HUNDE JA-HR-BUCH DREI. Группа авторов

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HUNDE JA-HR-BUCH DREI - Группа авторов

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wie Yippie abhandengekommen war: Seine Familie hatte eine Tankstelle an der A 40 aufgesucht und während Herr Schwarz zur Zapfsäule ging, blieb Frau Schwarz mit Yippie auf der anderen Seite des Zubringers stehen. In einem Augenblick der Unaufmerksamkeit zog Yippie seinem Frauchen die Leine aus der Hand und rannte in Richtung seines Herrchens. Ein Maschendrahtzaun sollte verhindern, dass jemand leichtfertig auf die Fahrbahn geriet, aber Yippie, der offenbar mehr an seinem Herrchen als an seinem Frauchen hing, hatte ganz schnell ein Loch im Zaun entdeckt und sich hindurchgezwängt, um zur Zapfsäule gegenüber zu kommen. In seinem Eifer und seiner völligen Unerfahrenheit –Yippie war damals noch keine sechs Monate alt – hatte er ein Auto übersehen, das in schnellem Tempo an die Tankstelle fuhr. Er wurde angefahren und in seinem Schrecken hatte er den Versuch abgebrochen, sein Herrchen zu erreichen. Jetzt rannte er auf dem Randstreifen der Autobahn davon.

      Die A 40 ist bekanntlich die am stärksten befahrene deutsche Autobahn und ganz besonders hier bei uns in der Mitte des Ruhrgebietes bewegen sich die Autos, wenn sie nicht gerade im Stau stehen, fast Stoßstange an Stoßstange fort. Herr und Frau Schwarz hatten in diesem schrecklichen Augenblick das einzig Richtige getan: Sie hatten Yippie nicht gerufen. Hätten sie es getan und hätte er noch mal versucht, die Fahrbahn zu überqueren, wäre das wohl sein sicherer Tod gewesen. So waren sie bekümmert nach Hause gefahren und hatten mich angerufen.

      Ich gab all die Ratschläge, die ich in solchen Fällen immer gebe: Polizei verständigen, Tierheime verständigen, in diesem Fall sogar mehrere, da Yippie im Grenzgebiet zwischen Bochum, Gelsenkirchen und Essen entlaufen war. Im gesamten Gebiet natürlich Zettel an die Bäume hängen – das war allerdings entlang der A 40 nicht möglich, schon weil es dort keine Bäume gibt. Dazu das häusliche Telefon nicht unbesetzt lassen, denn Yippie trug sein Halsband mit einer Telefonnummer daran, und dann eben hoffen und suchen. Das Suchen brachte wenig Erfolg, auch wenn Herr und Frau Schwarz mehrfach die Autobahn entlangfuhren. Immerhin gab es einen kleinen Lichtblick: Als die Eheleute bei der ersten Umkehr in Essen-Kray die Autobahn verließen und mehrere Passanten befragten, hörten sie, dass ein kleiner schwarzweißer Hund gesehen worden war. Er war scheu und ließ sich nicht einfangen, war aber offensichtlich einigermaßen gesund und schien zielstrebig zu laufen. Die völlige Dunkelheit des Novemberabends, dazu ein starker Wind und ein kräftiger Regen machten schließlich der Suche und auch der Hoffnung ein Ende. Ob sie sich gegenseitig oder ob die Kinder ihren Eltern Vorwürfe gemacht haben, als sie zu Hause um den Tisch herumsaßen, weiß ich nicht. Sicher weiß ich nur, dass dieser Abend der traurigste war, seit Yippie bei Familie Schwarz eingezogen war. Schließlich gingen sie alle bekümmert zu Bett. Herr Schwarz hatte angekündigt, dass er sehr früh aufstehen und noch vor der morgendlichen Stoßzeit eine Suchrunde fahren wolle. Und das tat er dann auch.

      Die Jungen mussten an diesem Tag erst um zehn Uhr in der Schule sein und so saßen sie noch bekümmert am Frühstückstisch, als es schon hell war. Plötzlich ertönte von der Straße her eine Hupe. „Das ist Vater“, sagte Kai, der Ältere. Er stand nicht auf, irgendwie hatte er das Gefühl, dass jetzt mit der Rückkehr des Vaters das letzte Fünkchen Hoffnung ausgelöscht würde. Doch auf einmal mischte sich Hundegebell in das Geräusch eines zweiten Hupensignals. Die Jungen sprangen auf und stürmten zur Haustür. Auf dem Beifahrersitz, neben ihrem Vater, saß – was er sonst nicht durfte – Yippie, kläffte vergnügt und wedelte so heftig, dass sein Schwanz auf dem Autositz staubte. Herr Schwarz drehte das Fenster nur einen kleinen Spalt auf. „Haustür aufmachen und Wurst herholen!“, rief er seinen Jungen zu. Selten hatten die beiden so flott gehorcht. Dann stieg er schnell aus dem Wagen, machte die Fahrertür zu und griff Yippies Leine durch einen schmalen Spalt auf der Beifahrerseite. „Yippie, hiiiiiier“, brüllten die beiden Jungen im Chor und schwenkten das riesige Stück Wurst, das sie aus dem Kühlschrank geholt hatten. Und Yippie flitzte, wie er es in der Welpenschule gelernt hatte, zu seinen beiden jungen „Herrchen“, die sofort die Leine wieder aufnahmen, die Herr Schwarz hatte fallen lassen, Yippie mit vielen Wursthäppchen fütterten, ihn ins Haus führten und flink die Haustür zumachten.

