Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht. Gundula Barsch

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Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht - Gundula Barsch

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fünftens das Trinktagebuch auch genutzt werden, um die Art und Weise der Umsetzung der erdachten Strategien zu dokumentieren. Mit einem exakt geführten Tagebuch wird nicht nur festgehalten, wo es gelungen ist, den erarbeiteten Plan einzuhalten und wo dies weniger gut gelungen ist. Es gibt auch Hinweise darauf, wie ein erneuter Versuch aussehen könnte, die empfohlenen Trinkmengenlimits einzuhalten, ohne das Gefühl enormer Verzichtsleistungen zu provozieren.

      Wenn die Debatte offen geführt werden kann, kommt bei der Arbeit mit dem Trinktagebuch in der Regel ein großer Einfallsreichtum zustande. Dieser kreist legitimer Weise darum, wie sich den empfohlenen Mengenlimits ohne einschneidenden Verzicht genähert werden kann. Eine starke Motivation und Handlungsbereitschaft kann gerade von der Tatsache ausgehen, dass in diesem Nachdenken die Berechtigung von Genuss nicht in Abrede gestellt wird und durch den Klienten Strategien für eine Trinkmengenreduktion ersonnen werden, die diesem realistisch und praktikabel erscheinen.

       Merkenswert: Auf der Basis eines sorgfältig geführten Trinktagebuches lassen sich Beratungsstrategien entwickeln, die auf sehr verschiedene Weise Hilfe und Unterstützung bei der Entwicklung eines Trinkens geben, das den empfohlenen Trinkmengen zur Vermeidung von Alkoholfolgekrankheiten entspricht. Diese Strategien beschränken sich nicht allein auf die Kontrolle der getrunkenen Alkoholmengen über den Tag, die Woche und den Monat. Trinktagebücher können zugleich eine Sensibilisierung der Wahrnehmung und eine kritische Reflexion des eigenen Trinkens fördern. Mit dem Trinktagebuch lassen sich aber auch Beratungen durchführen, die auf die Entwicklung von Strategien für erfolgversprechende Veränderungen des Trinkens und deren Umsetzung zielen. Mit einem Trinktagebuch kann auch dokumentiert werden, wieweit die erstrebten Veränderungen realisiert werden konnten, an welcher Stelle dies noch nicht gelungen ist. Schließlich ergeben sich auch Hinweise darauf, in welche Richtung die anfangs entwickelten Strategien zu korrigieren sind, damit sie erfolgreich umsetzbar werden.

      Das Potential dieser Methode erschließt sich jedoch nur, wenn es in ein passendes professionelles Handeln eingebunden wird, das sich den Grundideen der Befähigung des Klienten, des Selbstmanagements und des Empowerments verpflichtet fühlt und wegrückt von unproduktiven Kontrollbedürfnissen, paternalistischen Beweggründen und einer mangelhaften Bereitschaft, die mit dem Alkohol verbundenen positiven Gründe anzuerkennen und zu akzeptieren.

       1.3Zusammenschau

      In der Bevölkerung ist das Wissen um die Zusammenhänge zwischen regelmäßig zu hohem Alkoholkonsum und der Entwicklung gesundheitlicher Störungen wenig bekannt. Es gibt dazu einen erheblichen Informationsbedarf. Es gehört zu den Aufgaben eines jeden Sozialarbeiters, an der Information und Befähigung der Menschen zu einem gekonnten Umgang mit Alkohol mitzuwirken.

      Alkoholfolgeerkrankungen bleiben oft unerkannt, weil sozial angepasstes und damit weitgehend unauffälliges Trinken in unserer Kultur bereits das Risiko mit sich bringen kann, eine Menge an Alkohol zu konsumieren, die gesundheitliche Beeinträchtigungen auslösen kann.

      Die Trinksitten der verschiedenen sozialen Gruppen und Schichten unterscheiden sich zwar in ihrer konkreten Form, aber nicht wesentlich in Bezug auf die konsumierten Mengen. Deshalb kann in allen Bereichen Sozialer Arbeit auf Klienten getroffen werden, deren gesundheitliche Situation durch riskanten Alkoholkonsum mitgeprägt ist.

