NachtTaxi. Thorsten Amrhein

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NachtTaxi - Thorsten Amrhein

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kann er im Morast stecken bleiben. Da ist guter Rat teuer. Zunächst versucht sich der Fahrer ohne fremde Hilfe aus der misslichen Lage zu befreien, reitet sich jedoch immer tiefer in den Sumpf.

      Die »Zechpreller« sind eine beim Taxifahrer sehr beliebte Spezies. Bei vielen hat der Fahrer nach etlichen schlechten Erfahrungen schon während der Fahrt ein ungutes Gefühl. Die Phantasie derjenigen, die sich vorsätzlich die Dienstleistung des Chauffeurs erschleichen wollen, kennt jedoch leider kaum Grenzen.

      Last, but not least lebt der Chauffeur in ständiger Gefahr, ausgeraubt und dabei verletzt oder gar getötet zu werden. Daher ist für einen Taxifahrer eine gute Menschenkenntnis, die er sich in jahrelanger Tätigkeit oft schmerzhaft erworben hat, von größter Bedeutung.

      Trotz allem – das wird nach dem bisher Gesagten erstaunen – ist der Beruf des Taxifahrers für viele, den Autor eingeschlossen, auch ein Traumjob. Nicht zufällig finden sich auf den folgenden Seiten erheblich mehr erheiternde als unerfreuliche Erlebnisse.

      AM STEUER I

      Wer den Beruf nach der Häufigkeit der möglichen amourösen Abenteuer aussuchen sollte, muss einfach Taxifahrer werden: Im Taxi ist es sehr leicht, jemanden kennen zu lernen. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Schwellenangst wegfällt, jemanden anzusprechen. Die intime Atmosphäre tut ihr Übriges. Kein Fremder kann etwas mitbekommen. Bei durchschnittlich zehn bis zwanzig Kunden pro Schicht bietet sich im Laufe der Zeit zwangsläufig die eine oder andere Gelegenheit. Der Taxifahrer kann außerdem anonym bleiben und sich ziemlich sicher sein, dass die Dame nicht das Geringste über seine Lebensverhältnisse herausbekommt.

      »Ich suche einen Club, wo man Männer kaufen kann.«

      »Tut mir leid. So einen Club gibt es in Hannover nicht – höchstens für Schwule.«

      »Ja dann … Oder könnten Sie da nicht vielleicht … Sie stehen da nicht eventuell zur Verfügung?«

      Manche Damen lassen sich vom Taxifahrer eine Flasche Wein zu nächtlicher Stunde besorgen und denken, zur Lieferung gehört der Fahrer dazu. Meist sind diese Damen mittleren Alters, ab vierzig aufwärts, trinken sich Mut an und fallen dem Chauffeur einfach um den Hals. So direkt kommen allerdings nur die wenigsten zur Sache.

      Ist der Chauffeur in festen Händen, hat er gelegentlich harte Kämpfe mit seinem Gewissen auszufechten. Bei all den unmoralischen Angeboten der Damenwelt ist es nicht leicht, standhaft zu bleiben und der Versuchung zu widerstehen, zumal die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, minimal ist.

      Kein Weihnachtstyp

      »Sind Sie ein Weihnachtstyp?«, fragt mich meine Beifahrerin. Es ist die Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtsfeiertag.

      »Wie meinen Sie das?«, frage ich irritiert zurück.

      »Na, finden Sie die ›besinnliche‹ – man hört die Anführungszeichen deutlich in ihrer Stimme – Weihnachtszeit schön?«

      »Ach so. Wenn Sie mich so fragen, kann ich mit einem klaren Nein antworten. Ich hasse Weihnachten zwar nicht, aber es ist mir doch ziemlich egal.«

      »Ja?«, sie wirkt gleich viel wacher, »endlich mal jemand, der das so sieht wie ich.«

      Ich nehme aus dem Augenwinkel wahr, wie die Frau anfängt mich zu mustern.

