Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien. Wolfram Letzner
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Abb. 6 Triest. Colle di San Giusto, Basilika. In der Fassade des Glockenturms ist u. a. eine antike Säule zu sehen.
Im Jahr 1302 ging man daran, den gesamten Komplex neu zu gestalten. Ziel war es, die Kapelle mit der Hauptkirche zu vereinigen. Dazu riss man Zwischenmauern ab und führte im Südwesten und Osten Erweiterungsbauten aus. Diese Baumaßnahmen waren schließlich zwischen 1383 und 1396 unter dem Bischof Heinrich von Wildenstein abgeschlossen; diesen Zustand spiegelt der heutige Bau mit seinen fünf Kirchenschiffen wider.
Museen
Die Stadt Triest verfügt über zahlreiche Museen und Galerien, die sehr unterschiedliche Sammlungen beherbergen. Die hier getroffene Auswahl berücksichtigt Häuser, die archäologische Bestände besitzen.
Civico Museo di Storia ed Arte (Abb. 3, 6)
Via della Cattedrale 15, I-34121 Triest,
Tel.: ++39-(0)40 310500, www.retecivica.trieste.it
Die Bestände des Museums sind sehr vielschichtig. Von Interesse sind hier zunächst die ur- und frühgeschichtlichen Funde, antike Keramik und die Funde aus römischer Zeit.
Im Museumsgarten sind zahlreiche antike Steindenkmäler ausgestellt. Einen besonderen Bezug zur Klassischen Archäologie bietet der Garten, weil hier ein Kenotaph für Johannes Joachim Winckelmann (1717 – 1768), einem der Väter der Klassischen Archäologie, zu finden ist. Sein Grab ist unbekannt. Mit dem Tod Winckelmanns verbindet sich ein blutiger Kriminalfall: Winckelmann, der damals in Rom lebte, hatte eine Reise nach Deutschland abgebrochen und befand sich schon auf der Rückreise in die Ewige Stadt. In seinem Triestiner Hotel sollte er seinen Mörder kennenlernen, der dort sein Zimmernachbar war. In einem heftigen Kampf wurde Winckelmann durch zahlreiche Messerstiche so schwer verletzt, dass er wenige Stunden später verstarb. Das Opfer gab aber auf dem Sterbebett noch eine Tatbeschreibung, sodass der Täter gefasst und in Triest durch die heute überaus grausam anmutende Art des Räderns hingerichtet wurde. Dabei wurden dem Verurteilten mit einer Stange oder einem Rad die Gliedmaßen gebrochen und anschließend auf ein Rad geflochten. Aufgrund der fehlenden medizinischen Versorgung war für den Delinquenten ein qualvoller Tod unausweichlich. Über die Motive des Täters gibt es unterschiedliche Ansichten. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass dieser die wohlgefüllte Reisekasse Winckelmanns rauben wollte.
Neben den bereits genannten Sammlungen bietet das Museum auch Überraschendes: Neben einer Abteilung mit Ägyptica findet sich eine weitere mit Objekten der Maya.
Lapidarium Tergestinum
Piazza della Cattedrale 1, I-34121 Triest,
Tel.: ++39-(0)40 310500/++39-(0)40 308686
Im Kastell von San Giusto befindet sich das Lapidario Tergestino, in dem in vier Räumen mehr als 130 Objekte ausgestellt sind. Bei ihnen handelt es sich vorwiegend um Skulpturen und Inschriften, die vom Kapitolshügel, aus den Tempeln, dem Theater und von Nekropolen stammen.
Ein für die Stadtgeschichte wichtiges Objekt ist im ersten Raum ausgestellt. Dabei handelt es sich um die Inschrift, die über den Bau der Stadtmauer berichtet.
Im zweiten Raum sind Inschriften ausgestellt, die Baumaßnahmen Hadrians, Antoninus Pius’ und Marc Aurels zum Gegenstand haben. Daneben finden sich in diesem Raum Materialien, die von der Forumsbasilika (s. S. 25) stammen.
