Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer

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Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag - Eberhard Fohrer MM-Reiseführer

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Piste ab, die nach Gérgeri an der Straße nach Zarós (Südkreta) hinun­terführt (→ Link). Von dieser Piste zweigt nach 3 km die Zufahrt zur Stern­warte ab, ist aber in der Regel mit einer Drahtseil­kons­truk­tion abgesperrt und nur zu den offiziellen Be­su­chs­zeiten zu­gäng­lich. In Serpentinen (aufpassen, Steine!) führt sie bis zum Gipfel des 5 km ent­fern­ten Skí­na­kas (1760 m), von wo man bei klarem Wetter bis zur Mes­sa­rá-Ebe­ne im Sü­den Kretas bli­cken kann. In völliger Einsamkeit ste­hen hier oben die Bau­ten ei­nes Ob­ser­vatori­ums mit zwei Beobachtungstür­men. Erbaut wur­de es von der Uni­ver­si­tät Kre­ta zu­sammen mit dem Max-Planck-Ins­titut für Ext­ra­ter­res­trische Phy­sik, um den Hal­leyschen Kometen zu be­obach­ten. Die kla­re Luft, die isolierte Hö­henlage und die vielen wol­ken­lo­sen Näch­te Kretas ma­chen diesen Standort zu einem der bes­ten für die Sternenbe­o­bach­tung in Europa.

      ♦ Von Mai bis Sept. ist das Ob­ser­va­to­ri­um je­weils einen Sonntag im Monat von 18-23 Uhr für Inte­res­sierte ge­öffnet (skinakas.physics.uoc.gr, Tel. 2810-394238). Man kann einen geführten Rund­gang machen und durch das Te­les­kop schauen, aller­dings wird da­bei nur Griechisch ge­sprochen. Bedingt durch Covid-19 kann es allerdings zu Schlie­ßun­gen kommen.

      Sa­kellarákis war in Anógia auf die Worte eines Hirten aufmerksam ge­wor­den, der er­zählt hatte, er wolle seine Schafe „in Zóminthos“ weiden las­sen. Das Wort er­schien ihm vor­grie­chischen Ursprungs, er fuhr hin­auf und fand auch prompt das Haupt­haus der Anlage. Wichtigste Erkennt­nis: Die Minoer hatten ihre Anla­gen auch in den unwegsamen Gebirgen Kretas er­baut. Vielleicht han­delte es sich bei dem Gebäudekomplex um eine Art Herberge für Höhlenpilger zur „Idéon Ándron“.

Die Ausgrabung von Zóminthos

      Die Ausgrabung von Zóminthos

      Das Gelände ist heute eingezäunt und nicht zugänglich. Zwischen den Bäumen kann man nur einen Blick auf die Mauern erhaschen, die ein gutes Stück von der Straße entfernt sind. Sakellarákis liegt seit 2010 hier in seiner letzten großen Entdeckung begra­ben, sein Grab sieht man im linken Bereich der Einzäunung, nur wenige Meter von der Straße.

      Das etwa 2,5 x 1,5 km große und völlig flache Plateau wird in der warmen Jahreshälfte von zahlreichen Hirten zum Weiden ihrer Herden ge­nutzt (im Herbst ziehen sie in die küstennahen Ebenen hinunter). Von der Straße aus erkennt man die weit verstreuten Her­den, die helle Muster ins Grün zaubern. Das Bimmeln von Glöckchen dringt herüber, sonst ist kaum ein Laut zu hören. Die Straße endet auf einem Park­platz bei einem seit Jahren unfertigen Gästehaus mit Taverne, die gelegentlich geöffnet ist.

      Mehrere Fahrwege durchziehen die weite Fläche, auf einem kommt man bis in die Nähe des „Andartis“, eines ungewöhnliches Monuments für den Freiheitskampf der kre­tischen Par­ti­sa­nen auf der anderen Seite der Ebene. Auch zur Höhle Idéon Ándron kann man mit dem Pkw auf einer schlechten Piste hinauffahren - man geht aber besser zu Fuß. Die Piste, die vom Gäs­tehaus nach Sü­den führt, endet nach einigen Ki­lo­metern, eine Weiter­fahrt ist dort nicht mög­lich.

      Die schlichte Kapelle steht auf einem kleinen Pla­teau an der Piste zur Höhle Idéon Ándron. Im Umkreis findet man Viehtränken und ei­nige Gräber, da­runter das des Michális Vréntzos, der am 3. September 1943 im Alter von 26 Jah­ren von deutschen Sol­da­ten er­schos­sen wurde, sowie den Ge­denk­stein für einen seiner Verwandten, der 1866 gegen die Türken ums Leben kam.

