Die 40 bekanntesten historischen und archäologischen Stätten in Istrien. Wolfram Letzner
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Unabhängig von der Deutung des Bogens handelt es sich doch um ein beeindruckendes Denkmal aus römischer Zeit. Der Bau, wie er sich heute darstellt, ist 7,20 m breit, 5,30 m hoch und 2 m tief. Seine Fassade ist mit Pilastern dekoriert, die Kanneluren enden in korinthischen Kapitellen von herausragender Qualität. Von diesen Pilastern ist aber nur einer sichtbar; der andere ist in der angrenzenden Bebauung verschwunden. Der einzige Durchgang war durch Kassetten dekoriert.
Antiquarium an der Via Donota (Abb. 3, 2)
An der Via Donota wurden in den Jahren zwischen 1980 und 1986 Ausgrabungen durchgeführt, die in mancherlei Hinsicht sehr aufschlussreich waren und schließlich zur Einrichtung des Antiquariums geführt haben. Es kamen Reste von mehrstöckiger Wohnbebauung ans Tageslicht, die sich an den San Giusto anlehnten. Wie die Ausgrabungen zeigten, war das Gebäude in den ersten Jahrzehnten des 1. Jhs. n. Chr. bewohnt. Die Reste der Ausstattung mit Wandmalereien und Stuckdekoration sowie kostspieligem Tafelgeschirr zeigten, dass hier ein höherer Lebensstandard vorhanden war.
Wie man aber bei solchen Häusern oft beobachten kann, setzte ein sozialer Wandel bei den Bewohnern ein, in diesem Fall schon um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. Im 2. Jh. n. Chr. war der Komplex dann vollständig verschüttet und die Fläche diente bald darauf als Friedhof. Während des Mittelalters entstand in diesem Bereich die Stadtmauer.
Römisches Theater (Abb. 3, 3)
Zu den bedeutenden Denkmälern Triests zählt das römische Theater, das zwar schon seit 1814 bekannt war, aber erst 1938 unter Mussolini freigelegt wurde (Abb. 5). Es lehnt sich an die Hänge des San Giusto an; die Bauherren konnten so erhebliche Kosten einsparen, die sonst durch aufwendige Substruktionsbauten entstanden wären. Bezogen auf den heutigen Stadtplan liegt es zwischen der Via Donota und der Via del Teatro Romano. Folgt man dem antiken Plan, so war das Theater außerhalb der Stadtmauern, nahe an der damaligen Küstenlinie, angelegt.
Das Theater ist gut erhalten. Seine Umfassungsmauer ragt noch heute 15 m auf, hat also eine Höhe, die etwa einem fünfstöckigen Wohnhaus heutiger Zeit entspricht, und der Zuschauerraum weist einen Durchmesser von 64 m auf. Der Zuschauerraum, die cavea, schloss nach oben hin mit einem Säulengang, der summa cavea, ab. Hier fanden sich – nach heutigem Verständnis sicherlich politisch nicht korrekt – die Plätze für Sklaven und Frauen, während die anderen, besseren Plätze dem Rest der Gesellschaft zustanden.
Von den Sitzreihen haben sich nur im unteren Bereich der cavea solche aus Stein erhalten. Man darf davon ausgehen, dass die oberen Reihen aus Holz gefertigt waren; in solchen Konstruktionen barg sich aber für die Zuschauer ein gewisses Risiko. Aus antiken Quellen sind Einstürze von Tribünen in Stätten der Massenunterhaltung mit hohen Zahlen an Todesopfern überliefert.
Abb. 5 Triest. Römisches Theater. Blick auf den Zuschauerraum.
Allerdings musste keiner der Zuschauer, von denen zwischen 3.500 und 6.000 im Theater Platz fanden, in der glühenden Sonne sitzen. An der Außenseite des Theaterbaus konnten nämlich Löcher beobachtet werden, die der Installation von Sonnensegeln dienten.
