Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann

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Jesus nach 2000 Jahren - Gerd Ludemann

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lebt in der Naherwartung (s. zu Mk 13,30) und glaubt, daß noch in seiner Generation das Ende eintreten wird.

       Historisches

      Daß Jesu Wirksamkeit in Galiläa ihren Anfang genommen hat, trifft zu, nicht aber, daß Jesus erst nach der Auslieferung, d.h. der Gefangensetzung Johannes des Täufers mit seiner Verkündigung begonnen hat. Dies ist schon deswegen unwahrscheinlich, weil Jesus im Vergleich zum Täufer eine eigene Botschaft ausrichtete. Zu Johannes und Jesus vgl. weiter zu Mt 11,2-11/Lk 7,18-28 und Kap. V dieses Buches.

      Mk 1,16-20: Jesu Berufung der ersten Jünger

      (16) Und als er am Meer von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, die Netze im Meer im Bogen auswerfen. Sie waren nämlich Fischer.

      (17) Und Jesus sagte ihnen: »Hierher, mir nach! Und ich werde euch zu Menschenfischern machen.« (18) Und sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

      (19) Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den (Sohn) des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, auch sie im Boot, die Netze herrichten. (20) Und sogleich (be)rief er sie. Und sie verließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und gingen weg, ihm nach.

       Redaktion und Tradition

      V. 16: »Galiläa« nimmt dieselbe Ortsangabe aus V. 14 auf. Die Namen sind traditionell.

      V. 17-18: V. 17a ist mk Einleitung von V. 17b. Der Menschenfischerspruch wurzelt in der Ostersituation, als die Jünger den Missionsauftrag empfingen (ebenso die lk Fassung des Menschenfischerwortes Lk 5,10). Mk paßt das österliche Menschenfischerwort sekundär den Umständen des Lebens Jesu an.

      V. 19-20: Diese Verse sind abgesehen von den Namen redaktionell auf der Basis von V. 16-18 komponiert. »Die Aufforderung zündet wie der Blitz. Mit einem Schlage werden die vier Fischer aus ihrem Gewerbe … von einem am See auftauchenden Unbekannten herausgerissen. Die Sache wird sich in Wahrheit wohl etwas anders zugetragen haben« (Wellhausen, 328f).

       Historisches

      Am Faktum der Anhängerschaft der beiden Brüderpaare an Jesus und ihrem Fischerberuf ist kein Zweifel möglich. Die von Jesus zu seinen Lebzeiten ausgesandten Jünger waren keine Menschenfischer im österlichen Sinne, sondern Sendboten des Königreiches Gottes, die in die galiläischen Orte ausschwärmten (vgl. zu 6,7-13).

      Mk 1,21-39: Jesus in Kapernaum

      (21) Und sie kommen nach Kapernaum. Und sogleich ging er am Sabbat in die Synagoge und lehrte. (22) Und sie gerieten außer sich über seine Lehre. Denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.

      (23) Und sogleich war in ihrer Synagoge ein Mensch in unreinem Geist, und der schrie auf, (24) indem er sagte: »Was (gibt es zwischen) uns und dir, Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!« (25) Und Jesus bedrohte ihn, indem er sagte: »Verstumme und fahre aus ihm aus!« (26) Und der unreine Geist zerrte ihn, und einen lauten Schrei ausstoßend, fuhr er aus ihm aus. (27) Und alle gerieten in Schrecken, so daß sie untereinander Ratschlag hielten und sagten: »Was ist dies? Eine neue Lehre in Vollmacht? Auch den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm!« (28) Und die Kunde von ihm verbreitete sich sogleich überall in der ganzen Umgebung Galiläas.

      (29) Und sogleich, als sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie in das Haus des Simon und des Andreas mit Jakobus und Johannes. (30) Die Schwiegermutter des Simon aber lag mit einem Fieber danieder, und sogleich sprechen sie mit ihm über sie. (31) Und er ging hinzu und richtete sie auf, nachdem er sie bei der Hand gefaßt hatte. Und es verließ sie das Fieber. Und sie bediente sie.

