Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

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ohne Gottesdienst ist kein Sonntag.“ Auch das Opfergeld beim Gottesdienst stieg etwas an, denn wenn der Pfarrer um das Opfergeld bat, war sein Spruch immer: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

      Bekanntlich wurden ja während des Zweiten Weltkrieges in den meisten Kirchen die Glocken zum Bau von Geschützen und sonstigen Waffen demontiert. Die Weihe der neuen Glocken 1949 war auch schon für mich im Alter von neun Jahren ein feierliches Ereignis, vor allen Dingen die technische Seite mit dem Hochziehen der Glocken in den Turm. Auf dem großen landwirtschaftlichen Anhänger der Familie Frenk waren die Glocken zunächst durchs Dorf gefahren worden, flankiert von den ganz in Weiß gekleideten Mädchen im Alter von ca. 14 Jahren. Auf dem Kirchvorplatz fand der Einweihungsgottesdienst statt. Auch der Gemeinderat und der damalige Bürgermeister Friedrich Fleig gestalteten die Feier mit.

      Bei uns Buben entwickelte sich ständig eine große Sucht danach, die Glocken zu läuten. Unzählige Male begab auch ich mich zu Mesners (Familie Siefert) und trat vom Kirchplatz aus an das Küchenfenster, um die Schlüssel für die Kirche zu erhalten. Bereitwillig bekam ich diese dann durch Frau Frieda Siefert oder die Tochter Erika (heute: Frau Bohnert) ausgehändigt.

      Im Jahr 1949 wurde der Sportverein gegründet. Es gab am Anfang nur die Abteilung Fußball. Einige Wylerter Fußballer spielten damals in Kippenheim. Nach der Gründungsversammlung im Gasthaus „Linde“ wurde dem Fußballbezirk Offenburg eine Mannschaft für die C-Klasse gemeldet. Wir Jugendliche kickten schon vorher meistens hinter dem Dreschschopf auf der dortigen Wiese. Als ich 17 Jahre alt war, sprach mich der damalige erste Vorsitzende, Hauptlehrer Karl Herrmann, an mit der Frage: „Willst du nicht Schriftführer machen beim Sportverein?“ Ich war etwas perplex, doch wusste ich, dass der erste Schriftführer des Vereins, Richard Studer, infolge seiner Heirat nach Offenburg umgezogen war und sein Nachfolger Kurt Gäßler beruflich nach Karlsruhe zog. So nahm ich diese Tätigkeit an und versah sie – mit kleinen Unterbrechungen wie zum Beispiel 18 Monate Wehrdienst bei der Bundeswehr – 27 Jahre lang. Auch hinterher lag mir der Verein immer sehr am Herzen, mich freute einfach die Arbeit mit der Jugend. Mit 17 Jahren war ich auch als Trompeter und Flügelhornist in die Musikkapelle eingetreten unter Dirigent Richard Werfel. Dieses Musizieren war übrigens der Übergang zur Gründung der Tanzkapelle Hertenstein durch den Musikkollegen Bruno Hertenstein. Er sagte damals Anfang 1959 sinngemäß: „Ich spiele Akkordeon, Hans Heck Gitarre, Heinz Berne Saxophon“, und zu mir, „du spielst Schlagzeug.“ Ich hatte keine Ahnung, spürte aber immer schon einen gewissen Rhythmus in mir. Freundlicherweise lieh mir Richard Baier sein Schlagzeug aus, wofür ich ihm heute noch dankbar bin. Es wurden daraus 55 Jahre in verschiedenen Tanzkapellen bis Ende 2013. Zuletzt waren es 15 Jahre im Senioren-Akkordeonorchester Friesenheim. Immer ging ich mit Fröhlichkeit und Begeisterung an die musikalische Arbeit und kam immer mehr zur Erkenntnis: Wenn die Menschen immer gut arbeiten, singen und musizieren und das biblische Gebot „Seid allzeit fröhlich!“ halten würden, dann gäbe es bestimmt keine Kriege auf der Welt.