      »Ich habe auch nichts weihnachtlich geschmückt«, sage ich, um keinen Zweifel an meiner Einstellung aufkommen zu lassen, »es gibt nichts Schlimmeres als diese bunten blinkenden Lichterketten in den Fenstern.«

      »Hast du einen Weihnachtsbaum?«, fragt meine Passagierin weiter und geht dabei unvermittelt zum Du über.

      »Nein. Dieses Jahr habe ich auch keinen Baum in meiner Wohnung stehen.«

      »Wirklich?«, fragt sie immer noch etwas ungläubig, »ich habe mich nämlich mit meiner Mutter gestritten, weil ich keinen Weihnachtsbaum aufstellen wollte.«

      Wohl in der Meinung, einen Seelenverwandten getroffen zu haben, fixiert sie mich immer intensiver.

      »Wie gesagt, für mich ist Weihnachten nichts Besonderes, es interessiert mich einfach nicht weiter. Ich tue so, als sei ein ganz normales Wochenende«, bekräftige ich noch einmal meine Meinung.

      »Die Leute nehmen das einem aber einfach nicht ab; sie glauben nicht, dass man wirklich so denkt.«

      »Ja, das habe ich auch schon festgestellt.«

      »Das Einzige, was mir an Weihnachten gefällt, sind die freien Tage. Wie lange arbeitest du heute denn noch?«

      »Noch ungefähr drei Stunden, um 6 Uhr werde ich wahrscheinlich Schluss machen.«

      »Und wie viel würdest du in der Zeit noch verdienen?«

      Der Konjunktiv macht mich stutzig. Ich überlege etwas länger – gleichzeitig über den Betrag und darüber, wie es wohl weitergehen wird.

      »Aber übertreib’ es nicht!«, fügt sie noch an.

      Nun bin ich mir sicher, worauf sie hinaus will. Ich kann ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken und sage:

      »Ich hoffe, dass ich noch so hundert Euro Umsatz mache.«

      »Und wenn ich dir zweihundert gebe und du machst sofort Feierabend?«

      Wieder zögere ich mit der Antwort: Wie komme ich aus der Nummer noch heraus, ohne meine Beifahrerin vor den Kopf zu stoßen?

      »Ganz ohne Hintergedanken, nur etwas trinken und unterhalten«, versucht sie mir die Entscheidung leichter zu machen.

      »So viel Geld kann ich wirklich nicht annehmen«, sage ich – froh, diesen Rettungsanker gefunden zu haben.

      »So viel Geld habe ich ja auch gar nicht, aber man kann ja mal testen.«

      Sie hat also erkannt, dass ich nicht will und auch eine gute Möglichkeit gefunden ihr Gesicht zu wahren: Es ist natürlich nur ein nicht ernst gemeintes Spielchen ihrerseits gewesen.

      Mit etwas angekratztem Selbstwertgefühl sagt sie beim Aussteigen mehr zu sich als zu mir: »Ich bin ja auch älter als du …«

      Natascha – Die Versuchung

      Zwei Frauen und ein Mann reden und lachen auf dem Weg von ihrer Haustür zu meinem Taxi ausgelassen und steigen bestgelaunt in meinen Wagen.

      »Oh, ein schöner Mann!«, sagt eine der Damen mit osteuropäischem Akzent. Sie setzt sich direkt hinter mich, rückt näher heran und beäugt mich schräg von hinten. Wir fahren los. Sie kommt sofort zur Sache. »Willst du mit mir Sex haben?«, haucht sie mir mit sanfter erotischer Stimme ins Ohr. Ich grinse nur und versuche meine peinliche Berührtheit zu überspielen, indem ich konzentriert auf die Fahrbahn blicke. Sie ist ein dunkler Typ mit langen schwarzen Haaren. Ihr Alter schätze ich auf Ende dreißig. Sie hat ein bisschen Speck um die Hüften angesetzt und ein hübsches Gesicht. »Warum lachen die Männer immer, wenn ich das frage? Keiner nimmt mich ernst«, fährt sie fort.

      Die anderen beiden Fahrgäste amüsieren sich köstlich, bleiben jedoch die ganze Fahrt über weitgehend unbeteiligte Zuhörer. Auf einmal spüre

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