Lady Bartons Rache. Barbara Cartland
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Die Herren betteten Lady Barton, deren Augen geschlossen waren, behutsam auf das Sofa.
Einer schlitzte mit einem Jagdmesser den Ärmel des eleganten Reitkostüms bis zur Schulter auf.
Jetzt wurde die klaffende Wunde sichtbar, die sich vom Ellbogen der Lady bis zum Handgelenk hinzog.
»Wir brauchen Wasser und Verbandszeug«, sagte einer der Männer.
Valessa zuckte zusammen. Ihr wurde erst in diesem Augenblick bewußt, daß sie Lady Barton die ganze Zeit nur angestarrt und nichts getan hatte.
Während sie in die Küche lief, rief sie sich ins Gedächtnis zurück, was sie über Lady Barton wußte.
Little Fladbury war zwar ein abgelegenes Nest, aber trotzdem blühte der Klatsch. Einmal in der Woche traf der Fuhrmann im Dorf ein und brachte immer die letzten Neuigkeiten mit. Außerdem waren zwei Söhne aus einer Häuslerfamilie in Herrschaftshäusern angestellt und hatten immer eine Menge zu erzählen, wenn sie nach Hause kamen.
Lady Barton galt als sagenhaft reich, erinnerte sich Valessa, während sie den Wasserkessel vom Herd nahm. Ihr gehörte Ridgeley Towers, ein prächtiges Herrenhaus, außerdem war sie Besitzerin der erfolgreichsten Rennpferde und der besten Jagdpferde des Countys.
Valessa hatte sich sagen lassen, daß die Dame auch sehr schön sei und abgesehen von ihrem Reichtum vor allem wegen ihrer äußeren Erscheinung von jedem Mann der besseren Gesellschaft in London begehrt werde.
»Das müßtet ihr mal sehen«, sagte der Sohn des Gemüsehändlers im Dorf nach seiner Rückkehr, »die Männer umschwirren sie wie Fliegen den Honigtopf.«
Valessa war auch etwas von wilden Partys zu Ohren gekommen.
»Ihrem alten Herrn hat sie’s zu verdanken«, erzählte man ihr, »der hat mit seinen Schiffen viel, viel Geld gemacht, und einige behaupten, damit wären Sklaven transportiert worden.«
Valessa war starr gewesen vor Entsetzen. Sie hatte viele Aufrufe gegen den Sklavenhandel gelesen und konnte sich vorstellen, daß dieser hohen Profit abwarf, wenn man skrupellos genug war, sich darauf einzulassen. Jedenfalls war Lady Barton als brillante Gastgeberin bekannt, und ihre Gesellschaften waren die glänzendsten Feste weit und breit.
Die Söhne des Gemüsehändlers wußten zu berichten, daß die Dienstboten dabei so schuften mußten, daß sie sich abends kaum noch auf den Beinen halten konnten.
Als Valessa das erste Mal von Lady Barton gehört hatte, glaubte sie, die Dame müsse schon ziemlich alt sein. Dann erfuhr sie jedoch, daß sie Witwe und noch nicht einmal dreißig Jahre alt war.
Sie ist wirklich schön! dachte Valessa und goß heißes Wasser in eine Schüssel. Zum Glück besaß sie noch ein Leinentuch, das zu zerschlissen war, um es gegen etwas Eßbares einzutauschen. Damit lief sie in den Salon zurück.
Lady Barton hatte jetzt die Augen geöffnet und trank einen Schluck Brandy aus der Taschenflasche, die ihr einer der Herren an die Lippen hielt.
»Ah, da sind Sie ja!« rief der Mann, der sie gebeten hatte, Wasser zu holen.
Sie stellte die Schüssel ab.
»Ich hole noch ein paar Leinentücher von oben, um die Wunde zu verbinden.«
»Und bringen Sie gleich was mit, um das Blut wegzuwischen«, sagte er in barschem Ton.
Valessa fühlte sich wie ein Dienstmädchen herumkommandiert, aber angesichts ihrer ärmlichen Kleidung war das nicht weiter verwunderlich.
Sie lief nach oben und riß ihre eigenen Bettlaken in schmale Streifen, denn andere Leinentücher besaß sie nicht mehr. Damit lief sie wieder nach unten.
Diesmal hörte sie Lady Barton reden.
»Das reicht, Harry«, sagte sie und schob die Flasche mit ihrer unverletzten Hand beiseite. »Wenn ich mehr trinke, bekomme ich einen Schwips.«
»Hauptsache, du bist am Leben, Sarah«, sagte einer der Männer.
»Wie konnte ich nur so ungeschickt sein, an diesem Zaun zu stürzen?« fragte Lady Barton ungehalten.
Valessa trat zu ihr und stellte fest, daß sich noch keiner um ihren verletzten Arm gekümmert hatte. Das sollte offenbar sie tun.
»Könnten Sie bitte«, sagte sie zu einem der Männer, »ein Stück von dem Tuch abschneiden, damit ich die Wunde am Arm von Mylady auswaschen kann?«
Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch gelten.
»Sie könnten mir danach auch diese Leinenstreifen reichen.«
Der Angesprochene schaute sie verdutzt an, doch Valessa ließ sich nicht beirren.
Sie kniete sich neben das Sofa und stellte die Wasserschüssel zurecht.
Der Mann starrte sie immer noch fassungslos an.
»Na los, Cyril! Mach dich ein bißchen nützlich!«
»Ich sehe gar nicht ein, warum ich die ganze Dreckarbeit tun soll«, entgegnete Cyril, »und ihr mich nur herumkommandiert.«
»Wenn du nicht mal so viel für mich tun willst«, jammerte Lady Barton wehleidig, »lade ich dich nie wieder ein.«
»Für dich tue ich doch alles«, beeilte sich Cyril zu versichern.
»Das gilt natürlich für uns alle«, fügte Harry hinzu.
Cyril schnitt ein taschentuchgroßes Stück Leinen ab und reichte es Valessa.
»Ich hoffe, es tut nicht allzu sehr weh«, sagte sie zu Lady Barton, »aber ich muß die Wunde säubern.«
Lady Barton sah sie zum ersten Mal an.
»Wer sind Sie?« fragte sie. »Und was machen Sie in diesem leeren Haus?«
»Ich . . . wollte gerade gehen«, sagte Valessa leise.
Sie begann behutsam die Wunde auszuwaschen. Lady Barton stieß einen Schmerzenslaut aus.
»Das tut weh!« klagte sie.
»Verzeihen Sie.«
»Nimm noch einen Schluck«, schlug Harry vor.
»In Ordnung. Das ist auf jeden Fall besser, als solche Schmerzen ertragen zu müssen.«
Harry reichte ihr die Brandyflasche, und sie nahm einen kräftigen Schluck.
»Verdammt!« rief sie. »Die Saison ließ sich so prächtig an. Ich würde etwas vermissen, könnte ich nicht mehr teilnehmen.«
»Du hattest nur Pech, daß du ausgerechnet an diesem Gatter gestürzt bist«, sagte Harry. »Wyndonbury hat ihn mit Bravour genommen.
»Leider«, bemerkte Lady Barton. »Ich hoffe, er hat sich beim nächsten Hindernis das Genick gebrochen!«
»Gütiger Himmel!« rief der Mann,