      (32) Als es aber Abend wurde, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen. (33) Und die ganze Stadt war vor der Tür versammelt. (34) Und er heilte viele an mancherlei Krankheiten Leidende. Und viele Dämonen trieb er aus, und er erlaubte den Dämonen nicht zu sprechen, weil sie ihn kannten.

      (35) Und sehr früh, noch bei Nacht, stand er auf und ging an einen einsamen Ort und betete dort. (36) Und es verfolgten ihn Simon und die mit ihm waren, (37) und sie fanden ihn und sagen ihm: »Alle suchen dich.« (38) Und er sagt ihnen: »Laßt uns woanders hinziehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkündige. Denn dazu bin ich ausgezogen.« (39) Und er ging und verkündigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus.

       Redaktion

      Mk hat zwecks Zeichnung des ersten Abschnittes von Jesu Wirken die vorliegenden Textblöcke zusammen mit 2,1-12 und 3,1-6 wohl bewußt als Einheit gestaltet (jeweils wird die Zusammengehörigkeit der Vollmacht der Lehre und der Wundertätigkeit Jesu hervorgehoben). Das vorliegende Stück veranschaulicht Jesu Wirksamkeit beispielhaft.

      V. 21-28: V. 21-23a und V. 28 sind mk Rahmung. Ein Teil von V. 27 verstärkt das Motiv der vollmächtigen Lehre Jesu.

      V. 29a ist eine mk Verknüpfung.

      V. 29b: Die Namen jener drei Jünger, deren Präsenz gar nicht nötig ist, stammen aus 1,16-20 und gehen auf Mk zurück, der sich durch den Namen »Simon« hat anregen lassen.

      V. 32-34: Das redaktionelle Summarium schildert ebenso wie 3,7-12 und 6,53-56 ausführlich Jesu Heiltätigkeit.

      V. 35-39: Die Verse sind eine redaktionelle Bildung und schildern ein dauerndes Wirken Jesu. In dieser Szene erscheint erstmalig das Motiv des Unverständnisses der Jünger (V. 36f), das fortan die Darstellung bestimmen wird. Die Aussage Jesu über seine Verkündigungstätigkeit in V. 38 lenkt auf 1,14 zurück. In V. 39 beachte man die redaktionelle Galiläanotiz (vorher: 1,9.14.16.28).

       Tradition

      V. 23-27: Die von den redaktionellen Zutaten befreite Erzählung »zeigt die typischen Züge einer Wundergeschichte, speziell einer Dämonenbeschwörung: 1. der Dämon wittert den Beschwörer und sträubt sich, 2. Bedrohung und Gebot des Beschwörers, 3. Ausfahren des Dämons unter Demonstration, 4. Eindruck auf die Zuschauer« (Bultmann, 224). V. 24 enthält eine Abwehrformel des Dämons. Sie erinnert an 1Kön 17,18, wo die Witwe von Sarepta in ähnlicher Weise zu Elia redet und Elia anschließend ihren Sohn heilt.

      V. 29-31: Die Geschichte ist ein schlicht erzähltes Heilungswunder, zu dem die magische Handlung (V. 31: »er fasste sie bei der Hand«) und die Veranschaulichung der vollendeten Genesung (V. 31: »sie bediente sie«) passen. Die Erzählung wurde vor allem weiterüberliefert, weil an Simon Petrus ein biographisches Interesse bestand.

       Historisches

      V. 23-27: Die Tradition ist nicht die genaue Beschreibung eines Wunders Jesu. Wohl aber enthält sie eine allgemeine, zutreffende Erinnerung an Jesu exorzistisches Wirken. Denn die dämonenaustreibende Tätigkeit Jesu gehört zu den sichersten historischen Fakten aus seinem Leben. Vgl. Lk 10,18; 11,20. Doch bleibt festzuhalten: Dämonen gibt es, wissenschaftlich gesehen, nicht. Jesus heilte durch Magie psychosomatisch Kranke im Rahmen seines Weltbildes, das die Existenz von Dämonen voraussetzte. Ob und wie lange die Gesundung anhielt, weiß niemand. Vgl. Gerd Lüdemann: Der echte

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