Heilbuch der Schamanen. Felix R. Paturi

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Heilbuch der Schamanen - Felix R. Paturi

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Arznei verordnet. Der Arzt behandelt den Körper, der Schamane heilt die individuelle Seele.

       Die Kügelchen sind nur ein äußerlich sichtbares Vehikel für seine Arbeit. Er weiß, dass sie nicht aufgrund ihrer Inhaltsstoffe heilsam wirken, sondern aufgrund des Geistes, in dem er sie dem Kranken verabreicht. Dieser liebevolle Geist wirkt auf die Seele und so auf den ganzen Menschen. Niemand wird bestreiten, dass Liebe heilen kann, während Gefühlskälte krank macht oder die Gesundung behindert.

       Für den Genesungsprozess des Patienten ist es sehr wichtig, dass er im tiefsten Inneren davon überzeugt ist, ein unfehlbares Heilmittel zu sich zu nehmen. Dann erst wirkt es auf seine Seele, und diese ist es, die vor allem anderen geheilt wird. Das Körperliche ergibt sich dann von selbst. Die Seele aber fragt nicht nach Logik, sie verlangt Vertrauen und Liebe.

      Das innere Geschehen entzieht sich der Analyse des Verstands. Hier handelt es sich um Realitäten der Seele, die sich nicht in Worte fassen lassen.

      Das Wissen um die Heilwirkung auf die Seele

      Der Schamane bedient sich Techniken, die in erster Linie auf die Seele eines Kranken wirken. Den einen Patienten behandelt er mit Gesang, den anderen durch Handauflegen, einen dritten durch Anschreien und seelisches Wachrütteln, einen vierten mit kleinen weißen Kügelchen.

       Das Wissen um die Heilwirkung all dieser Maßnahmen bezieht der Schamane nicht aus eigener Kenntnis oder Erfahrung, denn er ist selbst nur ein Mensch, und als solcher kann er sich natürlich auch irren.

       Seine Krafttiere, seine Hilfsgeister, seine spirituellen Lehrer führen ihm dieses Wissen zu. Dieses ist von ungeheurer Wichtigkeit. Wäre das schamanische Heilwissen lediglich auf Erfahrungen gestützt, dann bestünde immer noch die Möglichkeit von Unzuverlässigkeiten bei deren praktischer Umsetzung.

       Iatren (Heilwirkungen) spielen sich tief im Inneren der Seele ab, wie bei dieser Pilgerin in Tschenstochau. Sie ist von der religiösen Freude sichtlich überwältigt.

      Verstandene und gefühlte Wirklichkeit

      Warum ist das Prinzip der Heilung über die Seele für Rationalisten und Naturwissenschaftler so schwer zu begreifen? Wer seine Welt aufmerksam wahrnimmt, begegnet doch tagtäglich Beispielen, die dieses Prinzip belegen. Da sieht ein Mensch, den starke Depressionen plagen, einen bunten Schmetterling über eine sonnenbeschienene Wiese gaukeln. Freude erfüllt ihn bei diesem Anblick, vielleicht beginnt er vor Glück sogar darüber zu weinen und ist von seiner Niedergeschlagenheit geheilt. Vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus ist dieses Phänomen unbegreiflich, schließlich ist einem Schmetterling keine objektive Heilwirkung auf ein depressives Gemüt nachzuweisen.

       Der Schamane hingegen wird sagen: »Der Geist des Schmetterlings hat die Seele des Kranken geheilt.« Ist das bloß Aberglaube? Begreift man den Satz wortwörtlich, dann vielleicht. Doch genau wortwörtlich will der Schamane auch gar nicht verstanden werden. Er spricht einfach in der Sprache der Seele, die den Verstand überhaupt nicht mehr erreicht. Und doch hat er in seiner verstandesfremden Sprache nichts anderes als beobachtbare Wirklichkeit beschrieben: »Hier war ein depressiver Mensch. Dann kam ein Schmetterling. Sein Anblick hat den Menschen von seinen Depressionen befreit.« Was an diesen Tatsachen ist also unglaublich?

      Nicht jede Wirklichkeit ist nur deshalb real, weil sie sich wissenschaftlich er- und begründen lässt.

