Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

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Die Zeit nach 1945 bis in unsere Gegenwart

      4. KAPITEL

      Die Zeit nach 1945 bis in unsere Gegenwart

      Wandel in der Arbeitswelt von Stephan Hurst

      Wandel in der Arbeitswelt

      VON STEPHAN HURST

      Nicht nur in der Landwirtschaft, auch bei den Arbeitern und im Handwerk gab es insbesondere in den vergangenen 60 Jahren große Veränderungen, die wir näher beleuchten wollen.

      Der Beruf des Webers

      Verbreitete Webgarne aus einheimischen Rohstoffen waren in unserer Gegend um Kippenheimweiler vor allem Flachs oder auch Hanf für die Leinenweberei. Der Webstuhl ermöglichte dem Weber, Stoffe von hoher Qualität zu produzieren. Allerdings brachten die mechanischen Webstühle und die Industrialisierung das Ende dieses früher sehr verbreiteten Handwerks. Dieser Umbruch brachte viele Weber um ihre Existenz. Und so waren die Weber einer der ersten Berufsstände, die die negativen Folgen der Industrialisierung am eigenen Leib erfahren mussten.

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      Auch in Kippenheimweiler gab es Weber; so ging beispielsweise auch der Großvater von Herbert Hurst, August Hurst (1864–1947), dem Beruf des Webers nach. In dessen Haus in der Luisenstraße 2 stand im linken Teil lange Jahre ein Webstuhl, den es heute leider nicht mehr gibt.

      Schornsteinfeger

      Den Beruf gibt es bekanntlich auch noch heute, wenngleich die technische Ausrüstung in unseren Tagen natürlich deutlich besser ist.

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      Dieser wunderbare Schnappschuss eines vorbeigehenden namentlich unbekannten Schornsteinfegers gelang dem Vater von Karl Beinroth kurz nach dem Krieg.

      Waldarbeiter

      Auch der Beruf des Waldarbeiters ähnelte dem heutigen. Motorsägen gab es damals noch nicht, gefällt wurde mit Axt und Säge. Der Transport der Bäume erfolgte noch mit Pferd und ohne Maschinen. Über den Winter arbeiteten zahlreiche Landwirte des Dorfes im Gemeindewald und verdienten sich so ein Zubrot. Nicht selten kehrten die Waldarbeiter des Dorfes nach der Arbeit unterwegs ein.

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      Otto Stubanus beim Schälen eines Baumes mit Waldarbeitern. Er arbeitete beim Verlag Schauenburg und war lange Jahre Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Kippenheimweiler.

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      Waldarbeiter aus Kippenheimweiler bei einer Vesperpause

      Zeitzeugen erinnern sich an die Waldarbeit:

      Renate Weis-Schiff: Ich glaub, si hänn amol ä Deil miän bringe, wu dr Lohn nit glangt het. Eugen Gänshirt: Do derf ich gar nit dran denke (lacht). Drwege het der Gänshirt Schorsch gsait: „Blieb d’heim, ihr verdiene nix, dü versüffsch meh, wie ihr verdiene.“ Un ich weiss nit, mir hänn halt in dr Woch, ich glaub mir sinn selde durchkumme, ohni dass mir nit iehkehrt hänn.

      Wagner („Krummholz“)

      Durch den Wegfall der eisenbereiften Leiterwagen sowie der größtenteils aus Holz hergestellten Werkzeuge und landwirtschaftlichen Gerätschaften wurden die Tätigkeiten des Wagners ab den 1950er-Jahren immer weniger nachgefragt. In Kippenheimweiler gab es die Wagnermeister August Weinacker in der Lindenstraße und Oskar Siefert in der Luisenstraße.

      Küfer

      In Kippenheimweiler gab es vor dem Krieg wie in den umliegenden Ortschaften auch den Beruf des Küfers. Daniel März war der letzte seines Standes und auch der letzte der Küferinnung. Seine Werkstatt hatte er in der Wylerter Hauptstraße 36 (heute: Haus von Klaus Löffel). Das Leben von Daniel März steht beispielhaft für den rasanten Umbruch der letzten Jahrzehnte.

