Satt statt stark. Petra M. Jansen

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Satt statt stark - Petra M. Jansen

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fuchteln. Scheißegal, dir ist es scheißegal, wie du verletzt. Du merkst es nicht. Innerlich tot. Innerlich ausgelaugt und äußerlich eine Täuschung. Man hat dir den Freischein mitgegeben, mit dem du andere tötest. Das tust du gerne, du erhabenes Ding. Unter dem Mantel der Gnade, unter dem Mantel der Demut, dem Mantel der Liebe.

      Dein Schwanz ist ein Werkzeug aufzuspießen. Genussvoll reingerammt, versenkt in Liebestiefen – spritzt er sein Gift mittenrein, tropft erleichtert ab. Danach.

      Verdammte Lüge – in Gestalt eines guten Menschen – und begibst dich allzu gerne noch in die Märtyrerrolle. Nur feine Dinge tust du doch: helfen, heben, geben, lenken, lieben.

      Verpiss dich, du verlogenes Teil! Brechen kann man dich nicht, allzu schlängelnd schlängelst du dich durchs Leben. Kein Gewissen, keine Schuld, keine Sünde. Wozu denn auch? Opfer sind halt schwache Wesen, die es einfach nicht lernen. Sie machen alles falsch und sie sind nicht, wie du es willst. Deshalb werden sie ermordet. Du stichst zu! Genau dann, wenn sie von Liebe träumen.

      Du weißt nicht, was das ist. Sie kommen einfach. Und gehen nicht. Morgens müde, mittags müder, abends am müdesten. Nachts ohne Schlaf. Augenränder und Gesichtsblässe entstellen deine Fresse. Hunger hast du keinen und nimmst trotzdem täglich zu. Kalorien zählen ist für’ n Arsch. Ein kreatives Loch in deinem Hirn. Es saugt alles aus dir raus. Gibst dir die Sporen, Tag für Tag und kommst trotzdem nicht in die Gänge.

      Früher lächelten dir die Leute zu, jetzt schauen sie durch dich hindurch. „Verzeihung, junger Mann“, rempeln sie dich an. Du bist durchsichtiger als das Glas in deiner Hand. Der tiefe Blick, um dich zu ertränken hilft auch nicht weiter, Aspirin und Alka Seltzer sind deine nun traurigen Begleiter. Innerlich arm, machst du die Pillenindustrie reich: aufhellen, aufputschen, funktionieren. Top in Form, Tag für Tag, ewig lächelnd. Auf der Überholspur zeigst du allen die Arschlochkarte! Der Dämon lacht dir in die Fresse, die düstere Seite deiner Seele hat’s erwischt. Sie kommen auf leisen Sohlen. Kein Makel ist an dir. Wohl bekomm’s: Hetze, Scheinwelt, Schnelllebigkeit und Glamour. Sogar dich selbst verleugnest du!

      Der Dämon ist in Wahrheit dein Engel. Der dich schützt vor’ m Untergang.

      Altschrott in der Welt der Jugend, keine Ahnung, wohin damit. Schuldigkeit getan, eher Ballast der Gesellschaft, der mehr kostet, als uns nützt. Wohin damit bei der Alterspyramide, in der immer mehr davon den Rentenkassen die Hosen ausziehen? Ach was! Haben die denn genug da rein bezahlt? Sechzig plus und schlimmer. Die schlürfen ihren Kaffee im Kurort auf der Bank – kosten uns ein Vermögen! Verrückte Ideen: sie lernen noch Spanisch, Computerlehre und den Tangotanz. Eigensinn ist ihr siebter Sinn, da kann man nix machen. Der dritte Umzug ins betreute Wohnen – das Altersheim ist ja was für alte Leute. Bockig. Anstrengend. Stets überpünktlich und schnell beleidigt. Generation Altmüll halt.

      Wohin damit? Entmündigung per Familien-Nachwuchs, dem der Irrsinn über den Kopf gewachsen ist? Wir müssen was tun! Die Oma spinnt! Patientenverfügung ausgestellt, Nachlass geklärt. Jetzt bleibt nur noch das Warten auf den Tod. Restmüll wird getrennt entsorgt. Natur in der Natur unter’ m Baum, der Rest streuselt in die Urne. Särge sind zu teuer, alles ist vergänglich. Mit der übrig gebliebenen Kohle richtest du dich neu ein.

      Ihr Mistkerle! DAS ist unser Leben! Es war unser Leben, das s i e ins Leben gebracht haben. Teilst du nur einen Punkt von dem da oben, gehörst DU entmündigt. Müll wird fein säuberlich getrennt, aber DU landest nicht im Recycling. Bist Giftmüll der Nation.

      Und wirst hoffentlich niemals alt.

