Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann
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V. 30 enthält das mk Motiv des Messiasgeheimnisses.
V. 31 ist die erste Leidens- und Auferstehungsankündigung, die ebenso wie die zweite (9,31) und dritte (10,32b-34) von Mk eingefügt wurde. Dies ergibt sich zwingend aus ihrem sprachlich überwiegend mk Charakter und ihrer planmäßigen Verteilung auf Mk 8-10.
V. 32a: »Freimut« erscheint nur an dieser Stelle bei den Synoptikern, ist aber beim vierten Evangelisten häufig: 7,13.26; 10,24 u.ö. Vgl. auch Apg 2,29; 4,13.29 u.ö. Gleichwohl dürfte V. 32a redaktionell sein, um so mehr, als er, wie andere mk Stellen auch, die klare Voraussicht Jesu über sein Schicksal zeigt.
V. 32b: Petrus widersetzt sich dem Gedanken, daß der Menschensohn Jesus leiden muß. Doch kann er auch die Aussage der Auferstehung nicht verstehen. Man beachte, daß für Mk »Christus« und »Menschensohn« identisch sind (vgl. zu Mk 14,61-62).
Tradition
Ausgangspunkt der Traditionsanalyse ist, daß die Anrede des Petrus als Satan auf historisch zuverlässige Überlieferung zurückgehen muß. Denn diese »Verteufelung« des angesehenen Jüngers läßt sich nicht aus der Gemeinde ableiten.
Unter Abzug der redaktionellen V. 30-32 ergibt sich ein Anschluß von V. 33 an V. 29. Der Gedankengang der rekonstruierten Tradition verläuft dann wie folgt: Jesus weist die Erwartung, er sei der Messias, die von Petrus an ihn herangetragen wird, als satanische Anfechtung zurück.
Historisches
Die Gründe, die für die historische Wahrscheinlichkeit der Anrede Petri als Satan durch Jesus sprechen, wurden bereits im vorigen Abschnitt genannt. Und auch der Anlaß zu dieser Anrede, die Messiaserwartung Petri, dürfte historisch sein. Eine andere Frage ist natürlich, ob der Zeitpunkt des in der Tradition widergespiegelten Streites zwischen Jesus und seinem ersten Jünger von Mk richtig bestimmt ist. Hier will ich mich nicht festlegen. Jedenfalls fand eine Kontroverse darüber statt, ob Jesus der politische Messias sei (der die Römer aus dem Land jagt und das Reich Davids wiedererrichtet (vgl. Psalmen Salomos 17). Jesus weist diese Erwartung des Petrus entschieden zurück und dämonisiert seinen ersten Jünger. Der Satan, dessen Sturz Jesus bereits geschaut hat (Lk 10,18), kommt ihm ausgerechnet in der Erwartung seines engsten Vertrauten in die Quere. Als Satan redet Jesus Petrus an und belegt ihn mit dem Bann.
Mk 8,34-38: Von der Nachfolge Jesu
(34) Und er rief die Volksmenge mit seinen Jüngern zusammen und sagte ihnen:
»Wenn jemand hinter mir herfolgen, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. (35) Wer nämlich sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten.
(36) Was nützt es nämlich dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben einbüßt? (37) Denn was wird ein Mensch als Tausch für sein Leben geben?
(38) Wer sich nämlich meiner und meiner Worte in diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommt in der Herrlichkeit des Vaters mit den heiligen Engeln.«
Redaktion
Die Stellung der Nachfolgerede im unmittelbaren Anschluß an Jesu Zurückweisung der Einrede Petri läßt bezüglich der Intention des Mk den Schluß zu: Mk gibt seiner Gemeinde eine Belehrung darüber, wie Nachfolge in der Gegenwart aussehen kann. Man vgl. ähnliche Belehrungen im Anschluß an die zweite und dritte Leidensweissagung jeweils nach einem Unverständnis der Jünger (9,32-50; 10,35-45).
