Der Weg … zurück zu meinen Ahnen. Artur Weiß

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Der Weg … zurück zu meinen Ahnen - Artur Weiß

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waren alle mit sich beschäftigt, bis dann jeder einen Platz am warmen Ofen fand. Weil es zur damaligen Zeit für Normalverbraucher keine Unterhaltungsmedien gab, erzählte man sich bei Petroleumlampenlicht Geschichten. Wer könnte das besser als Vater Messinger. Als er seine Erzählungen für kurze Zeit stoppte, ermunterten ihn alle weiterzumachen, nur Anna nicht, sie war eingeschlafen. Dieser Anblick war Anlass, seinen Kindern die Nachtruhe anzubieten. In Gedanken versunken suchte er sein Nachtlager auf. Seine Nachdenklichkeit galt seiner überlasteten Tochter Anna, und er beschloss, das abzuändern.

      Feiertage kommen und gehen, aber die Arbeit bleibt bestehen, was eine alte Weisheit ist. Das trifft auch für die Jahre zu, die aufeinander folgen. Alle sind voller Hoffnung und Zufriedenheit, wie immer beim Jahreswechsel. Die Wochen vergehen und die Sonne gewinnt an Kraft, was den Schnee schmelzen lässt. Das nutzen die ersten Frühblüher und Anna pflückte nachdenklich die ersten Schneeglöckchen.

      Dabei rollten ihre Tränen und sie fragte sich, soll es schon ein Jahr her sein, als meine Mutter heimging? In Gedanken kehrte sie ins Haus zurück, wo ihre Schwester das Abendbrot auf den Tisch brachte. Wie immer nach getaner Tagesarbeit, begibt sich die Familie zu Tisch. Anna bat nach dem Tischgebet ihren Vater und ihre Geschwister um eine Gedenkminute für ihre Mutter. Mit den Worten: „Das war das Letzte, was ich für sie gemacht habe“, stellte sie das Sträußchen Schneeglöckchen auf den Tisch. Nach längerem Schweigen kam dann das Tagesgeschehen zur Sprache und auch, was am nächsten Tag anliegt. Im Gespräch bei einem Glas Wein legte Vater Messinger den Arbeitsplan für die nächsten Tage fest. Benjamin und der Knecht werden mit zwei Gespannen zum Pflügen fahren. Anna und ihre Schwester haben im Haus und auf dem Hof zu tun. Er selbst fährt wie jedes Jahr im Frühjahr für drei Tage zum traditionellen Tarutinower Pferdemarkt.

      PFERDEMARKT IN TARUTINO UND ANDERE EREIGNISSE

      Aus Tradition und Notwendigkeit packte Vater Messinger den Proviantkasten (Steppkäschtle) für drei Tage. Auch das Pferdefutter hat er für diese Zeit auf dem Pferdewagen verladen. Gut ausgerüstet spannte er zwei seiner besten Pferde vor den Wagen. Zum Verkauf gedacht, machte er weitere zwei Sechsjährige hinten am Wagen fest. So verließ er am frühen Morgen den Hof und machte sich auf den Weg nach Tarutino. Während der Fahrt ging ihm so manches durch den Kopf, was ihn als Witwer betrifft. Er sehnte sich zunehmend nach Zweisamkeit und weiblicher Nähe. Eine Frau im Haus würde seine Familie aufwerten und Anna entlasten. In seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass sich hinter ihm weitere Gespanne befanden. So trafen sie als Kolonne in Tarutino ein und näherten sich auch so dem Pferdemarkt.

       Alljährlicher Tarutinower Pferdemarkt

       Versorgungswagen mit Wasserfass und Steppkäschtle

      Auf der Suche nach einem geeigneten Platz traf Vater Messinger auf seine alten Freunde, die schon auf ihn warteten. Sein Freund Albert Weiß rief ihm zu, Gottlieb, komm hierher, habe einen Platz für dich freigehalten. Schnell waren die Pferde ausgespannt und ihnen das Futter vorgesetzt. Gottlieb setzte sich zu seinem Freund Albert, wo sie erst einmal die Neuigkeiten austauschen. Dabei meldete sich der Hunger bei Gottlieb, den es galt abzustellen. Mit einem Riegel Schinkenspeck, Brot und Wein stillte er sein Bedürfnis, wobei von Vergangenheit und Gegenwart die Rede war. So hat sich dann alles für die drei Tage „Markt“ geklärt, auch dass Gottlieb bei seinem Freund Albert übernachten wird. Das war auch wichtig, weil inzwischen die Sonne untergegangen war.

      Tagsüber hatte sich der Markt bis auf den letzten Platz gefüllt. An ihrem Standort versorgten sie ihre am Trogwagen angebundenen Pferde. Gemeinsam verließen sie den durch Nachtwachen gesicherten Platz und begaben sich zu Fuß quer durch die Stadt Tarutino zum Haus des Albert Weiß.

