Hausbooturlaub Mecklenburgische Seenplatte. Christine Lendt
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Die Geschichte: Erste Kanäle entstehen
Bereits im Mittelalter begann man, die zahlreichen Seen in Mecklenburg und dem westlichen Vorpommern durch Kanäle schiffbar zu machen, um Transportwege nach Berlin und Hamburg zu schaffen. So konnten insbesondere der Salz-, Getreide, Ziegel- und Torfhandel florieren. Als erster großer Kanal entstand ab 1568 der Eldekanal, damals noch mit sechs Holzschleusen und einer noch heute erhaltenen Steinschleuse bei Dömitz. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Transportnetz weiter ausgebaut. Als sich der Gütertransport mit der Erfindung von Automobil und Eisenbahn zunehmend auf Landwege verlagerte, wurde es ruhig auf den hiesigen Wasserwegen – bis man sie wieder für die Sport- und Freizeitschifffahrt entdeckte und zunehmend in den Tourismus investierte, der nach dem Mauerfall noch an Fahrt aufnahm.
Heute ziehen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg als Urlaubsregionen alljährlich zahlreiche Gäste an. Im Müritz-Nationalpark und mehreren Naturparks werden eine reiche Flora und Fauna bewahrt; akkurat herausgeputzte Städte und Dörfer tragen zum Erlebnisangebot bei. Dabei unterteilt sich die Mecklenburgische Seenplatte in Unterregionen mit jeweils eigenem Charakter. So ist eine Hausboottour auf den Großseen mit völlig anderen Eindrücken – und teils auch anderen fahrtechnischen Anforderungen – verbunden als auf den verwinkelten Kleinseen oder z. B. auf der Müritz-Elde-Wasserstraße. Dies sollte bei der Reiseplanung bedacht werden. Mehr Hinweise dazu gibt es bei den jeweiligen Tourvorschlägen. Idealerweise hat man öfter Gelegenheit, eine Hausboottour zu unternehmen, um nach und nach alle Facetten dieser großartigen Wasserlandschaft kennenzulernen.
Flora und Fauna: Artenvielfalt erleben
Im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte finden sich zahlreiche Lebensräume. Dazu zählen außer den Still- und Fließgewässern etwa Röhrichte, Feuchtwiesen, Sümpfe und unterschiedliche Moore. Neben den ausgeprägten Buchenwäldern, in denen sich auch Eichen, Eschen und Ahornarten behaupten, prägen Birkenbestände und ausgedehnte Kiefernwälder die Landschaft. An die breiten Schilfgürtel vieler Seen schließen sich häufig Erlenbruchwälder an. Entsprechend vielfältig ist die Tier- und Pflanzenwelt mit einigen seltenen Arten.
Wasservögel wie die Graugans finden ideale Bedingungen für die Brut oder Rast vor. In den Röhrichten sind u. a. die Große Rohrdommel und Konsorten wie Bartmeise, Rohrschwirl und Drosselrohrsänger zu entdecken. Besonders fotogen zeigt sich der Eisvogel mit seinem exotisch schillernden Federkleid. Für spektakuläre Momente sorgen Weißstörche, Fisch- und Seeadler sowie die Kraniche mit ihren trompetenden Rufen. Letztere ziehen im Herbst in großen Schwärmen aus Skandinavien heran, um in der Mecklenburgischen Seenplatte zu rasten, bevor sie sich auf den weiteren Weg in ihre Winterquartiere am Mittelmeer machen.
Zu den Fischarten der Region zählen vor allem Hecht, Zander, Barsch, Schleie, Plötze, Aal und Maräne. Hinzu kommen Amphibien wie Kammmolch, Laubfrosch, Wechsel- und Knoblauchkröte sowie Schlangen wie Kreuzotter und Ringelnatter. Auch die fast ausgestorbene Europäische Sumpfschildkröte ist hier noch an einigen Seen zu Hause. Zur Insektenwelt gehören rund 700 Arten von Schmetterlingen und zahlreiche andere Spezies. Von den Säugetierarten sind besonders Fischotter, Rot-, Dam- und Muffelwild, Wildschwein, Fuchs und Nager wie der Siebenschläfer sowie verschiedene Fledermausarten zu nennen.
