Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n). Hartmut Finger

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Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n) - Hartmut Finger

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wurden drei komplette Hausgrundrisse gefunden. Es handelt sich um rechteckige (ca. 8,6 m x 5,9 m) Häuser mit einer kreisförmigen Kochgrube aus der Jungbronzezeit (zwischen 1000 u. 800 v. Chr.). Die Datierung wurde anhand von Scherbenfunden in den Häusern vorgenommen. Dabei fand man 6 verschiedene Dekors aus der Bronzezeit (zum Beispiel Randscherben mit Daumen und Holzstäbchenabdruck). Weiterhin wurden mehrere Lehmgruben mit Feuerstelle (kleine Brandgruben) lokalisiert, die jedoch als Wohnraum zu klein erscheinen. Sie haben vermutlich als Arbeitsstelle gedient. Was hier angefertigt oder verarbeitet wurde, konnte allerdings nicht festgestellt werden. Des Weiteren entdeckte man im nördlichen Teil der Ausgrabung mindestens 10 kastenförmige Gruben mit einem Querschnitt von etwa 1 m x 0,50 m x 0,80 m, die zahlreiche Scherben enthielten. In einer Grube lag ein großer Stein von etwa 0,50 m Durchmesser. Von Fachleuten werden solche Befunde in der Regel als Erdsilos bzw. Vorratsgruben interpretiert. In ihnen standen zum Beispiel mit Getreide gefüllte Gefäße. Man geht davon aus, dass die Gruben mit Holz oder Bast abgedeckt waren, wobei ein Stein als Gewicht darauf gelegt wurde, der so zusätzlich noch für eine bessere Abdichtung der Grube sorgte. Auf Grund des gesamten Befundes der Ausgrabung kann man davon ausgehen, dass sich auf dem Dahlener Weinberg eine gut strukturierte kleine bronzezeitliche Siedlung befunden hat. Vergleichbare Funde, wie die der Dahlener Ausgrabung sind relativ selten, sodass die hiesige Ausgrabung schon etwas Besonderes darstellt. Sie ist eine der ganz wenigen Fundstellen im Gebiet der Lausitzer Kultur, in der außer Siedlungsgruben auch komplette Hausgrundrisse nachgewiesen wurden.

       Rekonstruktion der bronzezeitlichen Siedlung von Dahlen. Wie hoch die Häuser waren, ob sie Fenster besaßen und aus welchem Material diese waren, muss offen bleiben

       (Zeichnung B. Richter).

      Warum diese Siedlung letztlich wieder aufgegeben wurde, konnte nicht geklärt werden. Ein kriegerisches Ereignis scheint allerdings nicht in Frage zu kommen, da keine Brandrückstände von den Häusern gefunden wurden. Diese sind offensichtlich im Laufe der Zeit von selbst verfallen. Denkbar ist eine Klimaveränderung als Ursache für den Wegzug der hiesigen Bewohner. Nachgewiesen ist, dass die bronzezeitliche Bevölkerung aus der Dahlener Heide, ebenso wie aus der Dübener Heide, am Ende der Bronzezeit abgewandert ist. Die Menschen sind vermutlich in die Niederungen der Elbe oder anderer Flüsse gezogen.

      An den noch verbliebenen bzw. den neuen Siedlungsplätzen der Bronzezeitlichen Kultur zeigte sich ab etwa 750 vor der Zeitenwende, dass deren Bewohner eine neue Technologie übernommen hatten. Es handelt sich hierbei um die Herstellung und Verarbeitung von Eisen. Es ist die Kultur der „Frühen Eisenzeit“, die sogenannte „Billendorfer Kultur“, benannt nach einer Fundstelle dieser Kultur, die im jetzigen Polen liegt. Die Billendorfer Kultur steht in direkter Nachfolge der Lausitzer Kultur. Damit handelt es sich um die gleiche Bevölkerung bzw. die direkten Nachfahren der Angehörigen der Lausitzer Kultur. Ihre bevorzugten Siedlungsplätze waren vor allem in der Lausitz sowie beiderseits der Elbe.

      Im 6. und 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende zeigten sich wiederum bevölkerungspolitische Veränderungen, die auf äußere Einflüsse hinweisen. Diesmal jedoch kam die Zuwanderung nicht – wie zumeist – aus dem Südosten, sondern aus dem Nordwesten. Damit sind es aber auch gänzlich andere Volksstämme, die in unser Gebiet einwanderten. Es handelte sich um Angehörige der „Jastorfkultur“ (benannt nach einer Fundstelle südlich von Hamburg) die man zu den germanischen Volksstämmen zählt. Bei ihnen spricht man auch von den sogenannten „Elbgermanen“. Von ihnen wurde bisher eine starke Besiedlung beiderseits von Elbe und Mulde nachgewiesen. Was unsere Gegend betrifft, so fand man westlich von Cavertitz eine Urne dieser Kultur. Südlich und östlich von Oschatz wurden ebenso Siedlungen dieser germanischen Stämme lokalisiert. Zum Schutz ihrer Gemeinschaft errichteten die Angehörigen dieser Kultur oft mächtige Festungsanlagen, welche meist auf günstig gelegenen Berghöhen lagen und in der Regel aus Erdwällen, Gräben und Palisaden bestanden. Diese Wallanlagen waren so bemessen, dass in Kriegszeiten alle Stammesmitglieder mit ihrem Hab und Gut, einschließlich ihrem Vieh, Zuflucht in ihnen finden konnten. Eine besonders große Anlage dieser germanischen Kultur wurde auf dem Burzelberg in den Hohburger Bergen entdeckt. Hierbei handelt es sich um eine 6 ½ ha große Wallanlage. Die eisenzeitliche Bevölkerung stand außerdem auch unter starkem kulturellen Einfluss keltischer Gebiete aus dem Südwesten Deutschlands sowie aus Böhmen.