      Schnell hatte es sich herumgesprochen, dass Albert Weiß Besuch aus Klöstitz hat, das löste eine halbe Völkerwanderung aus. In weniger als einer Stunde füllte sich Alberts Haus, jeder der Besucher brachte einen gefüllten Weinkrug mit. Die Weingläser klirrten und leerten sich wiederholt, so dass es recht lustig zuging. Verschiedene erzählen ihr Erlebtes sowie das Neueste, so auch eine achtundfünfzigjährige Julijana Weiß. Ihre Vergangenheit ließ Gottlieb Messinger aufhorchen, weil sie auch seit längerem mit ihrem einundzwanzigjährigen Sohn Alfred alleine lebt. Bis tief in die Nacht unterhielten sich die Besucher, bis dann das Haus sich langsam leerte. Gottlieb hielt es für angebracht, mit Julijana Weiß ins Gespräch zu kommen und setzte sich zu ihr. Ihr Gespräch vertiefte sich und sie stellten Gemeinsamkeiten fest. Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als Alfred ins Zimmer trat, der seine Mutter abholen wollte. Daraufhin gingen dann die letzten Besucher ihres Weges, auch Alfred mit seiner Mutter. Albert und Gottlieb waren jetzt allein in der Stube, unterhielten sich noch über Julijanas Familie und leerten dabei ihr Glas. Beide hatten eine gewisse Bettschwere und sehnten sich nach einem erholsamen Schlaf.

      Schon am frühen Morgen verließen die beiden Männer das Haus, um bei der Markteröffnung dabei zu sein. Zunächst aber versorgten sie ihre Pferde, die sie wiehernd empfingen. Dann ertönte lautstark die Stimme des Schulzen, der seine Gäste aus Nah und Fern begrüßte. In seiner kurzen Ansprache richtete er das Übliche an die Marktteilnehmer und wünschte ihnen guten Umsatz. Es war zu beobachten, wie die Pferdehändler ihre Runden machten, um die beste Ware ausfindig zu machen. Auch Bauern, die keine eigene Pferdezucht betrieben, suchten nach noch arbeitsfähigen Pferden.

      Gottlieb Messinger hat schon am ersten Tag eins seiner Pferde an den Mann bringen können. Das machte ihn zufrieden, weil er auch einen guten Preis erhandelt hat. Beim Fachsimpeln mit anderen über Pferdezucht und Landwirtschaft verging der erste Tag des Pferdemarktes. Die letzte Arbeit des Tages war das Füttern der Pferde, was Gottlieb mit geübter Hand erledigte. Dabei bemerkte er kaum, dass Albert mit seiner Frau sich ihm näherten. Es waren nur noch wenige auf dem Markt, als auch sie zu dritt den Heimweg antraten. Unterwegs verriet Frau Weiß (Alberts Frau) den Männern, weil sie ja kein Mittag gegessen hatten, dass sie für sie gekocht hat. Das war Musik in den Ohren der Männer, die dann wissen wollten, was es gibt. Die Antwort war: Lasst euch überraschen. Als sie dann das Haus betraten, erschnupperten die beiden, was sie zum Essen bekommen. Ja, es sind Strudeln und ein deftiger Schweinebraten dazu. Die Hausfrau und eine ihrer Töchter brachten das Essen auf den Tisch und der Gast aus Klöstitz sprach das Tischgebet. In Familie nahmen sie mit Appetit das wohlschmeckende Mahl zu sich. Es blieb nicht aus, dass dabei die Tagesereignisse zur Sprache kamen, die sich auf dem Markt ereignet hatten. Um es sich gemütlich zu machen, zog sich die Familie in das Wohnzimmer zurück. Die Männer blieben in der Wohnküche und bedienten sich aus dem Weinkrug. Albert begann aus der Vergangenheit der Familie Weiß und Verwandtschaft zu erzählen, die wegen des Kinderreichtums nicht nur recht groß, sondern auch verworren ist. So erfuhr Gottlieb von ihm, das Julijana Weiß seine Schwägerin ist. Aus gutem Grund erzählte Albert seinem Freund alles über die Familie Gottfried Weiß. Somit war Gottlieb genauestens über Julijana informiert, für die er sich zunehmend interessierte.

       Juliana Weiß die Mutter von Alfred Weiß

       Gottlieb Messinger der Vater von Anna Messinger

      Der zweite Tag in Tarutino verlief nicht viel anders als der erste, den verbrachte Vater Messinger fast den ganzen Vormittag in der Stadt. Weil er seinen Kindern eine Freude bereiten wollte, machte es Sinn etwas einzukaufen. Zur Mittagszeit war er wieder bei seinen Tieren, die er wie immer versorgte. Dabei fiel ihm ein Zettel am Halfter eines Pferdes auf. Er las die Mitteilung, dass es einem Käufer gefällt und dieser sich noch melden werde. Weil es mittlerweile Mittag geworden ist, machte er sich an seiner Proviantkiste zu schaffen, bis ihn eine Frauenstimme unterbrach: „Lass das alles drin, ich habe

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