Lombok. Matthias Falke

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Lombok - Matthias Falke

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style="font-size:15px;">      »Warum ist das relevant?«, fragte der Vorsitzende.

      »Dann wäre es unerlaubtes Entfernen von der Truppe und Feigheit vor dem Feind!«

      »Und? Was ist Ihre Einschätzung?«

      »Wiszewsky argumentierte, er sei ohnehin durch Rogers seiner Funktion als Kommandant der MARQUIS DE LAPLACE enthoben worden, die im übrigen ein ziviles Schiff sei.«

      »Kam er damit durch?«

      »Er zog sich später, wohl auf Anraten seiner Anwälte, auf die Sprachregelung zurück, er habe einen Blackout gehabt.« Sie grinste und forschte gleichzeitig in den Gesichtern der vier Kommissionsmitglieder, die ihr aufmerksam und amüsiert zuhörten, ob sie sich noch einen Schritt weiter vorwagen könne. »Die Rückfrage des Richters, ob er einen Blackout gehabt habe oder sein Schiff, war jahrelang ein geflügeltes Wort an den Kompaniebars der Union.«

      »Ich erinnere mich daran.« Der Vorsitzende tauschte einen Blick mit seinen Kollegen. Dann wurde er wieder ernst. »Wann fand diese Verhandlung statt?«, fragte er lauernd.

      »Mehr als fünf Jahre nach der Schlacht!«

      »Warum?«

      »Weil Wiszewsky ...« – sie musste wieder grinsen –,»er war fünf Jahre lang in Hibernation, auf der Rettungskapsel.«

      »Wie das?«

      »Er hatte einen extrem exzentrischen Kurs programmiert, deshalb versuchte er sich ja später auf eine Fehlfunktion herauszureden. Es dauerte demnach eine Weile, bis er gefunden wurde. Aber er war ja in Tiefschlaf, insofern konnte nichts geschehen.«

      »Halten Sie diese Version für glaubwürdig?«

      »Es gibt Stimmen«, sagte sie vorsichtig, »die behaupten, man habe ihn bewusst einige Jahre durch den Raum treiben lassen. So fiel seine Aufbringung und Wiederbelebung verblüffend genau mit dem Ausscheiden Vizeadmiralin Doina Gobaidins zusammen, die seine Stellvertreterin auf der MARQUIS DE LAPLACE gewesen war und das Kommando kommissarisch innehatte, solange er – vermisst war.«

      Wieder schmunzelten Prüfling und Prüfer in hämischem Einverständnis vor sich hin.

      »Und jetzt?« Der Vorsitzende brachte die Frage nur mit unterdrücktem Prusten heraus.

      »Alexander Wiszewsky verlangte volle Rehabilitierung. Sie wurde ihm erteilt. Er ist jetzt Commodore und Oberkommandierender der neuen MARQUIS DE LAPLACE.«

      »Was noch?«

      »Wegen der fünf Jahre verlangte er eine Entschädigung. Aber zum einen konnte er nicht nachweisen, dass man ihn vorsätzlich so lange in der Kapsel durch den Raum trudeln ließ. Zum anderen, argumentierte der Anwalt, der die Seite der Union vertrat, war er ja in Hibernation. Er ist nicht gealtert, die fünf Jahre sind für ihn gar nicht vergangen.« Sie zog die Lippen kraus. »Er ist so jung und dynamisch wie eh und je.«

      »Der arme Alexander«, sagte der Vorsitzende in abschließendem Ton. »Das hat er wirklich nicht verdient.«

      Im Seminarraum trat Stille ein. Alle schmunzelten vor sich hin. Die Sonne stand hell zu den großen Fenstern herein. Draußen leuchtete ein warmer Spätsommertag über dem Campus.

