Bubishi. Roland Habersetzer

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Bubishi - Roland Habersetzer

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und der dem Autor gestattet hat, auf eine Anzahl von Informationen und Überlegungen dieser Studie zurückzugreifen.

      Der Autor dankt Claudia von Collani aus Würzburg, Danträger des CRB/​Institut Tengu, Theologin, Japanologin und Sinologin, für ihre Recherchen, die die Einführungen zu den „32 Formen des Boxens des Kaisers Song Taizu“ bereichert haben.

       Centre de Recherche Budo (CRB)

       7b Chemin du Looch

       F-67530 Saint-Nabor

       Internet: www.karate-crb.com

       Deutsche CRB-Website:

       www.wslang.de/​karatecrb

Vorbemerkung zur 3. deutschsprachigen Auflage

      Kaiser Song Taizu (927 - 976), der Begründer der Song-Dynastie. Er gilt als Schöpfer eines eigenen Kampfkunststils, des Taizu Chang Quan („Taizus lange Faust“), auf welchen die 32 Formen aus dem Ji Xiao Xin Shu zurückgehen.

      Ôtsuka Tadahiko Hanshi, der Leiter des Gôjûkensha in Tokio, bat mich im Rahmen eines Besuches im Elsaß im Herbst 2007, die „32 Formen“ von Qi Jiguang in Europa zu veröffentlichen (siehe S. 55 ff.). Diese sind auch Bestandteil des ersten Bubishi (Wu Bei Zhi) von Mao Yuan Yi (siehe S. 23 f.). Ich nutze die Gelegenheit der deutschsprachigen Neuauflage meines Buches über das okinawanische Bubishi, um diese bislang im Westen nicht veröffentlichte Arbeit zu publizieren. Dies stellt einen wichtigen Beitrag für die Erforschung der Wurzeln der Kunst der „leeren Hand“ dar – des okinawanischen Tôde und des daraus hervorgegangenen japanischen Karate. Einmal mehr bin ich Ôtsuka Sensei zu großem Dank verpflichtet für das Vertrauen, das er mir entgegenbrachte, als er mir seine Übersetzungen des alten chinesischen Dokuments sowie einige Kommentare dazu anvertraute (mit einer Übertragung ins Französische, die durch seine Schüler Philippe Callens und Kyôko Momose ausgeführt wurde). Die dazugehörigen Abbildungen entstammen dem Werk „Ji Xiao Xin Shu“ von Qi Jiguang, in der Version, wie sie ins Wu Bei Zhi von Mao Yuan Yi aufgenommen wurde.

      General Qi Jiguang (1528 - 1588). Er gilt als Autor des Ji Xiao Xin Shu, einem Handbuch für die militärische Ausbildung, das u. a. die 32 Formen des Taizu Chang Quan enthält.

      Der Weg, dem wir in den Kampfkünsten folgen, ist eine der Erscheinungsformen des Tao. Ich glaube, daß dies auf menschlicher Ebene einfach nachzuvollziehen ist. Gleich dem Tao hat der Weg weder Anfang noch Ende. Seit es die Menschheit gibt, existiert er, spornt er an, folgt er bestimmten Vorgehensweisen. Und es wird ihn so lange geben, wie es Menschen gibt, die es dazu drängt, sich den Fragen zu stellen, die der Weg aufwirft. Den Weg zu erforschen kann bedeuten, zu versuchen, stromaufwärts zu seinen Quellen vorzustoßen – was eine Art archäologische Neugierde voraussetzt. Man kann aber auch versuchen, seinem Fluß stromabwärts zu folgen, angespornt von einer Zukunftsvision, so, wie ich es selbst mit meinem „Weg des Tengu“ (Tengu no michi) versuche. Beides verlangt unendlich viel Gefühl für das rechte Maß, Respekt und Bescheidenheit. Ich bin sehr glücklich, daß ich dank der Freundschaft von Ôtsuka Tadahiko Sensei hier wieder die Gelegenheit hatte, den Weg in Richtung seiner Quellen erforschen zu können. Er, der genau verstanden hat, welche Ziele ich mit meinem „Weg des Tengu“ verfolge, hat mir – im vollen Bewußtsein der Unterschiede unserer Vorgehensweisen – erneut sein vollkommenes Vertrauen geschenkt.

