Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

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beschlagnahmt und für Kriegszwecke verwendet – ein schmerzhafter Eingriff auch in das religiöse Empfinden der Menschen im Dorf.

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      Der eingezogene Soldat Oswald Siefert (1882–1948) mit seiner Frau Karolina Zipf und den beiden Kindern Frieda und Richard im Hof des heutigen Anwesens Elsa und Bernhard Preschle

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      30 Kriegsteilnehmer aus Kippenheimweiler ließen auf den Schlachtfeldern ihr Leben. Viele Heimkehrer wurden für ihr ganzes Leben durch die traumatischen Erlebnisse in den Schützengräben geprägt.

      Das Kriegerdenkmal vON STEPHAN HURST

      Das Kriegerdenkmal

      VON STEPHAN HURST

      Das Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges gibt es heute nicht mehr. Es stand auf dem Platz vor der evangelischen Kirche in Richtung des Anwesens Bohnert und wurde in den 1970er-Jahren abgetragen und dann im Hochwald entsorgt. Dies wäre heute unter geschichtlichem Aspekt so nicht mehr denkbar, in jenen Jahren jedoch entsprach dies dem Zeitgeist. Das Denkmal hätte zudem restauriert und umfangreich ausgebessert werden müssen. Was hatte es mit dem Kriegerdenkmal auf sich, und wann wurde es errichtet?

      Ein Blick zurück: Nach dem verlorenen Weltkrieg änderte sich die Gestaltung von Kriegerdenkmälern erheblich. Galten vor 1918 die Denkmäler vor allem den Teilnehmern der siegreichen Kämpfe des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und waren diese geprägt vom stolzen Selbstbewusstsein des jungen Deutschen Reiches, so änderte sich dies nach 1918. Millionen von Toten und Verletzten wurden beklagt, der Krieg war verloren, und auch in Kippenheimweiler gab es viele Opfer. Allein im Ortssippenbuch sind 30 Gefallene benannt, für eine kleine Gemeinde wie Kippenheimweiler ein ungeheurer Aderlass. Viele Familien hatten Tote zu beklagen. Daher ist es nur zu verständlich, dass sich der Kriegerbund Kippenheimweiler am 20. April 1925 mit einem Baugesuch „zum Erstellen eines Kriegerdenkmals auf dem Kirchenplatz“ an die Gemeinde wandte. Karl Zipf als Bauherr und Vertreter des Kriegerbundes sowie der verantwortliche Bauleiter, Bildhauer Franz Sieferle aus Lahr, übergaben das Baugesuch mit Planunterlagen. Mit angehängt war auch die Zustimmung des direkten Nachbarn Friedrich Siefert, der erklärte, er habe gegen die Erstellung des Denkmals nichts einzuwenden.

      Nur wenige Tage später, am 28. April 1925, erteilte das evangelische Pfarramt Kippenheim seine Erlaubnis, auf dem der evangelischen Kirche gehörenden Platz ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Teilnehmer des Weltkrieges 1914–1918 aus Kippenheimweiler zu errichten. An die Erlaubnis knüpfte das Pfarramt einige Bedingungen, beispielsweise „dass der Kriegerbund auf Verlangen des evangelischen Kirchengemeinderats das Denkmal wieder zu entfernen hat für den Fall, dass die Kirchengemeinde den Platz selbst benötigt und für den Fall, dass sich durch die Errichtung des Denkmals irgendwelche Störungen des kirchlichen Lebens ergeben sollten“.

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      Dem Baugesuch wurde ein Situationsplan, datiert vom 15. April 1925, mit dem genauen Standort beigefügt. (Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg, B717-2 Nr. 4380)

      Nachdem das Bauamt am 19. Mai 1925 seine Zustimmung gegeben hatte, konnte bereits am 29. Juni 1925 die Fertigstellung des Fundaments verkündet werden. Am 14. Juli 1925 erging an das Bezirksamt Lahr die Nachricht, „dass das Kriegerdenkmal planmäßig ausgeführt worden ist und die Besichtigung zu Beanstandungen keinen Anlass gab“. Leider ist nicht mehr bekannt, wann die Einweihung erfolgte. Sie dürfte wohl noch in der zweiten Jahreshälfte 1925 erfolgt sein.

