Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer
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♦ Von Mai bis Sept. ist das Observatorium jeweils einen Sonntag im Monat von 18-23 Uhr für Interessierte geöffnet (skinakas.physics.uoc.gr, Tel. 2810-394238). Man kann einen geführten Rundgang machen und durch das Teleskop schauen, allerdings wird dabei nur Griechisch gesprochen. Bedingt durch Covid-19 kann es allerdings zu Schließungen kommen.
Sakellarákis war in Anógia auf die Worte eines Hirten aufmerksam geworden, der erzählt hatte, er wolle seine Schafe „in Zóminthos“ weiden lassen. Das Wort erschien ihm vorgriechischen Ursprungs, er fuhr hinauf und fand auch prompt das Haupthaus der Anlage. Wichtigste Erkenntnis: Die Minoer hatten ihre Anlagen auch in den unwegsamen Gebirgen Kretas erbaut. Vielleicht handelte es sich bei dem Gebäudekomplex um eine Art Herberge für Höhlenpilger zur „Idéon Ándron“.
Die Ausgrabung von Zóminthos
Das Gelände ist heute eingezäunt und nicht zugänglich. Zwischen den Bäumen kann man nur einen Blick auf die Mauern erhaschen, die ein gutes Stück von der Straße entfernt sind. Sakellarákis liegt seit 2010 hier in seiner letzten großen Entdeckung begraben, sein Grab sieht man im linken Bereich der Einzäunung, nur wenige Meter von der Straße.
Nída-Hochebene
Das etwa 2,5 x 1,5 km große und völlig flache Plateau wird in der warmen Jahreshälfte von zahlreichen Hirten zum Weiden ihrer Herden genutzt (im Herbst ziehen sie in die küstennahen Ebenen hinunter). Von der Straße aus erkennt man die weit verstreuten Herden, die helle Muster ins Grün zaubern. Das Bimmeln von Glöckchen dringt herüber, sonst ist kaum ein Laut zu hören. Die Straße endet auf einem Parkplatz bei einem seit Jahren unfertigen Gästehaus mit Taverne, die gelegentlich geöffnet ist.
Mehrere Fahrwege durchziehen die weite Fläche, auf einem kommt man bis in die Nähe des „Andartis“, eines ungewöhnliches Monuments für den Freiheitskampf der kretischen Partisanen auf der anderen Seite der Ebene. Auch zur Höhle Idéon Ándron kann man mit dem Pkw auf einer schlechten Piste hinauffahren - man geht aber besser zu Fuß. Die Piste, die vom Gästehaus nach Süden führt, endet nach einigen Kilometern, eine Weiterfahrt ist dort nicht möglich.
Análipsi-Kapelle und Umfeld
Die schlichte Kapelle steht auf einem kleinen Plateau an der Piste zur Höhle Idéon Ándron. Im Umkreis findet man Viehtränken und einige Gräber, darunter das des Michális Vréntzos, der am 3. September 1943 im Alter von 26 Jahren von deutschen Soldaten erschossen wurde, sowie den Gedenkstein für einen seiner Verwandten, der 1866 gegen die Türken ums Leben kam.
Vorne rechts liegt der Andártis
Andártis - mnimío giá tin Iríni
„Der Partisan - ein Monument für den Frieden“, so nennt die Berliner Künstlerin Karina Raeck die 32 x 9 m große, geflügelte Steinskulptur, die sie unter Mithilfe der Schäfer von Anógia mit großem persönlichem Einsatz Anfang der 90er Jahre in die Nída-Ebene gelegt hat. Der Andártis besteht vollständig aus einzelnen unbehauenen Felsblöcken, die aus der ganzen Ebene herangeschafft und dicht nebeneinander im Erdreich versenkt wurden. Diese Blöcke waren im Weltkrieg großteils von den Bewohnern Anógias über die Ebene verteilt worden, um die deutschen Flugzeuge am Landen zu hindern.
Die geflügelte Partisanenfigur liegt genau diagonal gegenüber der Zeus-Höhle am Ostrand der Ebene. Von der Straße bzw. vom Gästehaus aus kann man sie allerdings kaum mehr ausfindig machen, denn mittlerweile ist das Denkmal stark überwuchert und wird allmählich der Natur zurückgegeben - nur Idee und Erinnerung werden bleiben. Man kann problemlos hinübergehen (sogar fahren, wovon wir aber abraten).
Das Friedensmonument erinnert an die lange Tradition der kretischen Freiheitskämpfer („Andártes“), vor allem aber an die Tragödie Anógias vom 13. August 1944. Es will ein Symbol deutsch-griechischer Versöhnung sein und ein Versuch, der Betroffenheit über die Verbrechen Ausdruck zu geben, die hier in deutschem Namen verübt wurde. Die anregende Dokumentation zur Entstehung des „Friedenspartisanen“ wurde 2006 aufgelegt (→ Lesetipps).
Idéon Ándron(Idäische Höhle)
Das mächtige, dunkle Loch, in dem die Mythologie den jungen Zeus verortet (→ Kasten), öffnet sich etwa 20 Fußminuten oberhalb vom Gästehaus in einer fast senkrechten Felswand. 1982 begann Sakellarákis mit systematischen Ausgrabungen, beendete sie aber fünf Jahre später, obwohl er noch nicht zur untersten Schicht gelangt war, um die Funde auszuwerten. In den letzten Jahren wurden die Höhle und ihre Umgebung mit EU-Mitteln neu gestaltet. Am Eingang bekommt man ein Infoblatt und kann über eine neue Treppe hinuntersteigen, mehrere Schautafeln geben Hinweise. In etwa 8 m Höhe erkennt man in der rückseitigen Wand ein Loch zu einer weiteren Höhlenkammer, dort wurden die wertvollsten Funde gemacht.
Anfahrt/Hinkommen Gegenüber vom Gästehaus zieht sich eine schlechte Piste den Berghang hinauf zur Höhle, dort wurde ein Parkplatz eingerichtet. Nach einigen Kurven auf dieser Piste erreicht man ein kleines Plateau mit der Análipsi-Kapelle (s. o.). Ein wenig oberhalb davon beginnt der viereinhalbstündige Aufstieg auf den Tímios Stavrós (s. u.).
Tipp: Ein ausgeschilderter Fußweg kürzt die Kurven der Piste ab, zur Grotte sind es ca. 580 m steil bergauf (ca. 20 Min.).
Öffnungszeiten in der Regel nur Juni bis Sept. bis ca. 15 Uhr. Der niedrige Zaun stellt kein Hindernis dar.
Auch Zeus war einst jung
Die Idäische Höhle hat den hohen Anspruch, Aufenthaltsort des jungen Zeus gewesen zu sein. Hier soll ihn seine Mutter Rea nach der Geburt in der berühmten Höhle von Psichró in der Lassíthi-Hochebene vor seinem schrecklichen Vater Kronos versteckt haben. Dieser wollte alle seine Kinder verschlingen, um vor Thronneidern sicher zu sein. Immer wenn Baby-Zeus schrie, schlugen die Kureten, die Priester der Rea, ihre schweren Bronzeschilde aneinander, um die verräterischen Geräusche zu übertönen (ausführlicher zum Mythos unter Kreta/Geschichte). Gemäß dieser überragenden Bedeutung war die Ída-Höhle schon in minoischer Zeit ein wichtiges Kultheiligtum. Noch in römischer Zeit pilgerten Wallfahrer zu dem Ort, wo Zeus seine Kindheit verbracht hatte. Und auch Schatzgräber taten sich immer wieder um, denn