      Flower Power Anno Dazumal streut seine Liebesblüten. Rasta-Zöpfe, Hendrix, Gras. Selbstgehäkelte Wollsäcke sind knieumspielende Neu-Romantik. Peace. Love. Happiness. Goa, Indien, La Gomera. Byron Bay. Paradiese für Barfüßer im eingewickelten Fransenstoff. Ökologisch im Fluss gebadet, vorher die Mangos noch frisch gepflückt.

      Weg von der Zivilisation findest du deine Mitte. Abgeschnitten vom Rest der Welt, die geht dir am Arsch vorbei. Ökoprodukt Mensch pur, abseits der verseuchten Welt.

      Sklavenarbeit mit bloßen Händen, nach dem Modell, das Gott uns schuf. Stundenlang gebückt empfängst du abends – wenn die Trommeln die Sonne im Meer versinken lassen – dein verdientes Mahl. Be free! We love us all.

      Liebe hat dich gegeißelt, fest genagelt. Am Marterpfahl der Ausbeutung von kostenlosem Personal. Keinen Cent bekommst du, dafür darfst du SEIN. Sklavenhaltung und Gehirnwäsche kostenlos. Ökologisch gebettet im Bambushaus, der Sternenhimmel über dir, der dir die falsche Richtung zeigt.

      Flower Power. Peace. Love & Happiness. Die Trommeln der Warnung hast du überhört.

      Wer bin ich? Und wie bin ich? Bin ich ich? Bin ich oder bin ich nicht? Werde ich oder war ich schon? Hier bin ich hier, dort bin ich das. Grunddevot, hausbacken und dominant. Kind und auch Erwachsene. Ich schlüpfe in neue Kleider und ist was Dummes an mir, kommt es einfach weg. Sogar ein neues Hirn kriege ich, wenn ich das will! Lange Haare oder Dauerwellen? Einmal schwarz, dann gerne blond? Rot ist gut und brünett ist eigentlich auch ganz nett. Ich sehe Dämonen und küsse Engel, lebe vegetarisch und verlange Steaks mit Braten. Ich bin Krankenschwester, Lehrerin und Tänzerin – schaffe gleichzeitig beim städtischen Grünflächenamt. Wer bin ich? Wo bin ich wer? Was bin ich wo? Wann bin ich wie? Was für ein elendes Durcheinander! Ich sortiere sorgfältig meine Fotos für Instagram und Flickr, Cookies sind für mich was zum Knabbern. Scheiß auf Sicherheit und Wahrheit! Ich bin sowieso nicht ich. Wer bin ich? Bin ich ein App? Instagram, Amazongehostet, Android und open Source?

      Leck mich am Arsch, spielt alles keine Rolle. Hauptsache, ich bin nicht ich. Wie bin ich dann, wäre ich denn ich? Wo finde ich mich eigentlich? Ich schlüpfe in so viele Rollen, Schauspielerin hätte ich werden sollen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich so bin. Ich bin die Eine, so wie auch die Andere, die Dritte, Vierte und die sind ja irgendwie wie ich. Oder etwa nicht? Schwierig ist es mit meiner Identität – die ist irgendwo. Ich weiß bloß nicht, wo. Steckt ein Teil von mir in der Blondine? Der Hintern von der Schwarzen? Gehe ich heute ins Gewächshaus oder was? Wer bin ich denn nun eigentlich? Scheißegal. Bei dem Chaos weiß ich es leider selbst nicht.

      Deutschland, ich liebe deine Schubladen. Fein sortiert, nichts bleibt unaufgeräumt. Herrlich! Commercials machen sich lustig nach dem Motto „mein Haus, mein Boot, mein Auto.“ Samstags wird der Rasen gemäht, pünktlich um halb sieben wird zu Tisch gerufen. „Ach, mein Leben ist so wunderbar glänzend gelaufen bisher. Es ging immer alles glatt.“ Hat der Typ etwa Puderzucker in den Arsch gepustet bekommen oder das Glück gepachtet? Die Frau kocht artig ihr Soja-Süppchen während er den sündhaft teuren Ahorn im heimischen Gärtchen bewundert. Die Terrasse zeigt eine sortierte Unordnung kleiner Töpfchen, in denen Gewürze aus aller Welt sich in den Himmel recken. Kopfsteinpflaster lockert die Idylle auf. Huch?! Da sprießt ein Unkraut, das darf doch nicht wahr sein! Ein cooler Typ, der Typ. Beamtenstatus inklusive. Das holde Weib ist gertenschlank und staubtrocken wie der Besen, der vor der Garage lauert. Verdammte Scheiße! Jetzt hat der Köter den Frühstückstisch leer gefegt! Eins auf die Mütze, kriegt er jetzt, der schlaue Hund. Wenigstens hat er die Regeln mal durchbrochen. Ganz oben im Dach, hat er sein Domizil. Da darf die Gattin gar nicht hin. Hier schaut er heimlich Pornos. Schrecklich unaufgeräumt geht’s da zur Sache. „Mein Hirn, mein

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