Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschichte des Dorfes Wyhlert - Группа авторов страница 9

Die Geschichte des Dorfes Wyhlert - Группа авторов

Скачать книгу

dies einen großen Einschnitt. An Kopfgeld erhielten beispielsweise Georg Hurst 10 Gulden und Barbara Hertenstein mit ihren vier Kindern 55 Gulden. Einkommensschwache konnten mit staatlicher Unterstützung bei den Kosten der Auswanderung rechnen. So wurde aufseiten der Städte und Gemeinden versucht, die Sozialausgaben zu senken.

      In einem Beitrag zur Statistik der inneren Verwaltung des Großherzogtums Baden aus dem Jahre 1857 heißt es: „Die Nachrichten von jenen Auswanderern, deren Reiseziel Nordamerika war, lauteten mit einigen wenigen Ausnahmen sehr günstig. Wer zur rechten Jahreszeit in Amerika ankam und arbeiten wollte, fand bald reichlich Verdienst, was auch aus den bedeutenden Summen hervorgeht, welche die Auswanderer in ihre frühere Heimat sendeten, um zurückgebliebene arbeitsunfähige Verwandte zu unterstützen und arbeitsfähige Verwandte in die neue Heimat nachkommen zu lassen. Durch die Einwanderer wurden für Erzeugnisse der badischen Landwirtschaft und Industrie in den verschiedenen Teilen Nordamerikas neue Absatzwege eröffnet, welche für manche Zweige der vaterländischen Gewerbstätigkeit von Bedeutung geworden sind. Weniger günstig waren die Nachrichten von jenen Auswanderern, welche ein anderes Reiseziel als Nordamerika gewählt hatten. Insbesondere ist eine große Anzahl von jenen, welche nach Algier ausgewandert sind, tödlichen Krankheiten erlegen. In die alte Heimat sind nur wenige Auswanderer zurückgekehrt, aber auch diese haben die Überzeugung zurückgebracht, dass der Besitzlose nicht auf die öffentliche Unterstützung sich verlassen dürfe, sondern arbeiten müsse. Die Zurückgekehrten suchen nun sich ehrlich zu ernähren.“

      Die große Welle der Auswanderungsbewegung ebbte in den 1890er-Jahren wieder ab. Der Hauptgrund war eine anhaltend boomende Konjunktur in allen Staaten des Deutschen Reiches. Die Gründe des Booms waren die rapide zunehmende Industrialisierung und die nun verstärkt wirkenden Investitionen aus den französischen Reparationsleistungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Sie führten zu einer Blüte von Handwerk, Industrie und Handel. Nun kam es innerhalb Deutschlands verstärkt zu massiven Binnenwanderungen. Viele Landarbeiter und Kleinstädter zogen mit ihren Familien in die neuen industriellen Ballungszentren wie etwa das Ruhrgebiet. Unter dem Aspekt der zunehmenden Urbanisierung Deutschlands kam es auch zu verstärkten Wanderungsbewegungen von Teilen des verarmten Landproletariats in die großen Städte wie zum Beispiel in die sich rasant vergrößernde Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches, Berlin. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Auswanderungszahlen aus Deutschland ist die ab den frühen 1890er-Jahren einsetzende und lange anhaltende wirtschaftliche Depression in den USA.

      Auszüge aus dem Text stammen von Reinhard Güll. Er ist Büroleiter der Abteilung „Informationsdienste, Veröffentlichungswesen, sozial- und regionalwissenschaftliche Analysen“ im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. (Monatsheft 2013-09)

Image - img_02000018.jpg

      Die Urenkel des nach Amerika ausgewanderten Georg Hurst, Daryl und Ron Hurst, trafen sich bei ihrem Deutschlandbesuch mit ihrem deutschen Cousin Herbert Hurst (Mitte des Bildes) im August 2010. So schloss sich nach mehr als 150 Jahren der Kreis.

