1001 Tausendundeine Lüge. Evelyne Kern
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2. Die Recherche
Einer, der es genau wissen wollte und seitdem hinter unserer Arbeit steht, ist der Enthüllungsjournalist Guido Grandt. Er reiste zusammen mit einem Reporterteam (Bild der Frau) „Auf den Spuren der Liebesmafia“ nach Kenia, in die Türkei und nach Tunesien. Mit versteckter Kamera gaben sie sich als Touristen aus, die an der Masche der Beznesser interessiert sind, um an Frauen heranzukommen.
Guido Grandt sagt dazu Folgendes: „Aus dem, was die Liebesbetrügervor versteckter Kamera auspacken, ist leicht das perfide System von Bezness zu erkennen. Aber lesen Sie selbst.“
„R” steht für „Reporter”, also für mich und „A” für den Kellner „Achmed” und „M” für den Hotelanimateur „Mehmet” (Namen geändert).
Auszug aus dem Filmtreatment („Auf den Spuren der Liebesmafia” von Guido Grandt):
Einer von ihnen ist Achmed, der Restaurantkellner. Scheinbar zufällig verwickeln die Reporter ihn in ein Gespräch, fragen gezielt nach den Anmachmaschen.
Situative O-Töne Reporter und Achmed
R: Die Frauen kriegt man doch relativ leicht rum hier?
A: Ja …
R: Viele Deutsche dann, oder alle?
A: Alle …
R: Dann einmal ins Hotel, am anderen Tag ist vorbei, oder kommen die wieder?
A: Wieder, wenn du hast gut gemacht, kommen die wieder!
R: Dann kommen die manchmal den ganzen Urlaub her?
A: Ja …
R: Bist du eigentlich verheiratet?
A: Ja …
R: Egal, müssen die ja nicht wissen
A: Psssst …
R: Ein Kollege kam bei der Frau nicht an, die wollte nichts mit ihm haben und dann hat der Kellner zu seinem Kollegen gesagt, geh du da hin und dann ist sie nachher mit dem weggegangen. Ist es bei euch auch so, dass ihr ein wenig miteinander redet, so?
A: Ja, ja …
R: Bisschen rumschicken und so?
A: Genau …
R: Und bleibt ihr mit denen in Kontakt, Email, SMS und so?
A:Ja …
R: Und es ist tatsächlich so, dass die dann noch Geld schicken später, Geld schicken oder Handys?
A: Ja, ja … die machen das.
R: Machen die das?
A: Wenn er macht Arbeit gut, wenn Frau zufrieden, er kriegt alles. – Was möchte eine Frau? Frau möchte das, schöne Zeit, wenn sie eine rote Rose geben, sie macht alles.
Romantik, Zärtlichkeit und eine schöne Zeit – das also scheint die Masche der türkischen Gigolos zu sein, um Touristinnen zu verführen. Dass dahinter jedoch mehr als nur orientalische Liebesnächte stecken, stellen die Reporter schon sehr bald fest.
(…)
Kurze Verschnaufpause am Pool. Hotelangestellte Ilona gesellt sich dazu. Die Deutsche kennt die Anbagger- und Abzockstrukturen der türkischen Männer nur zu gut.
Situativer O-Ton Ilona (deutsche Hotelangestellte)
„Ich habe hier Leute an meinem Schreibtisch sitzen, die sagen, der Animateur liebt mich. Der wollte sich einen Roller kaufen. Aber ihm fehlten noch 300 Euro, die habe ich ihm dann gegeben. Ein Kellner verdient hier 300 Euro und wenn ich hier so eine Ische knalle und ihr jeden Tag erzähle, wie toll sie ist und wie sexy sie doch aussieht, weiß ich doch, ich habe einen guten Zusatzverdienst. Ich würde, wenn ich eine Tochter hätte, sie nicht hierher lassen.”
O-Ton Reporterin
„Wenn ein Bus ankommt und neue Touristinnen bringt, dann stehen die Kellner schon da und begucken sich, welches Frischfleisch kommt. Die Betreuung ist dann natürlich sehr intensiv. Dann werden den ganzen Tag mehr oder weniger immer wieder kleine Aufmerksamkeiten gemacht, so dass die Frauen schon merken, da ist ein deutliches Interesse.“
Deutliches Interesse zeigt auch Hotelanimateur Mehmet an den zahlreichen Touristinnen. Ihm geht es nicht nur um jobbedingte Freundlichkeit, sondern um weitaus mehr. Vor versteckter Kamera packt der Hotelanimateur bei den Reportern aus.
Situative O-Töne Reporter und Mehmet
M: In Side … alte Frau und türkische Männer …
R: Und warum?
M: Für Geld, vielleicht denken sie, nach Deutschland gehen
R: Sie wollen eine kennenlernen hier und denken, dann kommen sie nach Deutschland?
M: Ja, ja, ja … Habt ihr nicht gesehen in Deutschland … so viel … diese alten Frauen und türkische Männer
R: Du kannst doch eine Pension mieten und die Frauen dann mitnehmen?
M: Ja, ja, Pension oder Strand …
R: Wer bezahlt die Pension, du oder die Frau?
M: Die Frau, ist doch klar, warum ich?
R: Die Frau zahlt fast immer?
M: Ja, ja …
R: Aber Geld geben sie dir schon, oder?
M: Ja, ja …
R: Bleibst du mit denen auch in Kontakt per Skype?
M: Skype, ja, Facebook, ja, 100, 200 in Facebook …
Nur vordergründig geht es also um Sex. Hauptsächlich werden die Frauen von den Beznessern finanziell ausgebeutet. Einige erschleichen sich durch vorgespielte Liebe und Heirat einen Aufenthaltsstatus in Europa.
Ende