Unerklärliche Geschichten. Gisela Schäfer
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Mein Mann war ziemlich bewegt und brauchte nun selber einen Schluck Wasser. Nach einer Weile bat ich ihn: „Bitte, lass uns nun ganz vorsichtig weiterfahren. Nicht weit von hier muss das passiert sein, was ich dir eben erzählte.”
Wir setzten unsere Reise fort. Nach ca. zehnminütiger Fahrt kamen wir tatsächlich an diese Unfallstelle. Es zeigte sich genau die Situation, die ich innerlich erlebt hatte. Polizei und Krankenwagen waren bereits vor Ort, regelten den Verkehr und kümmerten sich um die Verletzten. Dankbar, dass wir beide da nicht hineingeraten waren, schickte ich ein Gebet zum Himmel.
Nun war ich fest davon überzeugt, dass die lange Wartezeit an der Berliner Stadtgrenze ihren Sinn hatte und dass uns durch meine Vision nichts geschehen war.
Gottvertrauen ist
wie ein Luftkissen für die
Wirren des Lebens
Birgid Krause
Claudia Aretz
Wunder-volle* Großmutter
Zu meinen eigenen wunder-vollen Erfahrungen gehört, dass ich eine hellsichtige Großmutter hatte. Diese hatte immer wieder Vorahnungen, die sich durch Träume zeigten. Ihre eigenen Erfahrungen waren leider nicht in dem Sinne wundervoll, dass sie schön waren, sondern das Wunder bestand einfach darin, dass diese Träume Realität wurden. Sie hatte dabei eine erstaunliche Trefferquote hinsichtlich des Geschehnisses selbst sowie auch der Details, die sie mir in Bildern schilderte. Es handelte sich meist um Träume, in denen ein Mensch von uns ging, und ich bin überzeugt davon, dass solche Vorahnungen nur Personen haben, die sie auch verkraften können.
Eines Nachts träumte sie von einem Friedhof. Sie erzählte mir, dass der Himmel grau, ja fast schwarz gewesen sei. Sie ging durch die Grabreihen, bis sie zu einer kleinen, weißen Kapelle kam. Als sie hineintrat, fand dort gerade eine Trauerfeier statt. Sie beschrieb mir den Pfarrer, den sie im Traum dort gesehen hatte, als einen kleinen Mann mit schwarzen Haaren und ganz kleinen Locken. Des Weiteren berichtete sie, dass ihre Nachbarin an diesem Morgen bei ihr geklingelt und erzählt habe, dass in dieser Nacht ihr geliebter Mann gestorben sei. Ein paar Tage später begleitete sie diese Nachbarin zu der Beerdigung. Es war die gleiche Kapelle aus dem Traum (meine Omi war nie zuvor auf diesem Friedhof gewesen!); es gab ein scheußliches Unwetter, und der Himmel war schwarz, und – der Pfarrer war exakt der Mann aus ihrer Beschreibung.
Ein paar Jahre später lag meine Mutter (ihre Tochter) im Krankenhaus. Eines Nachts träumte Oma wieder, sie gehe über einen Friedhof. Wiederum durchschritt sie die Grabreihen, als sie plötzlich ein frisches Grab mit ganz vielen Blumenkränzen entdeckte. Sie bückte sich nach einer vom Wind umgewehten Kranzschleife. Als sie diese herumdrehte, las sie die Aufschrift: Ein letzter Gruß von Deiner Mutti … In genau diesem Moment wurde sie wach, weil mein Vater anrief, um ihr mitzuteilen, dass meine Mutter soeben verstorben sei …
Jahrelang machte mich meine Omi fast verrückt mit einem immer wiederkehrenden Traum, dessen Bedeutung wir nicht verstanden. Sie erzählte dabei von unzähligen Türen und ganz vielen Lichtern, die aufblinkten. Sieben Jahre lang träumte sie in regelmäßigen Abständen davon, und immer wieder rätselten wir, was es damit auf sich haben könnte. Dann kam sie selbst eines Tages ins Krankenhaus mit der Diagnose Darmkrebs. Eine Operation sollte stattfinden. Am Vorabend gab man ihr ein Beruhigungsmittel und am nächsten Morgen ein noch stärkeres Mittel und bereitete sie auf die geplante OP vor. Danach kam die Krankenschwester und brachte meine Omi zum Operationssaal, während sie schon fast schlief. Plötzlich wurde sie wach, und die Schwester berichtete ihr, es hätte ein schwerer Verkehrsunfall stattgefunden und ein Notfall sei soeben in selbigen OP-Saal gebracht worden, man müsse ihre Operation leider verschieben. Stark, wie meine Omi immer war, sagte sie lediglich: „Na ja, da kann man nichts machen. Ach Gott, der arme Mann da drin …“ Als sie dann mitsamt ihrem Bett zurück in ihr Zimmer geschoben wurde, blickte sie im Liegen an die Decke. Und sie sah die Lichter von den Leuchtstofflampen an der Decke, die über ihrem Kopf davonzogen. Sie drehte den Kopf zur Seite und sah … Türen. Eine Krankenzimmertür nach der anderen zog an ihr vorbei, während sie noch völlig benebelt lächelte, weil sie endlich ihren Traum verstand. Sie hat die nachfolgende Operation gut überstanden und den Krebs sogar im hohen Alter besiegt.