Auch vom Bühnenhaus hat sich einiges erhalten, sodass man sich eine Vorstellung davon machen kann. Es handelte sich dabei um eine Fassade, die reich geschmückt war. Bei den Ausgrabungen fand man die Reste von verschiedenen farbigen Marmorsorten, mit denen das Mauerwerk verkleidet war, Malereien und Statuen. Die Statuen, bei denen es sich um Kopien frühhellenistischer Originale handelt, befinden sich heute im Lapidarium Tergestinum (s. S. 30).
Bei der Datierung des Theaters geht man von zwei Bauphasen aus. Die erste wird in die Zeit des Augustus datiert, während die zweite gegen Ende des 1. Jhs. n. Chr. angesetzt wird. Aufgrund des Inschriftenmaterials kann die zweite Phase mit einem Q. Petronius Modestus in Verbindung gebracht werden. Dieser übte unter Kaiser Traian (reg. 98 – 117 n. Chr.) das Amt eines procurators aus.
Das politische und religiöse Zentrum der antiken Stadt (Abb. 3, 4)
Das politische Zentrum der antiken Stadt lag auf dem San Giusto, auf dem man das antike Forum ausgraben konnte. Ein wichtiges Bauwerk ist bei solchen Platzanlagen immer die Basilika, die als Markt und Gerichtsbau genutzt wurde. Hier konnten ihre Reste nördlich des Glockenturms von San Giusto freigelegt werden. Dabei zeigte sich, dass die Basilika ein dreischiffiger Bau war, dessen Größe 88 × 23,50 m betrug. Datiert wird das Gebäude um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass dieses in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. zumindest umgestaltet wurde; Reste des Baudekors und Apsiden deuten darauf hin.
Zum religiösen Zentrum gehörte auch das Kapitol: Hier wurden die Staatsgötter, die kapitolinische Trias Jupiter, Juno und Minerva, verehrt. Auf dem San Giusto existierte ein solcher Komplex, der jedoch unter der heutigen Kirche liegt. Erhalten haben sich aber vor der Kirche und im Campanile Reste eines Propylons, bestehend aus zwei großen seitlichen Bauwerken, die mit Säulen geschmückt waren. Zwischen ihnen lag eine monumentale Freitreppe, die vermutlich zu einem großen Hof führte, in dem der kapitolinische Tempel stand. Aufgrund des Bauschmucks, von dem Reste erhalten sind, lässt sich der Komplex in das 1. Jh. n. Chr. datieren.
Spuren des Christentums
Wenn wir einen Blick auf die frühesten Spuren des Christentums in Triest werfen wollen, müssen wir den San Giusto kurz verlassen. Dies hat damit zu tun, dass die ältesten Kirchen mit einem Friedhofskontext verbunden waren und Bestattungen innerhalb der Stadt verboten waren.
Die Friedhofsbasilika (via Madonna del Mare 11)
Außerhalb der antiken Stadt entstand im Bereich einer römischen Nekropole, die auch später noch genutzt wurde, eine Basilika. Diese wurde gegen Ende des 4. Jhs. n. Chr. erbaut. Durch Ausgrabungen wissen wir, dass der erste Bau den Grundriss eines griechischen Kreuzes, also ein Kreuz mit verkürztem Längsbalken, aufwies. In der ersten Hälfte des 6. Jhs. wurde die Kirche neu gestaltet. In einer Apsis entstand die Bank des Presbyteriums und es wurde ein Mosaikboden verlegt.
San Giusto – die Bischofskirche (Abb. 3, 5; Abb. 6)
Die zweite frühchristliche Basilika, die von der heute sichtbaren Kirche überlagert wird, entstand um die Mitte des 5. Jhs. herum innerhalb der antiken Stadt auf dem Hügel von San Giusto. Über diesen Bau liegen nicht viele Angaben vor. Die Kirche scheint über drei Schiffe verfügt zu haben und ein Atrium wird ebenfalls vermutet. Die Apsis könnte in einer späteren Bauphase angefügt worden sein; ihre Ausschmückung bestand aus Mosaiken.
Im 11. Jh. muss die Kirche wohl so baufällig gewesen sein, dass man sich zu einem Neubau entschloss, der gegenüber seinem Vorgängerbau etwas kleiner war. Die drei Schiffe, die durch zwei Reihen zu