Heilbuch der Schamanen. Felix R. Paturi
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Die Frage nach der sinnlichen Qualität der Erlebnisse
Haben Sie vielleicht etwas anderes erlebt als Sie erwartet haben und deshalb die Reise als Ganzes angezweifelt?
Manche Menschen glauben, vor ihrem geistigen Auge müsste eine Art lückenloser Spielfilm ablaufen. Sie sind dann enttäuscht, »nur« einzelne blitzlichtartige Standbilder oder überhaupt nichts gesehen zu haben. Vielleicht fühlten Sie nur einen kalten Luftzug und hatten einen bestimmten Geruch in der Nase. Auch das sind schamanische Reiseerlebnisse.
Lassen Sie alle vorgefassten Meinungen darüber fallen, wie eine schamanische Reise verlaufen könnte. Vielleicht wünschten Sie sich, durch einen Brunnenschacht in eine blühende Landschaft zu gelangen und fanden sich stattdessen auf der Rolltreppe eines U-Bahnhofs wieder. Sie sagten sich dann sofort: »Aber das will ich doch gar nicht.« Und schon war Ihre Reise zu Ende, bevor sie beginnen konnte. Nehmen Sie alles so, wie es kommt, und wenn Sie es nicht mögen oder verstehen, wie es ist, dann fragen Sie nach, warum Sie dies und nichts anderes erleben. Irgendjemand wird erscheinen und Ihre Fragen beantworten.
Die Frage nach spirituellen Alternativen
Haben Sie vielleicht bereits einen anderen spirituellen Weg gefunden, der Ihnen mehr liegt als Schamanismus, beispielsweise Zen-Meditation oder Raja-Yoga?
In diesem Fall möchte ich Ihnen empfehlen, auf Ihrem Weg zu bleiben. Verzetteln Sie sich nicht. Man kann einen Berg nicht auf zwei Wegen gleichzeitig besteigen.
Die Frage nach den äußeren Begleitumständen
Haben Sie Ihre Reiseversuche vielleicht unter innerem oder äußerem Stress durchgeführt? Waren Sie unter Zeitdruck, weil Sie gerade Besuch erwarteten? Oder litten Sie unter Kopfschmerzen oder Migräne, die Ihre Reise störten?
Am besten beginnt man schamanische Reisen in einem entspannten Zustand. Unter Stress ist Reisen besonders für Anfänger schwierig.
Die Frage nach Erfahrungen mit Nirwana-Meditation
Sind Sie erfahren in Nirwana-Meditation? In diesem Fall müssen Sie sich wahrscheinlich erst umgewöhnen. Schamanisches Reisen bedeutet nahezu das Gegenteil Ihrer bisherigen Meditationserfahrungen. Ging es bei Ihren bisherigen Bemühungen darum, Ihr Bewusstsein weitestgehend zu entleeren, so kommt es jetzt auf intensives Erleben an.
Nirwana bedeutet soviel wie verwehen, erlöschen. Der Begriff aus der buddhistischen Lehre bezeichnet das Heilziel dieser Religion. Nirwana ist der Zustand des Erlöstseins, der Überwindung allen Strebens und allen Leides.
Die Frage nach den bisherigen Antworten
Konnten Sie alle vorhergehenden Fragen aufrichtig mit Nein beantworten, und haben Sie trotzdem nichts erlebt?
Dieser Fall ist so selten, dass ich Sie bitten möchte, die zwölf Fragen noch einmal sorgfältig durchzugehen und genau zu prüfen, ob sich nicht vielleicht doch ein unzutreffendes Nein eingeschlichen hat.
Erst wenn das ganz bestimmt nicht der Fall ist, können Sie unverändert mit Ihren Reiseversuchen fortfahren. Wahrscheinlich wird Ihre Geduld dabei aber auf eine äußerst harte Probe gestellt. Ich habe einige wenige Menschen kennen gelernt, die jahrelang immer wieder vergeblich schamanische Reiseversuche unternahmen. Dann, auf einmal, stellte sich unvermittelt der Erfolg ein. Oft erweisen sich solche Menschen später als besonders befähigt für schamanische Arbeit. Denn nicht jeder ist das in gleichem Maß.
