Psychodelica. Patrik Knothe
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„Wen das Schwarze trifft, der hat verloren“, rief Rosa und sprang wie ein kleines Mädchen über mich hinweg.
Zu spät sah ich das über den Sand kriechende Dunkel und konnte mich nur noch durch mehrmaliges Rollen retten, bis ich schließlich so viel Abstand zu den Strahlen des Kegels gewonnen hatte, dass ich es mir erlauben konnte, mich aufzurichten. Rosa stand ein paar Meter abseits und lachte. Sowie ich auf den Beinen war, rannte sie auf mich zu, um mich erneut umzuwerfen. Doch dieses Mal war ich vorbereitet. Ich packte sie und der Schwung riss uns gemeinsam von den Füßen. Spielerisch versuchte sie, sich frei zu strampeln, aber ich war stärker. „Hoffentlich wird sie nicht gleich wieder zu einem Löwen“, dachte ich, als wir uns im Sand hin und her wälzten.
Unsere Nasenspitzen berührten sich und sie sagte:
„Gleich hat uns das Schwarze und wir haben verloren.“
Die Strahlen des Kegels hatte ich schon längst vergessen, aber wahrscheinlich konnten sie mir ohnehin nichts anhaben, wenn Rosa da war. Ich beobachtete, wie sich die Schwärze ihrem Kopf näherte. Was würde dann passieren? Bestimmt sähen wir überhaupt nichts mehr und wären eingehüllt in Dunkelheit.
Doch das Gegenteil geschah: Alles um uns war plötzlich in gleißendes Licht getaucht, Sand und Himmel nur noch weiß und Rosas Haut so glänzend, als sei sie mit mehreren Spuren Klarlack übermalt worden. Als ich in ihre Augen sah, schreckte ich auf. Tiefschwarz, undefiniert und ausdruckslos, schienen sie auf mich gerichtet, während sich ihre Miene zu einer grausamen Grimasse verzerrte. Sie sah wohl dasselbe bei mir und ich verstand nun, warum sie den Strahlen des Kegels entkommen wollte …
Doch der Spuk dauerte nur ein paar Sekunden und wir kehrten erleichtert in die bunte Wüste zurück.
„Mach das nicht wieder“, flüsterte sie völlig außer Atem. Sie lag noch immer in meinen Armen und klammerte sich an mich.
„Niemals“, antwortete ich, schloss die Augen und beugte mich nach vorne, um sie zu küssen.
Aber anstatt ihren Lippen fühlte ich eine nasse Schnauze und zuckte zurück.
Rosa war zu einem Wolf geworden, der nun jaulend und fiepend um mich herumtollte.
„Der Herr war wieder einmal zu gierig“, sagte der Wolf mit derselben Bariton-Stimme, derer sich auch schon der Löwe bedient hatte. „Wenn ich lachen könnte, würde ich den ganzen Tag nicht mehr damit aufhören. Nee, nee … Erst jemanden in den Strahl des Kegels jagen und ihn dann auch noch küssen wollen. Du bist mir einer … Zur Pyramide zu gehen, können wir nun natürlich vergessen.“
„Wieso?“, fragte ich wehmütig.
Rosa war verschwunden. Ein paar Mal versuchte ich, den Wolf wieder zu ihr zu machen, doch es gelang mir nicht.
„Wenn du im Strahl des Kegels warst, kommst du niemals zur Pyramide, egal, wie lange du gehst. Sie bleibt fern am Horizont, wandert vor dir davon, flieht und bringt sich in Sicherheit. Du würdest alles kaputt machen, wenn du sie jetzt betrittst. Das kann sie natürlich nicht zulassen. Und hör endlich auf, mich verwandeln zu wollen. Auch damit hat es sich für heute erledigt! Wenn du willst, kannst du mich ja nochmal küssen“, rief der Wolf und fing wieder an zu jaulen.
„Und warum hast du dieselbe Stimme wie der Löwe?“
„Wäre es dir lieber, ich spräche mit Rosas Stimme?“, fragte er, streckte sich zum Himmel und heulte in den Wüstenmorgen hinein.
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