Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz Hatop
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Читать онлайн книгу Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop страница 17
„Wir sind normale Touristen, hören Sie zu!“ Eine unverständliche Antwort war zu vernehmen. Dafür wurde die andere Stimme laut und deutlich: „Schnauze halten! Keine Warnung an den Parkaufseher, oder Sie sind tot, verstanden?“
Die Antwort des Piloten klang gereizt: „dann erschießen Sie mich doch, ich denke, ihr überlebt das auch nicht.“
Ein ohrenbetäubendes Heulen schallte durch das Funkgerät.
„Da stimmt was nicht, wir bekommen ungebetenen Besuch.“
Ahmik rannte, ohne die Antwort abzuwarten aus dem Haus zu den Zelten, nahm einen blechernen Kochtopf und trommelte mit einem großen Schöpflöffel darauf herum. Seine Bedenken waren wie weg geblasen. Alle schreckten in ihren Zelten auf.
„Raus mit euch, alle! Wir sind entdeckt, in zwanzig Minuten sind unsere Verfolger mit dem Flugzeug hier.“
Marc war mit einem Hechtsprung aus dem Zelt. Er ergriff sofort die Initiative.
„Gerhart, Hartmut, schmeißt alles einfach in die Boote. Shonessi, reiß das Zelt ab. Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren. In zehn Minuten ist Abfahrt. Hartmut, Ahmik, ihr nehmt zusammen den Aerius. Gerhard, du den T65. Nimm unser ganzes Gepäck mit. Shonessi und ich machen das Kanu flott.“
Im Laufschritt rannte der Parkaufseher mit zwei Stechpaddeln und Schwimmwesten an ihnen vorbei.
„Folgt mir, schnell.“
Shonessi hatte nicht viel an, nur Slip und T-Shirt, ebenso Marc nur seine Sporthose und ebenfalls ein T-Shirt. Er packte seinen großen Rucksack, stopfte alle losen Kleidungsstücke so gut es ging hinein. Shonessi trug ihre Kleidung unter dem Arm, warf sie lose in das Kanu, sprang hinein. Marc setzte sich hinten auf das Brett, der Parkaufseher gab ihnen einen Stoß, schon waren sie auf dem Wasser. Die Strömung packte sie sofort, fast wären sie gekentert. Marc rief Shonessi nach vorne zu:
„Das ist kein Kochlöffel, sondern ein Paddel, umfass den Griff oben. Schau her zu mir, ich zeig´s dir.“ Er zeigte ihr kurz, wie man ein Paddel hält und einsetzt. „Du paddelst rechts, ich links. Und wichtig: keine Wechsel. Du bleibst auf deiner Seite. So nun eintauchen, das ganze Blatt. Und durchziehen.“
Die zierliche Shonessi setzte alle ihre Kräfte ein. Marc war zufrieden, er wendete das Kanu gegen die Strömung, dass es flussaufwärts zeigte. So überquerten sie ohne Probleme den Fluss. Kurz vor Erreichen des Ufers wendete er wieder und ließ sich abwärts treiben. Die Strömung war zwar schnell, jedoch ohne Hindernisse. Schnell näherten sich auch die beiden anderen Kajaks. Sie hörten bereits ein Brummen, Motorengeräusch. Sie mussten an Land.
Das Glück stand ihnen zur Seite, am rechten Ufer lag ein mächtiger Felsklotz im Wasser. Marc zeigte auf den Felsen, die anderen verstanden. Gerhard zog an Marcs Kanu vorbei, um als erster in das Kehrwasser hinter dem Felsen einzufahren.
„Shonessi, pass genau auf Gerhard auf, wie er das Blatt ins Wasser setzt, du machst es genauso. Hör auf mein Kommando, Wenn ich sage 'jetzt' – setzt du das Paddel ein.“
Marc steuerte den Felsen knapp an, gab das Kommando.