Die Ausstellungen im Müritzeum stimmen auf die Tier- und Pflanzenwelt der Region ein.
Tipp
Um noch mehr über die Flora und Fauna zu erfahren, lohnt sich ein Besuch im Müritzeum. Dieses in Waren ansässige Naturerlebniszentrum vermittelt interaktiv die Landschaftsgeschichte der Mecklenburgischen Seenplatte und präsentiert lebensnah die Vertreter der Tier- und Pflanzenwelt des Müritz-Nationalparks.
Hafenstädtchen und Gutsherrenerbe
Andere Eindrücke und kulturelle Abwechslung bieten bei einem Landgang Hafenstädte wie Waren, Plau oder Malchow mit sehenswerten historischen Zentren, restaurierten Kirchen und regem Treiben auf Marktplätzen, während einen die Burgen und Zisterzienserklöster der Region bis ins Mittelalter entführen. Von der späteren, preußisch geprägten Landesgeschichte berichten vielerorts Schlösser, Herrenhäuser und prachtvolle Parkanlagen. Ein Blick in die Tagespresse oder vor Ort erhältliche Programmhefte verrät saisonale Highlights wie Konzerte, Ausstellungen und Volksfeste. Aber auch das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz, denn die regionale Kochkunst mit viel Wild und Fisch lässt sich in den Lokalen am Ufer genießen. Spezialitäten wie Aal, Barsch, Karpfen oder Zander werden oft direkt vom Fischer fangfrisch im Direktverkauf mit Imbiss angeboten.
Fachwerkhäuser und die Kirche St. Georgen in der Altstadt von Waren.
Skipper finden in den Revieren der Mecklenburgischen Seenplatte eine ausgezeichnete Infrastruktur vor. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren getan, und man arbeitet weiter daran, die Häfen und Angebote zu bereichern. So wurde der Stadthafen von Waren an der Müritz erweitert und – nach sechs Jahren intensiver Baumaßnahmen – zur Saison 2016 neu eröffnet.
Insgesamt gibt es im Gebiet der Seenplatte rund 490 Marinas, Sportboothäfen und Anleger mit ca. 18 000 öffentlichen Liegeplätzen. Viele betten sich in eine idyllische Natur, andere liegen mitten in der Stadt oder bei prachtvollen Schlössern, oft mit kurzen Wegen zu Restaurants, Cafés und Kneipen. Fast immer findet sich in der Nähe eine Möglichkeit, anzulegen und etwas einzukaufen, das Boot aufzutanken, Frischwasser aufzufüllen oder Abwasser zu entsorgen. Da viele Liegeplätze besonders zur Hauptreisezeit schnell vergeben sind, empfiehlt es sich dennoch, vorab beim zuständigen Hafenmeister zu reservieren.
Die beste Reisezeit
Wann es am schönsten ist, eine Hausboottour zu unternehmen, hängt auch von den persönlichen Vorlieben ab. Die Aussichten, das Sonnendeck oder eine Badeplattform ausgiebig nutzen und lauschige Abende an Bord genießen zu können, sind zur Hauptreisezeit im Juli und August am größten. Dann allerdings ist auch oftmals Geduld an den Schleusen erforderlich; die Wartezeiten können mehrere Stunden betragen. Wer also möglichst viel von der Stille der Seen haben möchte, sollte lieber im Herbst oder Frühjahr fahren – und am besten außerhalb von Ferienzeiten sowie Feiertagen. Es erwarten einen dann obendrein wundervolle Eindrücke wie morgendliche Nebelfelder bei sich verfärbenden Buchenwäldern, und für Landgänge mit Wanderungen sind moderate Temperaturen auch angenehmer.
Vor den Schleusen herrscht während der Hauptsaison oft reges Treiben.
Ausschlaggebend für die Wahl der Reisezeit können zudem die Charterkosten sein: In den Sommermonaten liegen die Gebühren meist um ein Vielfaches höher als in der Vor- oder Nebensaison. Tipp: Wer flexibel ist, kann bei spontanen und kurzfristigen Buchungen oft noch extra sparen, weil Boote – sofern noch verfügbar – dann häufig preisgünstiger vergeben werden.