London. John Sykes
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13.Wapping: Elfenbein, Rum und Piraten
7. WEST-SMITHFIELD: MARKTPLATZ, KLÖSTER UND MÄRTYRER
Das Bild von West-Smithfield ist geprägt durch die riesigen Markthallen und hat eine bewegte Vergangenheit mit Turnieren, Hinrichtungen, Handel und dem ältesten Krankenhaus. Heute zeigt sich in der Umgebung eine junge Szene mit Restaurants, Kneipen und Bars.
Vor den Smithfield-Markthallen am Ende der Giltspur Street liegt ein runder Platz. Im Mittelalter diente dieser Ort außerhalb der Stadtmauern als Turnierplatz, Schauplatz für Duelle und Hinrichtungen. Auch als Marktplatz wurde er schon genutzt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts fand einmal jährlich im August der Bartholomäus-Jahrmarkt und regelmäßig ein Viehmarkt mit Kühen, Ochsen, Schafen, Schweinen und Geflügel statt. Charles Dickens beschreibt im Roman Oliver Twist sehr eindringlich die Szene als laut, stickig und so schmutzig, dass der Platz fußtief mit Morast und Dung bedeckt war.
Häuserzeile gegenüber den Markthallen
Smithfield Market
Im späten 19. Jahrhundert wurden dann an dieser Stelle die riesigen Markthallen geplant. Entworfen und erbaut vom Architekten Horace Jones im Stil der Renaissance und mit den technischen Finessen seiner Zeit, wozu ein ausgeklügeltes Keller-Tunnelsystem mit Aufzügen hoch in die Verkaufshallen gehörte. Damals gab es zwei Hallen für Fleisch und je eine für Geflügel, Fisch, Gemüse und den General Market.
In Betrieb sind heute die beiden Hallen gegenüber dem West-Smithfield-Straßenrund, die mit einer Durchfahrt optisch verbunden sind und mit ihren türkis-violetten, fein verzierten, gusseisernen Toren noch die Schönheit des ursprünglichen Entwurfs zeigen. Wer früh morgens kommt, kann sich das Handelstreiben mit Fleisch ansehen. Lebendes Vieh wird jedoch nicht mehr geschlachtet. Die westlichste Halle, früher der General Market, wird derzeit bis etwa 2024 als neuer Standort für das Museum of London umgebaut.
Auf der Rückseite der Markthallen hat sich eine lebendige Szene mit Restaurants, Cocktailbars und Clubs etabliert. Fleischliebhaber können im St John’s alles probieren, was die exquisite Küche nach dem Motto „nose to tail“ hergibt. Dazu gehören schon mal Entenherzen oder Schweinsohren. Für die Marktleute hat der Pub Fox and Anchor in der Charterhouse Street immer noch ab früh morgens geöffnet und bietet ein üppiges englisches Frühstück samt einem Pint Guinness-Bier dazu. Bemerkenswert an diesem Haus ist die Fassade mit Art-Nouveau-Fliesen von 1898.
St Bartholomew-the-Great
Im weiteren Verlauf der Straße erreichen wir, von schönem Grün umgeben, das Charterhouse, ein ehemaliges Kartäuserkloster aus dem 14. Jahrhundert. Unter Henry VIII wurde es 1537, wie alle Klöster des Landes, aufgelöst und die Mönche brutal hingerichtet. Nach 1545 wurde es zu einem Herrenhaus mit Innenhof umgebaut, bis es 1611 der Geschäftsmann Thomas Sutton erwarb. Er stiftete kurz vor seinem Tod Geld für eine Kapelle, ein Altersheim für Soldaten und eine Jungenschule. Die während des Zweiten Weltkrieges stark zerstörten Gebäudeteile wurden in den 1950er-Jahren restauriert. Dabei wurde das Grab von Walter de Manny entdeckt, dem ursprünglichen Klostergründer. Die Jungenschule ist bereits 1872 umgezogen, das Altersheim gibt es noch. Seit 2017 kann man das Museum und die Kapelle von Charterhouse besichtigen.
