Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz Hatop

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Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop

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Falls waren drei Tage eingeplant, aufgrund der knappen Lebensmittelvorräte wollten sie es aber in nur zwei Tagen schaffen.

      „Könntest du bitte mal mit anpacken? Oder bist du dir zu fein dafür, weißer Mann.“

      Marc fuhr herum, blickte in ein lachendes Gesicht. Weit entfernt war er mit seinen Gedanken. Alle würden jetzt auf eine Anweisung von ihm warten!

      Wie sollten sie sich verhalten? Auf Gott vertrauen und einfach lospaddeln? Sollten sie die Camp Site an den Virginia Falls aufsuchen? Würde das Essen reichen? Was war mit Hartmut, wird er sich loyal verhalten?

      Er fühlte die Last auf seinen Schultern, nahm ihm fast die Luft zu atmen. Wie hatte sich sein Leben doch verändert. Shonessi liebte er von Tag zu Tag mehr, einerseits beeindruckten ihn ihre Unbekümmertheit, andererseits ihre tiefe Seele und Abgeklärtheit. Er musste eine Entscheidung treffen.

      „Lakota, was ist?“ Ihre Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Sie flüsterte in sein Ohr, „du fällst die richtige Entscheidung, glaub mir. Wenn ich hätte sterben sollen, wäre das schon in Jade City geschehen, danach gab es auch noch ein paar Möglichkeiten. Komm, gib dir einen Ruck. Wir alle hier vertrauen dir?“

      Das war sie, Shonessi. Sofort bestätigte sie seine Gedankengänge. Er nickte kurz.

      „Okay, Leute. Hört mal alle her. Wir fahren jetzt los, nehmen die Flussmitte, dort wo die Strömung am stärksten ist. Wir fahren bis in den Abend hinein. Gerhard, ich nenn dich ab jetzt Gerry, gefällt mir sowieso besser, du übernimmst die Vorratsverwaltung. Mach einen Plan für die nächsten Tage. Kann jemand von euch angeln?“

      Keiner meldete sich, Gerhard meldete sich zaghaft. Dann meldete sich Ahmik.

      „Ich werde uns Fische besorgen, schon für heute Abend.“

      Marc nickte zufrieden, wandte sich an Hartmut.

      „Hartmut, du kümmerst dich um Holz für das Feuer, bist für die Küche zuständig. Ich weiß, du bist ein guter Koch.“ Marc zögerte. „Einverstanden?“

      Der reagierte erst gar nicht, brummte dann aber sein Einverständnis in den Bart. Stellte dann eine Frage, „und was macht ihr? Deine Indianerin und du? Darf ich raten?“

      Der letzte Teil wirkte zynisch und verletzend.

      „Shonessi und ich werden dort mit zupacken, wo es am notwendigsten ist. Wenn wir ankommen, werden zuerst mal die Zelte aufgebaut und die Boote versorgt. Ich gehe auch gerne mit dir Holz suchen…“

      „… und ich geh fischen, das kann ich nämlich genau so gut wie mein Bruder.“

      Gerhard ergänzte noch: „Und immer für Frischwasser sorgen. Ich finde den Vorschlag von Marc gut. Lasst uns endlich hier wegfahren.“

      Marc wollte noch was abgeklärt haben, da zwei der Mitfahrer keine Ahnung vom Paddeln hatten.

      „Einen Augenblick noch, Shonessi, Ahmik. Gerry und ich zeigen euch jetzt ein paar Techniken zum Paddeln.“

      Gerhard übernahm den Part mit dem Doppelpaddel. Marc wies Shonessi ein. Er zeigte ihr den Ziehschlag: Paddel über den Kopf und mit der flachen Seite im Wasser zum Boot hinziehend. Dann das Drücken mit einem kräftigen Rundschlag, das Gegenteil zum Ziehen sowie einige andere Beispiele.

      Die Vorräte wurden zur Hälfte auf den Aerius und das Kanu aufgeteilt. Gerhard übernahm die Führung, dann folgten Marc und Shonessi und Hartmut bildete mit Ahmik im Aerius den Schluss. Das Einfädeln in die Strömung ging ohne Probleme. Das Tal des South Nahanni war breit und ausladend. Der Fluss mäanderte träge, jedoch bedingt durch den hohen Wasserstand mit guter Strömung dahin. Hindernisse in Form von Felsen oder Stromschnellen gab es keine. Die einzigen Schwierigkeiten waren das Treibgut im Fluss, welches bei dem abfließenden Hochwasser zahlreich vorhanden war. Am gefährlichsten waren hier die Snags, abgestorbene Bäume, die das Hochwasser mit sich gerissen hatte und die ähnlich Eisbergen mit der großen Masse unter Wasser lagen, was bei ausladenden Baumwurzeln durchaus gefährlich werden konnte. Da der Fluss jedoch breit genug war, konnte sie diese immer mit genügend respektvollem Abstand passieren.

