Wellenwasser. Reinhard Kessler
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In der heutigen Zeit, wo man auf einer CD seines Lieblings-Künstlers nur noch die 2 Lieder hört, die einem speziell gefallen, wäre das auch nur normal. Man hat einfach keine Lust, alle Titel zu hören. Sie müssen also kein schlechtes Gewissen dabei haben. Sie konsumieren dann halt ein Fast-Book, in Anlehnung an Fast-Food = fast ein Essen, hier entsprechend: fast ein Buch.
Es bleibt Ihnen dann aber vieles verborgen, zum Beispiel die Lösung der Frage nach der optimalen Lochgrösse in Salzstreuern und warum der Meeres-Spiegel trotz Klimaerwärmung eigentlich fallen müsste.
Alle anderen Leser lernen unser Akteure einfach besser kennen – und verstehen. Denn manchmal ist das schon grenzwertig, wie sich die beiden Freunde zueinander verhalten. Ihr Umgang miteinander ist robust. Die unterschiedliche Hautfarbe spielt dabei eine tragende Rolle, aber eben, nur für Aussenstehende, eben für diejenigen, die mit der Leiche anfangen und nicht mit dem Leben. Denn die beiden verbindet vor allem eines – ein tiefes Verständnis und echte Freundschaft.
Nebenbei noch bemerkt: Interpunktion und Orthographie dieses Buches sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln der Rechtschreibung wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.
Sollten Sie Kommafehler entdecken, so dürfen Sie diese behalten. Falls ein Komma fehlt, dürfen Sie gerne hier eines entnehmen und einsetzen:
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(Schere und Klebstoff verwenden).
Die konsequente Vermeidung des sogenannten scharfen S lehnt sich an die progressive schweizerische Schreibweise an, in der das scharfe S schon lange unerwünscht ist. Ab 1974 wurde das scharfe S systematisch verfolgt und galt dann endlich als ausgerottet. 2006 wurde es amtlich für tot erklärt. Zu Ehren der Schweiz wurde dies hier berücksichtigt.
Reif für die Insel
Aufbruch und Ankunft
Wir sehen sie beim Packen. Was wird denn gepackt? Ja sicher nicht die berühmten Siebensachen. Nicht bei seiner Frau. Das kannst du vergessen. Von wegen sieben! Da muss viel mehr mit und noch mehr, und dann noch dies und beinahe hätte sie doch tatsächlich das vergessen … Was da alles mit muss – Wahnsinn! Dabei wollen sie doch gar nicht so lange bleiben, denn schliesslich geht es nur in die Ferien und nicht auf eine 6-monatige Expedition in unbewohntes Gebiet.
Darauf haben sie sich schon lange gefreut. Diese Freude lassen sie sich auch durch das mühsame Kofferpacken nicht vermiesen. Im Gegenteil, diese Vorferienmühe steigert noch die Vorfreude auf die Ferien. So eine Art Appetizer. Ferien ohne diese mühsame Prozedur wären nicht komplett, es würde was fehlen, der Übergang zur Freizeit würde viel zu rasch erfolgen. Das wäre ja so, als käme beim 5-Gänge-Menü direkt der Hauptgang.
Sie, das sind unser Kommissar Jelato, der Secondo mit schweizer Pass, also ausweismässig Stufe CH, aber deutscher Doppelbürger, und seine Frau. Beide nicht weiter verhaltensauffällig, günstige Sozialprognose, gesichertes Einkommen. Sie stammen nicht aus bildungsfernen Schichten und sind einigermassen integriert. Sie produzieren auch nicht zuviel CO2. Der Sauerstoffverbrauch ist im tolerierbaren Rahmen, sie sind also keine Luftwegschnapper, und ihren Alkoholkonsum kann man als gerade noch sozialverträglich bezeichnen. Ausserdem sortieren sie fleissig ihren Müll und entsorgen so korrekt wie möglich. Ganz wichtig: sie zahlen pünktlich ihre Steuern. In der Schweiz muss man die tatsächlich selber bezahlen. Die werden nicht automatisch vom Lohn einbehalten. Das heisst aber auch, dass man das Geld real in der Hand hat und dann wieder hergeben muss – das tut natürlich richtig weh.
