Satt statt stark. Petra M. Jansen

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Satt statt stark - Petra M. Jansen

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      Derweil die Gattin auf den Gatten wartet, schnippelt sie schon mal die Zwiebelchen für die Kartoffeln. Wie e r sie doch liebt! Herr-je!

      Die hausgebackene Alltags(ge)mahlzeit ist zum Verzeihen seiner Fehltritte stets bereit. Die Gattin wartet also artig-brav wie ein Schaf, während ihr Gatte gerade fremd begattet. An der Latte hat er es nicht, aber sie einen an der Latte! Duldet sie sein umtriebiges Spiel mit hochgestecktem Haar, damit nichts in die Kartoffeln rutscht. Ihr Herz rutscht in die Hose, wüsste sie davon, die Edle.

      Ihm rutscht das Hirn in die runtergelassene Hose, es scheppert das Metall an seinem Gürtel. Die Geliebte ist das Buffet auf dem Esstisch? 9 ½ Wochen in drei Minuten. Und der Spuk ist vorbei!?

      Hunger treibt jetzt den Geliebten, umtriebig tätschelt er sie lächelnd an den Herd.

      Die Hacken hat sie anbehalten, gibt ihm damit einen Tritt in seinen Arsch. Schlaff hängt der Sack, immer noch – tja, Hausmannskost ist er halt gewohnt.

      Die Gattin schmeißt die Kartoffelscheibchen in die Pfanne, Lady Chatterley schmeißt ihn im hohen Bogen raus. „Tausche Scampi gegen Bratkartoffeln“, denkt der alte Sack und rennt nach Haus’.

      Bratkartoffelduft erwartet ihn, seine Gattin auf dem Esstisch. Der Nachbar kam nur kurz vorbei, es roch so gut nach Hausmannskost. Und bei ihm zu Hause gab’s ja nur Hummerschwänzchen, Wein und Wachtel-Ei.

      Haarig, bissig, blutig nimmt er bei Vollmond seine grausame Gestalt an um zu morden. Blut steht für Fruchtbarkeit und Leben. Wehe, die Sonne geht auf und scheint ihm ins Gesicht. Dann ist es aus mit der Finsterkeit. Fell glätten, abstreifen und lächelnd in den Tag hinein. Fabelwesen, die mit einer Silberkugel „erlegbar“ sind. Oder es kommt tatsächlich noch ein Vampir. Scheiße, Mensch! Da wird bei Tageslicht aus der Bestie glatt ein Mensch. Na so was? Nachts findet sie statt, nur nachts. Die Verwandlung von Gut ins Böse, was für ein Stress. Nicht menschlich, nicht tierisch, was denn nun? Her mit den Vampiren, sie rammen die Zähne in den Hals und saugen das Vieh aus. Gut so. Denn das Mittelalter ist vorbei, ebenso die Sagen, die uns Menschen in früheren Zeiten in Angst und Schrecken versetzt haben. Klauen griffen nachts nach ihnen, die Jungfrau wurde im Schlaf vernascht. Raus das Blut aus den Adern, abgesaugt vom bösen Wolf. Pure Steel! “Only pure steel” – kann den Mythos töten. Aber wenn, dann wenigstens für alle Zeiten. So sagt es die Überlieferung.

      Kraulen wir derweil dem Katzenweib die Tatzen, wer weiß? Vielleicht verwandelt sie sich des Nachts in ein keifendes, beißendes Ungeheuer? Katzen sind sowieso dämonisch klug und sagenumwobene Fellwesen. Hündisch sind sie nicht, aber ihre Seele ist fein rein. Katzenkrallen rammen sich dir exakt dann in deine Haut, wenn du nicht folgst und brav untertan bist. Ohne Vorwarnung erfolgt der Hieb der Katzentatzen. Fabelwesen waren sie auch schon immer. Heute quellen sie in jede virtuelle Community bis zum Erbrechen. Kotzen Formen, kacken Rosen, schnurren Hymnen. Echt jetzt? Ich glaube eher, wir haben alles was am Sträußchen!

      Tiere sind Tiere, sie lieben genau den, der gut für sie sorgt. Sie lieben den, der ihnen Wohlergehen gibt und das Lebewesen respektiert. Keine Dämonen. Keine Fabelwesen. Keine Mythen. Einfach Tier. Seien wir einfach Mensch. Ohne Aberglaube und falschen Mythen. Realitätsfremd. Gebeutelt durch unseren eigenen Mist, den wir nicht verarbeiten können. Wenn’s dann ganz eng wird im Kopf, streicheln wir Katzentatzen und erfinden Gruselmonster. Tatsächlich jenseits von Gut und Böse. Mittendrin in der Psychiatrie.