Einen neuen Versuch unternehmen
Wer sich mit seinen ersten schamanischen Reiseversuchen schwer tut, kann ein bisschen mit der Methodik spielen. Variieren Sie beispielsweise die Trommelfrequenz. Oder versuchen Sie es ohne Trommel, beispielsweise begleitend zu einer monotonen rhythmischen Körperbewegung wie Jogging.
Beginnen Sie in diesem Fall anstatt einer Exkursion in die untere Welt mit einer Mittelweltreise. Dazu schließen Sie die Augen und stellen sich zu den Trommelklängen einen gut bekannten Weg vor. Legen Sie ihn im Geist zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto zurück, so wie Sie es im Alltag gewohnt sind. Achten Sie unterwegs darauf, was sich Ihnen anders präsentiert als im Alltag. Vielleicht trägt der Paketbote an der Straßenkreuzung auf Ihrer Reise keine braune Uniformjacke wie üblich, sondern ein langes gestreiftes Nachthemd. Vielleicht begegnen Ihnen Autos mit fünf Rädern. Wenn das der Fall ist, schleichen sich ganz langsam erste schamanische Elemente ein. Und bald werden Sie reisen können.
Wenn Sie mehrere Male scheinbar vergeblich versucht haben, allein schamanisch zu reisen, ist es möglicherweise sinnvoll, sich an einen guten Lehrer zu wenden und im Rahmen eines Seminars neue Erfahrungen zu gewinnen.
Der Ablauf einer gelungenen Reise
Wer von einer erfolgreich stattgefundenen Reise zurückkehrt, kann sehr Unterschiedliches erlebt haben. Dabei geht es um derart viele verschiedene Möglichkeiten, dass es unmöglich ist, sie hier alle aufzuzählen. Doch gibt es einige Standardelemente schamanischer Reisen, die häufiger vorkommen als andere. Ein paar davon möchte ich hier vorstellen. Vielleicht kommt Ihnen das eine oder andere bekannt vor.
Tunnelerlebnisse und Eingangsräume
Häufig sind so genannte Tunnelerlebnisse. Nachdem der Reisende seinen Eingang hinter sich gelassen hat, fühlt er sich plötzlich in eine Art Röhre oder einen dunklen Tunnel hineingezogen, der mehr oder weniger steil nach unten führt. Manchmal haben diese Röhren den Charakter von Wellrohren, oder ihre Wände zeigen spiralige Linien. Durch solche Eingänge kann man gehen, laufen, fliegen oder fallen.
Es muss aber nicht immer ein Tunnel oder eine Röhre sein. Andere Menschen finden sich stattdessen unmittelbar nach dem Eintritt in die untere Welt in dunklen kellerartigen Räumen wieder, mit Treppen, die weiter hinabführen, oder in weiträumigen natürlichen Grotten und Tropfsteinhöhlen. Wieder andere sehen sich zunächst unter Wasser.
Erlebnisse in den ersten Räumen
Alle Anfangsphasen einer Reise in die untere Welt können in eine Landschaft münden. Das kann ein Gebirge sein, ein Hügelland, aber auch eine Steppe, Wüste oder ein Meeresufer. Man kann sich aber auch in einer Großstadt wiederfinden, genauso wie im Inneren eines Palasts. Eine weitere Variante ist ein dunkler, leerer Raum, in dem der Reisende scheinbar stecken bleibt. Manchmal stellt sich dieser Raum auch gleich nach dem Reisebeginn ein. Das bedeutet nicht, dass die Reise erfolglos ist. Solche Räume sind oft äußerst nützlich. Vielfach finden sich Menschen dort wieder, die im Alltag mit viel Stress zu kämpfen haben und erst einmal zu sich selbst finden müssen, bevor sie weiterkommen.
Durch die Intensität des Erlebens während einer Reise verändert sich die Zeitwahrnehmung. Während tatsächlich vielleicht nur eine Viertelstunde vergangen ist, hat der Reisende nach seiner Rückkehr häufig das Gefühl, sehr viel länger fort gewesen zu sein.
Wesen, die einem begegnen können
Wer in eine wie auch immer geartete Landschaft gelangt ist, kann dort - abgesehen von Pflanzen - ganz allein gewesen sein. Oft begegnen einem aber schon auf der ersten Reise Tiere oder auch andere Menschen. Sie müssen