Satt statt stark. Petra M. Jansen

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Satt statt stark - Petra M. Jansen

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wissen Menschen was los ist

      sprich, was IST,

      dann kann man es verstehen,

      sprich die Wahrheit,

      dann kann man sich entscheiden,

      sprich alles aus,

      dann hat jeder die Wahl

      spreche,

      wenn du sprechen magst,

      sage nichts,

      wenn du es nicht kannst

      bist du frei

      von Ängsten und Zweifeln,

      bist du

      ehrlich,

      wahrhaftig und wahr.

      Also sprich!

      Und halt die Klappe,

      wenn du nicht sprichst

      und nur redest.

      Sei das Schaf in der Herde, Hirten sind wieder „in“.

      Brave Herden brauchen keine Hunde, aber die sind doch so süß.

      Dem Himmel sei Dank, es heilen alle Wunden.

      So steht’s geschrieben!

      Ja, da haut die hohle Hand vor die Stirn, doch es tut sich nichts.

      Kein Ruck! Zückt die Intelligenz nicht sein Schwert?

      Abgestumpft. Mensch macht sich untertan. Und das auch noch freiwillig.

      Um Himmels willen! Fundamentalismus und Fanatismus reichen sich die Hand.

      In einem bekloppten Land, einem Land des Untergangs.

      Na klar. Wenn die Deppen höfisch kniend ängstlich vor dem verschlingenden Boden unter den Füssen zurücktreten und bloß keinen Schritt nach vorne wagen. Dann darf man sich nicht wundern über den desolaten Zustand unsere Welt. Herrje, was stand da geschrieben?

      Das riesige Ungeheuer frisst gefräßig seine Beute, die unbedarft darüber latscht?

      Nicht, dass die Gläubigen nun von ihrer Haltung abweichen, beileibe nicht.

      Geht auch gar nicht, da hat Großes schon allergrößten Schaden angerichtet.

      Außerdem war Maria ja Jungfrau. Diese aber hat tatsächlich ein Kind geboren und wie geht das? Retorte? Künstliche Befruchtung?

      War die Wissenschaft schon weiter als wir alle dachten?

      In einer Zeit, in der kräutersammelnde, emanzipierte Damen auf dem Scheiterhaufen verbrannten, weil der Aberglaube so allmächtig war?

      In einer Zeit, die paradiesisch war mit all ihren Seuchen und Kriegen?

      Grausam. Unfrei.

      Richard Dawkins ist wohl ein Schwätzer, der Mann hat sicher den Pakt mit Satan geschlossen. Genau. Sodom & Gomorra im Jahre 2012 und auf einer Welt ohne Zukunft. Obwohl uns ja versprochen wurde, dass die Menschen Rettung finden, aber darüber bestimmt ja ein Monarch. Eigentlich ein König und der darf ja mit Macht gar nix an der Krone haben, oder wie? Beten wir mal alle, dass der Erdboden uns nicht verschlingt, aber dafür brauchen wir Verstand, Mut, Engagement und klare internationale Absprachen.

      Versiegt unser Glaube, landen wir in der Hölle und schmoren vor uns hin.

      So steht’s geschrieben!

      Und das wird uns erwarten, wenn wir uns nicht sofort alle gefälligst der absoluten Gehirnwäsche unterziehen und uns in falsch verstandene Religiosität flüchten.

      Augenringe weggetüncht, Spuren der Nacht zwischen Frühstücksspeck und Kakao. Das Telefon ist stumm. Der Schulbus kommt in zehn Minuten. So lange hatte er auch gebraucht. Heute Nacht am Telefon. Gleich geht’ s einkaufen! Gummibärchen, Puffreis und saure Zungen und vielleicht war noch ein kleines Mittagsschläfchen drin. Viel Zeit war nicht. Um halb elf musste die Tiefkühlkost eingeräumt sein und Frau Weber – von drei Straßen weiter – wartete dann auch. Zweimal pro Woche und schwarz, versteht sich. Nebenher Schreibarbeiten, Telefonakquise und Seitenpflege online.

      Lisa und Simon hatten heute länger Schule. Eine Zigarette und ‘ne Tasse Kaffee, mehr ging nicht im Moment. Irgendwo hatte sie ihre Tabletten. Leben – den ganzen Tag und die ganze Nacht. Irgendwann wird es besser werden.

      Er zahlte nichts, keine Kohle kam rüber und sie liebte ihre Kinder. Und wie sie die liebte! Sie waren jedes Kotzen wert, jede Sekunde, die sie zusätzlich heimlich machte, weil es gutes Geld brachte. Ein Scheißjob. Ohne Bezahlung vorab gab’ s gar nichts. Kein Wort, keine Silbe, kein Stöhnen. Letztens geilte sich einer daran auf, dass sie ihn in Windeln durch’s Wohnzimmer peitschte. Er pinkelte sich voll. Sie ekelte sich. So was hinterlässt Spuren, sie war nicht abgebrüht. War keine alte Hure, die das gewohnt war. Telefonwichser. Sie tat es wegen des Geldes. Er gegen seine Einsamkeit.

      Nachts schliefen die beiden Engel, für die sie spermageilen Anrufern ihre Hotline öffnete. Das Telefon log ihm vor, was ihn kurzweilig erigieren ließ. Anonym, dreckig, alles ist erlaubt.

      Wähle sechs neun sechs neun, viermal die sechs und die dralle, nasse, heiße Blonde, die in Wahrheit eine kämpfende Brünette ist, holt dich wieder runter. Für’ n paar Euro, fast umsonst …

      Engel wollen fliegen, dafür darf der Teufel lachen.

      Einbett-Belegung haben wir nicht. Blutdruckmessung fünf Uhr fünf. Um elf folgt der Rattenschwanz der Visite. Mittagessen, scheiße. Wir sind doch kein Hotel! Die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt, Service am Kunden hat Priorität.

      Es stöhnt der Nachbar auf der Pritsche, nachmittags die ganze Roma-Sippe. Schwester!!! Helfen sie mir mal auf’ s Klo, der Beutel an mir, der will nicht mit! Irvana und Jolanda eilen herbei, ein gehetzter Blick auf die Zeiger. Wo sind denn bloß die Tabletten? Ivana hatte sie doch heimlich hinterlegt?

      Der Chefarzt ist schon fertig mit der Line – feiner, weißer Staub unter seiner Nase. Na, wer sagt’s denn? Speed, Crack, Koks, diverse Pillen.

      Ganz im Sinne der Patienten. Rund um die Uhr. Schicht für Schicht beste Qualität!

      Deftige Hausmannskost, da weiß man(n) was man(n) hat. Langjährig erprobt. Nicht ganz, der Herr – es wird sich gern woanders ausgetobt. Canapées serviert im attraktiven Schürzchen, auf nackter Haut. Nur die Hacken an den Hacken, die kauft er ihr!

      Mediterrane Kost und vor allem Scampi, mit viel Knoblauch, für die Potenz.

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