Parallel zum Charterhouse Square verläuft die schmale Gasse Cloth Fair. Die Straße gehörte bis 1910 zum Gebiet des ehemaligen Priorats St Bartholomew und unterlag deren Regeln, wozu eine abendliche Schließung gehörte. Hier steht an Nr. 41 ein Kaufmannshaus aus dem frühen 17. Jahrhundert. Es ist eines der wenigen erhaltenen Gebäude, die den Großen Brand von 1666 überlebt haben. Neben Nr. 44 führt die Gasse zu Haus Nr. 43 mit einer blauen Plakette für seinen ehemaligen Bewohner John Betjeman. Der Dichter und Publizist setzte sich für die Erhaltung vieler Denkmäler des 19. Jahrhunderts ein, zum Beipiel für den Bahnhof St Pancras.
Gegenüber steht die mit schwarz-weißem Stein auffällig gestaltete Kirche St Bartholomew-the-Great, die im 12. Jahrhundert als Augustiner Priorat entstand. Sie ist das Überbleibsel der ehemaligen Klosteranlage samt Krankenhaus, die auf Rahere, einem Höfling von König Henry I, zurückgeht. Er gründete und widmete beides dem Heiligen Bartholomäus aus Dankbarkeit für seine plötzliche Genesung nach einer schweren Erkrankung während seiner Pilgerreise in Rom. Das Kirchenschiff und viele Gebäudeteile wurden während der Reformation zerstört, Chor und Querhäuser, größtenteils aus der normannischen Zeit, blieben jedoch erhalten. Die heutige Pfarrkirche wird gerne als Drehort für Filme genutzt, zum Beispiel für „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Am Straßenrund West Smithfield liegt linker Hand das mit Fachwerk gestaltete Torhaus, das zum Eingang der Kirche führt.
Mit Fachwerk gestaltetes Torhaus
Das St Barts Hospital als Teil des ehemaligen Klosters überstand die wechselvollen Zeiten und ist heute das älteste Krankenhaus London.
An der Wand zum Hospital entdecken wir eine Gedenktafel für protestantische Märtyrer, die im 16. Jahrhundert unter Königin Mary auf den Scheiterhaufen kamen sowie das Denkmal für den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace, der hier hingerichtet wurde. Kurz danach erreichen wir den Eingang zu St Bartholomew-the-Less, eine ehemalige Pfarrkirche, heute eine Kapelle auf dem Krankenhausgelände.
Auffällig: die schottische Fahne für William Wallace
Wenn wir der Straße weiter folgen, gelangen wir zur Haberdashers‘ Hall. Haberdashery heißt übersetzt Kurzwaren. Die Haberdashers‘ Company, eine der zwölf ältesten Zünfte (Livery Companies) der City of London, kümmerte sich seit 1448 um die Regulierung des Seiden- und Samthandels, verlor jedoch mit der industriellen Revolution diese Aufgabe. Heute betätigt sie sich als Wohltätigkeitsinstitution und unterstützt Schulen. Brände und Krieg zerstörten die Vorgängerbauten der bestehenden Haberdashers‘ Hall, die aus dem Jahr 2002 stammt.
INFO
Lage: direkt nördlich der City of London
Anfahrt: U-Bahn nach Barbican (Circle, Metropolitan, Hammersmith & City Line)
Sehenswertes:
Charterhouse: Museum, Kapelle und Shop, Dienstag bis Sonntag 11 bis 17:20 Uhr, Eintritt frei; Charterhouse Square, thecharterhouse.org
St Bartholomew-the-Great: Montag bis Freitag Mitte Februar bis Ende Okt 8:30 bis 17 Uhr, November bis Mitte Februar bis 16 Uhr, Samstag 10:30 bis 16 Uhr, Sonntag 8:30 bis 10 Uhr, Eintritt £ 5; greatstbarts.com
St Bartholomew-the-Less: täglich 8 bis 22 Uhr; greatstbarts.com/about/st-barts-the-less