Bubishi. Roland Habersetzer

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Bubishi - Roland Habersetzer

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Exemplar des Bubishi, aber er hat erklärt, daß es sich bei diesem nicht um eine Kopie von Higaonnas Exemplar, sondern um die Abschrift eines Originals aus dem Besitz von Itosu Ankô (1832 - 1916) handele, dem Gründer des Shuri te. Daraus könnte folgen, daß Itosu sein Bubishi vielleicht von seinem eigenen Lehrer „Bushi“ Matsumura erhalten hat.

      Uechi Kanbun (1877 - 1948), der Begründer des Stils Uechi ryû, begab sich im Jahre 1897 nach Fuzhou, um dort bei Zhou Zhihe Shifu (auf japanisch Shu Shi Wah, 1874 - 1926) das Tiger-Boxen (das in den Archiven seiner Schule als Pangai Noon bezeichnet wird) zu lernen. Es ist jedoch auch bekannt, daß Uechi zunächst bei Kojô Kaho (1849 - 1925) trainiert hatte. Die Familie Kojô (auf chinesisch auch Kogusuku oder Tsai genannt) war berühmt für ihre bedeutenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Kampfkünste und vor allem auf dem Gebiet des Stils des Weißen Kranichs. Hierin ist wahrscheinlich die Ursache für die Mischung aus Tiger- und Kranichstil zu finden, die sich in manchen Kata des Uechi ryû erkennen läßt. Tomoyose Ryûyû (1897 - 1970), ein Schüler Uechis, hat ein Schriftstück – „Die Geheimnisse des Kempô Karate Jutsu“ – verfaßt, in dem zahlreiche Bezüge zum Bubishi enthalten sind, vor allem auf das Kapitel über die Vitalpunkte.

      Nakaima Norisato29 wurde auf Empfehlung eines chinesischen Militärattachés in Kumemura 1870, im Alter von 19 Jahren, nach Fuzhou geschickt, wo er Schüler Ryû Ruhos wurde. Bei diesem studierte er mehrere Jahre lang den „Weg der Feder und des Schwertes“ (Bun Bu Ryû Dô), das heißt, des nüchternen Weges des Philosophen und Kriegers. 1876 kehrte er nach Okinawa zurück, und in seinem Gepäck befanden sich Kopien aus den Büchern, die ihm sein Lehrer geliehen hatte. Einige Historiker gehen so weit, die Hypothese aufzustellen, daß das Bubishi von Okinawa in Wahrheit eine persönliche Zusammenstellung Nakaimas sei, die er auf Grundlage des Wissens, das er bei Ryû Ruho erlangt hatte, verfaßt habe. Zumindest hatte Nakaima alle Möglichkeiten, seine Kenntnisse zu vervollständigen, da er später weitere Reisen nach China unternahm, die ihn bis nach Peking führten.

      Matayoshi Shinkô (1888 - 1947) gehörte jener Gruppe an, die im Jahre 1917 gemeinsam mit Funakoshi Gichin zum ersten Mal im Butokuden eine öffentliche Karate-Vorführung gab. 1921 erfolgte eine weitere Vorführung auf Schloß Shuri in Gegenwart des jungen kaiserlichen Prinzen, dem späteren Kaiser Hirohito. Matayoshi unternahm mehrere Reisen nach China, wo er verschiedene Kampfstile studierte. Er war im übrigen der erste, der China vom äußersten Norden Japans, über Hokkaidô und die Insel Sachalin kommend, bereiste. Er war zu jener Zeit 23 Jahre alt. Sein Wissen über Kampfkünste erweiterte sich während seiner großen Rundreise, die ihn von der Mandschurei bis nach Shanghai führte. In Shanghai schloß er sich der berühmten Jing-Wu-Vereinigung (auf japanisch Seibukan) an, die ihren Ruf dem „Tiger mit dem gelben Gesicht“, Huo Yuan Jia (1862 - 1909) verdankte, der sein Leben verlor, als ein japanischer Kämpfer, den er besiegt hatte, ihn vergiftete. Auf dem Rückweg nach Okinawa gelangte Matayoshi auch nach Fuzhou. Man erinnert sich seiner auf Okinawa wegen seiner Kenntnisse auf dem Gebiet der Akupunktur, der Heilkräuter und der Beherrschung zahlreicher chinesischer Waffen, nicht zuletzt aber auch dafür, daß er den Stil des Weißen Kranichs praktizierte.

      Abbildungen: Zwei naive Darstellungen aus einem Bubishi (links), die von einem japanischen Grafiker nach Hinweisen von Ôtsuka Tadahiko Sensei (siehe auch S. 164, 167 und 217) „auf alte Weise“ nachgestaltet wurden (rechts).

      Die Gestalt links unten ist eine weibliche Person, die eine Technik des Weißen Kranichs ausführt. Diese Zeichnung aus dem 28. Kapitel des Bubishi stellt zweifelsohne Fang Jin Jang dar, die Begründerin des Stils. Bei der anderen Gestalt handelt es sich möglicherweise um Cheung Siu Shu, einen Kempô-Meister, in einer Position des Schwarzen Tigers.

