Gardasee – ReiseMomente. Jochen Müssig

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Gardasee – ReiseMomente - Jochen Müssig

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gehört zum Trentino ...

      ... Malcesine zum Veneto

       Ein See, drei Regionen

      Dem Norden Italiens geht es gut – im Vergleich mit dem Süden Italiens sogar sehr gut. Und das Gardasee-Gebiet mit den Großstädten Verona, Brescia und Trient zählt zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Italiens. Doch was für den Gast wie die Einheit Gardasee aussieht, zeigt sich schön geteilt in drei Regionen: Denn das Trentino, Veneto und die Lombardei teilen sich politisch die Gestade des Sees. An den Regionengrenzen ändert sich zuweilen sicht- und spürbar der Straßenbelag. Und wenn eine Großveranstaltung wie der Gardasee-Marathon am Ostufer stattfindet, sieht man kein einziges Plakat an der lombardischen Westküste. Was dann nicht nur aussieht wie Futterneid: Denn wie die Politiker ziehen auch die Marketing-Leute nicht an einem Strang … Dass in manchen Orten Dialekte gesprochen werden, die einer zehn Kilometer weiter schon nicht mehr versteht, hat damit allerdings nichts zu tun ...

      ... Gargnano zur Lombardei

       Parteilose Bürgermeister

      Politisch führen in Italien alle Wege nach Rom, auch vom Gardasee aus. Auf regionaler Ebene sind Verona, Brescia und Trient die Hauptstädte des Veneto, der Lombardei und des Trentino, drei der 20 italienischen Regionen, die wiederum in 109 Provinzen gegliedert sind, die alle jeweils eine eigene Regierung haben. Die Bürgermeister in den Gemeinden am Gardasee werden übrigens fast ausschließlich von Parteilosen gestellt, die auf der Bürgerliste (Lista Civica) kandidieren.

       Der sonntägliche Kirchgang

      170.000: Auf diese Zahl kommt man ungefähr, wenn man alle Einwohner am See zusammenzählt. 170.000 von gut 60 Millionen Italienern insgesamt. Fast die gesamte Bevölkerung ist römisch-katholisch. Der sonntägliche Kirchgang gehört zur unausgesprochenen Pflicht, auch wenn die katholische Konfession seit 1984 keine Staatsreligion mehr ist.

      Kirche von Castello di Brenzone

       Der See ist ein Hammer

      Wind im Haar und ein Glas Prosecco in der Hand, rechts und links die Berge und rund um die „Siora Veronica“ nur das Wasser des Gardasees. Die alte Dame, gebaut 1926, sticht bei gutem Wind mit zwei große Masten und vier mächtigen Segeln in See. Und bei einer Bootstour von Norden nach Süden erlebt man auch ein Stück Entstehungsgeschichte: Es waren insgesamt fünf Eiszeiten, die den Lago so wunderbar modelliert haben. Schönheit braucht eben seine Zeit. Im Großen und Ganzen reden wir von zwei Millionen Jahren, wobei die letzte dieser fünf Eiszeiten vor rund 20.000 Jahren den letzten Schliff gegeben hat und zwar durch den Würmgletscher. Bei Malcesine war er noch tausend Meter hoch, bei Garda, gerade mal gut 25 Kilometer weiter südlich, hatte er schon die Hälfte seiner Höhe verloren. Die gewaltigen Wassermassen, die aus dem Gletscher strömten, transportierten Unmengen an Geröll. Die größten Teile blieben am Gletscherende einfach liegen und formten die heutigen Moränenhügel des südlichen Hinterlands vom See. Schließlich schmolz der Gletscher zwischen den Bergmassiven und die schöne Hammerform des Lagos war vollendet. Das ist gerade mal 15.000 Jahre her, in der Geologie nicht mehr als ein Wimpernschlag.