      Trauma und Iatra

      Nehmen wir ein anderes Beispiel, an dem deutlich wird, dass man durch künstliche Beeinflussung von außen am Verstand vorbei direkt auf die Seele einwirken kann. Traumata entstehen beispielsweise durch das Erlebnis eines schweren Unglücks, einer schweren Misshandlung, eines Unfalls. Das Wort »Trauma« bedeutet ursprünglich nichts anderes als Verletzung des Körpers wie der Seele. Um ein Trauma zu heilen, bedarf es des heilkundlichen Wissens, der Iatrik. Ich erlaube mir deshalb, der seelischen Erkrankung »Trauma« den Begriff des gezielt herbeiführbaren die Seele heilenden »Iatra« gegenüberzustellen.

       Iatren sind ebenso wirklich wie Traumata. Ein Schamane ist ein Spezialist für diese Iatren. Er ruft aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten gezielt Iatren bei seinen Patienten hervor, indem er unmittelbar mit deren verletzter Seele kommuniziert und dabei den Verstand ganz bewusst umgeht oder sogar ablenkt.

      Wie sich die Realität der Seele für einen Schamanen im Vergleich zur äußeren Wirklichkeit der Sinne und der Materie darstellt, lässt sich anhand eines schamanischen Reiseprotokolls sehr deutlich zeigen. Dazu sollten wir uns im Vorfeld die wesentlichsten Aspekte des schamanischen Menschenbilds vor Augen führen.

      Eine Seele, die frei und glücklich ist, kann sich in Weisheit und Zufriedenheit entfalten.

      Spuren in der Außen- und der Innenwelt

      Wann immer ein Mensch etwas tut, sieht, anderweitig wahrnimmt oder empfindet, wünscht oder denkt, hinterlässt das eine Spur. Manche dieser Spuren sind groß und dauerhaft wie beispielsweise ein Haus, das jemand gebaut hat; andere fallen kaum auf, wie das flüchtige Lächeln nach einem liebevollen Gedanken, wie schamhaftes Erröten oder der für Sekundenbruchteile verhaltene Atem nach einer Überraschung. Spuren aber gibt es immer.

       Doch nicht nur in der Welt der Sinne und des Verstands zeichnen sich solche Spuren ab. Jeder Mensch lebt zugleich noch in einer anderen Welt, der Welt der Seele. Die Spuren, die hier entstehen, haben andere Qualitäten als jene in der äußerlich wahrnehmbaren Welt. Sie sind dauerhafter und nach ganz anderen Maßstäben ausgerichtet.

      Seelenwohnung und Seelenumgebung

      Baut beispielsweise ein Architekt einen Wolkenkratzer, so muss das im Land seiner Seele gar nicht besonders auffallen. Stattdessen setzt vielleicht der flüchtige Anblick eines bunten Schmetterlings, der über einer sonnigen Blumenwiese flattert, im Seelenland eine weithin sichtbare Marke.

       Weise Menschen kennen den Lebensraum ihrer Seele ganz genau. Sie wissen, ob sie in einer versteckten Hütte tief im Wald wohnt, auf einer Insel inmitten eines Sees oder in einer Etagenwohnung in einem anonymen Wohnblock. Sie wissen, ob sie gern auf Reisen geht oder lieber zu Hause bleibt. Im Land unserer Seele können wir genauso planen, bauen und gestalten wie im Land der Sinne und des Verstands. Wir können die Wohnung unserer Seele auch so einrichten, dass sie sich darin wohl fühlt, mit wohlbestellten Gärten oder Wegen zu schönen Aussichtspunkten.

      Warum die Kenntnis der Seelenlandschaft so wichtig ist

      Jenen weisen Menschen bleiben auch die Seelenlandschaften ihrer Mitmenschen nicht verborgen. Wenn diese es zulassen, können sie dort zuweilen sogar etwas gerade rücken oder anderweitig für Ordnung sorgen.

       Wer allerdings nicht weiß, wo und wie seine Seele wohnt und womit sie sich umgibt, der muss mit einer sehr starken Seele oder einem schwachen Verstand gesegnet sein, um auf Dauer nicht krank zu werden oder nicht unter einer inneren Daseinsangst zu leiden. Viele Menschen haben vom Land ihrer Seele gar keine oder nur eine sehr vage Vorstellung, der Hauptgrund weshalb viele von Beschwerden geplagt werden.

      Ein bildhaftes Beispiel führt oft schneller zum tieferen Verständnis eines Zusammenhangs als es mehr oder weniger abstrakte Ausführungen vermögen.

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