Der Weg … zurück zu meinen Ahnen. Artur Weiß
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Julijana packte ihr Geschirr zusammen und sagte: „Gottlieb, du kannst ja heute Abend zu mir kommen, dann bin ich nicht so allein.“ Am liebsten wäre er mit ihr gegangen, aber es wartete noch ein Geschäft auf ihn. In Gedanken schaute er Julijana nach, bis ihn sein Geschäftsmann ansprach. Es war ein junger Bauer aus Gnadentahl, ein Nachbarort von Klöstitz. Sie konnten sich nicht gleich über den Preis einigen, so dass ein reges übliches Handeln entstand. Wie immer einigte man sich und das Pferd wechselte den Besitzer. Offensichtlich zufrieden schloss Gottlieb seine Geschäfte ab und könnte nun nach Hause fahren. Aber er wollte mit seinem Freund Albert noch ein letztes Schwätzchen machen. Gottlieb erzählte ihm, was sich heute in der Mittagszeit ereignet hat. Auch verriet er ihm, dass Julijana ihn zum Abend eingeladen hat.
Den Rest des Tages verbrachte Gottlieb mit seinem Freund auf dem Markt, wo er erwähnte, dass seine Geschäfte abgewickelt sind und er morgen nach Hause fährt. Das veranlasste beide einen Scheidebecher zu heben. Daraus wurde zum Sonnenuntergang ein zweiter, der sie erinnerte, dass sie ihre Pferde noch versorgen müssen. Danach trennten sich zwei Freunde mit einem Händedruck und Auf Wiedersehen bis zum nächsten Jahr.
Weil sich Gottlieb auf die Einladung von Julijana freute, machte er sich frisch und ging auch noch zum (Strullnik) Frisör. Gut gelaunt, machte sich der sechzigjährige Gottlieb Messinger auf den Weg. Welches Haus er ansteuern muss, hat ihm Albert verraten.
Das Haus zur Straße, mit einer weißen Hofmauer abgegrenzt, war schnell gefunden. Am Hoftor begrüßte ihn bellend der Hofhund, worauf Julijana erschien und Gottlieb herein bat. Schon an der Haustür roch es nach Gekochtem, was Gutes ahnen ließ. In der guten Stube war für drei Personen gedeckt, wer der Dritte ist, konnte sich Gottlieb denken. Beide nahmen zunächst in der Wohnküche Platz und redeten über Belangloses, bis ein Hundebellen verriet, dass jemand kommt. „Das ist Alfred, mein Sohn“, warf Julijana ein. Und schon öffnete sich die Tür, herein trat ein gut aussehender junger Mann. Er war überrascht, außer seiner Mutter noch jemand anzutreffen. Seine Mutter machte sie beide bekannt, Alfred erwiderte, ach ja, wir haben uns bei Onkel Albert gesehen. Es ist Sitte in Bessarabien, dass Männer mit einem Glas Wein anstoßen, wenn sie sich nach langem wiedersehen oder kennen lernen. Davon machten beide Gebrauch, wobei Alfred fleißig nachschenkte. Indessen stellte die Hausfrau das Essen auf den Tisch und ermunterte die Männer zu Tisch zukommen. Sie waren überrascht, ein typisch bessarabisches Gericht verspeisen zu dürfen. Julijana servierte Käsknöpfle, dazu wird Schmant und Marmelade gereicht. Während sie für ihr leibliches Wohl sorgten, rissen die Gespräche nicht ab. Denn jeder lebte in einer Großfamilie, die inzwischen durch Heirat kleiner geworden war. Darüber sprach das Trio bis tief in die Nacht und es war nicht immer nur Oberflächliches. Alfred hatte das Bedürfnis sich zurückzuziehen. Er begründete es damit, dass seine Arbeit auf dem Bau einen ausgeruhten Maurer verlangt. In Anbetracht der vorgerückten Zeit hielt Julijana es für angebracht, dass Gottlieb in ihrem Haus übernachtet. Es fand sich schnell ein Schlafplatz in der geräumigen Wohnung. Gottlieb war nicht nur froh, dass er in dem Haus der Frau schlafen darf, die er nicht nur mag.
Schon am frühen Morgen des Folgetages verließ Gottlieb das Haus, um seine Pferde am Marktplatz zu versorgen. Während die Tiere ihr Futter aufnahmen, verpackte er alle seine Gegenstände auf dem Wagen. Nachbarn sprachen ihn an: „Gottlieb, willst du uns schon verlassen?“ „Ja, ich habe meine Geschäfte erledigt.“ Gut gelaunt spannte er seine Pferde an und verließ den Pferdemarkt. Gottlieb schlug nicht den Weg nach Hause ein, sondern fuhr zu dem Haus, in dem er die Nach verbracht hatte.
