Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann

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Jesus nach 2000 Jahren - Gerd Ludemann

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oder in welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? (31) Wie mit einem Senfkorn, das, wenn es auf die Erde gesät wird, am kleinsten unter allen Samen auf der Erde ist, (32) und wenn es gesät ist, wächst es empor und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels Wohnung nehmen können.«

      (33) Und in vielen solchen Gleichnissen sagte er ihnen das Wort, wie sie es hören konnten. (34) Ohne Gleichnis aber sagte er ihnen nichts, für sich allein aber löste er den eigenen Jüngern alles auf.

       Redaktion und Tradition

      V. 30-32 hat Mk an das Gleichnis von der von selbst wachsenden Saat angefügt oder – was wahrscheinlicher ist – zusammen mit diesem Gleichnis in einer Sammlung vorgefunden. Redaktionelle Eingriffe liegen nicht vor. Erwähnenswert ist, daß Mk zufolge an die Stelle der im Gleichnis vorausgesetzten Völkerwallfahrt zum Zion (s. unten) die aktive Heidenmission treten wird (13,10). Trotzdem läßt er an dieser Stelle die Worte Jesu unverändert.

      Die Einleitung des Gleichnisses (»und er sagte«) entspricht der Einleitung des vorigen Gleichnisses (V. 26). Manchmal wird gesagt, der Samen sei nicht mehr das (plötzlich hereinbrechende) Reich Gottes, sondern schon die Kirche, die sich aus winzigen Anfängen auf Erden entwickelt. In diesem Falle würde es sich um ein nachösterliches Gleichnis handeln. Doch spricht das Gleichnis vom Senfkorn davon, daß die Ankunft des Reiches Gottes gewiss und seine Macht schon vorab wahrnehmbar sei. In V. 32 braucht man nicht die Entwicklung der Kirche auf Erden zu sehen, sondern kann hier an das messianische Reich denken. Dann steht am Ende das vollendete Reich Gottes bzw. der Tempel als Ziel der Völkerwallfahrt (vgl. Mt 8,11/Lk 13,29 und Ez 17,23; 31,6; Dan 4,9.18).

      V. 33 schließt die vormarkinische Sammlung von Gleichnissen ab.

      V. 34 stammt sicher von Mk und entspricht der in V. 11-12 ausgedrückten Theorie zur Gleichnisrede: Gleichnisse werden den Jüngern erklärt, an die draußen ergehen sie zur Verstockung.

      Ertrag: Das Gleichnis V. 30-32 betont den Kontrast zwischen Anfang und Ende. Sein Sprecher ist der Überzeugung, daß Gott aus den kümmerlichsten Anfängen sein Reich herbeiführen wird, und dies in der unmittelbaren Zukunft.

       Historisches

      V. 30-32: Das Gleichnis, das parallel in Q (Mt 13,31-32/Lk 13,18-19) und Th 20 überliefert wird, enthält die gleiche Botschaft wie das Gleichnis von der von selbst wachsenden Saat (4,26-29) und ist echt (Differenz- und Kohärenzkriterium). Es sei nochmals betont, daß der Ausblick auf die Zukunft ursprünglicher Bestandteil der Botschaft Jesu ist.

      Mk 4,35-41: Die Sturmbeschwörung

      (35) Und er sagt ihnen an jenem Tag, als es Abend geworden war: »Wir wollen hinüberfahren an das andere Ufer.« (36) Und sie entließen die Volksmenge und nehmen ihn mit, wie er im Boot war. Und andere Boote waren mit ihm.

      (37) Und es erhebt sich ein großer Sturm. Und die Wellen schlugen in das Boot, so daß sich das Boot schon füllte. (38) Und er selbst schlief im hinteren Teil auf dem Kopfkissen. Und sie wecken ihn und sagen ihm: »Lehrer, kümmert es dich nicht, daß wir zugrunde gehen?«

      (39) Und wach geworden, bedrohte er den Wind und sagte zum Meer: »Schweige, verstumme!«

      Und der Wind legte sich, und es geschah eine große Stille. (40) Und er sagte ihnen: »Was seid ihr so furchtsam? Wie habt ihr keinen Glauben?«

      (41) Und sie empfanden große Furcht, und sie sagten zueinander: »Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und das Meer ihm gehorchen?«

       Redaktion und Tradition

      Jesus bringt hier mit seinem Wort die Naturgewalten zur Ruhe. Auf die Gegenwart des Reiches Gottes im Wort bzw. in der Lehre Jesu hatte Mk bereits 1,14-15; 4,1-34 abgehoben.