Einmal, als sie noch ein junges Mädchen war, lebte sie in einem Pensionat. Dort gab es einen Gasherd, der eines Tages plötzlich explodierte. Überall schossen Flammen empor, und die Mädchen fürchteten sich sehr. Meine Omi war dann schließlich diejenige, die den Mut hatte, mit einem Schürhaken die Gaszufuhr abzudrehen. Seitdem hatte sie eine Heidenangst davor, dass sie zu Hause einmal vergessen könnte, den Herd abzuschalten, und einschlafen würde. Je älter sie wurde, umso mehr dachte sie daran, weil sie ja auch alleine in ihrer Wohnung lebte. Wir telefonierten häufig miteinander, und vier Tage vor ihrem 91. Geburtstag rief sie mich an. Wir erzählten wie üblich über Gott und die Welt. Dann meinte sie plötzlich, dass wir uns nie gestritten hätten, und ich sagte: „Nein, warum auch?“ Sie sagte weiter: „Ja, auch mit deiner Schwester nicht!“ Ich stimmte wieder zu und meinte, dass wir sie ja auch sehr, sehr lieb hätten. Plötzlich ertönte ihre sprechende Uhr (sie konnte sehr schlecht sehen): „Es ist zwölf Uhr.“ Da meinte sie: „Ui, schon zwölfe! Dann mache ich mir jetzt was zu essen. Heute koche ich mir Spargel mit Kartöffelchen und Schinken!“ Es sollte das letzte Mal sein, dass ich ihre Stimme hörte. Sie ging in die Küche, setzte das Essen auf und fiel einfach um. Nach Angaben der Notärztin war sie sofort tot, denn sie hatte noch nicht einmal den Notrufknopf gedrückt, der ihr um den Hals hing. Es war ein gnädiger Tod, und ich war heilfroh, so kurz zuvor mit ihr gesprochen zu haben. So wusste ich, dass es ihr richtig gut ging und sie sehr fröhlich an diesem Tage war. Das Denkwürdige an dieser Geschichte ist allerdings, dass genau das eingetreten war, wovor sie immer Angst gehabt hatte. Eine Nachbarin fand sie erst am frühen Abend, während die Herdplatte immer noch an war. Und nichts ist passiert! Es sieht so aus, dass sich, während sie starb, das Karma ihres Angsttraumas einfach auflöste …
Ich bin überzeugt davon, dass sie mir kurz nach ihrem Tod einen kleinen Gruß schickte. Ich hatte Wasser zum Abkochen aufgesetzt und während dessen staubgesaugt. Plötzlich ging aus unerklärlichen (?) Gründen der Staubsauger einfach aus, und ich hörte, wie das Wasser wütend überkochte. Ich rannte in die Küche und stellte die Flamme kleiner, während schon alles nass war. Als ich die Küche wieder trocken hatte, ging auf einmal der Staubsauger wieder an … Manchmal spinnen hier immer noch die Elektrogeräte, auch ein Jahr danach, und ich lache dann und sage: „Oma, lass das!“ In diesem Jahr, als meine Schwester mit mir meinen Geburtstag feierte und wir über Omi sprachen, fielen plötzlich ein paar Stücke Kuchen um. Meine Schwester sagte: „Ja, Oma, nimm dir ein Stück, das passt schon!“ Und wir lachten.
Irgendwann einmal hat Omi mir versprochen, nach ihrem Tode bei mir zu spuken. Ich sagte: „Au ja, aber du darfst mir keine Angst machen!“ Sie antwortete: „Nein, mein Kind. Ich spuke nur lustig!“ Und genau das tut sie … So weiß ich, dass sie immer noch da ist, irgendwo, und auf mich wartet. Ist das nicht wunder-voll?
Nie reißt es ab, der Liebe Band,
zerschneiden kann’s auch nicht der Tod.
Zwar steht