      War der gestrige Abend der traurigste im Zusammenleben von Familie Schwarz mit Yippie, so war diese Heimkehr sicherlich die fröhlichste, die es bisher gegeben hatte. Herr Schwarz griff sofort zum Telefon, um seiner Frau von der Freude zu berichten. Sie wollte schnell von der Arbeit heimkommen, aber er hielt sie davon ab. „Ich erzähle dir am Abend alles ganz genau und ausführlich. Bei mir ist es jetzt Zeit für die Praxis und die Jungen müssen allmählich in die Schule. Ich nehme Yippie in die Sprechstunde mit, melde ihn bei der Tierärztin an und die Jungen gehen gleich nach der Schule mit ihm hin.“

      Yippie war schon ein paar Mal mit in der Praxis gewesen. Dort hatte er ein bequemes Körbchen im Aktenraum, von wo aus er Dr. Schwarz im Sprechzimmer hören und sehen konnte, und immer wenn Patienten Yippie bemerkten, ging es ihnen gleich besser. Der Doktor fragte natürlich stets, ob jemand Angst vor Hunden habe, was beim Blick auf den freundlichen Junghund regelmäßig verneint wurde. Außerdem war Yippie an einem Haken hinter seinem Körbchen mit einer langen, bequemen, weichen Leine festgemacht, sodass er niemanden belästigen, aber auch nicht entwischen konnte. An diesem Morgen dachte er an nichts anderes als an Futter und Schlaf. Als Doktor Schwarz die Praxis für die Mittagspause schloss und nach Hause fuhr, rollte sich Yippie ganz artig auf dem Rücksitz zusammen und schlief noch einmal ein. Kai und Thomas waren von der Schule zurück und hatten auch schon gegessen, sodass sie gleich zu einem Spaziergang aufbrechen und dann pünktlich zum verabredeten Termin beim Tierarzt sein konnten. „Lasst ihn auf keinen Fall von der Leine“, ermahnte Herr Schwarz seine Söhne, bevor sie sich auf den Weg machten.

      In der Tierarztpraxis waren sie in der Tat die Ersten und Frau Dr. Weißberger konnte sich viel Zeit für sie nehmen. Kai und Thomas erzählten den Vorfall genauso, wie ihre Eltern ihn geschildert hatten, und die Ärztin schüttelte einige Male den Kopf. „Ich glaube, ihr wisst überhaupt nicht, wie viel Glück ihr hattet“, sagte sie und dann machte sie den Jungen klar, dass Yippies Verhalten an der Tankstelle für einen Hütehund völlig normal war. „Hütehunde hassen es, wenn ‚die Herde‘ auseinanderläuft. Eure Mutter hätte die Leine schon doppelt festhalten und Yippie ablenken müssen, dann wäre er vielleicht nicht zu seinem Herrchen gerannt. Das müsst ihr euch auch für alle Spaziergänge merken. Aber nun lasst mal sehen, ob der kleine Kerl größeren Schaden genommen hat, als er mit dem Auto zusammenstieß.“ Sie untersuchte Yippie gründlich. „Nein, es scheint alles in Ordnung zu sein. Hier an der Schulter, da ist eine kleine Schwellung – ein Bluterguss, aber wirklich nichts Schlimmes. Und ihr sagt, er sei mit eurem Vater im Auto nach Hause gekommen?“ Die Jungen nickten. „Das zeigt, dass er sehr starke Nerven hat. Manche Hunde hätten nach so einem Erlebnis solche Angst vor Autos gehabt, dass sie kaum noch in eines eingestiegen wären. Ihr habt auch da sehr viel Glück gehabt. Ab jetzt passt ihr doppelt auf ihn auf.“ Kai und Thomas nickten lebhaft. „Aber bitte, sagen Sie, Frau Doktor, wie konnte Yippie zur Tankstelle zurückfinden? Vater hat uns erzählt, dass er neben der Zapfsäule saß, genau wo er Vater zuletzt gesehen hatte“, fragte Thomas, und Kai fügte hinzu: „Ich habe mal was von Tiertelepathie gelesen, sicher hat er auf telepathischem Weg herausgefunden, wo er hinlaufen musste, denn wir haben doch alle so sehr an ihn und an die Tankstelle gedacht.“

      Die Tierärztin lächelte. „Das ist nicht völlig auszuschließen, aber ich glaube, es gibt eine andere Erklärung. Ich kann euch das noch schnell erzählen, bevor die Sprechstunde beginnt.“

      „Bestimmt hat er sich den Weg zurück erschnuppert“, meinte Thomas, aber Kai wehrte ab. „Das ist ganz ausgeschlossen, denk doch nur: Es regnete in Strömen, dazu der Wind und der Gestank der vielen Autos – nein, eine Nasenarbeit scheidet aus. Und schließlich: Wie hätte er wissen können, wie eine Tankstelle riecht …?“ Thomas nickte, das alles sah er ein.

      „Nein, Nasenarbeit war es nicht“, bestätigte auch die Tierärztin. „Es war vielmehr die Landkarte im Kopf“, und dann erklärte sie den Jungen die Fähigkeit verschiedener Tierarten, von beliebigen Stellen aus zum Startpunkt eines Jagdzuges oder sonstigen Weges zurückzukehren. Kai und Thomas verstanden das alles, aber als sie am späteren Nachmittag versuchten, ihrer Mutter wiederzugeben, was Frau Weißberger

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