      V. 35-36 stellen einen Zusammenhang mit V. 1 her.

      V. 37 erinnert an Jona 1,4 (»Es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer«).

      V. 38: Jesus schläft wie Jona (1,5); zur Frage der Jünger in V. 38c vgl. Jona 1,6.

      V. 40 ist vom mk Motiv des Jüngerunverständnisses geprägt. Die Gegenwart Jesu – so will Mk zusätzlich sagen – wird durch den Glauben erfaßt, obgleich die Jünger die Präsenz des Reiches Gottes in Jesu Wort nicht recht begreifen.

      Als Tradition liegt eine Naturwundergeschichte vor, welche die typischen Merkmale der Bedrohung durch das Wort (V. 39; vgl. 1,25; 9,25) und der Schilderung des Eindrucks (V. 41) aufweist (vgl. Bultmann, 230). Die Dramatik wird dadurch gesteigert, daß nicht nur eine große Gefahr durch den Sturm besteht, sondern daß ausgerechnet Jesus schläft und nichts tut, obwohl er allein helfen könnte.

      Wahrscheinlich wurde eine ursprünglich fremde Wundergeschichte auf Jesus übertragen und zusätzlich mit Verweisen auf die alttestamentliche Jonageschichte ausgestattet. Jedenfalls ist dieser Bezug nicht ursprünglich, da anders als in der Jona-Erzählung die Sturmstillung als Dämonenbannung vollzogen wird. V. 39 setzt nämlich voraus, daß Engel oder Dämonen den Wind steuern (vgl. Jub 2,2: »Engel des Geistes des Windes«; 1Hen 69,22: »Geister des Windes«). Das Ziel der Erzähler dieses Naturwunders ist, Jesu Ebenbürtigkeit mit griechischen Magiern und Schamanen aufzuweisen und – in einem sekundären Stadium – ihn als Erfüller alttestamentlicher Vorbilder plausibel zu machen.

       Historisches

      Der historische Ertrag ist gleich Null, da die Tradition aus der Gemeinde ableitbar ist und da Naturgesetze auch durch einen Magier nicht aufgehoben werden können. Allerdings macht die exorzistische Seite des historischen Jesus verständlich, warum ihm ein dem Dämonenbann verpflichtetes Naturwunder zugeschrieben werden konnte.

      Mk 5,1-20: Der Dämonische von Gerasa

      (1) Und sie kamen an das andere Ufer des Meeres in die Landschaft der Gerasener.

      (2) Und als er aus dem Boot ausstieg, kam ihm sofort aus den Grabhöhlen ein Mensch mit einem unreinen Geist entgegen, (3) der seine Wohnung in den Höhlen hatte, und keiner konnte ihn mit einer Fessel binden. (4) Denn schon oft war er mit Fußfesseln und Ketten gebunden worden, und die Ketten waren von ihm zerrissen und die Fußfesseln zerrieben worden. Und keiner konnte ihn bändigen. (5) Und ständig, Tag und Nacht in den Grabhöhlen und auf den Bergen schrie er und schlug sich mit Steinen.

      (6) Und als er Jesus von weitem sah, lief er und warf sich vor ihm nieder (7) und schrie mit lauter Stimme: »Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!« (8) Denn er hatte zu ihm gesagt: »Fahre, unreiner Geist, aus dem Menschen!«

      (9) Und er fragte ihn: »Was ist dein Name?« Und er sagt ihm: »Legion ist mein Name, denn wir sind viele.« (10) Und er bat ihn inständig, daß er sie nicht aus der Gegend schicke.

      (11) Es war dort aber am Berge eine große Herde von Schweinen, die weidete. (12) Und sie baten ihn: »Schicke uns in die Schweine, daß wir in sie einziehen!«

      (13) Und er gestattete es ihnen, und die unreinen Geister fuhren aus und zogen in die Schweine ein, und die Herde stürmte den Abhang hinab in das Meer, wohl zweitausend, und sie ertranken im Meer.

      (14) Und ihre

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