Jesus nach 2000 Jahren. Gerd Ludemann
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V. 13: Dies ist ebenso wie 1,21; 1,39 eine mk Zustandsschilderung. Die Lehre Jesu ist wie 1,14f.21f seinen Taten vorgeordnet.
V. 14: Der Vers bezieht sich auf 1,16-18 zurück und entspricht dieser Stelle z.T. wörtlich. Das zweimal wiederholte Wort »nachfolgen« stammt von Mk.
V. 15-16: Die unvermittelte Nennung der Jünger in V. 15, die hier als eigene Größe bei Mk zum ersten Mal erscheinen, geht auf den Redaktor zurück. Er bereitet damit V. 16 und die Berufung der Zwölf (3,13-19) vor. Die Erwähnung der Schriftgelehrten der Pharisäer verknüpft die vorliegende Perikope mit dem nächsten Abschnitt (2,18-3,6), in dem entweder die Pharisäer allein (2,24) oder zusammen mit anderen Widersachern (2,18; 3,6) gegen Jesus auftreten.
V. 17: Der Satz vom Arzt schärft im Kontext des MkEv der Leserschaft ein, daß Jesus in der Tat Kranke heilt (vgl. 1,23-2,12). Die Verbindung von Sünde und Krankheit war in der vorausgehenden Erzählung (2,1-12) Thema.
Ertrag: Die Perikope verstärkt den Anspruch, der sich bereits in 2,5b-10 zeigte: Jesus ist derjenige, der Sünder ruft und ihnen die Sünden vergibt.
Tradition
Die Perikope enthält zwei Traditionsstücke: a) V. 14: Berufung des Zöllners Levi. b) V. 15-17: ein Streitgespräch mit dem V. 17c überlieferten Logion (»Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder«) als Ursprung. Dabei ist V. 17b (»Nicht bedürfen die Starken des Arztes, sondern die Kranken«) weisheitliche Verallgemeinerung von V. 17c. Die Szene V. 15f, die in sich traditionelles Kolorit hat (Jesus ißt mit Zöllnern und Sündern), wurde nachträglich hinzukomponiert. V. 16, die Frage an die Jünger, mit der Antwort Jesu darauf in V. 17 erweist die Tradition V. 15-17 als Gemeindebildung.
Historisches
V. 14: Die Jüngerschaft des Zöllners Levi ist historisch (doch gelten zur Art und Weise seiner Berufung die gleichen Vorbehalte wie zu Mk 1,16-20).
V. 15-16: Ebenso sind gemeinsame Mahlzeiten Jesu mit Sündern und Zöllnern historisch. Jesus war offenbar oft zu Gast in Häusern, deren Besitzer kein rechtes Verhältnis zur Thora mehr hatten und deswegen nach rechtgläubigem Urteil als gottlos galten.
V. 17b-c: Die Worte V. 17b und V. 17c passen gut in die Situation nach »Ostern« und sind deswegen ungeschichtlich.
Mk 2,18-22: Vom Fasten
(18) Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten. Und sie kommen und sagen ihm: »Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?«
(19) Und Jesus sagte ihnen: »Können etwa die Hochzeitsgäste, während der Bräutigam bei ihnen ist, fasten? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. (20) Es werden aber Tage kommen, wenn von ihnen der Bräutigam weggenommen wird, und dann werden sie an jenem Tage fasten.
(21) Niemand näht einen Lappen aus neuem Tuch auf ein altes Kleid. Sonst reißt das Füllstück ab, das neue vom alten, und es gibt (nur) einen schlimmeren Riß. (22) Und niemand gießt neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein verdirbt und die Schläuche. Sondern neuen Wein in neue Schläuche!«
Redaktion und Tradition
V. 18a: »Jünger« knüpft an denselben Ausdruck in V. 15f an, »Pharisäer« an dasselbe Wort in V. 16.
V. 18b-20: Mk gibt, abgesehen von dem Zusatz »und die Jünger der Pharisäer«, eine Überlieferung wortgetreu wieder, welche die Zeit Jesu und die Zeit nach seinem Tod unterscheidet. V. 18b*-19a: Die Urtradition, die mit ihrem argumentativen Charakter den Ursprung in einer Debatte zeigt (Bultmann, 17), bestand aus V. 18b*-19a. V. 19b als Verknüpfung zwischen der Lebenszeit Jesu und der nach seinem Tod und V. 20 als Jesus in den Mund gelegte Prophezeiung sind Weiterbildungen nach dem Abscheiden Jesu.