V. 34a: Die Einleitung ist redaktionell (vgl. 7,14; 8,1 u.ö.).
V. 35: Mk fügt ähnlich wie in 10,29 »um des Evangeliums willen« hinzu. Das „Evangelium ist der von den Aposteln gepredigte Christus“ (Wellhausen, 387). Vgl. auch oben, S. 19.
Tradition
In diesem Abschnitt sind verschiedene Jesuslogien zusammengestellt:
V. 34b: Dies ist ein Spruch eines nachösterlichen Propheten, denn bei dem Kreuz kann nur an das Kreuz Jesu gedacht werden; die Jünger sollen wie er das Martyrium willig über sich ergehen lassen. Das Kreuz tritt hier schon als Symbol des Christentums auf. Vgl. auch zu Mt 10,38/Lk 14,27.
V. 35: Die Q-Fassung dieses Wortes (Lk 17,33/Mt 10,39) ist älter, da sie in ihrer ursprünglichen Form (Lk) noch nicht den Bezug auf Jesus enthält.
V. 36-37: Hier liegen zwei weisheitlich geprägte Fragen vor, die beide negativ zu beantworten sind. Der Gewinn der ganzen Welt nützt nichts. Vgl. Ps 49,8-10; Koh 1,3; Lk 12,16-20.
V. 38: Dies ist ein Jesuswort, das über die anderen hinaus noch den zukünftigen Menschensohn ins Spiel bringt und eine deutlich apokalyptische Perspektive zeigt. Vgl. die Q-Parallele Lk 12,8f/Mt 10,32f und die zu Lk 12,8f gegebenen Erläuterungen.
Historisches
V. 34b: Dieses Wort ist in der vorliegenden Form, aber auch in der Q-Fassung unecht, da es auf den »Erhöhten« zurückgeht. Daß Jesus selber seiner Kreuzigung im vorhinein einen metaphorischen Sinn abgewonnen habe, scheint abwegig.
V. 35: Die Echtheit dieses profanen Sprichwortes ist auch ohne mk Hinzufügungen und ohne Bezug auf Jesus höchst unsicher.
V. 36-37 tragen weisheitliche Prägung und gehen nur vielleicht auf Jesus zurück.
V. 38 ist unecht.
Mk 9,1-13: Jesu Verklärung und Gespräch beim Abstieg vom Berg
(1) Und er sagte ihnen: »Amen, ich sage euch, es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes in Kraft gekommen sehen.«
(2) Und nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus und Jakobus und Johannes und führt sie allein beiseite hinauf auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen verwandelt. (3) Und seine Kleider wurden ganz glänzend weiß, wie sie kein Walker auf der Erde so weißen kann.
(4) Und ihnen erschien Elia mit Mose, und sie führten ein Gespräch mit Jesus.
(5) Und Petrus antwortete und sagt zu Jesus: »Rabbi, gut ist es für uns, hier zu sein. Und wir wollen drei Hütten bauen, dir eine und Mose eine und Elia eine.« (6) Denn er wußte nicht, was er antwortete, sie waren nämlich von Furcht ergriffen. (7) Und es entstand eine Wolke, die sie überschattete. Und eine Stimme geschah aus der Wolke: »Dieser ist mein geliebter Sohn, hört auf ihn!« (8) Und plötzlich, als sie um sich blickten, sahen sie niemanden mehr außer Jesus allein bei ihnen.
(9) Und als sie vom Berg herabstiegen, befahl er ihnen, daß sie niemandem von dem, was sie gesehen hatten, erzählten, außer wenn der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. (10) Und sie griffen das Wort auf und stritten untereinander, was es sei, von den Toten aufzuerstehen. (11) Und sie fragten ihn und sprachen: »Warum sagen die Schriftgelehrten, Elia müsse zuerst kommen?«
(12) Er aber sagte ihnen: »Kommt Elia zuerst, um alles wieder herzustellen? Wieso steht dann geschrieben über den Menschensohn, daß er vieles leiden und verachtet