„Jetzt!“
Sie hielt das Paddel über den Kopf mit dem flachen Blatt ins Wasser. Nur der Druck war nicht da. Marc war mit Absicht sehr dicht an den Felsen herangefahren, mit allen Risiken, wechselte die Seite und drückte das Kanu ins Kehrwasser. Auch saß er nicht mehr auf dem Brett, sondern kniete im Boot, um es entsprechend aufzukanten. Shonessi legte sich instinktiv ebenfalls auf die richtige Seite. Gerhard zog bereits ein Boot auf das Ufer. Innerhalb kurzer Zeit waren alle drei an Land. Sie versteckten die Boote im Gebüsch.
Nur wenige Minuten später donnerte ein Wasserflugzeug über sie hinweg. Sie hatten es geschafft, in letzter Minute.
Freund oder Feind
„Hier können wir nicht bleiben, vollkommen ungeeignet für eine Übernachtung.“ Gerhard schüttelte den Kopf.
Marc verstand ihn nicht, „wieso denn? Immer noch besser, als abgeschossen zu werden. Was ist denn so schlimm hier?“
Gerhard schaute Marc mitleidig an, suchte gleichzeitig Rat bei Ahmik.
„Ahmik, du bist ein Einheimischer, deine Meinung ist mir wichtig. Geht doch mal alle nach dort hinten und überzeugt euch selbst!“
Ahmik machte eine kurze Kopfbewegung zu Marc. Hartmut reagierte nicht, hielt sich abseits. Seine Augen hafteten jedoch an Shonessi, die ebenfalls zurückblieb. Marc bekam das mit, sprach ihn direkt an.
„Rühr sie nicht an, verstanden! Das überlebst du nicht.“
Erbost reagierte Hartmut, „du kannst mir nicht drohen, du bist doch nur ein Weichei, heulst wie ein Hund, wenn es dir schlecht geht.“
Er dachte wohl, er könnte bei Shonessi punkten, weit gefehlt. Sie fuhr ihn an.
„Viel besser, als keine Gefühle zu zeigen. Mit deinem Machogehabe bleib weg von mir. Lass mich in Ruhe. Vielleicht hast du vor Lakota keine Angst, die musst du aber vor meinem Bruder haben.“
Shonessi hatte inzwischen ihre Kleidung angelegt, hielt ihr Fahrtenmesser bereit. Genau beobachtete sie Hartmut.
Der Wald war dicht verwachsen. Gestrüpp, teilweise mit Stacheln oder Dornen behinderten sie beim Gehen. Gerhard ging als erster über einen kaum erkennbaren Pfad.
„Menschen?“ Gerhard stellte die Frage an Ahmik.
„Nein, Tiere.“
Kaum ausgesprochen, blieb er stehen, kniete nieder und schob einen Ast mit Blattwerk beiseite. Gerhard und Marc kamen mit hinzu.
„Seht ihr das?“, sie nickten, „gut. Bärenspuren, wahrscheinlich Grizzly.“
„Was? Und wie alt?“ Marc bekam große Augen.
„Frisch, von heute.“
„Von heute? Es ist noch nicht einmal Mittag…“
„Genau, du hast es erfasst. Ich habe kein gutes Gefühl. Wir sollten zurück zu den Booten. … Gerry, ganz kurz, was gibt es da hinten?“ Ahmik verwendete den englischen Begriff für Gerhard. „Äh, … einen furchtbar stinkenden Tümpel mit Myriaden von Moskitos, und grün…“
„Okay, das reicht. Lakota, Gerry, wir kehren um. Ich möchte der Bärin mit ihren Jungen nicht begegnen.“
„Der Bärin, woher weißt du…“
„Spuren.“
Keiner sprach mehr ein Wort, zu den Booten waren es nur wenige hundert Meter.
Ahmik sprach Shonessi in seiner Muttersprache an, sie reagierte sofort, fing an, die einfach ins Boot geworfenen Utensilien aufzuräumen. Alle folgten ihr ohne Worte, so nahm jeder sein Gepäck mit ins Boot. Marc räumte den T65 leer, Gerhard den Aerius. Da Shonessi und Ahmik fast kein persönliches