      Sozialer Arbeit kommt bei der Früherkennung und Bewältigung von Alkoholfolgekrankheiten eine wichtige Rolle zu! Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Klient und Sozialarbeiter ist eine gute Basis, erstens Zusammenhänge zwischen regelmäßig konsumierten Alkoholmengen und gesundheitlichen Problemen der Klienten aufzuklären; zweitens bei erkanntem regelmäßig zu hohen Alkoholkonsum und ätiologisch unklaren Beschwerden eine medizinische Klärung zu eventuell bereits vorliegenden Folgekrankheiten anzuregen; drittens bei Vorliegen einer Alkoholfolgekrankheit zu einer medizinischen Behandlung anzuregen und viertens Klienten dazu zu motivieren und zu befähigen, Veränderungen des Trinkens vorzunehmen, mit denen die empfohlenen Trinkmengen besser eingehalten werden können.

      Oft verweigern Klienten den Besuch einer Drogenberatung. Um für einen gesundheitlich weniger riskanten Alkoholkonsum zu sensibilisieren und praktische Anregungen für eine Umsetzung zu geben, ist eine so hochspezialisierte Hilfe in der Regel auch nicht immer nötig. Hilfreiche Anregungen zu einer Veränderung des Trinkens können durchaus in den bereits bestehenden Beziehungen zwischen Sozialarbeiter und Klient gegeben werden.

      Sozialarbeiter müssen deshalb für diese Thematik sensibilisiert sein, ein fachliches Grundwissen zu den dabei relevanten Zusammenhängen haben und sich zuständig auch für diesen Teil der Lebensbezüge der Klientel fühlen.

      Zum professionellen Knowhow für eine Beratung zu Alkoholfolgekrankheiten und einem dazu passenden Risikomanagement gehören erstens das Wissen zu empfohlenen Trinkmengenlimits; zweitens Kenntnisse dazu, wie sich Trinkmengen ermitteln lassen; drittens methodische Ansätze, wie Klienten zu einer Gesamtschau auf das von ihnen praktizierte Trinken motiviert und angeleitet werden können und schließlich viertens Beratungsstrategien, mit denen passende Strategien zur Reduktion der regelmäßig konsumierten Alkoholmengen erarbeitet werden können.

      Die Erarbeitung von und die Arbeit mit sachlichen Informationen können damit zu einer guten Ausgangsbasis werden, die Notwendigkeit einer Veränderung des Trinkverhaltens sachlogisch und weitestgehend ohne moralische Vorwürfe vorzutragen. Eine vorbehaltlose Dokumentation der Trinkgewohnheiten lässt die Forderung nach einer Trinkmengenreduktion oft auch für diejenigen Klienten sinnvoll und einsichtig werden, die mit ihren regelmäßig konsumierten Alkoholmengen ein hohes Risiko für gesundheitliche Probleme eingehen und einen solchen Zusammenhang in ihrem konkreten Fall kaum für möglich gehalten haben.

       1.4Nachlesenswert

      Büringer et al. (2000): Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen in Deutschland. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Band 128, Baden-Baden

      Klingemann, H. (2004): Forschungs- und Diskussionsstand zum Kontrollierten Trinken in der Schweiz und ausgewählten Nachbarstaaten. In: Projekt im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit und in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Kommission für Alkoholfragen (EKA): Literatur und Expertenbericht zum Modul A der dreiteiligen wissenschaftlichen Studie „Kontrolliertes Trinken: Bestandsaufnahme und Umfrage zur Akzeptanz und Praxisumsetzung als Behandlungsziel, Bern, S. 80-99.

      Körkel, J., Bahle, F. (2007): Damit Alkohol nicht zur Sucht wird - kontrolliert trinken: 10 Schritte für einen bewussteren Umgang mit Alkohol. Trias Verlag

      Kruse, G., Körkel, J., Schmalz, U. (2000): Alkoholabhängigkeit erkennen und behandeln – mit literarischen Beispielen. Psychiatrie Verlag

      Legnaro, A. (1981): Alkohol und Verhaltenskontrolle – Bedeutungswandlungen zwischen Mittelalter und Neuzeit in Europa. In: Rausch und Realität – Drogen im Kulturvergleich, Köln

      Winter, E., Stoiber, I., Engel, H. (1987): Schicksal Abhängigkeit. Alkohol. Probleme. Auswege. Berlin

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