Alfred, der Sohn des Hauses, verließ gerade den Hof, als er vorfuhr. Mit einem Händedruck begrüßte Alfred den Gast aus Klöstitz. Indessen war Julijana aus dem Haus gekommen und bot Gottlieb ein Frühstück an, welches er freudig annahm. Alfred hatte sich bereits zu Fuß auf den Weg zur Arbeit begeben. Im Haus machten es sich die beiden Elternteile am Frühstückstisch bequem. Es blieb nicht aus, dass im Laufe des Gesprächs das Wort „Alleinsein“ fiel. Hier hakte Gottlieb mit dem Einwand ein: „Das könnten wir, wenn du das willst, abstellen.“ Damit erhob er sich, ergriff ihre Hand und sagte: „Ich will es.“ Auf dem Weg nach draußen rief er ihr zu: „Auf Wiedersehen in vierzehn Tagen!“
GOTTLIEB MESSINGERS HEIMKEHR
Leise wiehernd empfingen ihn seine Pferde, als er seinen Wagen bestieg und seiner Gastgeberin zuwinkte. Sein Gespann schlug gleich die richtige Richtung ein, als ob sie wussten, dass es nach Hause ging. Im leichten Trab verließ das Gespann Tarutino und erreichte die offene Steppe, wo der Kutscher von den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne begleitet wurde. Gottlieb befand sich im siebenten Himmel und machte der strahlenden Sonne Konkurrenz. Bei seinen Überlegungen und Träumereien merkte er nicht, wie die Zeit verging.
Bald sah er die Klöstitzer Feldmark. Wenig später fuhr er an der Kirche vorbei, deren Turmspitze in den blauen Steppenhimmel ragte. Als das Gespann seinen Hof erreichte, hatte ihn der Alltag wieder, das bemerkte Gottlieb, als seine Kinder ihn stürmisch umringten. Sie überschütten ihren Vater mit Fragen und wollten gleich Antworten darauf. Die will er ihnen geben, aber erst nach dem Abendessen, wenn alle da sind. Zunächst musste der Wagen entladen und das Vieh versorgt werden. Vater Messinger brachte in der Zeit seine Geschenke ins Haus. Anna und ihre Schwerster beschäftigten sich in der Küche mit dem Abendessen. Nur Benjamin und der Knecht waren noch nicht von der Feldarbeit zurück. So hatte Gottlieb noch Zeit, einen Kontrollgang durch die Ställe zu machen, Pferdewiehern kündigte das Kommen Benjamins von der Feldarbeit an.
Mit eiligen Schritten ging er auf seinen Sohn zu, der auf den Hof fuhr. Mit den Worten: „Ihr kommt spät“, begrüßte er die beiden.
„Ja Vater, wir haben unsere Arbeit zu Ende gebracht.“
„Dann wart ihr also fleißig in der Zeit, während ich in Tarutino war.“
Mittlerweile hatten sie die Pferde ausgespannt und sie in den Stall gebracht, um ihnen das Futter zu reichen. Auch den Männern knurrte der Magen und sie gingen ins Haus, um sich frisch zu machen. Wenig später saß die Familie wieder vollzählig am Tisch. Im Tischgebet äußerte Anna die Freude darüber, dass ihr Vater wieder bei ihnen ist. Während des Essens machte sich eine allgemeine Zufriedenheit in der Wohnküche breit. Das trieb dem Vater ein Lächeln in sein Gesicht, was seinen Kindern nicht verborgen blieb. Dass veranlasste Anna nach dem Grund der guten Laune ihres Vaters zu fragen. Richtig erleichtert nahm er diese Frage auf, weil sie es ihm leichter machte, seinen Kindern die Neuigkeit zu vermitteln. In die Runde schauend, blickte er in gespannte Gesichter. An seine Tochter Anna gewandt: „Du hast Recht, es hat sich in Tarutino für mich und euch etwas Gutes ereignet. Ich habe eine Frau kennen gelernt und werde sie euch in vierzehn Tage vorstellen. Es ist nicht nur mein Eindruck, sondern meine Überzeugung, dass sie euch gefallen wird. Sie hat auch einen großen Sohn, der noch in ihrem Haus wohnt. Mehr kann ich euch noch nicht sagen, was daraus wird, werden uns die nächsten Wochen zeigen. Vorerst freut euch über die nachträglichen Ostergeschenke, welche ich euch mitgebracht habe.“ Aus einem Sack entnahm er diverse Geschenke und verteilte sie an seine Kinder.
Wie immer am Sonntagmorgen erklangen die Glocken und Alt und Jung strömten zur Kirche. Nur Anna und ihre Schwester Emma nicht, sie sorgten für ein schmackhaftes Mittagessen. Dabei hat Emma sich ihrer Schwester anvertraut, dass sie noch in diesem Jahr heiraten wird. Vor Schreck ließ Anna den Kochlöffel fallen und beide Schwestern lagen sich in den Armen. Sie konnten ihre Freudentränen nicht aufhalten und Anna wünschte Emma alles Glück der Welt. Es wird so sein, dass dieser Tag in der Familie noch für mehr Wirbel sorgen wird. Nun verriet der Glockenklang, dass die Kirche zu Ende war und der Rest der Familie sich im Anmarsch