Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

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hatten. Die Umschlagsstelle für Gepäck und Expressgut sowie der Verkauf von Fahrkarten wurden 1968 eingestellt. Damit wurde der Bahnhof Kippenheim zum unbesetzten Haltepunkt, da nur noch Zu- und Aussteigen möglich war. Das Schicksal des Bahnhofes war besiegelt. Der Bahnhof wurde am 26. Mai 1974 endgültig stillgelegt. Nach und nach wurden das Bahnhofsgebäude, das Bahnwärterhaus, die Güterhalle und das Stellwerk abgerissen. Zuletzt folgte 1976 der Abriss des Bahnsteigs. Seitdem säumt nur noch ein Graben die Schienen, auf denen die Züge auf der Rheintalstrecke an Kippenheim vorbeirollen. Die neue Straßenführung mit der Bahnbrücke ersetzte 1972 den beschrankten Bahnübergang.

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      Das Bahnhofsgebäude Kippenheim von Westen aus gesehen, im Hintergrund links das Bahnwärterhaus

      Die Bahn war ein begehrter Arbeitgeber, Zeitzeugen erinnern sich:

      Hilde Schiff: Un wenn ich z’ruckdenk, des denkt mir noch, dr Vadder het’s Fahrrad ghan, die Arbeitsschtell isch Dinglinge gsieh in dr jungi Johre un im Winder, mir hann schneereiche Winter ghan, un wenn do dr Vadder het mian furt ge Schneefege, also Weiche frej mache, drno hedder mian uff Dinglinge laufe, will no nitt bahnt gsieh isch, no hedder schu gar nitt fahre kenne, un so hedder oft Nachtdienscht mian mache, un isch d’ganz Nacht unterwegs gsieh. Also diesbezüglich hann sie’s als viel herter ghan.

      Martin Schmidt: Dr Großvadder isch uff dr Bahn gsieh, was hedder als bekumme, ich hab ihm als miän d’Rendi hole. 40 Mark und 90 Pfennig im Monat.

      Renate Weis-Schiff: Des isch ä gued’s Geld gsie zu sellere Zit.

      Stephan Hurst: Hänn die wo an dr Bahn ware noch Landwirtschaft betriebe?

      Martin Schmidt: Ja. Die hänn Landwirtschaft ghan, un wenn sie als furt sinn am Morge hänn sie frieh furt miäse. Dr Hansegüschdel het als miäße schlofe zerscht, un d’Frau het bührt. Dr Hans war do owe Schrankedriller.

      Stephan Hurst: In Wylert ware jo viele bi dr Bahn. Was hänn die alli gmacht?

      Martin Schmidt: Ja, s’sinn d’meischdi bi dr Bahn gsieh. Des hän sie jo alles vun Hand mache miän. Dr Weis Wilhelm isch am Schdellwerk gsieh, uffem Schdellwerk 2. Dr Weis Fritz dowe war uffem Schdellwerk, dr Hansegüschdel isch au uffem Schdellwerk gsieh. Dr Hansegüschdel war uff sellem Schdellwerk.

      Renate Weis-Schiff: Dr Hebammevadder war an dr Bahn.

      Martin Schmidt: Der war Rottefiehrer. Der het d’Rott under sich g’han.

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      Julius Berne war einer der Schrankenwärter an der Bahnstrecke bei Kippenheimweiler. Die beiden Fotos stammen von Ostern 1942.

      Die Hanfrözi

      VON STEPHAN HURST

      Die Hanfrözi

      VON STEPHAN HURST

      Wo viel Wasser war, wurde auch Hanf angebaut; so auch in Kippenheimweiler. Der Gewannname Hanfrözi (das Gewann befindet sich rechter Hand neben der Rebwegbrücke) zeugt heute noch vom nicht allzu lange zurückliegenden Anbau einer wichtigen Nutzpflanze, dem Hanf. Er wuchs auf Feldern zu zwei bis drei Meter hohen Stängeln heran. Im Mai wurde er ausgesät, in seiner Blüte im August gezogen, ausgerauft, sortiert und zu Bündeln gebunden. Grob- oder Schleißhanf hießen die dicken, langen Stängel, Fein- oder Spinnhanf die dünnen und kurzen.