Sie sind beide Nichtraucher und Freunde des Grillens im Freien. Wenn man sie nicht reden hört, könnte man meinen, es wären ‘native’ Schweizer. Ach so, der Rasen wird auch oft genug gemäht, das hätte ich beinahe vergessen. Würde er jetzt noch im Turnverein mitmachen und bei den Feldschützen und im Kirchenchor mitsingen, dann könnte man es perfekt nennen. Daran muss er noch arbeiten.
Urlaub gehört auch zu den weit verbreiteten Verhaltensweisen dieser Spezies und der kleine Deutsche in ihnen ist natürlich nicht tot, sondern für Urlaub mit dem Auto, wir wollen kein Klischee auslassen. Der Deutsche fährt Auto. Punkt. Und zwar gerne. Und zwar gerne schnell. Heiligs Blechle. Das ist einfach so.
Damit keine Mahnung ins Haus flattert, werden vor dem Urlaub noch ganz ordentlich alle Rechnungen bezahlt, die Steuern hätten aber noch Zeit bis September – soweit alles ganz normal, auch das ritualhafte Blumengiessen vor der Abfahrt – „die Yuccas brauchen noch was” – und natürlich das Wasser an der Waschmaschine abdrehen.
Vorfreude pur. Strassenkarten studieren. Den Weg auf Einstellung Maps nochmal googeln. Koffer packen. Eben, da war doch was: Koffer packen.
„Frau, hast du ein Problem?”
„Ja. Ich weiss nicht, was ich alles mitnehmen soll. Man müsste wissen, wie das Wetter wird.”
„Pack doch einfach ganz normal – und dann nimmst du die Hälfte wieder raus.”
„Witzig. Das hilft mir jetzt auch nicht weiter!”
„Dann weiss ich nur noch einen Rat. Wir machen in Zukunft nur noch Ferien am Polarkreis. Da ist ganz klar, was du einpacken musst, nämlich nur warme Sachen. Das ist dann viel einfacher.”
„Lass mich doch. Wir fahren doch mit dem Auto und müssen es nicht tragen. Da nehm ich gerne etwas zuviel mit. Nachher ärgere ich mich nur, dass ich was zuhause gelassen habe, was ich dort gut gebrauchen könnte.”
„Schon recht. Aber ein Tipp: nimm nichts mit, was gelb ist. Da kommen nur wieder haufenweise diese kleinen schwarzen Fliegen oder Käferchen.”
„Habe ich schon berücksichtigt.”
Das Auto beladen.
Euronen in die Geldbörse, Franken raus.
Grenzübertrittsdokumente parat legen. Die heissen so, obwohl man die Grenze heutzutage kaum noch übertritt, sondern viel öfter überfährt. Da wäre mal eine Anpassung der Regeln und Schilder fällig.
Schlussendlich gehen sie nochmals die Checkliste für ihr organisatorisches Kleinprojekt durch:
„Visum, Einreise- und Aufenthaltsbewilligungen?”
„Brauchen wir nicht. Schengen sei Dank. Vielleicht in ein paar Jahren wieder. Man weiss ja nie, was noch für Abstimmungen kommen.”
„Identitätskarte noch gültig?”
„Ohje, jetzt wird es spannend!”
„Nee, hab ich vor 2 Monaten schon gecheckt. Jetzt wäre es sowieso zu spät.”
„So ein Glück.”
Es folgen der Reihe nach alle möglichen und unmöglichen Sachen, alles wird der Reihe nach abgehakt. Es geht zu wie im Cockpit einer grossen Maschine: der pnf -pilot not flying-liest vor, der pf -pilot flying- arbeitet ab:
„Auslandskrankenversicherung” – „Okay”
„Zeitung” – „Abbestellt”