      Die Recherchen sind der fleißigen Arbeit von Günter Hurst aus Flensburg und Herbert Hurst aus Kippenheimweiler zu verdanken. Die Amerikaner nahmen es nicht immer ganz genau mit den Namen der Herkunftsorte. Einige Probleme wurden auch dadurch geschaffen, dass bei den Eintragungen in Amerika bezüglich der Familiennamen eine unterschiedliche Angabe gemacht wurde. Dies begann bereits bei der Einschiffung. So scheinen die Kapitäne oder Zahlmeister der Schiffe beim Schreiben der Vor- und Zunamen bereits eine französische oder englische Schreibweise bevorzugt zu haben. Die Auswanderung betraf durch zerrissene Familienbande, durch den berühmten reichen Onkel aus Amerika oder durch die eigenen Erlebnisse einen Großteil der Bevölkerung in Südbaden.

Image - img_02000019.jpg

      Annonce der „Breisgauer Zeitung“ vom 25. Februar 1855

      Im Gemeinderatsprotokoll vom 1. März 1855 wurde festgehalten:

      Großherzogliches Bezirksamt

      Die Auswanderung armer Einwohner von Kippenheimweiler nach Amerika auf Gemeindekosten betreffend:

      Unterm heutigen sind auf Vorladen diejenigen hiesigen Einwohner, welche gekommen sind auf Kosten der Gemeindekasse nach Amerika auszuwandern, erschienen, und haben ihre Einwilligung durch Unterschriften abgegeben wie folgt:

      1.Erscheint Anton Fässler 39 Jahre alt und deßen Ehefrau Magdalena Siegele 38 Jahre alt, sodann deßen Kinder

      –Ludwig 11 Jahre alt

      –Wilhelm 9 ½ Jahre alt

      –Edmund 8 Jahre alt

      –Friederika 6 Jahre alt

      –Jakob 4 Jahre alt

      Vorstehender Besitz: kein Vermögen

      2.Erscheint Juliane Hausch 43 Jahre alt und deren Kinder

      –Elisabetha 20 Jahre alt

      –Magdalena 16 Jahre alt

      –Juliane Hausch mit x als Handzeichen.

      Dieselben besitzen auch kein Vermögen.

      3.Erscheint Ursula Krämer 32 Jahre alt und deren Kinder

      –August Krämer 10 Jahre alt

      –Elisabetha 3 ½ Jahre alt

      Diese besitzen kein Vermögen.

      4.Erscheint Barbara Hertenstein 31 Jahre alt und deren Kinder

      –Gustav 10 Jahre alt

      –Hermann 8 Jahre alt

      –Wilhelm 5 Jahre alt

      –Magdalena 5 Monate alt

      5.Erscheint Georg Hurst ledig 33 Jahre alt

      Derselbe hätte noch etwa ein Vermögen von 80 f., kann aber wegen Nutznießung dessen Mutter nicht erhoben werden, es muss somit demselben das Reisegeld von der Gemeindekasse vorgeschossen werden, und nach beendeter Nutznießung wird es von dessen Vermögen erhoben werden, welches derselbe einwilligt.

      6.Erscheint Georg Schmidt ledig 39 Jahre alt. Ohne Vermögen

      7.Erscheint Georg Stüdle 62 Jahre alt

      Dessen Ehefrau Katharina Hertenstein 45 Jahre alt und die Kinder

      –Georg Stüdle ledig 27 Jahre alt

      –Magdalena Stüdle 24 Jahre alt

      –Friedrich 21 Jahre alt

      –Katharina 18 Jahre alt

      –Karolina 16 Jahre alt

      –Karl 11 Jahre alt

      –Jakob 3 Jahre alt

      8.Erscheint Georg Schmidt ledig 35 Jahre alt

      9.Erscheint Anna Maria Schmidt 32 Jahre alt mit ihrem Kind Jakob 4 Jahre alt

      10.Erscheint Georg Meier 36 Jahre alt

      Dessen Ehefrau Katharina Hertenstein 36

Скачать книгу