100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2. Erhard Heckmann
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Lillooet ist eine große Ouvertüre zur Cariboo Geschichte. Der „Meile-Null-Pfahl“ an der Hauptstraße markiert den Start der einstigen „Cariboo Wagon Road“ von 1861, und der Ort rühmt sich, dass er einst sechzehntausend Reisende und dreizehn Saloons in seinen Grenzen hatte. Vom Museum, das Details aus der alten Zeit unter seinem Dach bewahrt, sind es nur einige Schritte bis zu Dr.Miyazakis Haus von 1890. Auch die Reste des „Hangman’s Tree“ im heutigen Cayoosh Park oberhalb des Ortes ist ein altes Symbol und eine Erinnerung an die Tage in „Wild West“, war er doch die Antwort, die Richter Matthew Bailie Begbie in seinen Urteilen für Mörder zur Hand hatte. Westlich des Ortes liegen die alte Minen Gold Bridge, Pionier und Bralorne, die damals als BC’s reichste Goldfelder galten. Allein in letzterer, die erst 1970 geschlossen wurde, arbeiteten fünftausend Miners und entrangen dem Boden Gold für mehr als 145 Millionen Dollar. Gold Bridge, mit Hotel, Tankstelle und ganzjährigen Urlaubsangeboten liegt im Bridge River Valley, das von gewaltiger Bergwelt umgeben ist. Wandern, Reiten, Heli-Ski, Flusscanyons, Geisterstädte, tiefe Seen und reißende Bäche, Bergziegen, Bighorn-Schafe, Schwarzbären und Pumas bieten dem Touristen dabei genügend Abwechslung.
Von Lillooet zog sich nicht nur die berühmte Cariboo Wagon Road über etwa 300 Kilometer bis Barkerville in die Cariboo Mountains, sondern von hier aus wurden auch die Meilen zu den Roadhäusern gezählt. Der moderne Reisende fährt allerdings nicht mehr über Stock und Stein, sondern reist bequem auf der „Gold Rush Trail Route“, die als „97“ asphaltiert und begradigt die alten Pfade verbindet und zu den gleichen Zielen führt. Der eilige Tourist benutzt den Trans-Canada-Highway, der nördlich von Hope durch den engen Fraser Canyon zieht, der für die damaligen Schaufelraddampfer unpassierbar war. Auf der Höhe von Lytton, wo die „12“ entlang des Fraser Rivers nach Lillooet abbiegt und in diesem Flussabschnitt bis über drei Meter lange weiße Störe an die Angel gehen, schlägt der TCH als Nummer 1 einen kurzen östlichen Bogen und sich selbst mit der Zusatzbezeichnung „Cariboo Highway“ auf die Westseite des North Thompson Rivers. An der „97“ bei Cache Creek verabschiedet er sich wieder Richtung Osten und überlässt der nordwärts ziehenden „97“ die Ehre, an die alte Straße aus der Goldgräberzeit zu erinnern. Auch die von Lillooet über Pavilion kommende „99“, die durch den Marble Canyon Provincial Park ihren Weg nimmt, schließt nördlich von Cache Creek zu jener auf und lädt, direkt an ihrem Abzweig, zu einem Besuch der berühmten und historischen Hat Creek Ranch ein. Die kleine Straße, an der sie liegt, ist mit „Ashcroft“ ausgezeichnet, dass einige Kilometer südlicher zu finden ist. Auch dieser Ort hatte in der Goldgräberzeit seine wichtigste Phase, denn als dort die Schienen des „Canadian Pacific Railways“ in den 1880er Jahren ankamen, wurde Ashcroft zur „Meile Null“ an der Straße zu den Goldfeldern. Was die Eisenbahn an Fracht und Ausrüstungen für die Goldminen hier ablud, wurde auf Postkutschen, Frachtwagen und, im Winter, auf Schlitten umgeladen. 1887 etablierte sich hier auch erneut die „BC Express Company“, ein sehr bekanntes Postkutschenunternehmen aus Yale, und blieb für 35 Jahre. Als 1920 der „Pacific Great Eastern Railway“ gebaut wurde und Prince George und das nördliche Interior British Columbias von Alberta aus ansteuerte, hatte Ashcroft seine strategische Rolle als Transport- und Service-Center wieder verloren. Ähnlich erging es auch dem nördlich von Hope gelegenen Yale, das 1848 südlich des Fraser Canyons als Fort der Hudson’s Bay Company begann, und zu Zeiten des Goldrausches als die größte Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco galt, denn hier kamen die Goldsucher mit der Eisenbahn an. Danach ging es zu Fuß weiter.
