Heilbuch der Schamanen. Felix R. Paturi

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Heilbuch der Schamanen - Felix R. Paturi

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oder Menschen mit Tierköpfen. Manchmal laden einen diese Wesen ein, mit ihnen gemeinsam eine Besichtigungsreise zu unternehmen. Dann sitzt man vielleicht auf einer Riesenschildkröte und fliegt mit ihr über eine endlose Sandwüste, oder ein Adler trägt einen durch ozeanische Korallengärten.

      Den richtigen Rückweg einschlagen

      Wenn die Trommel zur Rückkehr ruft, brechen Sie die Reise ab, indem Sie Ihren Weg in umgekehrter Reihenfolge zurücklegen. Das geht im Allgemeinen ohne weiteres Nachdenken und sehr rasch. Sie können auch auf Abkürzungen wieder in den Alltag zurückkehren, von wo aus Sie Ihre Reise in die andere Realität begonnen haben. Die Rückkehr auf demselben Weg wie dem Hinweg ist aber - besonders für Anfänger - sinnvoller. Man bekommt von Anfang an ein besseres Gespür dafür, wie man später selbst aktiv in das Reisegeschehen eingreifen kann.

      Die Sprache der Seele

      Wahrscheinlich haben Sie jetzt bereits Erfahrungen in der unteren Welt gesammelt und sind vielleicht ebenso überrascht wie irritiert von dem, was Ihnen begegnet ist. Die meisten Neulinge blicken auf wunderschöne Reiseerlebnisse zurück und wären gerne noch länger geblieben. Andere geben auch zu, dass sie etwas Angst verspürt hätten, weil sie nur in dunklen Kellerräumen herumgestolpert wären und dabei die Anwesenheit von unsichtbaren Kreaturen gefühlt hätten.

       Gemeinsam ist den meisten Anfängern die Frage, ob sie das alles wirklich erlebt oder es sich nur eingebildet haben. Dazu lässt sich nur sagen, dass sie das noch eine ganze Weile nicht so recht unterscheiden können werden. In einigen verbindlichen Sätzen erklären lässt sich der Unterschied auch nicht. Stellen Sie die Frage daher erst einmal hintan. Später klärt sich für Sie alles von selbst.

       Wichtiger ist zunächst etwas ganz anderes. Was bewirken all diese Erlebnisse? Warum erleben wir Tunnel, Höhlenlabyrinthe oder Berglandschaften, über die uns ein geflügeltes Pferd trägt? Was können wir damit anfangen?

      Den Philosophen der Aufklärung gemeinsam war die Abkehr von der Vorstellung der Glaubenswahrheit der Theologie und die Überzeugung, die Vernunft sei die letztgültige Instanz zur Beurteilung dessen, was wahr ist.

      Was ist eigentlich Wirklichkeit?

      Um hierauf eine Antwort zu finden, muss ich mit einigen Irrtümern aufräumen, die im Abendland weit verbreitet sind und ihren Anfang bereits in der Philosophie der griechischen Antike nahmen. Seitdem schleppen wir sie in allen nur denkbaren Spielarten mit uns herum und werden durch sie als unserem kulturellen Hintergrund geprägt.

       Von den griechischen Naturphilosophen über die mittelalterlichen Scholastiker hin zu den Aufklärern, Geschichts-, Transzendental- und Existenzphilosophen der Neuzeit reißt die müßige, weil ergebnislose philosophische Diskussion darüber nicht ab, was Wirklichkeit an sich ist, was wir in ihr wahrnehmen können und was nicht, und wie diese Wahrnehmungen überhaupt möglich sind. Dabei unterliegen alle diese Denker demselben, meiner Meinung nach der Philosophie generell innewohnenden Irrtum: Sie denken, und sie begnügen sich mit dem Denken. Denken aber geschieht immer in der Sprache des Geistes.

      Wie wir Wirklichkeit erfassen können

      Was aber, wenn es Ebenen der Wirklichkeit gibt, die sich dem verbalen Denken völlig entziehen? Schließlich gibt es viele Dinge um uns herum, die sich weder analysieren noch diskutieren lassen, weil sie nicht unseren Verstand, sondern unmittelbar unsere Seele ansprechen.