      Wir Hertensteins in der Bahnhofstraße wurden „s’Schange“ genannt. Der Großvater hieß Christian – im Elsass sagte man dazu „Chrischang“. Somit war mein Vater der Schange-Ludwig. Wir Kinder: dr Schange-Kurt, die Schange-Margrit und dr Schange-Gerhard. Unser Vater war im ganzen Dorf der Holzsäger. Er besaß eine fahrbare Kreissäge, deren großes Sägeblatt angetrieben wurde durch einen 5 PS starken Elektromotor. Bis etwa zu seinem 65. Lebensjahr betrieb er die Holzsägertätigkeit im Dorf. Der Motor hatte einen eigenen Stromzähler, die Kilowattstunden wurden zusammen mit den Hauszählern abgelesen. Den Strom holte unser Vater direkt an den Oberleitungen im Dorf, die er mittels Steigbügeln bestieg. Auf der Kabelrolle hinten am Sägefahrzeug befanden sich ca. 150 m Kabel. Meistens wurden im Umfeld mehrere Sägetermine zusammengelegt. Im Schopf des Ökonomiegebäudes zu Hause befand sich eine große Schrotmühle, mit der das Getreide der Kundschaft zu Viehfutter gemahlen wurde. Mit dem Leiterwägelchen oder sonstigen Fahrzeugen brachten die Dorfbewohner das Getreide in Jutesäcken. Das Mahlen eines Zentners brachte in den 1950er/60er-Jahren etwa 2 DM ein. Als Antrieb der Schrotmühle diente ebenfalls der 5-PS-Motor auf der Kreissäge. So hatten ich und auch später mein Bruder Gerhard fast täglich Gelegenheit, die Arbeit an der Schrotmühle zu verrichten, und wir kamen daher nicht auf dumme Gedanken. Die Konstruktion der Kreissäge und der Schrotmühle verdankten wir dem Onkel Heiner, Heinrich Zipf, Bruder von Lydia Hertenstein, unserer Mutter. Er war leider im Zweiten Weltkrieg gefallen und hinterließ die Ehefrau Berta aus Langenwinkel mit Sohn Klaus.

      Zu unserem landwirtschaftlichen Betrieb gehörten auch Reben: zwei kleine Stücke mit 10 Ar „Im Ehrental“ an der Straße nach Sulz, ein weiteres Stück zu 5 Ar in der Gemarkung Kippenheim im Gewann „Haselstaude“. Bekanntlich war in der damaligen Zeit Ackerbau und Viehzucht dominierend im Dorf. Dieses wurde seinerzeit von etwa 650 Einwohnern bewohnt.

      Alles Weitere aus der geschichtlichen Entwicklung des Dorfes ist ja im Buch erfasst; lediglich auf die damalige Volksschule möchte ich noch kurz eingehen. Hier ging es äußerst streng zu. Mit Fräulein Wöhrle und Lehrer Herrmann war selten zu spaßen. Oft gab es „Tatzen“ von der Lehrerin oder eine „Watschen“ vom Herrn Lehrer. Eine Geschichte erzählte man schon damals im Dorf. Ein Schüler musste sich – bäuchlings – auf den Tisch legen, da er mit einem Stock vom Lehrer auf den Po geschlagen werden sollte. Der Schüler hatte dies zuvor schon geahnt und einen dicken Atlas in die Hose geschoben. Zum Pech des Schülers schaute der Atlas jedoch etwa 2 cm aus dem Hosenbund raus. Als der Lehrer dies sah, war er nicht mehr zu bremsen, schäumte vor Wut und schlug so um die 20 Mal zu.

      Die Glockenweihe von Stephan Hurst

      Die Glockenweihe

      VON STEPHAN HURST

      Nur etwas mehr als vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand in Kippenheimweiler ein erstes großes Fest statt, welches wie kaum ein anderes die Gemeinde geprägt hat. Die Wylerter waren noch erschöpft durch den Krieg, viele Angehörige wurden immer noch vermisst oder waren in Gefangenschaft und die Häuser waren teilweise noch zerstört. Die Menschen sehnten sich nach Frieden und einem normalen Alltag.

      Bereits 1940 waren die beiden 1924 neu angeschafften Glocken wieder beschlagnahmt worden. Die Gemeinde sollte sie nie wiedersehen. Die dritte, verbliebene Glocke war gesprungen, sodass nach dem Krieg alle drei Glocken in Auftrag gegeben wurden.

      „Die Glocken standen in der Scheune meines Vaters (Ludwig Fleig, Anm. d. Red.) vom 16.10.–21.10.1949, daselbst war die Einführung und Abholung beim Dorf“, so hielt es Maria Katharina Beinroth geb. Fleig fest. Die Einholung der Glocken fand am Freitag, dem 21. Oktober 1949, um 16 Uhr statt.

      Der Festumzug ist den damals Beteiligten noch heute in lebhafter Erinnerung. Das ganze Dorf war auf den Beinen und nahm rege teil.

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      Die Glocken wurden feierlich mit dem Wagen und den Festjungfern durch das Dorf zur Kirche gefahren. V. l. n. r.: Emil Frenk, Ludwig Fleig, Christel Stark geb. Zipf, Hanni Siefert, Else Gänshirt geb. Siefert, Gretel Siefert, Dorle Siefert, Dora Plogstedt geb. Siefert, Mathilde Siefert und Renate Zipf

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      Der Tross mit den Wagen von Gemeinderat und Bürgermeister sowie dem Kirchengemeinderat vor der Kapelle

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      Das ganze Dorf war beim Umzug dabei.

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      Pfarrer Erich Henschke am Rednerpult vor dem geschmückten Kriegerdenkmal und den Honoratioren

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