      Der Hanf stammt aus Mittelasien. Der männliche ist zarter in den Stängeln als der weibliche und wird auch Sommerhanf oder Fimmelhanf genannt. Die Samen der Hanfpflanzen ergeben das Hanföl. Die Inhaltsstoffe der Pflanze haben eine berauschende Wirkung, daher rührt auch die sinnige Bemerkung „der hett a Fimmel“. Das Wichtigste jedoch an der Hanfpflanze ist der sogenannte Bast, der außen an den Stängeln liegt und aus langen Fasern besteht. Diese galt es wie folgt zu gewinnen:

      Die Bündel wurden vom Feld in die „Rötze“, eine mit Wasser gefüllte Grube, gebracht und dort mit Steinen beschwert, bis die Pflanzen faulten. Dann wurden sie auf dem Feld getrocknet und auf der Darre – oft nur eine mit Stangen bedeckte Grube, in der ein Feuer brannte – gedörrt.

      Beim Grobhanf wurden von der Wurzel her die Fasern abgezogen. Dann folgte das Hecheln in reiner Handarbeit. Man verwendete hierzu die Hechel, eine Holzplatte mit spitzen runden Stahlnägeln. Durch diese wurden die Fasern immer wieder durchgezogen. Gebräuchlich ist auch die Redensart „jemanden durchhecheln“, deren Ursprung in dieser Tätigkeit zu finden ist und die kein Ruhmesblatt menschlicher Kommunikation darstellt. Die Fasern wanderten direkt oder über Zwischenhändler an Seiler. Sogar in Holland soll Segelleinen aus oberrheinischem Hanf hergestellt worden sein. Die Bearbeitung des Feinhanfes erforderte besonders viel Arbeit, da aus dem Endprodukt Hemden- und Wäschestoffe gewoben werden sollten. Die Stängel wurden mit der Hanfknitsche gebrochen, ausgeklopft und wieder gebrochen, bis die verholzten Pflanzenteile fast vollständig entfernt waren. Dabei half das Ziehen durch die Grobhechel. Nach mehrmaligem Ziehen durch die Feinhechel wurden auch die letzten Holzteile entfernt. Die Fasern wurden dann zu einem Bund gedreht, den man für das Spinnen im Winter aufhob. Nun war der Hanf fertig für das Spinnrad.

      Da Missernten selten waren und die mit dem Hanfanbau verbundenen Arbeiten über das Jahr verteilt werden konnten, war der Anbau des Hanfes lohnenswert. Er brachte seinerzeit schnelles Geld. Der Hanfanbau in der Rheinebene verschwand Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Baumwollimport und den Spinnmaschinen. Außer der Gewannbezeichnung und der Nähe zum Wasser erinnert heute nichts mehr an die einst florierende Hanfnutzung. Die Gruben verwilderten und wurden zu guter Letzt in den 1950er- und 60er-Jahren mit Bauschutt und Abfall jeglicher Art als Müllkippe missbraucht.

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      Auf dem Lageplan der Gemarkung sind rund 110 „Rötzen“ zu erkennen.

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      Hier sind die zur Hanfverarbeitung notwendigen Gerätschaften abgebildet.

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      Heute hat das Gelände neben dem Rebweg nahe der Bahnlinie Biotopcharakter und wird dankenswerterweise von den Jägern gepflegt.

      Die Wasserversorgung sowie der Straßenbau

      VON HERBERT UND STEPHAN HURST

      Die Wasserversorgung sowie der Straßenbau

      VON HERBERT UND STEPHAN HURST

      Die Ortsentwässerung

      Bevor die Kanalisation gebaut war, wurde das Dorf über offene Rinnen und Gräben entwässert. So gab es in der Bromergasse (heute: Blumenstraße) den Wettigraben, der in der Luisenstraße in den Herrotgraben mündete. Der Wettigraben

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