       Nehmen wir als Beispiel den Versuch, ein Kunstwerk zu erfassen. Dazu stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Wir können ein Gemälde rein wissenschaftlich erforschen. Das bedeutet, Farbanalysen vorzunehmen und technische Hilfsmittel, wie ein Mikroskop oder Röntgengerät, zu bemühen. Dasselbe Werk können wir auch geschichtsphilosophisch diskutieren. So werden wir versuchen, den Zeitgeist zu begreifen, in dessen Rahmen es entstand. Ein Schamane hingegen wird das Bild primär mit seiner Seele betrachten. Die Erkenntnisse, die sich ihm dadurch darbieten, sind durchaus eine Form der Wirklichkeit.

       In anderen Kulturkreisen, im alten Indien oder Ägypten etwa, ebenso wie in den großen chinesischen Heilslehren, im Shintoismus oder in den schamanischen Gesellschaften, geht man ganz selbstverständlich von der Existenz von Wirklichkeiten aus, die sich nicht logisch erklären und in Worte fassen lassen. Die Sprache dient hier allenfalls dazu, diese Realitäten durch Gleichnisse zu beschreiben.

      Die großen Offenbarungsschriften sind voll von Parabeln. Eine der großartigsten Reden Christi, die Bergpredigt, ist weitestgehend in Bildern ausgedrückt, die dem Verstand nur schwer, der Seele aber intuitiv zugänglich sind.

      Die Seele hat ihre eigene Sprache. Aber diese kennt keine Worte. Das übersehen Philosophen ebenso regelmäßig wie Naturwissenschaftler. Ansatzweise erkannt hat diese Tatsache allenfalls die moderne Psychoanalyse.

       Die nicht alltägliche Realität der Schamanen ist eine andere als die der abendländischen Denker. Sie fragt nicht nach Zusammenhängen von Ursache und Wirkung oder nach Begründungen, sondern nur nach Tatsachen. Schamanisch arbeiten bedeutet daher auch Tatsachen zu schaffen, sie zu verändern oder zu beseitigen; je nachdem, ob sie erwünscht sind oder nicht. So einfach ist das. Als Mittel dafür dient alles, was sich in der Praxis bewährt, ganz gleich, ob es nun einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise zugänglich ist oder nicht.

      Die Einheit von Wirkung und Wirklichkeit

      Einige Beispiele mögen dies illustrieren. Ein Kranker wendet sich an einen Heiler, bekommt von diesem kleine weiße Kügelchen verabreicht und wird davon gesund. Der schulmedizinisch ausgebildete Arzt wird dazu meinen, dass der Kranke einem Scharlatan aufgesessen sei, denn die Kügelchen bestehen aus nichts anderem als Milchzucker, sind aus seiner Sicht also keine Arznei. Dass der Patient dennoch gesund geworden ist, schreibt der Arzt dem so genannten Placeboeffekt zu. Der Schamane dagegen nennt die Kügelchen Medizin, denn schließlich bewirkten sie, dass der Kranke jetzt gesund ist.

       Arzt und Schamane sind sich nicht über die Heilung uneins, nur über den Wirkmechanismus. Der Arzt ist der Meinung, die Ursache für die Genesung liegt nicht in den Pillen, sondern in der seelischen Bereitschaft des Patienten, gesund zu werden. Dem Schamanen ist das gleich, denn für ihn zählt allein, dass der Kranke gesund wurde.

      Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, das keine Arznei enthält. Dieses kann jedoch subjektiv seelisch und dadurch heilsam wirken, weil der Patient großes Vertrauen in die scheinbare Arznei setzt.

      Die Bedeutung der inneren Haltung

      Wenn nun der Arzt versucht, den Patienten darüber aufzuklären, dass nicht die Arznei ihn geheilt habe, dann vernichtet er damit zugleich ihre Heilwirkung. Ein zweites Mal wird sie bei derselben Beschwerde nicht helfen. Der Schamane verhält sich genau entgegengesetzt. Er wird seinen Patienten darin bestärken, dass er genau das richtige Medikament bekommen hat. Bei einem zweiten Mal wird die innere Überzeugung des Patienten von der Wirkung der Arznei damit sogar wachsen.

      Die Bedeutung der individuellen Seele

      Wer nun meint, diese Haltung als Aberglauben abtun zu können, der irrt sich. Bei der Heilung dieses Kranken war weit mehr als nur ein Placeboeffekt im Spiel. Derselbe Schamane, der dem Patienten A gegen seine Leiden jene Milchzuckerkügelchen verabreichte, wird den Patienten B bei gleichartigen Beschwerden wahrscheinlich ganz anders

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