      Im gesamten Raum der Dahlener Heide selbst hat man bisher keinen Siedlungsplatz dieser Kultur gefunden.

       Römische Kaiserzeit

      Alle bisherigen geschichtlichen Aussagen basierten auf archäologischen Funden bzw. Befunden. Nun aber kommen Informationen aus Quellen hinzu, die ein wesentlich vielfältigeres Bild unserer Vorfahren zeichnen. Von nun an berichten auch schriftliche Zeugnisse über das Geschehene in unserer Region. Ab dieser Zeit ist es möglich, über Einzelschicksale oder auch ganz spezifische Ereignisse detaillierte Kenntnis zu erhalten. Damit avancieren diese Quellen zu einem ungleich wichtigeren Teil der Überlieferungen. Natürlich gab es in anderen Zivilisationen (Mesopotamien, Ägypten, Kreta) die Schrift schon Jahrtausende früher. Dass diese schriftlichen Hinterlassenschaften jedoch nichts über unser Gebiet enthalten, liegt aber auf der Hand.

      Die Ersten, die schriftliche Zeugnisse über unsere Vorfahren verfassten, waren allerdings auch Schreiber anderer Zivilisationen, vornehmlich aus dem Mittelmeerraum. So stammen die frühesten schriftlichen Hinterlassenschaften über unsere Urahnen fast ausschließlich von griechischen Geschichtsschreibern, welche aber zumeist auch nur vom Hörensagen berichteten. Später, in der Epoche der Zeitenwende, wurden die Berichte von römischen Chronisten wie Tacitus oder Cäsar verfasst, welche aber eher die Sichtweise des Gegners und kulturell überlegenen Eroberers wiedergaben. Sie prägten über viele Jahrhunderte das Bild, wonach hier sehr primitive, zum Teil in einer Urgesellschaft lebende Völker, siedelten. Die Römer bezeichneten das Land zwischen Rhein und Elbe als Germanien. Aber erst Jahrhunderte später kam der Begriff von „den Germanen“ auf. Deshalb soll zunächst an dieser Stelle erst einmal Folgendes vorangestellt werden:

      „Die Germanen“ als ein Volk zwischen Rhein und Elbe hat es als solches nie gegeben. Die Bezeichnung „Germanen“, verbunden mit den in Germanien lebenden Völkern, wie wir es im allgemeinen heute verstehen, wurde erst im 19. Jahrhundert üblich. Wer diesen Ausdruck „Germanien“ erstmalig verwendete, ist nach wie vor umstritten. Klar ist nur, dass die Römer dieser Provinz, welche sie zunächst als einen noch unzivilisierten Teil Galliens betrachteten, diesen Namen gaben. Im Siedlungsgebiet Germaniens lebte eine Vielzahl unterschiedlicher Volksstämme, die zumeist ständig gegeneinander Krieg führten. Ein wie auch immer geartetes geeintes Staatswesen hat es zu jener Zeit nie gegeben. Auch die Sprachverwandtschaft der Stämme untereinander brachte keine gemeinsame Identität. Dennoch besaßen diese Stämme und Völkerschaften eine Reihe kultureller Gemeinsamkeiten. Wenn im Folgenden diese Übereinstimmungen beschrieben werden, wird der Begriff Germanen verwendet, auch wenn dies von manchem Historiker als nicht korrekt angesehen wird. An dieser Stelle soll auch gleich noch angefügt werden, dass die Germanen nicht „die ersten Deutschen“ waren. Die Bezeichnung „theodiske“, von dem sich später das Wort „deutsch“ ableitete, taucht erstmals im Jahr 786 in einem Synodalbericht auf. Dieses „theodiske“ hat seinen Ursprung im althochdeutschen „Thiota“ bzw. „Diutisc“, was „zum Volke gehörig bedeutet“. Es gibt aber auch andere Erklärungen zum Ursprung des Wortstammes „Deutsch“, wobei hier verzichtet wird, darauf näher einzugehen.

      Der Beginn der „Römischen Kaiserzeit“ wird im Allgemeinen auf das Jahr 15 vor der Zeitenwende festgelegt, jenes Jahr, in dem der römische Imperator Augustus den vollen Umfang seiner Machtbefugnisse erhielt, obwohl er im eigentlichen Sinn kein Kaiser war. Wie bereits erwähnt, war dies in etwa der Beginn der Zeit, von der uns auch schriftliche Überlieferungen über unsere Vorfahren zur Verfügung stehen. Dementsprechend gibt es daher auch eine

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