London. John Sykes
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Der Startpunkt unseres verschlungenen Weges ist das untere Ende der St James’s Street, Ecke Pall Mall. Neben dem 1698 gegründeten Weinhändler Berry Bros. & Rudd (Haus Nr. 3) führt eine Passage zum kleinsten öffentlichen Platz Londons, Pickering Place mit Häusern der 1730er-Jahre, einst Austragungsort für Duelle und im 19. Jahrhundert Domizil der Gesandtschaft der unabhängigen Republik Texas. Ein Blick in die Schaufenster von James Lock (Lock & Co. Hatters), Hutmacher seit über 250 Jahren (St James’s Street Nr. 6), John Lobb, Schuhmacher seit 1849 (Nr. 9) und Truefitt & Hill, Parfümerie und Rasierbedarf seit 1805 (Nr. 71 auf der anderen Straßenseite), zeigt, welches Klientel hier verkehrt.
Berry Bros. & Rudd, Weinhändler seit 1698
Neben Truefitt & Hill kredenzt das Restaurant Chutney Mary feinste indische Gerichte in einem exklusiven Ambiente. An dieser Ecke biegen wir in die Little St James’s Street ein und passieren das Dukes Hotel. Die Dukes Bar war möglicherweise der Ursprung von James Bonds Lieblingscocktail, denn hier trank sein Erfinder Ian Fleming gerne Martinis. Etwas weiter im Catherine Wheel Yard stehen Eigentumswohnungen an der Stelle der ehemaligen Catherine Wheel Tavern, wo Guy Fawkes und Komplizen 1605 ihren Plan ausheckten, das Parlament in die Luft zu sprengen und das Königreich in den Schoss der römisch-katholischen Kirche zurückzuführen. Die Little St James’s Street macht einen Linksknick und führt auf den St James’s Palace zu. Der älteste königliche Palast Londons, heute Residenz einiger eher unbekannter Mitglieder der Royal Family, ist für die Öffentlichkeit unzugänglich – es sei denn, man kommt am Sonntagmorgen zur Chapel Royal. Den Gottesdienst in der Kapelle begleitet ein sehr guter Chor.
Spencer House
Vor dem Palast halten wir uns rechts und erreichen über eine enge Gasse den Green Park. Den östlichen Rand des Parks säumten in vergangenen Jahrhunderten Residenzen der Aristokratie. Eine davon steht unmittelbar rechts: das in den 1840er-Jahren für den gleichnamigen Grafen errichtete Bridgewater House gehört heute der griechischen Reederfamilie Latsis. Wir nehmen den Weg am Rande des Parks nach rechts und erkennen am figurengeschmückten Dreiecksgiebel einen weiteren Adelspalast, Spencer House, ehemals der Londoner Sitz der Familie von Prinzessin Diana, heute im Besitz der Rothschild-Familie. Sonntags kann man die prächtigen Innenräume besichtigen. Einige Schritte weiter halten wir Ausschau nach einem Metalltor und einer dunklen Passage dahinter. Diese führt unter die Häuser hindurch zum St James’s Place.
Am Ausgang der Passage sieht man links am Ende der Sackgasse ein Backsteinhaus mit einer Fahne über der Tür. Hier ist der Royal Ocean Racing Club für reiche Segler zu Hause. Wir folgen dem St James’s Place am Stafford Hotel vorbei und um die Ecke zur St James’s Street zurück, dort nach links und wieder links in den verwunschenen Innenhof Blue Ball Yard, wo das Stafford Hotel eine Gastronomie betreibt. Diese richtet sich nicht nach dem kleinen Portemonnaie, aber vielleicht reicht das Reisebudget für eine Tasse Kaffee, damit man einen Eindruck der feinen Inneneinrichtung und des aufmerksamen Service gewinnen kann.