      Wenn sie das wüsste. Sie wusste nicht wohin, nicht woher und nicht warum. Stand sie schon einmal da? Hier an dieser Stelle? Oder schien es nur so, wie schon mal da gewesen und eine Wiederholungstat? Tat sie eigentlich überhaupt etwas dazu oder war es ihr verdammtes Schicksal, das sie auf der Stelle treten ließ?

      Wenn sie das wüsste. Sie wusste nicht woher und sie wusste nicht was nun. Sie stand schon einmal genau an dieser Stelle und war genauso ratlos wie vorher. Es ging einst vorwärts, dann ein wenig um die Ecke, dann auf der Überholspur weiter, dann folgte der Crash. Das Leben ist halt so.

      Wenn sie es nur wüsste. Warum war es so? Was war denn eigentlich geschehen? Was ist passiert, dass sie so gar nicht mehr wusste, was eigentlich passieren sollte? Damit sie nicht wieder stand, sondern ging. Doch wohin? Welcher Weg war der Richtige? Wenn sie es nur wüsste.

      Auf einmal standen sie drum herum. Sie waren einfach da. Und sie hatte niemanden gerufen, hatte nach niemandem verlangt. Da standen sie nun und schauten sie an. Ruhig. Wartend. Liebend.

      Es waren genau drei. Einer war er, der zweite war Er, der dritte war ER. Er war es einst, wollte es wieder sein. Er war ein Freund, wollte Geliebter sein. ER war die Liebe, war Vergangenheit und Gegenwart. ER und Er gebaren Liebe, er sah es kommen. Sie alle kamen in Liebe und sie wusste nicht wohin.

      Drei sind drei zu viel. So stand sie da und glotzte. Sie konnte nur einen Weg gehen, nur einen einzigen Weg, nicht rechts, nicht links, nur geradeaus. Er sah es aus dem linken Augenblick, Er sah es aus dem rechten Augenblick, ER wollte ihre Hand und ging zur Sonne.

      ER stand da, wo sie stand und nicht wusste, wohin. Sie schaute nicht nach hinten, nicht nach rechts, nicht nach links und ging geradeaus. Alleine. Der Weg ist vorgezeichnet.

      Ein Nein ist ein Nein. Und kein Ja. Was ist so schwer daran zu verstehen? Ist mein Nein kein nein? Ist mein Nein ein Vakuum, in dem nichts herrscht? Eine Blase, eine ungefüllte Blase? Keine Aussage, die ich ernsthaft spreche? Rede ich umsonst? Spreche ich und rede andersrum, meine ich es eigentlich ganz anders? Warum sage ich es dann nicht einfach?

      Aber das tue ich doch und ich sage nein. Nein, zu etwas, was ich nicht will. Etwas, was ich nicht mag, nicht kann, nicht darf, nicht habe. Ganz einfach nicht will.

      Das Nein ist eine Grenze, an der eine zu leistende Leistung scheitert. Oder eben dein Wunsch, dein Verlangen, deine Gier.

      Es stößt an eine Mauer, die nicht wahrgenommen werden will.

      Warum also ist nun ein klares Nein gar kein Nein und eher ein Ja oder zumindest – der für dich banale, aber für mich brachiale Versuch – es wenigstens zu einem Vielleicht werden zu lassen?

      Geht mein Nein nicht? Geht es nicht? Und warum geht es denn nicht? Kann ich nicht nein sagen, nur weil du ein Ja erwünschst?

      Ein Nein ist ein Ja – durchaus ist es ein Ja.

      Ja. Zu mir als Mensch. Und zu dir als Gefährte. Zu dem ich ein auch ein Nein senden muss, wenn wir Ja zum Leben sagen.

      Zuerst merkt man es gar nicht. So verdammt gut verkleidet ist dein fieses Wesen, verborgen hinter dem Lachen eines Engels. Zauberhaft, demütig, weltbewegend offen und herzlich ehrlich eroberst du die Herzen. Deine armen Opfer laufen dir ins Messer, dessen Klinge du schärfst, wenn sie schlafen. Sie schlafen und träumen von Liebe, dabei lauert der Hass. Nicht Hass auf sie, Hass auf dich selbst. Du kannst dich nicht ausstehen und kannst nicht raus aus deiner Schlangenhaut. Häutest dich und streifst deinen elenden, stinkenden Unrat einfach ab. Der bleibt liegen und verrottet, so wie deine Seele längst verrottet ist. Doch da ist sie wieder, die gleiche Last, der gleiche Dreck wächst wieder nach. Du kannst abstreifen, was du willst – es bleibt immer der kalte Körper.

      Deine Hände zart

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