      Ohne behelligt zu werden, aber auch ohne eine weitere Menschenseele zu treffen erreichten sie schon am frühen Abend ihr Ziel. Eine Insel mitten im Fluss. Die Insel hatte die Form einer langgezogenen Zunge, am oberen Ende, gegen die Strömung vier bis sechs Meter hoch mit felsigem steilem Rand und grasbewachsen. Flussabwärts dagegen flach auslaufend mit hohen Bäumen bestanden und einem Sandstrand am entgegengesetzten Ende. Ungefähr auf der Mitte der Insel befand sich eine kleine Bucht, die ideale Anlegestelle.

      Kaum angelandet, sprang Gerhard aus dem Boot, rannte flussaufwärts, kam nach wenigen Minuten zurück.

      „Leute, die Insel ist ein Traum. Gleich da vorne ist ein ebener Grasplatz, ideal für die Zelte. Essplatz ist an dem kleinen Sandstrand. Genügend Treibholz zum Feuermachen ist auch da.“

      Gerhard stand die Begeisterung im Gesicht, während er wild fuchtelnd in alle Richtungen wies.

      Zuerst wurden die Zelte aufgebaut. Ahmik und Shonessi besaßen weder ein Zelt noch einen Schlafsack, auch keine Decken. Marc, Gerhard und Hartmut hatten jeweils ein Zelt. Das größte besaß Hartmut. So war schnell geregelt, wer wo mit wem schlief. Ahmik bei Hartmut und Shonessi bei Marc, wobei sein Zelt ideal für nur eine Person war. Da sich beide sowieso den Schlafsack teilen mussten, kam ihnen das sogar entgegen.

      Auf dem Strand brannte ein großes Feuer, das Dreibein mit dem Kochkessel stand fast darüber. Ahmik hatte tatsächlich drei Saiblinge gefangen, Shonessi war kurz zuvor im Wald verschwunden und kam mit vielen Kräutern in der Hand zurück.

      „Tee, gut und gesund.“ Sprach´ s und gab die Kräuter in den Kessel. Der Fisch wurde aufgeteilt, schmeckte allen vorzüglich. Ahmik zollte Hartmut Respekt, der den Fisch zubereitet hatte. Nach dem Essen wandte sich Gerhard an Hartmut. Sie zogen sich auf den höchsten Punkt der Insel, auf den Felsen, zurück. Ahmik blieb am Feuer und Shonessi und Marc saßen im Sand, direkt am Fluss.

      Nur widerwillig folgte Hartmut Gerhard, er machte sich Luft. Mit grimmigem Unterton und zutiefst gekränkt schleuderte er Gerhard die Worte ins Gesicht:

      „Was willst du? Du bist mein Freund, das dachte ich bis jetzt jedenfalls. Ihr habt alles zerstört. Insbesondere Marc. Er ist doch dieser Schlampe verfallen. Langsam verstehe ich die Amerikaner. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer…“

      Gerhard sah den Hass im Gesicht von Hartmut.

      „Hartmut, ich verstehe dich nicht. Er hat sich verliebt, ich denke, sie liebt ihn auch. Beide haben dir nichts getan. Wir sollten uns über Marc freuen.“

      „Ha, nichts getan? Er hat mir Ella weggenommen. Sie ist eine Hure, hat unsere Freundschaft zerstört, wird Marc vernichten. Das weiß ich! Wie lange kennen sie sich? Zwei Tage, zehn Stunden? So ein Schwachsinn. Am liebsten würde ich sie… Nein, ich sage es lieber nicht.“

      Gerhard änderte die Taktik.

      „Mal angenommen, sie wäre auf dich eingegangen und die wärst in der Rolle von Marc. Würdest du dann auch so denken?“

      Er blickte Hartmut dabei genau an. Der schwieg, stierte auf den Boden.

      „Ist sie aber nicht. Die fasse ich nicht mal mit der Kneifzange an. Verrecken soll sie …“

      Er

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