       Roland Habersetzer, Saint-Nabor im Frühjahr 2009

      Das moderne japanische Karate mit seinen verschiedenen Stilrichtungen existiert seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts1. Es entwickelte sich aus dem Ryûkyû Kempô Karate Jutsu, auch Okinawa te genannt. Verschiedene Strömungen der chinesischen Kampfkünste spielten zusammen, als sich im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte die Techniken des Kampfes mit bloßer Hand herausbildeten. Diese Strömungen waren das Tô-De („Kontinentaltechnik“)2, auch „Hand der Tang“ genannt, des weiteren jene Kampftechniken, die heute im Westen unter dem Gattungsnamen Kungfu (korrekter ist die Bezeichnung Wushu) bekannt sind, sowie die Prinzipien des Ch’i kung bzw. Qigong (Beherrschung der „Lebensenergie“). Kenntnisse über diese Techniken gelangten aus dem Reich der Mitte nach Japan und verbanden sich mit dort bereits vorhandenem Wissen. Die Insel Okinawa, die etwa 600 Kilometer südlich von Japan liegt, war das Bindeglied zwischen China und Japan, wirkte selbst aber als eine Art Tiegel, in dem unterschiedliche Strömungen der ostasiatischen Kampfkünste miteinander verschmolzen. Auf diese Weise wurde Okinawa zum Ursprungsort mehrerer durchaus eigenständiger Kampfkunststile, wie dem Shuri te, dem Naha te und dem Tomari te.

      Die Umstände der alten, bekannten Verbindung China – Okinawa – Japan werden seit langem von den Historikern der Kampfkünste studiert. Die Untersuchungen über die Wurzeln der Kampfkunst mit bloßer Hand3 führten diese Forscher schon bald über die Grenzen Japans und selbst über die Okinawas hinaus. Sie richteten ihr Augenmerk auf das südliche China, genauer gesagt, auf die Provinz Fujian (auf japanisch Fukien). Dort haben, wie es scheint, vor sehr langer Zeit alle Entwicklungen ihren Anfang genommen. Hier vermuteten die Historiker die Quelle, der die oft zueinander gegenläufigen Strömungen entsprangen, die heute den Weg der reinen Kampfkunst überfluten. Den ernsthaft Praktizierenden befallen mitunter grundsätzliche Zweifel, wenn er darüber nachsinnt, was aus seiner inzwischen von Medien und Kommerz vereinnahmten „Kunst“ geworden ist. Um so reizvoller der Gedanke, es existiere eine Quelle, rein, ungetrübt und ursprünglich4.

      Tatsächlich traten, um bei diesem Bild zu bleiben, die ersten Rinnsale, die am Ende jenen mächtigen Strom bildeten, der die Kampfkünste revolutionierte5, in der Region von Fujian hervor, wahrscheinlich im Umkreis der Stadt Fuzhou. Hier wurde vor mehreren Jahrhunderten der Kampfstil des Weißen Kranichs (Baihequan, oder auf japanisch Hakutsuru ken) geboren. Der Name resultiert daraus, daß Körperhaltungen und Bewegungen von Vögeln imitiert werden, was zahlreiche Spuren in den Kampfkünsten hinterlassen hat, die sich vereinzelt selbst noch in den Techniken des modernen Karate wiederfinden: in einigen Kata (Gankaku/​Chintô) oder in manchen Stellungen (Tsuruashi dachi). Und ebendieser Stil ist es, der das Zentrum des Bubishi bildet, einer Sammlung illustrierter Texte, die gleichfalls in jener Region entstanden ist und die den Gegenstand dieser Arbeit darstellt.

      Das Bubishi ist ein kleines Buch, das vor rund 250 bis 300 Jahren entstand und dessen Autor unbekannt ist. Es wurde in einem mitunter schwer zu entschlüsselnden Altchinesisch verfaßt und mit einer Reihe von Zeichnungen in naivem Stil illustriert. Es stellt die Frucht der Erfahrungen mehrerer anonymer Meister der „leeren Hand“ dar. Auch wenn es vielleicht nicht als die Quelle von allem, was die Techniken des waffenlosen Kampfes betrifft, angesehen werden kann, so ist es doch ein wesentlicher Beitrag dafür, daß wir heute manches über diese Quelle wissen. Kein ebenso altes Kampfkunst-Werk solch unschätzbaren Wertes ist uns gegenwärtig bekannt. Sein Text, wenngleich

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