      Daniel März wurde 1912 in Dinglingen geboren und begann 1947, nach der Rückkehr aus dem Krieg, als Küfer in Kippenheimweiler zu arbeiten. Sein Vater war auch Küfer. Sie kauften das Holz im Wald, lagerten es drei Jahre im Freien und ein Jahr im Schopf, bevor sie es bearbeiteten. Der Vater noch mit dem Fügehobel, mit Krummmessern und dem Lenkbeil. Der Sohn benutzte bereits seine Bandsäge, um die Bretter zu Dauben zu formen und ihnen die richtige Länge, Breite und Wölbung zu geben. Viele Arbeitsschritte, das Befestigen der Dauben, das Biegsammachen des Holzes mit kochendem Wasser, das Aufziehen der Reifen und das Einlegen des Bodens erforderten Kraft und Genauigkeit, Armschmalz und Kunsthandwerk. „24 Stunden habe ich an einem Fass gearbeitet, das 150 Liter fasst und 80 cm hoch und 50 cm breit ist“, sagte Daniel März. Kaum zehn Jahre waren vergangen, da konnte er mit dieser Arbeit seine Frau und sich selbst nicht mehr ernähren. Die Brennerei wurde zu seiner wesentlichen Einnahmequelle. „Anfangs habe ich zwei oder drei große Mostfässer in jedem Jahr gemacht“, erinnerte sich Daniel März. Seit den 1960er-Jahren bestand seine Tätigkeit nur noch aus Reparaturarbeiten an Fässern, Krautständern und Bottichen. Die vermehrte Produktion von Kunststoffen machte sein Handwerk fast überflüssig.

      Die Lehrbuben, deren Fertigkeiten er in den 1950er-Jahren als Prüfungsmeister zu beurteilen hatte, sind alle in die Industrie gegangen. 40 Küfer arbeiteten zu Lebzeiten von Daniel März’ Vater im Kreisgebiet. Als Daniel März als Obermeister der Innung mit seinen Kollegen 1972 beschloss, die Innung aufzulösen, da waren sie noch zu sechst. Daniel März verstarb am 27. Oktober 1989.

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      „Geduldig und liebenswürdig“ – so wird Daniel März in einem Zeitungsbericht über ihn vom Mai 1984 beschrieben – zeigte er der damals jungen Zeitungsmitarbeiterin Annette Hillebrand zwei Tage lang seine Tätigkeiten, erklärte, wann Gargelkämme und Ziehklingen, Fassschaber und Leierbohrer bei der Fertigung eines Fasses gebraucht werden.

      Die Nachkriegszeit von Stephan Hurst

      Die Nachkriegszeit

      VON STEPHAN HURST

      In den ersten Tagen nach dem Kriegsende in Kippenheimweiler kam es auch hier wie in vielen Nachbarorten zu Plünderungen von Fleisch, Eiern und Wertsachen wie Schmuck, Uhren und Fotoapparaten. Ebenso wurden Weinvorräte, Geflügel sowie Stallhasen entwendet, teilweise auch sinnlos aufgebraucht.

      Die Mädchen wurden so gut es ging versteckt, um ihnen Schlimmeres zu ersparen. Trotzdem fanden mehrere Vergewaltigungen an Frauen im Dorf durch die französischen Soldaten statt. Besonders gefürchtet waren die nordafrikanischen Soldaten aus Marokko.

      Fritz Fleig wurde vom französischen Militär zum neuen Bürgermeister bestimmt. Da er des Französischen und Englischen mächtig war, konnte er sich gut mit der Militärbehörde verständigen. Drohte Ungemach durch betrunkene Soldaten, meist aus den französischen Kolonien, so rief er unverzüglich die Kommandantur an, die dann die Militärpolizei sandte und für Ruhe und Ordnung sorgte. Die Situation

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