Zur Hat Creek Ranch sind wir aber erst zehn Jahre später abgebogen, und von diesem Besuch stammt auch ein grau-grüner Stein, der neben einem bunten Original aus den Regenbogen-Bergen sein Fach im Bücherregal bewacht, wie das seine Kollegen aus Alaska, Australien, Hongkong oder aus anderen Ecken dieser Welt auch tun. Mittelpunkt der etwa ein Dutzend restaurierten Gebäude ist das „Hat Creek House“, das 1861 von dem ehemaligen Hudsons Bay Händler Donald McLean als „Stopping House“ erbaut wurde und als Postkutschenstation diente, die Reisenden, Frachtwagenfahrern und Goldsuchern Mahlzeiten und Übernachtung bot, aber auch Pferde für den Wechsel vor den Kutschen bereit hielt, die von Ashcroft gestartet waren oder von den Goldfeldern zurück kamen. Das Haupthaus, wo am Eingang nach wie vor das Schild „Barnard’s Express and Stage Office“ auf sich aufmerksam macht, war eines der komfortabelsten Rasthäuser an der Cariboo Wagon Road. Es ist wie in jenen Tagen eingerichtet und während einer Führung zu besichtigen. Und dort, wo man auf dem Weg zu ihm hinter der Brücke den Fuß wieder auf festen Boden setzt, betritt man das letzte, der Öffentlichkeit zugängliche Teilstück dieser historischen Straße. Die etwa 130 Hektar große Ranch, die Kutschfahrten, kleine Trail-Ritte und Camping offeriert, ist gepflegt, liegt mit mehreren frei zugänglichen Gebäuden in einem kleinen Tal, und das beste Foto bietet die Kuppe des Hügels, der sich hinter dem letzten roten Barn erhebt. Mich interessieren hier zwar in erster Linie die Pferde, die alten Ställe und der rote Stagecoach, der als einer der wenigen Originale hier überlebt hat, doch ist auch das kleine „Show-Dorf“ der Sushwap Indianer interessant, das am nahem Creek Einblick in das frühere Leben dieser hier ansässig gewesenen Ureinwohner gibt und auch ein „Keguli-Erdhaus“ einschließt, das im Winter bezogen wurde. Die Bediensteten der Ranch, die die Vergangenheit gern erklären, sind zwar auch wie damals gekleidet, doch „Originale“ sind sie nicht. So kam auch der Sattler, der im großen Original-Barn, wo früher die Kutschpferde standen, werkelte, nicht aus Kanada, sondern aus Koblenz und war gelernter Elektriker, während die junge Frau im Road House aus Kempten im Allgäu stammte. Beide waren vor mehreren Jahren hier auf Urlaubstour und wollten danach nicht mehr zurück.
Für die Goldsucher gab es 1859 aber weder die Cariboo Wagen Road noch die Möglichkeit, auf einem Trail durch den nördlich von Yale gelegenen Fraser River Canyon zu gelangen, um flussaufwärts nach Gold zu suchen. Somit hatte Gouverneur James Douglas auch sofort die Unterstützung von mehr als 500 Goldsuchern, als er einen Pfad schlagen lassen wollte, der Port Douglas am Harrison See mit dem Südende des Lillooet Lakes verband, und von dessen Nordende weiterzog zum Anderson- und Seton Lake. Als der „Douglas Trail“ fertig war konnten Wagengespanne und Packpferde zwischen Port Douglas und Lillooet unterwegs sein, während die Seen vorerst noch mit Ruderbooten überbrückt werden mussten, bis auch die Dampfschiffe zur Stelle waren. Der Trailbau war aber keineswegs für die Goldsucher gedacht, sondern er sollte von Anfang an das Landesinnere nördlich des 49. Breitengrades erschließen und damit weiteres Territorium für Britannien sichern. „Geschickt“ war der Governeur auch mit seinen Trailarbeitern, denn er nahm bei Baubeginn jedem seiner mehr als 500 Arbeiter 25 Dollar ab – damals keine kleine Summe – um sicher zu sein, dass die Goldgräber bis zum Ende des Wegebaues ihre Pflicht erfüllten. Dieses Geld zahlte er auch zurück, doch die andere Zusage, die Ausrüstungen dieser Arbeiter kostenlos mit Tragtieren zu den Goldfeldern zu befördern, hielt er nicht.
Von Lillooet führte der nördliche Weg der Goldsucher weiter über den „River Trail“, und was jetzt Farmland ist, und teils von jenen Männern selbst kultiviert wurde, war damals offenes Gelände. Und dort, wo heute die Indianersiedlung Pavilion zu finden ist, führte