      Eine Darstellung der im Bubishi erwähnten Gottheit Busaganashi, rechts oben in naiver Darstellung und links in moderner Ausführung (vgl. Foto 9, S. 33).

      Die Meiji-Restauration (1868 - 1912) bedeutete für Japan einen eindrucksvollen Sprung ins moderne Zeitalter. Diese Entwicklung war jedoch begleitet von dem unbeugsamen Willen, nichts vom japanischen Wesen aufzugeben. Die traditionellen Werte, vor allem der Geist des Bushidô, des traditionellen Moralkodex der Samurai, sollten bewahrt bleiben. Vor dem Hintergrund dieses Nationalismus und später des offenen Militarismus, der seit den 20er Jahren herrschte, ertüchtigten sich die Anhänger des Budô, vor allem in den Kampfstilen des Jûdô, des Kendô und später auch des Aikidô. Dies geschah im Rahmens eines Ausbildungssystems, welches die Absicht verfolgte, die zukünftigen Führungskräfte des Landes heranzuziehen. Männer wie Itosu und Higaonna begriffen, daß es sich um eine unausweichliche Entwicklung handelte, und sie erblickten darin eine Möglichkeit, die Kunst der „leeren Hand“ zu bewahren, die für eine hochtechnisierte Armee nicht mehr von Interesse war. Es ist vor allem das Verdienst Itosus, daß das Ryûkyû Kempô Karatedô Eingang ins Ausbildungssystem seiner Zeit fand. Damit hatte eine Kunst, die traditionell geheim gehalten worden war, ein modernes Gewand gefunden. Das war natürlich mit Zugeständnissen an den Zeitgeist verbunden, und es gab eine Reihe von Abänderungen, sowohl in Bezug auf den Geist der Kampfkunst als auch hinsichtlich der Praxis.

      Von nun an stand der körperliche, sportliche Aspekt im Vordergrund, während das Kriegerische und der Gesichtspunkt der Verteidigung in den Schatten traten. Das wahre Bunkai (Anwendungsmöglichkeiten) der Kata wurde vernachlässigt, und der tiefere Sinn der Techniken, der einst im Vordergrund gestanden hatte, ging nach und nach verloren. Und damit sich alles noch mehr dem westlichen Boxen anglich, welches im damaligen Japan zunehmend Fuß faßte, weil es modern war, schloß man schließlich die Hände zu Fäusten. Ein neues Karate war entstanden, ähnlich, wie eine neue Stadt auf den verschütteten Ruinen einer alten entsteht. Die Wurzeln waren natürlich geblieben und würden es künftigen, wieder daran interessierten Generationen gestatten, Kenntnis von den Fundamenten, auf denen ihre Kampfkunst gegründet ist, zu erlangen. Itosu hatte nichts anderes getan, als auf äußerst opportunistische Weise das Wesen seiner Kunst zu verhüllen. Ohne sein Wirken würde man heute wahrscheinlich bedeutend weniger vom Wesentlichen der Kampfkünste wiederentdecken können.

      All dies war jedoch noch immer zu wenig in den Augen der fremdenfeindlich und vor allem antichinesisch eingestellten Japaner. Um das aus Okinawa30 stammende Karatejutsu damit adeln zu können, daß man es als gleichwertig zu den Budô-Kampfkünsten achtete, mußte nachgewiesen werden, daß es auf alten einheimischen Traditionen beruhte. Dieser Aufgabe nahmen sich jene Pioniere der okinawanischen Kampfkünste an, die als erste nach Japan gingen, um die alte geheime Kunst des Ryûkyû dorthin zu bringen – Funakoshi Gichin (1869 - 1957), der Vater des Shôtôkan, Miyagi Chojûn (1888 - 1953), Begründer des Gôjû ryû und Mabuni Kenwa (1889 - 1952), der Schöpfer des Shitô ryû. Japaner wie Yasuhiro Konishi und der Jûjutsu-Experte und Begründer des Wadô ryû Ôtsuka Hironori (1892 - 1982) wirkten in dieselbe Richtung. Auch sie wollten, daß die Japaner das Karate als wesentliche und achtenswerte Kampfkunst akzeptierten. Dies gelang, indem im Jahre 1936 dem Begriff Kara im Karate ein neuer Sinn verliehen wurde.

      Ursprünglich bezog sich das chinesische Ideogramm für Kara, das auch als To oder Tou gelesen werden konnte, auf die Dynastie Tang (618 - 907). Später galt es einfach als Synonym für „China“. Das zweite Ideogramm, aus dem der Begriff Karate gebildet wird, wird als Te (oder Di) gelesen und bedeutet „Hand“. Bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs interpretierten die okinawanischen Meister den Begriff Karate folglich als „chinesische Hand“. Es besteht eine gewisse Uneinigkeit über die Geschichte des folgenschweren Bedeutungswechsels des Begriffes Kara. War dafür Funakoshi Gichin verantwortlich,

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