Die Geschichte des Dorfes Wyhlert. Группа авторов

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      Topographischer Plan von 1784, Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe

      (© Landesarchiv Baden-Württemberg)

      2. Kapitel Kippenheimweiler im 19. Jahrhundert

      2. KAPITEL

      Kippenheimweiler im 19. Jahrhundert

      Die Eisenbahn

      VON STEPHAN HURST

      Die Eisenbahn

      VON STEPHAN HURST

      Für Kippenheimweiler prägend ist seit mehr als 150 Jahren die Eisenbahnstrecke des Rheintals – quasi direkt vor der Haustür. Lange Zeit war die Reichs- und später die Bundesbahn ein gewichtiger Arbeitgeber für viele Menschen des Dorfes. Aber auch allen Reisenden ermöglichte vor allem der Bahnhof in Kippenheim ein bequemes und nahe liegendes Zusteigen. Blicken wir zurück:

      Im März 1838 nahm der Badische Landtag ein Gesetz an, mit dem das Großherzogtum Baden in eine neue Epoche seiner Geschichte eintrat: in das Zeitalter der Eisenbahn. Die Pläne waren ehrgeizig. Von Mannheim über Heidelberg und Karlsruhe bis nach Basel sollte die Route führen. Die Erwartungen in das neue Verkehrsmittel waren gewaltig. Der Mannheimer Kommerzienrat Ludwig Newhouse, der 1833 die Diskussion angestoßen hatte, brachte die optimistischen Zukunftsvisionen in eine griffige Formel: „Baden wird und muss ein großer Bazar, ein Weltmarktplatz werden.“

      Bereits 1840 wurde der erste Abschnitt zwischen Mannheim und Heidelberg in Betrieb genommen. Die badische Hauptbahn von Mannheim über Basel nach Konstanz – 1863, vor mehr als 150 Jahren, vollendet – verband die Regionen des Landes. Der Eisenbahnbau wurde zum Impulsgeber für die Industrialisierung.

      Die Überquerung der Gleise war nicht immer ungefährlich, wenn auch die Züge langsamer als heute fuhren. Zeitzeuge Martin Schmidt berichtete, dass er kurz nach dem Krieg bei Nebel am Übergang des heutigen Rebweges mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs war. Die Schranken begannen sich bereits zu senken. „Des reicht noch.“ Mit einem der Vorderräder blieb er jedoch im Gleis hängen. Drei Lichter aus Richtung Lahr näherten sich, der Zug raste heran. Vorne war die Bahnschranke bereits heruntergelassen. Der Bahnbeamte drehte diese, so schnell es ging, wieder nach oben. Martin Schmidt gab mit der Geisel Schläge auf die Zugtiere und er kam mit seinem Fuhrwerk gerade noch unter der Schranke durch, bevor der Zug passierte.

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      Eisenbahnkarte aus der Bauphase: Güterplan der Gemarkung Kippenheimweiler, Streckenausschnitt: 166,8 bis 167,9 km, ca. 1842 (GLA Karlsruhe 421 K1 Nr. 2078)

      Zeitzeugen erinnern sich an die alten Bahnübergänge

      Eugen Gänshirt: Der Zug het bimbelt, un wenn dü noch fun widdem herkumme bisch, no hesch schu ghert, a do kummt ä Zug. No hedder dich als ämol durch gloh oder äu nit.

      Renate Weis-Schiff: Wänn dr Heuwage ä weng z’hoch glade war, hesch miän abschdiege, wegge dr Oberleitung, später, wu Strom kumme isch. Ich mein, uns denkt jo au noch dr Dampf.

      Eugen Gänshirt: Do hesch immer Mohris g’han, wenn als dr Zug gfahre isch, un er het Dampf abglehn, no hets pfiffe, no sinn d’Viecher mänchsmol näbenüs ghopst. Des war als ä Erlebnis.

      Stephan Hurst: Wie viel Statione ware uff dr Wylerter Gemarkung Richtung Dinglinge?

      Eugen Gänshirt: Wu dr d’Breidi nummgehsch, bi der Stiehli (Fa. Jakob Schmid & Söhne, Kippenheim), dert isch eini gsieh, selli isch vum Schdellwerk agmacht wore.

