39 Karate-Kata. Roland Habersetzer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 39 Karate-Kata - Roland Habersetzer страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
39 Karate-Kata - Roland Habersetzer

Скачать книгу

erschließen muß, dessen Inhalt übersetzt werden muß. Die Kata bildet ein solides Fundament, auf dem man mit Hilfe der Absicht, in der sie überliefert wurde, etwas aufbauen kann. Ich will damit sagen, daß man sie als Behältnis betrachten muß, mit dem ein bestimmter Inhalt transportiert wird. Der Inhalt ist dabei das Wesentliche, das, dem man sich nähern muß. Das Behältnis ist das »Zubehör«, das man eines Tages wieder vergessen kann. Die Kata ist ein Werkzeug, unverzichtbar zwar, aber letztendlich eben nichts weiter als ein solches. Sie stellt keinen Selbstzweck dar. Wenn man sie auf intelligente Weise nutzt, wird sie es einem allerdings ermöglichen, eines Tages eine bestimmte Pforte zu durchqueren.

      Dieses gilt für jegliche traditionelle Schule, d. h. für jede, die als historisch alt gelten kann (Ryû). Keine Kata trägt eine höhere Wahrheit in sich als eine andere. Und keine Kata, die auf richtige Weise verstanden, gelernt und ausgeübt wird, wird den Praktizierenden in die Irre führen.

      Seit nunmehr 50 Jahren praktiziere und forsche ich auf dem Gebiet der Kata. Ich war immer offen gegenüber allem und neugierig auf alles – mein Respekt vor der Tradition hat mich nie von meinem kartesischen Geist abbringen können. Ich hatte das Privileg, zahlreiche Kata der großen Hauptstilrichtungen des Karate »durchreisen« zu können. Zunächst waren es die Kata des Shôtôkan1, denn nur dieser Stil, der mein Basisstil geblieben ist, war Anfang der 60er Jahre in Europa nennenswert verbreitet. Es folgten die Kata des Wadô-ryû und ab den 70er Jahren, unter der Führung meines japanischen Meisters Ogura Tsuneyoshi vom Gembukan (Kôfu), selbst Schüler einiger der Größten des Karate, die des Gôjû-ryû und des Shitô-ryû. Außerdem unternahm ich einige »Abstecher« zu Varianten einiger Kata, wie sie in anderen alten Schulen, wie z. B. im Uechi-ryû (Pangainoon) praktiziert werden. Ich hatte Gelegenheit zu vielen »Besuchen«, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Auf diese Weise entdeckte ich den Reichtum der Techniken und erfuhr die mit den Kata verknüpften Empfindungen. Ich konnte die Kata miteinander vergleichen und Klarheit über Teile der einen mit Hilfe von Abschnitten anderer erlangen. Jenseits der ersten grundlegenden Anwendungen für den Kampf, erwiesen sich die echten Bunkai der Kata, die Schlüssel zum Verständnis, als ein unendlicher Reichtum.

      Heute bin ich davon überzeugt, daß die Kata unverzichtbar dafür sind, dem Praktizierenden den Weg zum echten Erfahren der Kunst der leeren Hand zu erschließen. Doch ich möchte in diesem Zusammenhang in Anlehnung an einen Spruch des großen Miyamoto Musashi folgendes sagen: »Respektiert die Kata, aber verlaßt euch nicht auf sie.«2 Die Kata ist ein wertvoller »Ariadnefaden«, der einem hilft, einen Weg zu finden, aber letztendlich auch nicht mehr als das. Auch gibt es »falsche Bunkai«, die anfänglich sehr verführerisch sind, da sie offenkundig erscheinen und einfach darzulegen sind, und es gibt in den Kata verborgene Fallen. – Man darf niemals »den Finger für den Mond halten«3, wenn man zu einem tiefen Verständnis der Kunst der leeren Hand gelangen will.

      Roland Habersetzer

       9. Dan Karatedô

       Tengu no michi no sôke

       Saint-Nabor, Frühjahr 2010

      Es scheint, daß es wie überall auch in den Kampfkünsten Moden gibt. Wie ich bereits im ersten Band dieser Reihe4 herausgestrichen habe, sind die Zeiten gegenwärtig günstig für die Kata, jene Mutterformen und Wurzeln des Karate, die selbst für den leidenschaftlichsten Vertreter des sportlichen Wettkampfs unumgänglich sind. Seit einigen Jahren erregen die Kata wieder ein Interesse, das jene, die damals dabei waren, an die Pionierzeit des Karate in Europa erinnert. Nach dem spektakulären Aufschwung des Sportkarate kam diese offensichtliche Rückkehr zu den Quellen recht überraschend. Jene, die wie ich stets versucht haben, darauf aufmerksam zu machen, daß eine authentische Kampfkunst zusehends verarmte, seit man es zuließ, daß deren traditionellen Kata aufgegeben wurden oder daß daraus moderne »Choreographien« entwickelt wurden, hatten die Hoffnung darauf fast schon aufgegeben.

