Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann

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Jesus nach 2000 Jahren - Gerd Ludemann

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stammt aus 3,16f. Diese Trias bevorzugt Mk auch sonst, vgl. 9,2.

      V. 43a: Das Verbot der Weitererzählung fügt Mk auch an anderen Stellen ein (vgl. 7,36; 9,9).

      6,1a verknüpft die beiden Wundergeschichten mit dem Folgenden.

       Tradition

      a) Die Jairusgeschichte (V. 22-23.35-43). Vorbild ist die Elia-Elisa-Erzählung (1Kön 17,17-24; 2Kön 4,25-37). Der Aufbau der Geschichte, die eine Totenerweckung schildert, ist stilgemäß.

      »Typisch ist weiter die Entfernung des Publikums V. 40, die Geste und das Zauberwort V. 41, die Plötzlichkeit des Wunders V. 42 und die Altersangabe, die hier an wirksamer Stelle V. 42 nachgebracht wird zugleich mit dem Bericht des Eindrucks des Wunders. Typisch ist endlich die Aufforderung, der Erweckten zu essen zu geben V. 43, die nämlich hier das Motiv der Demonstration bildet« (Bultmann, 229).

      b) Die blutflüssige Frau (V. 25-34). Diese Wundergeschichte hebt den Kontrast von vergeblicher Suche nach Heilung und plötzlicher, wunderbarer Heilung durch Jesus hervor. Sie betont den Wunderglauben der Frau gegenüber Jesus, dem Magier (vgl. bes. V. 30), dessen Fähigkeit der unzähliger Ärzte überlegen ist (vgl. V. 26). Der Aufbau ist stilgemäß:

      »Typisch ist die Angabe der Krankheitsdauer V. 25 und die Betonung der vergeblichen Bemühungen der Ärzte V. 26, die die Schwere des Leidens und damit die Größe des Wunders hervorheben soll. Typisch ist das hier besonders ausgestaltete Motiv der Berührung V. 27-32, typisch auch die Plötzlichkeit der Heilung V. 29« (Bultmann, 229).

      Beide Erzählungen gehen auf missionarisch-werbende Interessen zurück: Jesus ist anderen Heilern überlegen und verdient daher das Vertrauen der Menschen.

       Historisches

      V. 22-23.35-43: Selbst historische Erinnerungen an eine ähnliche Wundertat Jesu sind unwahrscheinlich, denn sowohl in traditionsgeschichtlicher als auch in medizinischer Hinsicht ergeben sich grundsätzliche Bedenken gegen die Geschichtlichkeit der Totenerweckung.

      V. 25-34: Die Geschichte hat keinerlei historischen Wert bezüglich der Frage, ob Jesus die blutflüssige Frau geheilt hat. Zum Thema »Jesus und die Frauen« vgl. zu Lk 7,36-50; 8,1-3.

      Mk 6,1b-6: Die Ablehnung Jesu, des Sohnes der Maria, in seiner Vaterstadt

      (1b) Und er kommt in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgen ihm nach. (2) Und als es Sabbat wurde, begann er in der Synagoge zu lehren, und die vielen, die (zu)hörten, staunten und sagten: »Woher hat dieser das? Und was ist das für eine Weisheit, die diesem gegeben wurde, und derartige Wunder, die durch seine Hände geschehen? (3) Ist dieser nicht der Handwerker, der Sohn der Maria und Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind das nicht hier seine Schwestern bei uns?« Und sie nahmen an ihm Anstoß.

      (4) Und Jesus sagte ihnen: »Nirgends gilt der Prophet als ehrlos außer in seiner Vaterstadt und bei seinen Verwandten und in seinem Haus.«

      (5) Und er konnte dort kein Wunder tun, außer daß er wenigen Schwachen die Hände auflegte und (sie) heilte.

      (6) Und er wunderte sich wegen ihres Unglaubens.

      Und er ging rings umher in die Dörfer und lehrte.

       Redaktion

      V. 1b: Die Erwähnung der Jünger, die im Folgenden keine Rolle spielen, geht auf Mk zurück.

      V. 2a: Die Lehre Jesu – ein typisches Motiv der Jesusdarstellung des Mk (vgl. bereits 1,21-28) – versetzt die Synagogenbesucher in Erstaunen.

      V. 2b: Die Frage nach Jesu Wundern dürfte wegen der Wundertaten im Kontext (der Abschnitt 4,35-5,43 enthält allein vier massive Wunder) ebenfalls redaktionell sein.