      Renate Weis-Schiff: Bi Mahlberg Richtung Bruck war noch einer, s’Baue häm mir gsait.

      Eugen Gänshirt: Un drno rahzue ischs Gremmelmeiers gsieh, am Kirchhof num. Der isch aber friehjer zuegmacht wore. No war dr Rebweg un s’Kopfe.

      Renate Weis-Schiff: Im Rebweg war aber nur ä Schrank un ä Hiesli, kei Wohnhüs.

      Martin Schmidt: Do sinn als Schranke gsieh, friehjer. Un bie s’Gremmelmeiers, dert ware au Schranke, aber mir denkt sell nimmi. Un die hänn sie aber zuegmacht, bin aber änäweg als drieber gange, wenn dr middem Fahrrad gfahre bisch, oder selli wu Feld dert driebe ghan hänn..

      Renate Weis-Schiff: Un dann Richtung Mietersheim isch s’Krampferts kumme. Wenn mir uff Lohr sinn, sinn mir dert num. Di hänn do gwohnt, des ware richtige Hieser. Die sin alli abgrisse wore. Später sinn die Schranke no z’erscht vun Lohr oder vun Dinglinge bedient wore.

      Eugen Gänshirt: Wu halt die Zieg schun meh gfahre sinn un schneller, no hänn sie die Brucke bäut.

      Stephan Hurst: Un nachts isch genauso uff un zue gmacht wore?

      Renate Weis-Schiff: Also do obe in Kippene hänn sie Dienscht gmacht.

      Eugen Gänshirt: Un im Rebweg isch als zobe, am zehni, glaub ich, ischer gschlosse wore.

      Renate Weis-Schiff: Am Morge, wänn mir als mol mit dr Fahrräder in d’Schuel uffs Friedensheim sell Johr gfahre sinn, do simm mir je nach dem als under dr Schranke durch, so schräg drunter durch.

      Eugen Gänshirt: Ha dert hesch jo noch drieber kenne, dert sinn d’Zieg jo no nit so schnell gfahre wie hit. Hitt ischs halt schun gfehrliger.

      Der Kleinbahnhof in Kippenheim überdauerte mehr als ein Jahrhundert. Am 1. Mai 1846 wurde er vom Betrieb der Großherzoglichen Eisenbahn gegründet. Dem Lauf der Zeit unterworfen, löste die Bahn seinerzeit die Pferdewagen ab. Es ist heute kaum vorstellbar, dass in Kippenheim im Jahr 1910 annähernd 48.000 Bahnfahrer gezählt wurden. Die meisten von ihnen waren Arbeiter und Schüler, auch aus Kippenheimweiler. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht stand ein Fuhrpark von Fahrrädern vor dem Bahnsteig. Vor der Arbeit und nach Feierabend wurde gerne noch in die Bahnhofsgaststätte eingekehrt. Stimmengewirr erfüllte die Raststätte, wenn Arbeiter und Reisende zum leiblichen Wohlergehen plauderten. „Früher war hier vom ersten bis zum letzten Zug ein ständiges Kommen und Gehen“, erinnert sich Brigitte Wurth, Wirtin der ehemaligen „Restauration“ am Bahnhof Kippenheim.

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      Die Instandhaltung des Gleisnetzes erforderte Können und Kraft. Hermann Zipf aus Kippenheimweiler (2. v. r. in Uniform) leitete zunächst als Rottenführer und später als Rottenmeister die Rotte beim Ausbessern der Gleise. Diese hatte den Gleisabschnitt „Übergang Gremmelmeier“ in Höhe des Friedhofs bis etwa nach Offenburg zu bewerkstelligen. Die Arbeit begann frühmorgens, teilweise schon nachts, wenn der Schnee wegzuräumen war und die festgefrorenen Weichen enteist werden mussten.

      Reger Verkehr herrschte auch an der Güterhalle, an der Waren des örtlichen Handels umgeschlagen wurden. Direkt ab Zeche wurden dort Kohle und Öl aus dem Ruhrgebiet umgeladen und den Kunden direkt ins Haus geliefert.

      1956

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