In der oberen Etage des Lapidariums sind Denkmäler aus sehr unterschiedlichen Bereichen ausgestellt. Dabei handelt es sich um Grabmonumente unterschiedlicher Art, einschließlich Sarkophagen, sowie um Denkmäler, die die Glaubenswelt der Tergestiner während der Kaiserzeit beleuchten.
Besondere Aufmerksamkeit verdient aber das Fundmaterial aus dem Theater (s. S. 27): Statuen der Venus, des Apoll, der Minerva, der Hygieia und Äskulap, die einst das Bühnengebäude geschmückt haben.
Der letzte Raum des Lapidariums ist einem eindrucksvollen Fundkomplex gewidmet: der Villa von Barcola. Hier grub man reiche Mosaiken aus, die in der Zeit zwischen dem Ende des letzten vorchristlichen Jhs. und der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. entstanden. Außerdem ist eine fragmentierte Marmorstatue eines Athleten ausgestellt, bei der es sich um die neronische Kopie eines bronzenen Originals des Polyklet, eines berühmten Bronzebildners des 5. Jhs. v. Chr., handelt. Sowohl die Mosaiken als auch die Statue weisen auf den Reichtum hin, mit dem die Villa ausgestattet war.
Literatur
P. Maggi – R. Merlatti – G. Petrucci, Sotto Trieste (2009); V. Galliazzo, Die Adria. Kunst und Kultur an der nördlichen Adriaküste (2002) 236 – 241; M. Mirabelli Roberti – M. Vidulli Torlo, Il colle di San Giusto. La Cattedrale, il Castello e i Musei (2001); E. Greco – A. Pelosi – A. Potrandolfo – G. Pricso, Italien. Archäologischer Führer (1991) 349 f.
02
Das idyllische Örtchen Muggia – einst von Dichtern als leuchtende Perle im Geschmeide der istrisch-dalmatinischen Städte gepriesen, so Richard Zürcher – hat bis heute seine kulturellen Eigenarten bewahrt. Wer den venezianischen Karneval mag und mit der kommerziellen Betriebsamkeit umgehen kann, findet hier das Ursprüngliche. Aber auch andere Seiten gab es in Muggia: Als die Österreicher in Muggia herrschten, hatte hier die größte Werft des Habsburgerreiches ihren Standort, in der die Schiffe für die Kriegsmarine der Donaumonarchie gebaut wurden.
Muggia – eine Kleinstadt, die einst Waffenschmiede war
Die Geschichte des Ortes begann auf dem 170 m hohen Hügel, auf dem sich – wie könnte es auch anders sein – ein eisenzeitliches Castelliere befand. Die Gunst der Lage nutzend, entstand ein römisches oppidum, über das vor allem verschiedene Steindenkmäler oder auch Münzen Auskunft geben.
Den Übergang zum Mittelalter verkraftete der Ort, weil auf dem Hügel ein castrum angelegt wurde, das den Namen Castrum Muglae trug und ab 931 zum Patriarchat von Aquileia gehörte. Von dieser Siedlung hat sich nicht mehr viel erhalten: Anzuführen sind drei schlecht erhaltene Toranlagen. Als es im Mittelalter zunehmend zu Angriffen durch Räuberbanden kam, entschieden sich die Bewohner, die Hügelsiedlung aufzugeben und unmittelbar an der Küste zu siedeln. Dieser Entschluss ist aber in gewisser Weise erstaunlich, weil man hier – ganz dem Sprichwort folgend – Pest gegen Cholera eintauschte, waren doch Küstenstädte in besonderem Maße durch Piratenangriffe gefährdet. Um die neue Siedlung von der alten zu unterscheiden, versah man jene mit dem Zusatz Vecchia. Später sollte der Ort die typische Geschichte – die Herrschaft der Venezianer und Habsburger – durchleben, bis er nach dem Zweiten Weltkrieg an Italien fiel.