V. 21-22: Die redaktionellen Eingriffe (kursiv) zeigen das mk Verständnis an: Ebenso wie die Lehre Jesu neu ist, so gehört das Evangelium als neuer Wein in eine neue Form, die gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer gerichtet ist. Der Doppelspruch – abzüglich der mk Hinzufügungen – hat seinen Ursprung in der Weisheitsliteratur und kann von jedem, der die Wirklichkeit beobachtet, nachvollzogen werden.
Historisches
V. 18b*-19a: Die Tradition setzt voraus, daß Jesus und seine Jünger nicht gefastet haben. Diese Voraussetzung erweist sich durch das Differenzkriterium als historisch zutreffend, denn in der Gemeinde entwickelte sich alsbald das Fasten als Praxis (s. sofort zu V. 19b-20). Die vorliegende Überlieferung ist sicher authentisch und bezeichnet das damalige Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern als Hochzeit. Man wird dabei in der Annahme nicht fehlgehen, daß Jesus das mit den Jüngern eingenommene Mahl, zunächst gelegentlich, als Vorwegnahme des himmlischen Mahls gefeiert hat.
V. 19b-20: Diese Worte sind unecht und wurden Jesus erst nach seinem Tod in den Mund gelegt, um die Fastenpraxis der Gemeinde zu begründen. Vgl. die Frömmigkeitsregel des Fastens in Mt 6,16-18. Jesus und seine Jünger haben nicht gefastet (vgl. das gerade erörterte Traditionsstück V. 18b*-19a).
V. 21-22*: Diese Verse können auf Jesus zurückgehen, doch fehlt die dazugehörige Situation. Hinzu kommt die allgemeine Schwierigkeit in der geschichtlichen Beurteilung weisheitlichen Materials. Das Urteil bleibt unentschieden.
Mk 2,23-28: Das Ährenausraufen am Sabbat
(23) Und es geschah, als er am Sabbat durch die Saatfelder ging, da begannen seine Jünger, unterwegs die Ähren auszuraufen. (24) Und die Pharisäer sagten ihm: »Sieh, warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist?«
(25) Und er sagt ihnen: »Habt ihr niemals gelesen, was David tat, als er Not litt und hungerte und die mit ihm, (26) wie er in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abiathar eintrat und die Schaubrote aß, die zu essen nur den Priestern erlaubt ist, und auch denen, die mit ihm waren, (davon) gab?«
(27) Und er sagte ihnen: »Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.
(28) Daher ist Herr der Menschensohn auch über den Sabbat.«
Redaktion
Mk hat verschiedene ihm vorliegende Traditionsstücke an dieser Stelle fast unverändert wiedergegeben. Gleichwohl ist der Abschnitt im Kontext des MkEv fest verankert. Auch die folgende Perikope (3,1-6) behandelt Jesu Stellung zum Sabbat. Im vorliegenden Abschnitt geht es ein weiteres Mal um den Konflikt Jesu mit den jüdischen Oberen und ihrem Gesetz, über dem Jesus als Menschensohn steht, vgl. V. 28: Dieser Vers ist traditionell, aber erst von Mk an das Ende der Perikope gestellt worden.
V. 23: »Seine Jünger« nimmt denselben Ausdruck aus V. 15f auf.
V. 24: »Pharisäer« als Gegner Jesu erscheinen vorher V. 16 und V. 18 (zweimal) und später 3,6.
V. 25-26: Vgl. 1Sam 21,2-7. Doch handelt es sich dort nicht um Abiathar, sondern um seinen Vater Ahimelech. Abiathar erscheint vielmehr erst in 1Sam 22,20. Weder Abiathar noch Ahimelech waren Hohepriester.
V. 27: Der Anfang (»und er sagte ihnen«) ist eine typisch