Vorne rechts liegt der Andártis

      Vorne rechts liegt der Andártis

      „Der Partisan - ein Monument für den Frie­den“, so nennt die Berliner Künst­lerin Karina Raeck die 32 x 9 m große, geflü­gelte Stein­skulp­tur, die sie unter Mithilfe der Schäfer von Anógia mit großem per­sön­li­chem Ein­satz Anfang der 90er Jahre in die Nída-Ebene gelegt hat. Der Andártis besteht voll­ständig aus einzelnen un­be­hau­enen Fels­blö­cken, die aus der gan­zen Ebene heran­geschafft und dicht ne­ben­ein­an­der im Erdreich versenkt wurden. Diese Blö­cke waren im Welt­krieg großteils von den Bewohnern Anó­gias über die Ebe­ne verteilt worden, um die deut­schen Flug­zeu­ge am Landen zu hindern.

      Die geflügelte Partisanenfigur liegt genau dia­gonal ge­genüber der Zeus-Höhle am Ostrand der Ebene. Von der Straße bzw. vom Gästehaus aus kann man sie allerdings kaum mehr aus­findig machen, denn mittlerweile ist das Denkmal stark überwuchert und wird allmählich der Na­tur zu­rück­ge­geben - nur Idee und Erin­nerung wer­den bleiben. Man kann problemlos hinü­bergehen (sogar fahren, wovon wir aber abraten).

      Das Friedensmonument erinnert an die lange Tradition der kretischen Freiheits­kämp­fer („An­dár­tes“), vor allem aber an die Tragödie Anó­gias vom 13. August 1944. Es will ein Sym­bol deutsch-griechischer Versöhnung sein und ein Ver­such, der Be­trof­fen­heit über die Ver­bre­chen Ausdruck zu geben, die hier in deut­schem Na­men ver­übt wur­de. Die anre­gen­de Do­ku­men­ta­tion zur Entstehung des „Friedens­par­tisanen“ wurde 2006 aufgelegt (→ Lese­tipps).

      Das mächtige, dunkle Loch, in dem die Mythologie den jungen Zeus verortet (→ Kasten), öffnet sich etwa 20 Fuß­minuten oberhalb vom Gäs­te­haus in einer fast senk­rech­ten Fels­wand. 1982 begann Sakellarákis mit sys­te­ma­ti­schen Aus­gra­bun­gen, been­de­te sie aber fünf Jahre später, obwohl er noch nicht zur un­tersten Schicht ge­langt war, um die Funde auszuwerten. In den letzten Jahren wurden die Höhle und ihre Um­gebung mit EU-Mitteln neu gestaltet. Am Eingang be­kommt man ein Info­blatt und kann über eine neue Treppe hinuntersteigen, meh­rere Schau­tafeln geben Hinweise. In etwa 8 m Hö­he erkennt man in der rück­sei­ti­gen Wand ein Loch zu einer wei­te­ren Höh­len­kam­mer, dort wurden die wert­voll­sten Funde ge­macht.

      Anfahrt/Hinkommen Gegenüber vom Gäste­haus zieht sich eine schlechte Piste den Berg­hang hi­nauf zur Höhle, dort wurde ein Parkplatz ein­ge­rich­tet. Nach einigen Kur­ven auf dieser Piste erreicht man ein klei­nes Plateau mit der Análipsi-Ka­pel­le (s. o.). Ein wenig oberhalb davon beginnt der vier­einhalb­stündige Aufstieg auf den Tímios Stavrós (s. u.).

      Tipp: Ein ausgeschilderter Fußweg kürzt die Kurven der Piste ab, zur Grotte sind es ca. 580 m steil bergauf (ca. 20 Min.).

      Öffnungszeiten in der Regel nur Juni bis Sept. bis ca. 15 Uhr. Der niedrige Zaun stellt kein Hindernis dar.

      Auch Zeus war einst jung

      Die Idäische Höhle hat den hohen Anspruch, Aufenthaltsort des jungen Zeus gewesen zu sein. Hier soll ihn seine Mutter Rea nach der Geburt in der be­rühmten Höhle von Psichró in der Lassíthi-Hochebene vor seinem schreck­lichen Vater Kronos versteckt ha­ben. Dieser wollte alle seine Kin­der ver­schlin­gen, um vor Thron­neidern sicher zu sein. Immer wenn Baby-Zeus schrie, schlu­gen die Kureten, die Priester der Rea, ihre schwe­ren Bron­ze­schil­de an­ein­ander, um die verräterischen Geräusche zu über­tönen (aus­führ­li­cher zum Mythos unter Kreta/Geschichte). Ge­mäß die­ser über­ra­gen­den Bedeutung war die Ída-Höhle schon in minoischer Zeit ein wichtiges Kult­heiligtum. Noch in rö­mischer Zeit pilgerten Wallfah­rer zu dem Ort, wo Zeus seine Kind­heit verbracht hatte. Und auch Schatzgräber ta­ten sich immer wie­der um, denn

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