Gardasee – ReiseMomente. Jochen Müssig
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Für sehr viele ist Torbole aber auch der erste Kontakt zum See: Plötzlich tut sich der Süden auf! Entlang der Serpentinenstraße, von Nago runter nach Torbole, begrüßen Zypressen und Oleander, unten, am Wasser, auch Palmen und Agaven. Und man stößt sogleich auf die Casa del Dazio, das niedliche Zollhäuschen, das auf der Mole des kleinen Hafens steht. Es markierte bis 1918 noch die Grenze zwischen Österreich und Italien. Etwas versteckt im Ortskern liegt die Casa Alberti, wo neben dem Zierbrunnen eine Inschrift an den kurzen Aufenthalt von Johann Wolfgang von Goethe 1786 erinnert: „Heute habe ich an der ‚Iphigenie’ gearbeitet, es ist im Angesichte des Sees gut vonstatten gegangen.”
Die Dorfkirche Sant'Andrea wurde 1175 erstmals erwähnt. Vom Kirchplatz mit Zypressen- und Olivenbaumreihen hat man eine schöne Aussicht. Das gilt auch für die Marmitte dei Giganti: Einen Gang in die Eiszeit könnte man den Weg zu den Gletschermühlen nennen. Mehr Sightseeing bietet Torbole allerdings nicht. Doch dafür muss die kurioseste Geschichte in der Historie des Orts erzählt werden: Wer erinnert sich nicht an Fitzcarraldo? Der Opernfan und Kautschukbaron wollte im Amazonas-Gebiet ein Schiff über einen Bergrücken ziehen. 1438, also weit vor Fitzcarraldo, ging es sogar um mehr als 30 Schiffe, die über die nördlichen Monte-Baldo-Ausläufer geschleppt wurden. 1438 hatten die Mailänder den ganzen See besetzt. Venedig wollte aber am Gardasee präsent sein und seine Kriegsschiffe in den See bringen. Also hatte man die Idee, die Flotte von der Etsch über die Berge nach Torbole zu schaffen, was man mit gigantischem Aufwand – Sprengung einer Straße in den Fels, Hunderte von Bäumen als Rollen und 2000 Ochsen in Gespannen – auch tat. Während der zweijährigen Kämpfe unterlagen die Venezianer zwar in einer ersten Seeschlacht, siegten aber letztendlich über die Mailänder und nahmen 1440 den gesamten Gardasee in Besitz. An der Kirche Sant‘ Andrea geht es über die Via Pontalti und die Strada Santa Lucia nach oben: Auf dieser Route wurden die venezianischen Kriegsschiffe transportiert. Ein schöner Weg auch für Geschichtsmuffel …
Torbeles Mole mit Zollhäuschen
Marmitte dei Giganti
Einkaufen:
Jeden zweiten und vierten Dienstag ist Markt.
Für Surfer das Mekka: Point 7 Store, außerhalb des Ortszentrum in der Via Sabbioni 15, point-7.com
Strand: Kiesstrand Al Cor, Liegestuhlverleih, kein Eintritt
Unterhaltung: Surf-Tratsch und Remmidemmi gibt’s in der Wind’s Bar; allabendlich gefällt es Hunderten; Via Matteotti 11, windsbar.com
Veranstaltungen: jede Menge hochkarätige Surfwettbewerbe , sogar Weltmeisterschaften!; Termine unter circolosurftorbole.com
Info
Lage: Torbole, Region Trentino – 2500 Einwohner
Auskunft: Lungolago Verona 19, Tel. +39 0464 505177, gardatrentino.it
Aktivitäten:
Surfen, surfen, surfen! Treffpunkt ist Circolo Surf mit eigenem Strand; Gruppensurfkurse ab 20 EUR, Brettverleih pro Tag ca. 35 EUR; circolosurftorbole.com
Für Mountainbiker gibt es genauso viele Strecken wie Touranbieter.
Restaurants:
Surfer‘s Grill: Fischplatte mit sieben verschiedenen Fischsorten, kein Seeblick; Hauptgerichte 12 bis 22 EUR; Via Sarca Vecchio 5, Tel. +39 0464 505930, surfersgrill.it
Al Forte Alto: Zwischen dicken Steinmauern tafelt man im Fort aus dem 19. Jahrhundert trentinisch – Chef Marcello Franceschi kredenzt die Ravioli mit Speck aus dem Val di Non und die Carne salada gibt’s als Carpaccio; Hauptgerichte 15 bis 25 EUR; Via Castel Penede 26 in Nago, Tel. +39 0464 505566, alfortealto.it
Gelateria Bologna: Jeder Umweg lohnt für das beste Eis rund um den See, besonders Himbeer, Pistazie sowie die Millefoglie; Via Garibaldi 12 in Mori, Tel. +39 0464 918475, gelateriabologna.com
Unterkünfte:
Die Albergi in Torbole sind für Leute, die mit dem Rigg vom Bett zum Wasser nur ein paar Meter zurücklegen wollen.
Villa Tempesta: Mit toller Lage, ruhig und spektakulär auf einem Felsen direkt über dem See gelegen, modern und mit Pool ist die 3-Sterne-Villa eine Alternative im gleichnamigen Vorort (drei Kilometer südlich); DZ ab 150 EUR; Tempesta, Tel. +39 0464 505100, villatempesta.it
5 Rovereto
MEHR ALS EINE AUTOBAHNAUSFAHRT
Die Schöne an der Etsch nennt die riesige Friedensglocke Maria Dolens ihr Eigen und blickt auf eine mächtige Burg wie Castel Beseno. Sie bietet Kunst von internationaler Güte und trotzdem setzen die meisten Gardasee-Urlauber die Stadt nur mit der Autobahnausfahrt Rovereto-Sud gleich, die Abfahrt für alle, die den nördlichen Teil des Lago besuchen. Schade eigentlich und umdenken lohnt sich!
Wer Rovereto nur als Ausfahrt der A 22 Brenner – Bologna sieht, verpasst einiges. 22 Tonnen Frieden zum Beispiel: Im Ersten Weltkrieg verlief die Front zwischen Österreichern und Italienern geradewegs durch die Stadt, die sehr litt, denn der Stellungskrieg dauerte Jahre. Die Friedensglocke Maria Dolens erinnert jeden Abend bei Sonnenuntergang vom Hügel Miravalle mit hundert Glockenschlägen an die Toten aller Kriege und mahnt für den Frieden. Sie wurde 1924 aus der Bronze von Kanonen aus dem Ersten Weltkrieg gegossen und gehört zu den größten und schwersten frei hängenden Glocken der Welt. Angeschlossen ist eine Gedenkstätte.
In der Città vecchia werden enge Gassen und kleine Plätze von hohen Gebäuden aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock gesäumt. Einen Bummel beginnt man an der hübschen Piazza Battisti mit dem Neptunbrunnen, ehe man durch das Stadttor San Marco zur Piazza San Marco mit der gleichnamigen Kirche und weiter zum Torre Civica geht. Mit dem Teatro Riccardo Zandonai wurde das erste Schauspielhaus im Trentino gebaut. Es ist Zeuge für das kapitalkräftige, selbstbewusste Bürgertum des 18. Jahrhunderts, das durch die florierende Seidenindustrie reich wurde. Im Palazzo Todeschi-Micheli gab Mozart 1769 sein erstes Italien-Konzert, weshalb der Palazzo häufig Mozart-Haus genannt wird.
Friedensglocke Maria Dolens
Herausragend ist das Mart, das Museo di Arte Moderna e Contemporanea, mit Werken der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Entworfen von dem Tessiner Stararchitekten Mario Botta, sind mehr