      »Wenn keine weiteren Fragen sind, würde ich Sie bitten, einen Augenblick draußen zu warten.«

      Sie verließ das Zimmer und ging draußen auf dem langweiligen Gang hin und her. Die Konzentration fiel von ihr ab. Plötzlich fühlte sie sich müde und zerschlagen. Im Geist ging sie das Gespräch noch einmal durch. Hatte sie sich hinreißen lassen? Am Ende war der Ton sehr locker und vertraulich geworden. Die Prüfer hatten eingestimmt, aber gerade das konnte eine Falle gewesen sein. Die Union war ihrem Selbstverständnis nach eine zivile Institution, aber nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ihre Organisationsstruktur und ihre Umgangsformen waren militärisch geprägt.

      Man rief sie wieder hinein. Der Vorsitzende hatte seinen Platz an dem Tisch an der Stirnseite wieder eingenommen. Die anderen saßen an der Längsseite. Sie versuchte in den Mienen der Personen zu lesen. Aber dort fand sie nur die gleiche freundliche Undurchdringlichkeit wie vor der Prüfung. Ein höfliches Lächeln, das absolut nichts verriet.

      »Eine Frage habe ich noch«, sagte der Vorsitzende. »Rein interessehalber, die Prüfung ist vorbei.«

      »Bitte sehr.« Sie versuchte so locker und aufgeschlossen wie möglich zu wirken, dabei war sie jetzt angespannter als während des ganzen Gesprächs.

      »Sie haben alles umfassend und flüssig referiert. Es klang manchmal beinahe, als wären Sie dabei gewesen. Wie haben Sie sich dieses Wissen so zueigen gemacht.«

      »Ich kenne Leute, die dabei gewesen sein«, sagte sie ausweichend.

      »Wie darf ich das verstehen? Sie sind sehr jung.«

      Sie wand sich. Die Prüfung selbst war anonym abgelaufen. Das war ihr recht so. Sie wollte nicht als Tochter ihres Vaters wahrgenommen werden.

      »Sprechen Sie frei«, sagte der Vorsitzende freundlich. »Der offizielle Teil ist vorbei, das Protokoll ist geschlossen. Es interessiert uns einfach. Wir haben, das darf ich jetzt schon sagen, in all den Jahren keinen Kandidaten gehabt, der sich so souverän gezeigt hat wie sie.«

      Sie atmete durch. Da war ja auch noch die Sache mit Mariafels! Aber irgendwann musste sie ihre Identität sowieso offen legen.

      »Ich habe schon als Kind bei Laertes auf dem Schoß gesessen«, sagte sie. »Dem Chefprogrammierer ...«

      »Wir wissen, wer Laertes ist«, warf der Vorsitzende erstaunt ein.

      »Ich bin mit General Rogers ...« Beinahe hätte sie gesagt: rumgehangen. »Er hat mir Schießen beigebracht. Alexander Wiszewsky war häufig zu Gast in meinem Elternhaus.«

      »Jetzt werde ich aber doch neugierig«, sagte der Vorsitzende. »Diese Prüfungen haben anonym durchgeführt zu werden, um ohne Ansehen der Person zu einem objektiven Urteil zu kommen. Aber da wir unser Urteil bereits gefällt haben, darf ich Sie mit Einverständnis meiner Kollegen glaube ich bitten, und ihren Namen zu nennen.«

      »Jennifer Ash.«

      Vier Augenpaare richteten sich auf sie.

      »Die Tochter von Franklin Ash?«, fragte der Vorsitzende.

      »Ja.«

      Die Prüfer nickten einander zu. Der Vorsitzende hatte ein Glitzern in den Augen, als habe er gerade eine Wette gewonnen.

      Er stand auf und kam um seinen Tisch herum. Auch die Beisitzer erhoben sich. Er trat auf Jennifer zu und reichte ihr die Hand.

      »Willkommen bei der Union.«

      Sie nahm die Hand und schüttelte sie. »Herzlichen Dank, General Hower.«

      Der Vorsitzende stutzte.

      »Ich erkenne es, wenn eine Koryphäe vor mir sitzt«, sagte sie leichthin.

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