      Segelschiff „Siora Veronica“

       Kein Ort, nirgends

      Am Stiel im Norden ist der See schmal und von steil aufragenden Bergen umgeben wie ein Fjord. Das schöne Castello von Malcesine wirkt mit dem mächtigen Monte-Baldo-Massiv im Rücken wie eine Spielzeugburg. Hinter dem kleinen Campione ragen die Steilwände 400 Meter senkrecht in die Höhe. Doch ab Gardone an der Westküste und ab Garda im Osten ebbt alles ab. Die Bergwelt hat ein Ende. Nur noch ein paar Hügel gibt es zu sehen. Der Süden gibt sich breit, flach, fast wie ein Meer, und im häufig auftretenden Sommerdunst gilt: Kein Ort, nirgends, weil von der Seemitte kein Meter vom flachen Ufer mehr zu erahnen ist.

      Die Steilwände von Campione

       Oliven- und Limonen-Riviera

      Das Ostufer von Malcesine bis Torri del Benaco ist die Gardesana Orientale, auch Oliven-Riviera genannt. Der Großteil der rund 700.000 Olivenbäume rund um den See ist am Ost- und Südufer zu finden. Alle Oliven werden für die Produktion des begehrten Olio extra vergine di Oliva, jenes unter Feinschmeckern und Gesundheitsbewussten so beliebten hochqualitativen Olivenöls vom Gardasee, verwendet. Während die Olivenernte immer noch von großer Bedeutung ist, spielt der Anbau der Limonen, anders als früher, keine tragende Rolle mehr. Unter Limonen-Riviera versteht man trotzdem immer noch das Westufer von Limone bis Salò: die Gardesana Occidentale. Die wichtigsten und größten Ortschaften freilich liegen im Süden mit Desenzano und mit Riva im Norden.

      Tunnel an der Limonen-Riviera

      „EIN KÖSTLICHES SCHAUSPIEL, DER GARDASEE“

       Das schrieb Goethe 1786 auf seiner Italienischen Reise. Und es gilt bis heute! Ob wunderbare Sehenswürdigkeit oder prickelndes Erlebnis, ob auf dem Land, zu Wasser oder in der Luft: das Beste vom Lago di Garda. Must see! Must do! Los geht’s!

      1Torbole um halb sieben: Die ersten Sonnenstrahlen blinzeln über den Monte Baldo und sofort nimmt jeder Surfer sein aufgebautes Rigg in die Hand. Schnell ist der See voller bunter Segel und die Windsurf-Cracks zeigen Speed und ihre tollen Tricks. Morgens treibt sie der Pelér voran, auch einfach Vento oder Nordwind genannt. Ab 14 Uhr – wie praktisch: nach der mittäglichen Pasta-Pause – setzt dann die Ora ein, der stetige Südwind.

      2 Gardesana oben ohne: Mit einem schnieken Cabrio oder einem süßen Roller rund 40 grandiose Kilometer am Ostufer entlang: Dort, wo Olivenbäume und Zypressen das Bild bestimmen und man durch weniger Tunnel, in denen es keine Haltemöglichkeiten gibt, fahren muss als auf der Westseite. Die Gardesana Orientale verläuft fast die ganze Zeit unmittelbar am Wasser. Zahllose Strände laden zum Bad, Bars auf ein leckeres Gelato und Ristorante auf Pontons zum Pranzo, dem Mittagessen. Das muss „La dolce Vita“ sein!

      3Malcesine und das Bild vom See: Das Castello Scaligero aus dem 13. Jahrhundert ist nicht ein, sondern das Wahrzeichen des Gardasees. Erhaben besetzt die markante Burg den Felsvorsprung von Malcesine. Goethe zeichnete sie und wurde als scheinbarer Spion sogar kurz festgesetzt. Vom Turm sieht man auf eine fast geschlossene Dächerschicht. Und Hochzeitspaare lieben das Castello als ihre Romantikkulisse: „Schöner als im Prospekt versprochen“, sagen sie.

      4Über den Gipfeln ist Ruh’: Ob Schauderterrasse im Westen, Aussichtsterrasse

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