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Nach diesem Abstecher kehren wir zurück zur St James’s Street, die zusammen mit der Querstraße Pall Mall als „Clubland“ bezeichnet wird, denn hier konzentrieren sich die ehrwürdigen Klubs der britischen Elite. Einer der einflussreichsten ist der Carlton Club (St James’s Street Nr. 69), eine Hochburg der Konservativen Partei. Erst seit 2008 werden Frauen zugelassen – zuvor wurde nur für Margaret Thatcher eine Ausnahme gemacht. Der klassizistische Bau aus gelben Ziegeln und Kalkstein an der Ecke St James’s Street/Park Place (von Blue Ball Yard links hinauf) ist das Domizil des Privatklubs Brooks’s, den 27 Adlige im Jahr 1764 gründeten. Zeremonienmeister des Klubs war der Weinhändler William Brooks, der das Haus 1777 von einem führenden Architekten für aristokratische Landsitze, Henry Holland, errichten ließ. Holland sorgte dafür, dass die Mitglieder in angemessenen Interieurs ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnten: Kartenspiele bei schwindelerregend hohen Einsätzen. Die großen Zeiten der Spieltische sind vorbei, aber Brooks’s erfreut sich bis heute eines illustren Klientels.
Das Rutland House (1730) am Ende vom Park Place ist Heimat der weniger exklusiven Royal Over-Seas League. Dieser Klub mit Garten und Blick auf Green Park veranstaltet kulturelle Events und sieht sich der internationalen Verständigung verpflichtet. Zum Schluss entdecken wir einen letzten versteckten Durchgang: an der Royal Over-Seas League kehren wir um und sehen linker Hand zwischen den weißen Säulen vom Haus Park Place Nr. 5 einen Treppenaufgang. Er führt hinauf in die Arlington Street. Hier steht links das alte Torhaus vom Rutland House. Jetzt geht es geradeaus zum Ritz Hotel und Piccadilly.
INFO
Adresse: Start: St James’s Street, Ecke Pall Mall, SW1Y 5HZ, Ende: Hotel Ritz, 150 Piccadilly
Anfahrt: U-Bahn nach Green Park (Piccadilly, Victoria Line); Abreise: U-Bahn ab Piccadilly Circus (Piccadilly Line)
Dauer: 45 Minuten, Weglänge ca. 1,5 Kilometer
Sehenswertes:
Chapel Royal im Street James’s Palace: royal.uk/chapelroyal
Spencer House: Führungen sonntags nach Vorbuchung; spencerhouse.co.uk
Keine Besichtigung: Nur im Internet erhascht man einen Blick in die Royal Over-Seas League und den Royal Ocean Racing Club; rosl.org.uk, rorc.org. Informativ ist die englischsprachige Wikipedia-Seite „List of gentlemen's clubs in London“.
Essen & Trinken:
Das Dukes Hotel und das Stafford Hotel sind edel und teuer; dukeshotel.com/dukes-bar, thestaffordlondon.com
Fünf Gehminuten östlich auf Piccadilly betreibt die Royal Academy of Arts ein schönes, preiswertes Café im Souterrain und im Sommer das Courtyard Café im Hof; peytonandbyrne.co.uk/venues/ra-cafe
Wer noch eine versteckte kleine Gasse erleben will, biegt an der Ostseite der St James’s Street in die King Street hinein und sucht direkt rechter Hand den niedrigen Eingang zur Crown Passage, wo eine traditionelle Kneipe, The Red Lion, seit ca. 400 Jahren Bier ausschenkt; redlionwestminster.co.uk
3. ZWISCHEN STRAND UND THEMSE: EINE ARISTOKRATISCHE VERGANGENHEIT
Im abschüssigen Gelände entdecken wir Spuren aus der Zeit, als entlang The Strand ein Adelspalast neben dem anderen stand. Deren Gärten erstreckten sich zu Bootsanlegern am Themseufer hinunter, denn der Wasserweg war damals bequemer als eine Kutschenfahrt. Unsere Route verläuft teils unterirdisch, bietet aber auch einen schönen Ausblick aus luftiger