      V. 3: Die Frage der Zuhörer streicht heraus, daß es mit Jesus nichts Außergewöhnliches auf sich hat: Er ist doch der Handwerker, den sie alle kennen. Und ebenso sind ja seine Brüder und Schwestern bekannt. Daher nimmt man Anstoß an dem besonderen Anspruch Jesu. Zur ungewöhnlichen Wendung »Sohn der Maria« statt »Sohn des Joseph« vgl. unter Tradition.

      V. 4: Die zweite Hälfte geht auf die redaktionelle Verknüpfung von Weisheitssatz und V. 3 zurück.

      V. 5: Das Wundermotiv ist redaktionell (s. oben zu V. 2).

      V. 6: Mit der Schlußbemerkung V. 6a erscheint die Wortgruppe Glaube/Unglaube zum vierten Mal innerhalb des Großabschnittes 4,35-6,6a.

      Das V. 6b erwähnte Lehren Jesu zieht sich wie ein roter Faden durch das MkEv (vgl. 1,21f; 2,13; 4,1) und knüpft an V. 2 an.

       Tradition

      Es gibt zwei Möglichkeiten, die Entstehungsgeschichte der überlieferten Szene zu rekonstruieren: a) In Mk 6,1-4 liegt ein Musterbeispiel dafür vor, wie aus einem allgemein-weisheitlichen Satz (V. 4a) heraus eine Erzählung gestaltet worden ist. Das für die Komposition der Geschichte ausschlaggebende Stichwort ist »Vaterstadt« (V. 1/V. 4). b) V. 4a, der allgemein-weisheitliche Satz, ist von Mk in eine Geschichte von dem erfolglosen Auftreten Jesu in seinem Heimatort (Nazareth) eingefügt worden. Mk hat sich vom Stichwort »Vaterstadt« anregen lassen, den weisheitlichen Satz anzufügen.

      Die zuletzt genannte Möglichkeit dürfte wahrscheinlicher sein, denn die Nachrichten über Jesu Auftreten in seiner Vaterstadt sind sehr konkret. Die Form der überlieferten Erzählung vom erfolglosen Auftreten Jesu in seinem Heimatort ist aber nicht mehr zu bestimmen. Es empfiehlt sich die Annahme, Mk habe aus allgemeinem Wissen geschöpft, aus welcher Quelle oder Erzählung auch immer, und es zur Komposition dieser Szene benutzt. Ich bezeichne dieses Stück als Tradition 1. Gleichzeitig dürfte die separat überlieferte Sentenz V. 4a versuchen, die für die christliche Gemeinde schwer verständliche und anstößige Tatsache einer Erfolglosigkeit Jesu zu verarbeiten. Ich bezeichne sie im folgenden als Tradition 2.

      Innerhalb von Tradition 1 sticht als Argument gegen Jesus die Bemerkung heraus, er sei der Sohn der Maria. Dieses Argument entschärft Mk offenbar durch einen neutralen Familienkatalog, der wegen der dort gegebenen Namen auf Überlieferung zurückgehen dürfte. Doch bleibt der Satz »Sohn der Maria« um so ungewöhnlicher, als ein jüdischer Mann normalerweise mit dem Namen seines Vaters verbunden wurde, selbst dann, wenn der Vater schon gestorben war.

      Die Wendung »Sohn der Maria« dürfte einer Überlieferung entstammen, die in der allerersten, bald von der Kontroverse um die Vollmacht Jesu geprägten Zeit geläufig war. Einen wesentlichen Grund für die Annahme, »Sohn der Maria« sei polemisch gemeint, liefern nämlich die beiden Seitenreferenten, Mt und Lk, die »Sohn der Maria« in »Sohn des Handwerkers« bzw. »Sohn des Joseph« ändern. Außerdem sei auf die Textüberlieferung des MkEv hingewiesen: Ein (an dieser Stelle leicht beschädigter) Evangelienpapyrus aus dem 3. Jahrhundert bringt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Mk 6,3 folgende Textkorrektur: »Ist dieser nicht der Sohn des Handwerkers und der Maria?« (Papyrus 45).

      Die drei wichtigsten Gründe für die Annahme, der Ausdruck »Sohn der Maria« nehme die fehlende Legitimität Jesu aufs Korn, sind folgende:

      1. Die Wendung wird in Jesu Heimatstadt (Nazareth oder Kapernaum) ausgesprochen.

      2. Sie erscheint auf den Lippen derjenigen, die Jesus

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