgenommenen Formschnitte. Topiary war in der Britischen Gartenkunst des 17. Jahrhunderts weit verbreitet, wurde im 18. Jahrhundert verpönt, dann aber um 1900 rehabilitiert und kam erneut in Mode. Allerdings setzten sich die Gartenarchitekten