      Das wiedererstarkte Verlangen nach entsprechenden Informationen bei den Praktizierenden aller Stilrichtungen und jeden Niveaus hat dieses Buch trotz der Spezialisierung seines Inhalts möglich gemacht. Wie jeder weiß oder wissen sollte, gibt es bestimmte Regeln für die Herausgabe von Büchern, wie sie in jedem Geschäftsfeld existieren. Kein Buch, dessen Thematik allzu speziell ist, wird, wenn es überhaupt herausgegeben wird, auf dem Markt lange Bestand haben. Puristen mögen das bedauern, aber ändern können sie es nicht. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und die Gelegenheit wahrgenommen, die Reihe »Encyclopédie des Arts Martiaux« mit den »39 Karate-Kata – Aus Wadô-ryû, Gôjû-ryû und Shitô-ryû« zu bereichern. Diese Stilrichtungen bilden zusammen mit dem Shôtôkan-ryû die vier klassischen Hauptstile des Karatedô. Um den Umfang im Rahmen zu halten, mußte dennoch eine Auswahl getroffen werden, so daß Kata, die sich innerhalb der drei Stile, denen dieses Buches gewidmet ist, nur geringfügig unterscheiden, nicht für jeden Stil in allen Einzelheiten beschrieben werden.

      Dieses Buch ist dafür bestimmt, dem Leser zwei Wege zu eröffnen. Zum einen ist es ein Handbuch für jede der drei Stilrichtungen. Für diesen Zweck sind die darin enthaltenen Informationen klar kategorisiert. Zum anderen ist es aber auch ein Referenzwerk für jene, die sich für die Kunst der leeren Hand generell begeistern, unabhängig von den ursprünglichen Stilrichtungen und ihren angeblichen Unterschieden. Es soll ihnen ermöglichen, durch Vergleiche herauszufinden, daß die »Orthodoxie« einer Kata – ihre »Wahrheit« gewissermaßen – nicht das exklusive Privileg irgendeines Stils ist, und daß nur die Kenntnis verschiedener, dem gleichen Ziel zustrebender Wege, und ein offener Geist zu der Wahrheit führen. Auf diese Weise wird man auch begreifen, daß die künstliche Abschottung der Stilrichtungen in Wirklichkeit nur die Existenz gemeinsamer Kraftlinien verdeckt, die wiederzuentdecken wichtig ist. Denn die Kata, um welche auch immer es sich handeln möge, ist weder für den Anfänger noch für den Fortgeschrittenen lediglich eine Zusammenstellung mehr oder weniger komplizierter Bewegungen, sondern vor allem eine Körpersprache. Sie ist dazu bestimmt, daß man durch Bemühen und Bescheidenheit den Geist, den ihr Schöpfer ihr aufgeprägt hat, erspüren kann. Die Kata ist der Anfang und das Ende des »Weges«. Das ist der Grund, weshalb es gerechtfertigt und sogar notwendig ist, daß keine traditionelle Kata ausstirbt, und deshalb habe ich dieses Buch verfaßt, von dem ich hoffe, daß es in der umfangreichen Literatur über die Kampfkünste Bestand haben wird. Möge die wiedererwachte Neugierde auf die traditionelle Kata mehr sein als eine flüchtige Mode …

Einführung in das Studium der Kata

      Kata ist kein Begriff, der ausschließlich dem Karate eigen ist. Solche Formen gibt es in allen fernöstlichen Kampfkünsten. Sie sind eine Lernmethode, eine Methode, Techniken im Gedächtnis zu behalten und auch ein Weg, die »Muttertechniken« lebendig zu erhalten, die zu Anfang existierten und aus denen sich alle anderen Techniken, wie wir sie heute kennen, entwickelten. Dabei geht es nicht nur um die eigentlichen Kampftechniken, sondern auch um Haltungen, Ortsveränderungen, Empfindungen. Eine Kata ist etwas, das für den Karateka von außerhalb kommt, oftmals aus tiefer Vergangenheit. Während langer Jahre des Trainings läßt man sich von ihr durchdringen. Aus Respekt vor der Tradition, aus Bescheidenheit und auch aus Furcht, daß man am Wesentlichen vorbeigehen könnte, wird man sie dabei nicht verändern. Eine Kata stellt eine Folge von Bewegungen dar, die in ihrer Gesamtheit bis ins letzte Detail auf das sorgfältigste kodifiziert wurden. Immer wird sie auf die gleiche Weise und in die gleichen Richtungen ausgeführt. Auf diese Weise übt der Karateka von Anfang bis Ende je nach Schwierigkeitsgrad der Kata zwischen etwa 20 bis über 100 Techniken. Somit handelt es sich in gewisser Weise um ein Kihon5, das in mehrere Richtungen geübt wird, oftmals verbunden mit Wiederholungen auf beiden Seiten des Körpers und mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen der Bewegungen. An der Art der Ausführung einer Kata kann man das tatsächliche Niveau eines Karateka erkennen.

      Im

Скачать книгу