      Heute ist es der mächtige Sandsteinblock an der Leichenhalle, der als Mahnmal für alle Opfer der Kriege steht. Er erinnert auch an die leidvolle Zeit des Zweiten Weltkrieges, welcher alleine in Kippenheimweiler 58 Gefallene, Vermisste und Tote forderte. Seine Inschrift lautet:

      „Gedenket der Gefallenen und Vermissten unserer Gemeinde 1870–1871/1914–1918/1939–1945 und der Männer, Frauen und Kinder, die in unserer Heimat im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten.“

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      Das Denkmal wurde links und rechts von steinernen Sitzbänken eingerahmt, die an der vorderen Seite durch zwei Pfeiler mit einem Stahlhelm abgeschlossen wurden. Im unteren Drittel sind alle Soldaten des Krieges 1914–1918 namentlich aufgeführt, darüber auf dem mittleren Segment die Soldaten des Krieges 1870/71. Links und rechts davon befinden sich zwei Bildnisse. Sie zeigen den Abschied 1914 sowie die Rückkehr 1918. Das obere Drittel schließt das Denkmal gestalterisch mit Stufen ab. Der Platz vor dem Denkmal ist eingekiest.

      Wylert in der Weimarer Republik und der NS-Zeit

      VON STEPHAN HURST

      Wylert in der Weimarer Republik und der NS-Zeit

      VON STEPHAN HURST

      Die Deutschen waren sich bewusst, dass die Bedingungen für den Frieden hart sein werden. Doch der endgültige Text des Versailler Vertrages vom 17. Mai 1919 überstieg die schlimmsten Befürchtungen. Neben 14 % des Territoriums gingen dem Deutschen Reich auch die Hälfte der Eisenerzvorkommen sowie 25 % der Kohlereserven verloren. Für die Zivilbevölkerung jedoch alarmierend waren hohe Sachreparationen. So mussten beispielsweise die Hälfte des Milchviehbestandes sowie der größte Teil des modernen Lokomotivparks abgegeben werden. Am 28. Juni 1919 unterzeichnete die deutsche Delegation enttäuscht den Vertrag.

      Durch die hohen Reparationskosten von 131 Milliarden Mark an die Alliierten wurde dem Deutschen Reich 1921 eine kaum zu schulternde finanzielle Last auferlegt.

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      Landwirt Oswald Siefert 1932 in seinem Hof in der Wylerter Hauptstraße

      Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war geprägt von Mangel und Knappheit an Gütern. Da Kippenheimweiler jedoch überwiegend landwirtschaftlich geprägt war, litt die Bevölkerung bei Weitem nicht so stark an Hunger wie die Menschen in den Städten.

      Jedoch führten die hohen Jahreszahlungen an die Siegermächte zu horrend steigenden Staatsschulden und 1923 zur grassierenden Inflation. Die Geldersparnisse der Bevölkerung gingen komplett verloren.

      Erhielt Bürgermeister Johannes Weis noch im April 1923 198.848 Reichsmark an Gehalt, so waren es im Januar 1924 stattliche 103 Billionen Reichsmark. Über Nacht verlor das Geld einen Großteil seines Wertes und stellte die Wirtschaft, die Kommunen und die Bevölkerung vor große Probleme. Christel Stark berichtet über ihre Mutter, die Hebamme im Dorf war: „Also des isch nit eifach gsie. Un do het sie verzellt, no isch jo die Inflation kumme un do het sie ämol firs Geld wu sie kriägt het, grad noch ä Schächtili Schtreichholz bikumme.“

      Durch den Dawes-Plan der Alliierten 1924 zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft entspannte sich die Situation vorübergehend. In die Zeit der 1920er-Jahre fallen in Kippenheimweiler die Einweihung der neuen Glocken am 7. September 1924 sowie die

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